Im "KEUSCHEN JOSEF (1666)", in "DIETWALD UND AMELINDE (1670)" und "PROXIMUS UND LYMPIDA (1672)" suchte G. mit mäßigem Erfolg den Anspruch des heroisch-galanten Romans zu genügen.
Zu seinem Hauptwerk "DER ABENTEUERLICHE SIMPLICISSIMUS TEUTSCH (1669)" (in 5 Bänden) lieferte ihm der Schelmenroman das Gerüst: Es ist in der Ichform erzählte Lebensgeschichte eines jugendlichen Abenteurers, der sich, anfangs arglos, dann gewitzigt, vom Glück hin-und hertreiben läßt, um am Ende einzusehen, daß "der Wahn betrügt" und auf der Welt nichts so beständig ist wie die Unbeständigkeit. Als Einsiedler entsagt er der Welt.
Diese pessimistische Weisheit färbt nicht nur auf G.s krasse Schilderungen von Greueln und Lastern, sondern auch die von seinem vitalen Humor geprägten grotesken Verzerrungen in seiner Darstellung.
Ähnlich gilt vom weiblichen Gegenstück des SIMPLICISSIMUS, der "LEBENSBESCHREIBUNG DER LANDSTÖRTZERIN COURAGE (1670)", und den gemäßigteren Abzweigungen des SIMPLICISSIMUS, dem "SELTZAMEN SPRINGINSFELD (1670)", dem "EWIG WÄHRENDEN KALENDER (1670)" und dem "WUNDERBAREN VOGELNEST (1672)".
Lange vergessen, ist G.s Werk erst in der Romantik wiederentdeckt worden, aber erst 1837 ist sein Name, den er unter wechselnden Pseudonymen verschlüsselt hatte, der Literaturgeschichte wiedergewonnen worden. Seitdem gilt er als der phantasiereichste Fabulierer und kraftvollste Erzähler der altdeutschen Zeit.
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