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Referat zum Thema:

Annette von Droste-Hülshoff
 
 

1. Gründe für das Referat

Neben den Erläuterungen zum Hintergrund der von Annette von Droste-Hülshoff
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geschriebenen "Judenbuch" spielt für dieses Referat auch die Tatsache eine Rolle, daß das Jahr 1997, als das Jahr des 200. Geburtstages der Autorin zum "Annette von Droste-Hülshoff - Jahr" ernannt worden ist. Und natürlich soll dieses Referat auch als Hintergrund für das "Annette von Droste-Hülshoff - Festival" dienen, das wir am 08. März besuchen werden.

 

2. Biographie der Annette von Droste-Hülshoff

 

a) Biographie

Aus den von Annettes Schwester Jenny geführten Tagebüchern, die in vielen Fällen die Hauptquelle der Forschung über die Schriftstellerin sind, geht klar hervor, daß die Droste, wie die Autorin vielfach auch genannt wird, am 10. Januar des Jahres 1797 als Siebenmonatskind auf der Burg Hülshoff geboren wurde. Zwar sprechen andere Quellen, so auch die Geburtsurkunde vom 12. Januar als Geburtsdatum, doch geht die Forschung im allgemeinen davon aus, daß die Tagebücher der Jenny zumindest in der Kindheit eine zuverlässigere Quelle sind, als viele andere Dokumente. Die Eltern waren Clemens August von Droste-Hülshoff und Therese von Droste-Hülshoff. Sowohl die Mutter als auch der Vater kommen aus alten westfälischen Adelsgeschechtern. Zwei Jahre vor Annette wurde ihre Schwester Maria - Anna, die aber im allgemeinen nur Jenny genannt wird, geboren. 1798, nur ein Jahr nach der Droste kam ihr Bruder Werner zur Welt, der später die Burg Hülshoff übernehmen sollte. 1800 wurde der zweite Bruder Ferdinand geboren. Die Neugeborene wird auf den Namen Anna-Elisabeth getauft, aber in ihrem ganzen Leben nur Annette genannt werden. Im Alter von 2 bis 7 Jahren befürchteten die Ärzte eine Nervenschwindsucht. 1803 klagt die Mutter beispielsweise einer Schwester, daß die gerade sechsjährige Tochter "den Kopf immer voll habe", "wenn sie angegriffen wird, so schnappt sie über". Diese Äußerung ist vermutlich auf die Reizbarkeit der Droste zurückzuführen, die auch zu späteren Zeitpunkten in ihren Portraits angeführt wird. Durch eine Quittung ist belegt, daß die 12jährige mehrfach wegen "krampfhaften Kopfwehs" behandelt wird. Die fortwährende Krankheitsgeschichte läßt sich später an den zahlreichen Briefen verfolgen. An literarische Arbeit war manchmal das ganze Jahr über kaum zu denken.

Schon im Sommer 1802 hielt es die Mutter für zweckmäßig, daß ihre geistig frühreife Tochter Unterricht bekam. Den Elementarunterricht gab sie selbst. Seit dem 12. Lebensjahr nahm die Droste am Unterricht ihrer Brüder teil, der von Hofmeistern erteilt wurde. An Wissen und Sprachkenntnissen war sie später ihren Zeitgenossen weit überlegen. Ihren Wissensschatz erweiterte sie beständig; bei der Lektüre ihrer Werke und Briefe fragt man sich beständig: "In welchem Gebiet kennt sie sich eigentlich nicht aus?" (aus A. von Droste-Hülshoff 1797-1848) Die Weiterbildung betrieb sie aber wie viele Quellen belegen nicht schulmäßig, sondern es blieb nur das hängen, was sie interessierte, und das war oftmals Außergewöhnliches, Originelles und Frappantes [Befremdendes].

