Gratis Newsletter !
Der Schultreff-Newsletter informiert Dich stets über neue Arbeiten und mehr rund um Schultreff.
Du kannst Dich jederzeit wieder abmelden.
|
|
Achtung: Teile dieser Arbeit könnten aus dem Microsoft® Encarta® stammen!!
Referat zum Thema:
Annette von Droste-Hülshoff
1. Gründe für das Referat
Neben den Erläuterungen zum Hintergrund der von Annette von Droste-Hülshoff
geschriebenen "Judenbuch" spielt für dieses Referat auch die Tatsache
eine Rolle, daß das Jahr 1997, als das Jahr des 200. Geburtstages
der Autorin zum "Annette von Droste-Hülshoff - Jahr" ernannt worden
ist. Und natürlich soll dieses Referat auch als Hintergrund für
das "Annette von Droste-Hülshoff - Festival" dienen, das wir am 08.
März besuchen werden.
2. Biographie der Annette von Droste-Hülshoff
a) Biographie
Aus den von Annettes Schwester Jenny geführten Tagebüchern,
die in vielen Fällen die Hauptquelle der Forschung über die Schriftstellerin
sind, geht klar hervor, daß die Droste, wie die Autorin vielfach
auch genannt wird, am 10. Januar des Jahres 1797 als Siebenmonatskind auf
der Burg Hülshoff geboren wurde. Zwar sprechen andere Quellen, so
auch die Geburtsurkunde vom 12. Januar als Geburtsdatum, doch geht die
Forschung im allgemeinen davon aus, daß die Tagebücher der Jenny
zumindest in der Kindheit eine zuverlässigere Quelle sind, als viele
andere Dokumente. Die Eltern waren Clemens August von Droste-Hülshoff
und Therese von Droste-Hülshoff. Sowohl die Mutter als auch der Vater
kommen aus alten westfälischen Adelsgeschechtern. Zwei Jahre vor Annette
wurde ihre Schwester Maria - Anna, die aber im allgemeinen nur Jenny genannt
wird, geboren. 1798, nur ein Jahr nach der Droste kam ihr Bruder Werner
zur Welt, der später die Burg Hülshoff übernehmen sollte.
1800 wurde der zweite Bruder Ferdinand geboren. Die Neugeborene wird auf
den Namen Anna-Elisabeth getauft, aber in ihrem ganzen Leben nur Annette
genannt werden. Im Alter von 2 bis 7 Jahren befürchteten die Ärzte
eine Nervenschwindsucht. 1803 klagt die Mutter beispielsweise einer Schwester,
daß die gerade sechsjährige Tochter "den Kopf immer voll habe",
"wenn sie angegriffen wird, so schnappt sie über". Diese Äußerung
ist vermutlich auf die Reizbarkeit der Droste zurückzuführen,
die auch zu späteren Zeitpunkten in ihren Portraits angeführt
wird. Durch eine Quittung ist belegt, daß die 12jährige mehrfach
wegen "krampfhaften Kopfwehs" behandelt wird. Die fortwährende Krankheitsgeschichte
läßt sich später an den zahlreichen Briefen verfolgen.
An literarische Arbeit war manchmal das ganze Jahr über kaum zu denken.
Schon im Sommer 1802 hielt es die Mutter für zweckmäßig,
daß ihre geistig frühreife Tochter Unterricht bekam. Den Elementarunterricht
gab sie selbst. Seit dem 12. Lebensjahr nahm die Droste am Unterricht ihrer
Brüder teil, der von Hofmeistern erteilt wurde. An Wissen und Sprachkenntnissen
war sie später ihren Zeitgenossen weit überlegen. Ihren Wissensschatz
erweiterte sie beständig; bei der Lektüre ihrer Werke und Briefe
fragt man sich beständig: "In welchem Gebiet kennt sie sich eigentlich
nicht aus?" (aus A. von Droste-Hülshoff 1797-1848) Die Weiterbildung
betrieb sie aber wie viele Quellen belegen nicht schulmäßig,
sondern es blieb nur das hängen, was sie interessierte, und das war
oftmals Außergewöhnliches, Originelles und Frappantes [Befremdendes].