Im Familienkreis fand ihr frühes Talent aus dem Stehgreif zu reimen, das sich später in über 250 Gedichten und fast 30 Balladen und anderen gereimten Werken widerspiegelt, viele Bewunderer. In einer Aufzeichnung ihrer Schwester heißt es, "Nette habe ihr Spiel manchmal zum Versemachen unterbrechen müssen, was ihr aber meist Freude gemacht habe." In anderen Quellen wird hierzu gesagt als Kind sei sie "voll Ehrgeiz im Bewußtsein ihrer Talente eitel gemacht (worden) und durch frühes Lob der vielen Bekannten unseres Hauses." Die ersten literarischen Gehversuche, die aus etwa 40 Gedichten bestehen, wurden von der Mutter betreut und tragen deutlich den Stempel ihres Geschmacks, so sind mehrere Gedichte mit lehrhaft-pathetischen [feierlichen] Zügen bekannt. Doch hatte auch die Förderung ihre Grenzen, so war der Droste von Seiten der Eltern die Lektüre Schillers beispielsweise untersagt und statt dessen eine bedeutende Anzahl kirchlicher Werke zur Lektüre vorgeschrieben. Im Jahre 1812 holte die Mutter Anton Matthias Sprickmann, der literarisch ambitionierter war, als sie selbst, und der dem damals berühmten "Göttinger Hain", einem Zusammenschluß von Schriftstellern, Malern und Juristen, nahestand, nach Hülshoff, wo er für die 15jährigen Annette als literarischer Mentor [Berater] fungiert. In den folgenden Jahren schreibt die Droste wohl deutlich unter dem Einfluß Sprickmanns eine Reihe Gedichte, die in ihrem Stil den ersten Gedichtsversuchen bereits sehr entfernt sind und sich eher an den Goethe-Stil anlehnen. 1814 verläßt Sprickmann Hülshoff, da er an die Universität von Breßlau berufen wird, er bleibt allerdings bis 1819 in brieflichem Kontakt mit Annette.

Hinweis von Erpho Bell:

  1. Sprickmann wohnte nie auf Haus Hülshoff bei Münster. Vielmehr stand das Stadthaus der Familie Hülshoff dem seinen schräg gegenüber auf der Straße "Krummer Timpen". Die junge Annette hat ihn dort mehrmals besucht.
  2. Der "Göttinger Hainbund" war eine literarische Bewegung, die von etwa 1770-1777 in Göttingen bestand. Sie gehört zur Generation des Sturm-und-Drang. Zur Lebzeiten der Droste waren die meisten ehemaligen Mitglieder oser Sympatisanten längst verstorben.
  3. Die Mutter der Droste hat den Einfluß Sprickmanns nicht gerne gesehen.
  4. Breßlau schreibt man Breslau.

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Bereits 1 Jahr zuvor hatte Annette mit ihrem ersten Werk "Bertha oder die Alpen" angefangen, aus dem erstmals die große Langeweile, die Annette in Hülshoff empfindet, und die Anlaß für die zahlreichen späteren Reisen sein wird, zum Ausdruck kommt. 1815 wird von einer weiteren Krankheit der Droste berichtet, in der Schwere dieser Erkrankungen widersprechen sich die Quellen aber, während Jenny schreibt, daß es sich nur um leichtes nicht lange anhaltendes Fieber handelt, kommt in mehreren anderen Dokumenten zum Ausdruck, daß es sich um eine schwere Lungenentzündung gehandelt habe.

Durch ihre Direktheit und gelegentliche Aufsässigkeit machte sich die Droste nicht immer beliebt. Als sie 1813 bei einem traditionellen Familienbesuch bei den Großeltern mütterlicherseits auf Haus Bökendorf nahe Paderborn mit Wilhelm Grimm bekannt gemacht worden war, bemerkte der in einem Brief an seinen Bruder Jacob, daß mit der Droste "nicht gut fertig zu werden" sei, da sie beständig "brillieren" [sich herausstellen] wolle. Als die Droste 1818 in Kassel mit Jacob Grimm zusammentrifft schreibt dieser über die Schriftstellerin, sie sei "überaus gescheit, talentvoll, voll hoher Eigenschaften und dabei noch gutmütig; ihr ist aber zu stark hovirt (!), sie hat dadurch den Eitelkeitssinn zu stark entwickelt, sie ist eigensinnig und gebieterisch, fast männlich, hat mehr Verstand als Gemüth, ist durchbohrend, witzig, usw.."