Im Familienkreis fand ihr frühes Talent aus dem Stehgreif zu reimen,
das sich später in über 250 Gedichten und fast 30 Balladen und
anderen gereimten Werken widerspiegelt, viele Bewunderer. In einer Aufzeichnung
ihrer Schwester heißt es, "Nette habe ihr Spiel manchmal zum Versemachen
unterbrechen müssen, was ihr aber meist Freude gemacht habe." In anderen
Quellen wird hierzu gesagt als Kind sei sie "voll Ehrgeiz im Bewußtsein
ihrer Talente eitel gemacht (worden) und durch frühes Lob der vielen
Bekannten unseres Hauses." Die ersten literarischen Gehversuche, die aus
etwa 40 Gedichten bestehen, wurden von der Mutter betreut und tragen deutlich
den Stempel ihres Geschmacks, so sind mehrere Gedichte mit lehrhaft-pathetischen
[feierlichen] Zügen bekannt. Doch hatte auch die Förderung ihre
Grenzen, so war der Droste von Seiten der Eltern die Lektüre Schillers
beispielsweise untersagt und statt dessen eine bedeutende Anzahl kirchlicher
Werke zur Lektüre vorgeschrieben. Im Jahre 1812 holte die Mutter Anton
Matthias Sprickmann, der literarisch ambitionierter war, als sie selbst,
und der dem damals berühmten "Göttinger Hain", einem Zusammenschluß
von Schriftstellern, Malern und Juristen, nahestand, nach Hülshoff,
wo er für die 15jährigen Annette als literarischer Mentor [Berater]
fungiert. In den folgenden Jahren schreibt die Droste wohl deutlich unter
dem Einfluß Sprickmanns eine Reihe Gedichte, die in ihrem Stil den
ersten Gedichtsversuchen bereits sehr entfernt sind und sich eher an den
Goethe-Stil anlehnen. 1814 verläßt Sprickmann Hülshoff,
da er an die Universität von Breßlau berufen wird, er bleibt
allerdings bis 1819 in brieflichem Kontakt mit Annette.
Hinweis von Erpho Bell:
- Sprickmann wohnte nie auf Haus Hülshoff bei Münster. Vielmehr stand das Stadthaus der Familie Hülshoff dem seinen schräg gegenüber auf der Straße "Krummer Timpen". Die junge Annette hat ihn dort mehrmals besucht.
- Der "Göttinger Hainbund" war eine literarische Bewegung, die von etwa 1770-1777 in Göttingen bestand. Sie gehört zur Generation des Sturm-und-Drang. Zur Lebzeiten der Droste waren die meisten ehemaligen Mitglieder oser Sympatisanten längst verstorben.
- Die Mutter der Droste hat den Einfluß Sprickmanns nicht gerne gesehen.
- Breßlau schreibt man Breslau.
-----
Bereits 1 Jahr
zuvor hatte Annette mit ihrem ersten Werk "Bertha oder die Alpen" angefangen,
aus dem erstmals die große Langeweile, die Annette in Hülshoff
empfindet, und die Anlaß für die zahlreichen späteren Reisen
sein wird, zum Ausdruck kommt. 1815 wird von einer weiteren Krankheit der
Droste berichtet, in der Schwere dieser Erkrankungen widersprechen sich
die Quellen aber, während Jenny schreibt, daß es sich nur um
leichtes nicht lange anhaltendes Fieber handelt, kommt in mehreren anderen
Dokumenten zum Ausdruck, daß es sich um eine schwere Lungenentzündung
gehandelt habe.
Durch ihre Direktheit und gelegentliche Aufsässigkeit machte sich
die Droste nicht immer beliebt. Als sie 1813 bei einem traditionellen Familienbesuch
bei den Großeltern mütterlicherseits auf Haus Bökendorf
nahe Paderborn mit Wilhelm Grimm bekannt gemacht worden war, bemerkte der
in einem Brief an seinen Bruder Jacob, daß mit der Droste "nicht
gut fertig zu werden" sei, da sie beständig "brillieren" [sich herausstellen]
wolle. Als die Droste 1818 in Kassel mit Jacob Grimm zusammentrifft schreibt
dieser über die Schriftstellerin, sie sei "überaus gescheit,
talentvoll, voll hoher Eigenschaften und dabei noch gutmütig; ihr
ist aber zu stark hovirt (!), sie hat dadurch den Eitelkeitssinn zu stark
entwickelt, sie ist eigensinnig und gebieterisch, fast männlich, hat
mehr Verstand als Gemüth, ist durchbohrend, witzig, usw.."
Bei ihrem Besuch auf Bökendorf 1819/1820 vertiefte sich die Neigung
der Droste zu dem Göttinger Studenten Heinrich Straube. Bereits 1819
bei einem Besuch Straubes auf Hülshoff hatte sie ihm gestanden, ihn
"lieb wie einen Bruder" zu haben. 1820 bei ihrem weiteren Aufenthalt in
Bökendorf versuchen mehrere Männer ihre Gunst zu gewinnen. Annette
verstrickt sich in eine Doppelbeziehung, die sie die Freundschaft Straubes
kostet. Beide verschmerzen die Trennung über Jahre nicht. Die Verwandten
und Bekannten standen auf Straubes Seite; die Droste unternahm in Folge
dessen 17 Jahre lang keine weiteren Besuche in Bökendorf. 1821 beginnt
sie "zur Erweiterung ihres Wissens und Könnens" wie sie selber schrieb
und wie man annehmen kann, um besser über die Trennung von Straube
hinweg zu kommen, erste musikalische Studien. In den folgenden Jahren verläßt
sie die heimatliche Burg kaum. Erst wieder im Oktober 1825 verläßt
sie die Heimat und unternimmt eine erste Reise nach Bonn, Köln und
Koblenz, wo sie durch ihren Onkel, der Regierungsrat in Köln ist in
die hohen gesellschaftlichen Kreise eingeführt wird. Die ersten Kontakte
werden vermutlich auf der zweiten Rheinreise 1828 weiter ausgebaut und
auch liegt hier die Freundschaft zu Adele Schopenhauer, der Schwester des
bekannten Philosophen begründet, die schließlich auf der dritten
Rheinreise 1830/31 und bei einem Besuch Schopenhauers 1840 im Rüschhaus
endgültig festgelegt wird. Adele Schopenhauer, die über gute
Kontakte zur literarischen Szene verfügte, wurde in der nachfolgenden
Zeit als sogenanntes "literarisches Gewissen der Droste" die Ansprechpartnerin
der Schriftstellerin in Bezug auf literarische Probleme.
Nach dem Tod des Vaters am 25.07.1826 bezieht die Droste mit Mutter
und Schwester gemeinsam den Witwensitz der Familie, das nahe der Burg Hülshoff
gelegene Rüschhaus, während der Bruder Werner die Bewirtschaftung
des Familienbesitzes übernimmt. Der Tod des erst 29jährigen Bruders
Ferdinand im Jahre 1829 löst bei der Droste eine schwere Krankheit
aus, die erst zu Beginn des Jahres 1830 abklingt. Auch hier widersprechen
sich die Quellen, aber vermutlich handelte es sich abermals um eine schwere
Lungenentzündung. In den folgenden Jahren bis 1835 ereignete sich
nur weniges für die Droste bedeutendes in der Familie. Zwar heiratete
die Schwester Jenny 1834 den Freiherren von Laßberg, zieht aber direkt
zu diesem auf die Burg Laßberg [Schweiz], und zieht später um
nach Meersburg [am Bodensee], wodurch es anfangs bei spärlichen Kontakten
der Droste und der Familie Laßberg bleibt. 1834 beginnt, für
die Droste wesentlich bedeutsamer, die Freundschaft mit Bernhard Schlüter,
der ihr literarischer Mentor wird. Von 1835 bis 1837 unternimmt die Droste
mehrere Reisen, in die Schweiz zur Schwester und nach Bonn.
Nicht ohne Grund erschien 1838 die erste Gedichtsammlung halbanonym
unter dem Titel "Gedichte von Annette Elisabeth von D. H.". Die Dichterin
hatte zeitlebens familiäre Rücksichten zu nehmen. Als immerhin
41jährige hatte sie vor der Drucklegung die Zustimmung der Mutter
eingeholt. Einige "anstößige" [das Wort anstößig
ist auf die damalige Zeit umzumünzen, wo man noch bedeutend empfindlicher
auf den teilweise zu offenen Stil der Schriftstellerin reagierte] Gedichtsverse
mußten noch während des Drucks verändert werden. Der Erfolg
der Ausgabe war mehr als bescheiden. Von 400 Exemplaren wurden ganze 74
verkauft. 1839 folgten mehrere Besuche in Münster, wo sich auch schließlich
als Vereinigung der angesehensten Schriftsteller Westfalens der "Münsteraner
literarische Zirkel" entwickelte. Neben Schlüter wurde ab 1839 auch
Levin Sücking ein literarischer Berater und enger Freund der Droste.