Bei ihrem Besuch auf Bökendorf 1819/1820 vertiefte sich die Neigung der Droste zu dem Göttinger Studenten Heinrich Straube. Bereits 1819 bei einem Besuch Straubes auf Hülshoff hatte sie ihm gestanden, ihn "lieb wie einen Bruder" zu haben. 1820 bei ihrem weiteren Aufenthalt in Bökendorf versuchen mehrere Männer ihre Gunst zu gewinnen. Annette verstrickt sich in eine Doppelbeziehung, die sie die Freundschaft Straubes kostet. Beide verschmerzen die Trennung über Jahre nicht. Die Verwandten und Bekannten standen auf Straubes Seite; die Droste unternahm in Folge dessen 17 Jahre lang keine weiteren Besuche in Bökendorf. 1821 beginnt sie "zur Erweiterung ihres Wissens und Könnens" wie sie selber schrieb und wie man annehmen kann, um besser über die Trennung von Straube hinweg zu kommen, erste musikalische Studien. In den folgenden Jahren verläßt sie die heimatliche Burg kaum. Erst wieder im Oktober 1825 verläßt sie die Heimat und unternimmt eine erste Reise nach Bonn, Köln und Koblenz, wo sie durch ihren Onkel, der Regierungsrat in Köln ist in die hohen gesellschaftlichen Kreise eingeführt wird. Die ersten Kontakte werden vermutlich auf der zweiten Rheinreise 1828 weiter ausgebaut und auch liegt hier die Freundschaft zu Adele Schopenhauer, der Schwester des bekannten Philosophen begründet, die schließlich auf der dritten Rheinreise 1830/31 und bei einem Besuch Schopenhauers 1840 im Rüschhaus endgültig festgelegt wird. Adele Schopenhauer, die über gute Kontakte zur literarischen Szene verfügte, wurde in der nachfolgenden Zeit als sogenanntes "literarisches Gewissen der Droste" die Ansprechpartnerin der Schriftstellerin in Bezug auf literarische Probleme.

Nach dem Tod des Vaters am 25.07.1826 bezieht die Droste mit Mutter und Schwester gemeinsam den Witwensitz der Familie, das nahe der Burg Hülshoff gelegene Rüschhaus, während der Bruder Werner die Bewirtschaftung des Familienbesitzes übernimmt. Der Tod des erst 29jährigen Bruders Ferdinand im Jahre 1829 löst bei der Droste eine schwere Krankheit aus, die erst zu Beginn des Jahres 1830 abklingt. Auch hier widersprechen sich die Quellen, aber vermutlich handelte es sich abermals um eine schwere Lungenentzündung. In den folgenden Jahren bis 1835 ereignete sich nur weniges für die Droste bedeutendes in der Familie. Zwar heiratete die Schwester Jenny 1834 den Freiherren von Laßberg, zieht aber direkt zu diesem auf die Burg Laßberg [Schweiz], und zieht später um nach Meersburg [am Bodensee], wodurch es anfangs bei spärlichen Kontakten der Droste und der Familie Laßberg bleibt. 1834 beginnt, für die Droste wesentlich bedeutsamer, die Freundschaft mit Bernhard Schlüter, der ihr literarischer Mentor wird. Von 1835 bis 1837 unternimmt die Droste mehrere Reisen, in die Schweiz zur Schwester und nach Bonn.

Nicht ohne Grund erschien 1838 die erste Gedichtsammlung halbanonym unter dem Titel "Gedichte von Annette Elisabeth von D. H.". Die Dichterin hatte zeitlebens familiäre Rücksichten zu nehmen. Als immerhin 41jährige hatte sie vor der Drucklegung die Zustimmung der Mutter eingeholt. Einige "anstößige" [das Wort anstößig ist auf die damalige Zeit umzumünzen, wo man noch bedeutend empfindlicher auf den teilweise zu offenen Stil der Schriftstellerin reagierte] Gedichtsverse mußten noch während des Drucks verändert werden. Der Erfolg der Ausgabe war mehr als bescheiden. Von 400 Exemplaren wurden ganze 74 verkauft. 1839 folgten mehrere Besuche in Münster, wo sich auch schließlich als Vereinigung der angesehensten Schriftsteller Westfalens der "Münsteraner literarische Zirkel" entwickelte. Neben Schlüter wurde ab 1839 auch Levin Sücking ein literarischer Berater und enger Freund der Droste. Bis 1841 bleibt die Droste im Rüschhaus, wo sie ganz zurückgezogen und beinahe ärmlich lebt. 1841 besucht sie dann ihre Schwester auf der Meersburg, wohin auch Sücking kommt, der dort als Bibliothekar für Laßberg arbeitet. Hier beginnt die Zeit der reichen Lyrikproduktion, die sich bis ins Jahr 1842 erstreckt. Diese Werke und das ganze Leben der Droste auf Meersburg, wo sie fast ein Jahr bleibt trägt die Züge von Sücking, der mit seiner ruhigen und ausgeglichenen Art die eifrige und immer noch reizbare Droste beeindruckt.