Bis 1841 bleibt die Droste im Rüschhaus, wo sie ganz zurückgezogen
und beinahe ärmlich lebt. 1841 besucht sie dann ihre Schwester auf
der Meersburg, wohin auch Sücking kommt, der dort als Bibliothekar
für Laßberg arbeitet. Hier beginnt die Zeit der reichen Lyrikproduktion,
die sich bis ins Jahr 1842 erstreckt. Diese Werke und das ganze Leben der
Droste auf Meersburg, wo sie fast ein Jahr bleibt trägt die Züge
von Sücking, der mit seiner ruhigen und ausgeglichenen Art die eifrige
und immer noch reizbare Droste beeindruckt.
Im August 1842 fährt sie zurück ins Rüschhaus, wo sie
1843 eine Gesundheitsverschlechterung erfährt. Im Jahre 1843 kauft
sie auch das "Fürstenhäusle" oberhalb von Meersburg, wohin sie
sich zeitweise zurückzieht. 1844 erscheint dann die zweite Ausgabe
ihrer Gedichte unter dem Titel "Gedichte von Annette Freiin von Droste-Hülshoff"
im Cotta-Verlag, der damals auch Schiller und Goethe verlegte. Die Auflage
war mit 1200 Exemplaren bedeutend höher, als die des ersten Gedichtsbandes.
Sie wurde auch bedeutend besser verkauft und innerhalb eines Jahres war
die erste Auflage bereits vergriffen. 1845 kommt es zu einer weiteren Gesundheitsverschlechterung.
Daraufhin fährt die Schriftstellerin im September 1846 von Droste-Hülshoff
zu ihrer Schwester Jenny an den Bodensee, da sie sich dort eine Gesundheitsverbesserung
erhofft. In den folgenden Jahren entfremdet sie sich immer mehr von ihren
bisherigen Freunden und bricht auch den Kontakt mit Sücking endgültig
ab. Am 24.05.1848 stirbt Annette von Droste-Hülshoff schließlich
auf der Meersburg, wo sie auch am 26.05. beerdigt wird.
b) Herkunft und Persönlichkeitsbild
Von großer, nicht selten jedoch auch überschätzter Bedeutung
ist die Herkunft der Droste: ihre Einbindung in die Familie, Stand und
ihre westfälische Heimat. Von den Eltern Clemens August von Droste-Hülshoff
und Therese Luise von Droste-Hülshoff, geborene Freiin von Haxthausen
- beide freiherrlich, aus alten westfälischen Adelsgeschlechtern -
dominierte klar die nüchtern-pragmatische [pragmatisch = auf Tatsachen
beruhend] Mutter über den musisch, naturwissenschaftlichen, in seine
private Welt versponnenen Vater. Sie dominierte lebenslang auch ihre Tochter
Annette, die sich diesem Regiment grundsätzlich unterwarf, es aber
auch - um eigene Interessen durchzusetzen - in geschicktem Taktieren immer
wieder erfolgreich zu unterlaufen verstand. Zu Eltern, Schwester und Bruder
tritt eine weitverzweigte Verwandtschaft, die den Lebenskreis der Droste
bis in ihr Alter absteckte und sie auch zeitlich stark in Beschlag nahm.
Die Briefe der Droste belegen eindeutig, daß die Verwandtschaft als
eine Art "Clan" die Droste in ein Schema zu drängen versuchte, daß
dieser gänzlich mißfiel und auch mit zu den Verstimmungen innerhalb
der Verwandtschaft führte. Noch ein biographischer Einflußfaktor
ist ins Auge zu fassen: die Prägung durch Westfalen und durch das
Münsterland. Viele Quellen geben die westfälischen Wurzeln der
Droste als Ursache für die Eigenarten ihres literarischen Werkes an.
Über das Persönlichkeitsbild der Autoren der "Biedermeierzeit"
und das der Droste merk Friedrich Sengle in seinem Droste-Kapitel an: "So
reich auch die Porträtgalerie der damaligen Dichter sein mag, - sie
hat eine besonders schwer zu ergründende Physiognomie [Erscheinung]."
(1980, S.592) Was sich aus ihren Briefen erschließen läßt
ist vor allem eine übergroße Sensibilität und eine überrege
Phantasietätigkeit, scheinbar grundlose unvorhersehbare Depressionen.
Zu diesem schwierigen Persönlichkeitsbild - und mit ihm eng zusammenhängend
- tritt zu ihrem Leben eine scheinbar endlose Reihe von Krankheiten.
c) Weltbild
Sucht man vor dem Hintergrund der Epoche von 1815-1848 die weltanschauliche
Position der Droste, so ist sie ohne Zweifel zu der konservativen Seite
zu rechnen. Die Autorin zeigt sich in dieser Hinsicht als ebenso bewußte
wie entschiedene Verbündete und Verfechterin der Restauration. Die
Droste übernahm nun aber - bei aller Entschiedenheit ihrer Parteinahme
- keineswegs unkritisch die vorgefertigten konservativen Denkmuster, wie
sie ihr in ihrer doch recht abgeschiedenen Lebenswelt vermittelt wurden.
Sie setzte vielmehr das christlich-ständische Weltbild auf den Prüfstand
ihrer eigenen Zeit- und Selbsterfahrungen und kam dabei zu einer durchaus
eigenständigen Meinungsbildung und geistigen Positionsbestimmung,
die oftmals von den Verwandten sehr negativ gesehen wurde. So hat die Droste
in ihrem letzten Gedicht 1846, das den Titel "die ächzende Kreatur"
trägt das theologische Fundament ihres Pessimismus.
Die Weltanschauung der Droste läßt sich am besten aus ihren
Werken und aus der reichhaltigen Briefkorrespondenz mit Freunden ablesen.
Man kann sie der katholischen Partei zuordnen, die damals in Westfalen
und im Münsterland den bedeutend größeren Einfluß
hatte. Ronald Schneider beschreibt die Weltanschauung der Droste in seinem
Buch "Annette von Droste-Hülshoff" schlicht als "Gewissensethik",
an der sich die Schriftstellerin zeitlebens orientiert hat.
3. Die Werke der Annette von Droste-Hülshoff
a) Jugendwerk
Die Droste begann sehr früh mit literarischen Versuchen. Schon
als Kind übte sie sich mit zunehmender Fähigkeit in Gelegenheitspoesien
verschiedenster Art. Mit 16 Jahren schrieb sie dann an ihrem Fragment gebliebenen
Trauerspiel Bertha oder die Alpen (1813/14), mit 21 Jahren
verfaßte sie den Ritterepos Walther (1818), und ein Jahr später
begann sie ihre erste Prosaerzählung Ledwina die trotz mehrfacher
Anläufe ein Fragment blieb. Die Droste bereitete sich schon in dieser
Zeit ihren Stil, der darauf beruhte, daß sie sich durch eine kompliziere
Themenstellung immer wieder in Probleme hineinmanövrierte, und diese
schließlich auf ihre eigene Art zu beseitigen versuchte. Der Charakter
dieser frühen Stücke ist sehr durch die Mutter beeinflußt,
deren dominante Rolle in der Familie hier bereits hier deutlich wird. Die
Orientierung der Droste am Geschmack der Mutter wird auch in ihren späteren
Werken eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. In ihren ersten
Werken spiegelt sich auch der selbst empfundene und von anderen oft beschriebene
Widerspruch zwischen Selbstbehauptung und Anpassung wider; in dieser Zeit
versuchte die Droste ihren Charakter gegenüber der Familie und Verwandtschaft
zu festigen.
b) Verserzählungen
Die Versepik, der die Droste bereits mit ihrem Walther ihren
Tribut errichtet hatte, war eine der bevorzugten literarischen Gattungen
der "Biedermeierzeit". Die Droste bemühte sich in ihren drei bekannten
Verserzählungen Das Hospiz auf dem großen St.Bernhard, Des
Arztes Vermächtnis, Die Schlacht im Loener Bruch um ein gewisses
aktuelles Zeitbewußtsein, womit sie auch zu einer hohen literarischen
Qualität gelangte. Das Ausweichen in eine noch "ganze" Vergangenheit
oder in eine idealisierte Zukunft scheint bei den Verserzählungen
und auch anderen Werken die Droste zu reizen. Die Versepik der Annette
von Droste-Hülshoff ist, schwer mit dem damaligen Geschmack und der
vorherrschenden Bewußtseinslage zu vereinbaren, was sich für
die Droste als teilweise negativ in Bezug auf die Beachtung ihrer Werke
auswirkte.
c) Geistliches Jahr
Der Zyklus geistlicher Lieder, den die Droste im wesentlichen 1819/20
und 1839/40 niederschrieb, wurde erst nach ihrem Tod im Jahre 1851 von
Bernhard Schlüter veröffentlicht. Dies hing damit zusammen, daß
die Droste bis kurz vor ihrem Tod die einzelnen Teile immer wieder überarbeitet
und umgearbeitet hat. Somit ergab sich für Schlüter als Herausgeber
das Problem welche der nicht gestrichenen Varianten man verwenden sollte.