Im August 1842 fährt sie zurück ins Rüschhaus, wo sie 1843 eine Gesundheitsverschlechterung erfährt. Im Jahre 1843 kauft sie auch das "Fürstenhäusle" oberhalb von Meersburg, wohin sie sich zeitweise zurückzieht. 1844 erscheint dann die zweite Ausgabe ihrer Gedichte unter dem Titel "Gedichte von Annette Freiin von Droste-Hülshoff" im Cotta-Verlag, der damals auch Schiller und Goethe verlegte. Die Auflage war mit 1200 Exemplaren bedeutend höher, als die des ersten Gedichtsbandes. Sie wurde auch bedeutend besser verkauft und innerhalb eines Jahres war die erste Auflage bereits vergriffen. 1845 kommt es zu einer weiteren Gesundheitsverschlechterung. Daraufhin fährt die Schriftstellerin im September 1846 von Droste-Hülshoff zu ihrer Schwester Jenny an den Bodensee, da sie sich dort eine Gesundheitsverbesserung erhofft. In den folgenden Jahren entfremdet sie sich immer mehr von ihren bisherigen Freunden und bricht auch den Kontakt mit Sücking endgültig ab. Am 24.05.1848 stirbt Annette von Droste-Hülshoff schließlich auf der Meersburg, wo sie auch am 26.05. beerdigt wird.

 

b) Herkunft und Persönlichkeitsbild

Von großer, nicht selten jedoch auch überschätzter Bedeutung ist die Herkunft der Droste: ihre Einbindung in die Familie, Stand und ihre westfälische Heimat. Von den Eltern Clemens August von Droste-Hülshoff und Therese Luise von Droste-Hülshoff, geborene Freiin von Haxthausen - beide freiherrlich, aus alten westfälischen Adelsgeschlechtern - dominierte klar die nüchtern-pragmatische [pragmatisch = auf Tatsachen beruhend] Mutter über den musisch, naturwissenschaftlichen, in seine private Welt versponnenen Vater. Sie dominierte lebenslang auch ihre Tochter Annette, die sich diesem Regiment grundsätzlich unterwarf, es aber auch - um eigene Interessen durchzusetzen - in geschicktem Taktieren immer wieder erfolgreich zu unterlaufen verstand. Zu Eltern, Schwester und Bruder tritt eine weitverzweigte Verwandtschaft, die den Lebenskreis der Droste bis in ihr Alter absteckte und sie auch zeitlich stark in Beschlag nahm. Die Briefe der Droste belegen eindeutig, daß die Verwandtschaft als eine Art "Clan" die Droste in ein Schema zu drängen versuchte, daß dieser gänzlich mißfiel und auch mit zu den Verstimmungen innerhalb der Verwandtschaft führte. Noch ein biographischer Einflußfaktor ist ins Auge zu fassen: die Prägung durch Westfalen und durch das Münsterland. Viele Quellen geben die westfälischen Wurzeln der Droste als Ursache für die Eigenarten ihres literarischen Werkes an. Über das Persönlichkeitsbild der Autoren der "Biedermeierzeit" und das der Droste merk Friedrich Sengle in seinem Droste-Kapitel an: "So reich auch die Porträtgalerie der damaligen Dichter sein mag, - sie hat eine besonders schwer zu ergründende Physiognomie [Erscheinung]." (1980, S.592) Was sich aus ihren Briefen erschließen läßt ist vor allem eine übergroße Sensibilität und eine überrege Phantasietätigkeit, scheinbar grundlose unvorhersehbare Depressionen.

Zu diesem schwierigen Persönlichkeitsbild - und mit ihm eng zusammenhängend - tritt zu ihrem Leben eine scheinbar endlose Reihe von Krankheiten.

 

c) Weltbild

Sucht man vor dem Hintergrund der Epoche von 1815-1848 die weltanschauliche Position der Droste, so ist sie ohne Zweifel zu der konservativen Seite zu rechnen. Die Autorin zeigt sich in dieser Hinsicht als ebenso bewußte wie entschiedene Verbündete und Verfechterin der Restauration. Die Droste übernahm nun aber - bei aller Entschiedenheit ihrer Parteinahme - keineswegs unkritisch die vorgefertigten konservativen Denkmuster, wie sie ihr in ihrer doch recht abgeschiedenen Lebenswelt vermittelt wurden. Sie setzte vielmehr das christlich-ständische Weltbild auf den Prüfstand ihrer eigenen Zeit- und Selbsterfahrungen und kam dabei zu einer durchaus eigenständigen Meinungsbildung und geistigen Positionsbestimmung, die oftmals von den Verwandten sehr negativ gesehen wurde. So hat die Droste in ihrem letzten Gedicht 1846, das den Titel "die ächzende Kreatur" trägt das theologische Fundament ihres Pessimismus.