Der eigentümliche Doppelcharakter des Geistlichen Jahres als Ausdruck
religiöser und literarischer Wirkungsabsichten begründet auch
die sehr unterschiedlichen Perspektiven und Wertungsurteile der Forschungsergebnisse.
Die Meinungen, was das "Geistliche Jahr" als eine der Großprojekt
der Droste ausdrücken soll sind sehr geteilt.
Die Geschichte des "Geistlichen Jahres" beginnt mit dem Vorhaben der
jungen Droste, für ihre Großmutter Maria Anna von Haxthausen
eine Reihe "geistlicher Lieder" zu schreiben: naiv-fromme Andachtslieder
in "empfindsam-romantischer Manier", wie sie selbst in der Widmung der
ersten Version schreibt. Die Arbeit an diesem Festtags-Lied-Zyklus kommt
1820 dann vorübergehend ins Stocken, und zwar aller Wahrscheinlichkeit
nach durch den Einfluß Straubes und der dann so traumatisch gescheiterten
Liebesbeziehung zu ihm. Erst als die Droste sich von der bisher verwendeten
kirchlichen Auffassung losmacht gelingt es ihr das Werk fortzuführen.
d) Balladen
Die Balladen der Droste - insgesamt 28 - nehmen nach Ansicht Dr. Erich
Wolfs in seinem Buch "Balladen der Annette von D. H." einen gewichtigen
Platz innerhalb der Geschichte dieser Gattung ein. Die Droste verwendete
in diesen Balladen gerne Szenen mit einem schaurig-gruseligen Beigeschmack,
den auch andere Werke tragen, der hier aber besonders deutlich zum Tragen
kommt. Die Hauptzeit der Produktion der Drostschen Balladen liegt in den
Jahren 1841/42 besonders bei ihrem Aufenthalt auf der Meersburg. Als berühmteste
Ballade der Droste gilt im allgemeinen "Der Knabe im Moor", den
sie 1841 auf der Meersburg geschrieben hat. Im folgenden ein Auszug aus
der Ballade:
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
An dieser Stelle werden mehrere Punkte aus dem Stil der Droste deutlich,
beginnend mit dem Hang zum schaurig-gruseligen, den sie nicht nur in diesem
Werk, sondern auch in den meisten anderen Stücken deutlich hervortreten
läßt. Außerdem kann man an dieser Stelle gut die Naturbeschreibung
erkennen, aus der viele Werke der Droste erst die richtige Aussagekraft
schöpften, und die in die Mehrheit aller Stücke integriert ist.
Um dieser Naturschilderung die passende Ausdruckskraft zu geben habe die
Droste oft stundenlang in der Umgebung der Burg auf einem Baumstumpf gesessen
und die Natur beobachtet, schreibt Schlüter in seinen "Erinnerungen
an eine Frau".
e) Westfalen-Projekt
Im Allgemeinen werden die drei Werke Bei uns zu Land, Westphälische
Schilderungen und die Judenbuche nicht als ein ganzes Werk dargestellt,
doch hat Roland Schneider in seinem Buch "Annette von Droste-Hülshoff"
klar dargestellt, daß die drei Werke doch in einem gewissen Zusammenhang
stehen. Der Beginn der Entstehung der Judenbuche datiert etwa zurück
auf den 04. August 1837, an dem die Droste dem befreundeten Schriftsteller
Junkmann von einer angefangenen "Criminalgeschichte Friedrich Mergel" berichtet.