Die Weltanschauung der Droste läßt sich am besten aus ihren Werken und aus der reichhaltigen Briefkorrespondenz mit Freunden ablesen. Man kann sie der katholischen Partei zuordnen, die damals in Westfalen und im Münsterland den bedeutend größeren Einfluß hatte. Ronald Schneider beschreibt die Weltanschauung der Droste in seinem Buch "Annette von Droste-Hülshoff" schlicht als "Gewissensethik", an der sich die Schriftstellerin zeitlebens orientiert hat.

 

3. Die Werke der Annette von Droste-Hülshoff

 

a) Jugendwerk

Die Droste begann sehr früh mit literarischen Versuchen. Schon als Kind übte sie sich mit zunehmender Fähigkeit in Gelegenheitspoesien verschiedenster Art. Mit 16 Jahren schrieb sie dann an ihrem Fragment gebliebenen Trauerspiel Bertha oder die Alpen (1813/14), mit 21 Jahren verfaßte sie den Ritterepos Walther (1818), und ein Jahr später begann sie ihre erste Prosaerzählung Ledwina die trotz mehrfacher Anläufe ein Fragment blieb. Die Droste bereitete sich schon in dieser Zeit ihren Stil, der darauf beruhte, daß sie sich durch eine kompliziere Themenstellung immer wieder in Probleme hineinmanövrierte, und diese schließlich auf ihre eigene Art zu beseitigen versuchte. Der Charakter dieser frühen Stücke ist sehr durch die Mutter beeinflußt, deren dominante Rolle in der Familie hier bereits hier deutlich wird. Die Orientierung der Droste am Geschmack der Mutter wird auch in ihren späteren Werken eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. In ihren ersten Werken spiegelt sich auch der selbst empfundene und von anderen oft beschriebene Widerspruch zwischen Selbstbehauptung und Anpassung wider; in dieser Zeit versuchte die Droste ihren Charakter gegenüber der Familie und Verwandtschaft zu festigen.

 

b) Verserzählungen

Die Versepik, der die Droste bereits mit ihrem Walther ihren Tribut errichtet hatte, war eine der bevorzugten literarischen Gattungen der "Biedermeierzeit". Die Droste bemühte sich in ihren drei bekannten Verserzählungen Das Hospiz auf dem großen St.Bernhard, Des Arztes Vermächtnis, Die Schlacht im Loener Bruch um ein gewisses aktuelles Zeitbewußtsein, womit sie auch zu einer hohen literarischen Qualität gelangte. Das Ausweichen in eine noch "ganze" Vergangenheit oder in eine idealisierte Zukunft scheint bei den Verserzählungen und auch anderen Werken die Droste zu reizen. Die Versepik der Annette von Droste-Hülshoff ist, schwer mit dem damaligen Geschmack und der vorherrschenden Bewußtseinslage zu vereinbaren, was sich für die Droste als teilweise negativ in Bezug auf die Beachtung ihrer Werke auswirkte.

 

c) Geistliches Jahr

Der Zyklus geistlicher Lieder, den die Droste im wesentlichen 1819/20 und 1839/40 niederschrieb, wurde erst nach ihrem Tod im Jahre 1851 von Bernhard Schlüter veröffentlicht. Dies hing damit zusammen, daß die Droste bis kurz vor ihrem Tod die einzelnen Teile immer wieder überarbeitet und umgearbeitet hat. Somit ergab sich für Schlüter als Herausgeber das Problem welche der nicht gestrichenen Varianten man verwenden sollte.

Der eigentümliche Doppelcharakter des Geistlichen Jahres als Ausdruck religiöser und literarischer Wirkungsabsichten begründet auch die sehr unterschiedlichen Perspektiven und Wertungsurteile der Forschungsergebnisse. Die Meinungen, was das "Geistliche Jahr" als eine der Großprojekt der Droste ausdrücken soll sind sehr geteilt.

Die Geschichte des "Geistlichen Jahres" beginnt mit dem Vorhaben der jungen Droste, für ihre Großmutter Maria Anna von Haxthausen eine Reihe "geistlicher Lieder" zu schreiben: naiv-fromme Andachtslieder in "empfindsam-romantischer Manier", wie sie selbst in der Widmung der ersten Version schreibt. Die Arbeit an diesem Festtags-Lied-Zyklus kommt 1820 dann vorübergehend ins Stocken, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Einfluß Straubes und der dann so traumatisch gescheiterten Liebesbeziehung zu ihm. Erst als die Droste sich von der bisher verwendeten kirchlichen Auffassung losmacht gelingt es ihr das Werk fortzuführen.