Spätestens 1841 soll die Droste dann den Plan gefaßt haben mit
anderen Werken zusammen ein Westfalen-Projekt zu schaffen, in dem neben
der Naturbeschreibung, die ja einer der bevorzugten Punkte der Schriftstellerin
war, auch die Eigenart der Menschen dargestellt wird. Durch die Art der
Darstellung kommt es ganz richtig zu der Bezeichnung eines "Westfalen-Mytos",
wie Friedrich Segele hierzu anmerkt.
f) das lyrische Werk
Neben der Judenbuche war es vor allem die Lyrik - besonders eine vergleichsweise
schmale Auswahl von 20 Gedichten - die den künstlerischen Ruhm der
Droste bis heute begründet. Die Lyrik der Droste wird aber laut Metzler
("Lyrik der Droste") "falsch gesehen, da man in Bewertungen von Lyrik im
allgemeinen den Goethestil zugrunde setzt und die Unabhängigkeit von
diesem, die aus dem Werken der Droste ersichtlich wird nicht beabsichtigt."
Aus dieser Unabhängigkeit heraus kommt es vermutlich auch, daß
im allgemeinen die Lyrik der Annette von Droste-Hülshoff als sehr
schwer, da in ihrer Art schwankend und geheimnisvoll angesehen wird. Der
Bereich, der in der Lyrik der Autorin eine besondere Rolle spielt ist die
"zeitkritische Lyrik", in der die Droste teilweise revolutionäre Gedanken
anbringt, die zu damaliger Zeit im allgemeiner nicht genehm war.
4. Wirkungsgeschichte der Droste
a) Publikumsresonanz bis 1900
Während zu Lebzeiten die Werke der Autorin fast gar nicht publiziert
worden waren, und wenn dann nur in sehr eingeschränktem Umfang, insgesamt
wurden etwa 2000 Exemplare der beiden Gedichtssammlungen verkauft; so wurden
in den ersten Jahren nach dem Tod der Droste im Jahre 1848 von Freunden
größere Teile der Werke veröffentlicht, der Erfolg hielt
sich anfangs in Grenzen, wuchs dann aber bis 1870 beträchtlich. 1878/79
veröffentlichte dann Stücking nur wenige Jahre vor seinem eigenen
Tod die gesammelten Werke der Droste in drei Bänden. Die Auflage war
mit 12.000 Exemplaren für die damalige Zeit außergewöhnlich
hoch. Wenige Jahre später wurde ein Teil der Briefe der Annette von
Droste-Hülshoff an verschiedene Freunde veröffentlicht. Auch
dieses Werk war ein enormer Erfolg.
b) Droste-Rezeption im 20. Jahrhundert
Die Übernahme des literarischen Kulturgutes der Droste nach 1910
bis 1930 und wieder verstärkt nach 1945 hängt mit dem Wandel
der Gesellschaft zusammen, den die Droste in anderen Formen bereits vorgedeutet
hatte. Ein anderer Grund ist, daß man die Werke der Droste als ganzes
akzeptiert, während in den Jahrzehnten zuvor aus Rücksicht auf
die Kirche oftmals ganze Teile der Stücke entfernt oder zumindest
umgearbeitet werden mußten, wodurch das Werk der Schriftstellerin
im Ganzen Schaden nahm. Nachdem in den Nazijahren die Droste zu den weniger
genehmen Autoren gehörte, zwar nicht verboten war, aber doch zumindest
stark in ihrer Verbreitung unterdrückt wurde, erwachte sie nach 1945
erneut zum Leben, wobei der 150. Geburtstag 1947 und der 100. Todestag
1948, für eine regelrechte Droste-Renaissance sorgten. Durch die in
den 70er Jahren dieses Jahrhunderts aufstrebende Rolle der Frau in der
Gesellschaft wurde die Droste zu einem Sinnbild der Frau in einer von Männern
dominierten Schriftstellerrolle im vergangenen Jahrhundert.
5. Resümee
Zu ihrem 200. Geburtstag sollte man der Droste als einer der bedeutendsten
Schriftstellerinnern Deutschlands Respekt erweisen, denn in einer für
sie schweren Situation, oftmals durch Krankheiten behindert und von anderen
Menschen nicht akzeptiert, verfaßte sie ein Werk, bestehend aus über
250 Gedichten, mehr als 30 Balladen, zahlreichen Prosawerken und beinahe
400 Brief an Freunde, in denen sie auf mehr als 4000 Seiten sich über
die verschiedensten Themen der damaligen Welt ausläßt. Ihr Talent
zu dichten ist wohl fast einmalig, ihre Art ihre Gedanken darzustellen
war damals und ist auch teils heute noch revolutionär, im Ganzen eine
bewundernswerte Frau, die ein Meisterwerk geschaffen hat.
Christoph Barth
Obertertia a
|