 

d) Balladen

Die Balladen der Droste - insgesamt 28 - nehmen nach Ansicht Dr. Erich Wolfs in seinem Buch "Balladen der Annette von D. H." einen gewichtigen Platz innerhalb der Geschichte dieser Gattung ein. Die Droste verwendete in diesen Balladen gerne Szenen mit einem schaurig-gruseligen Beigeschmack, den auch andere Werke tragen, der hier aber besonders deutlich zum Tragen kommt. Die Hauptzeit der Produktion der Drostschen Balladen liegt in den Jahren 1841/42 besonders bei ihrem Aufenthalt auf der Meersburg. Als berühmteste Ballade der Droste gilt im allgemeinen "Der Knabe im Moor", den sie 1841 auf der Meersburg geschrieben hat. Im folgenden ein Auszug aus der Ballade:

O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

An dieser Stelle werden mehrere Punkte aus dem Stil der Droste deutlich, beginnend mit dem Hang zum schaurig-gruseligen, den sie nicht nur in diesem Werk, sondern auch in den meisten anderen Stücken deutlich hervortreten läßt. Außerdem kann man an dieser Stelle gut die Naturbeschreibung erkennen, aus der viele Werke der Droste erst die richtige Aussagekraft schöpften, und die in die Mehrheit aller Stücke integriert ist. Um dieser Naturschilderung die passende Ausdruckskraft zu geben habe die Droste oft stundenlang in der Umgebung der Burg auf einem Baumstumpf gesessen und die Natur beobachtet, schreibt Schlüter in seinen "Erinnerungen an eine Frau".

 

e) Westfalen-Projekt

Im Allgemeinen werden die drei Werke Bei uns zu Land, Westphälische Schilderungen und die Judenbuche nicht als ein ganzes Werk dargestellt, doch hat Roland Schneider in seinem Buch "Annette von Droste-Hülshoff" klar dargestellt, daß die drei Werke doch in einem gewissen Zusammenhang stehen. Der Beginn der Entstehung der Judenbuche datiert etwa zurück auf den 04. August 1837, an dem die Droste dem befreundeten Schriftsteller Junkmann von einer angefangenen "Criminalgeschichte Friedrich Mergel" berichtet. Spätestens 1841 soll die Droste dann den Plan gefaßt haben mit anderen Werken zusammen ein Westfalen-Projekt zu schaffen, in dem neben der Naturbeschreibung, die ja einer der bevorzugten Punkte der Schriftstellerin war, auch die Eigenart der Menschen dargestellt wird. Durch die Art der Darstellung kommt es ganz richtig zu der Bezeichnung eines "Westfalen-Mytos", wie Friedrich Segele hierzu anmerkt.

 

f) das lyrische Werk

Neben der Judenbuche war es vor allem die Lyrik - besonders eine vergleichsweise schmale Auswahl von 20 Gedichten - die den künstlerischen Ruhm der Droste bis heute begründet. Die Lyrik der Droste wird aber laut Metzler ("Lyrik der Droste") "falsch gesehen, da man in Bewertungen von Lyrik im allgemeinen den Goethestil zugrunde setzt und die Unabhängigkeit von diesem, die aus dem Werken der Droste ersichtlich wird nicht beabsichtigt." Aus dieser Unabhängigkeit heraus kommt es vermutlich auch, daß im allgemeinen die Lyrik der Annette von Droste-Hülshoff als sehr schwer, da in ihrer Art schwankend und geheimnisvoll angesehen wird. Der Bereich, der in der Lyrik der Autorin eine besondere Rolle spielt ist die "zeitkritische Lyrik", in der die Droste teilweise revolutionäre Gedanken anbringt, die zu damaliger Zeit im allgemeiner nicht genehm war.

 

4. Wirkungsgeschichte der Droste

 

a) Publikumsresonanz bis 1900

Während zu Lebzeiten die Werke der Autorin fast gar nicht publiziert worden waren, und wenn dann nur in sehr eingeschränktem Umfang, insgesamt wurden etwa 2000 Exemplare der beiden Gedichtssammlungen verkauft; so wurden in den ersten Jahren nach dem Tod der Droste im Jahre 1848 von Freunden größere Teile der Werke veröffentlicht, der Erfolg hielt sich anfangs in Grenzen, wuchs dann aber bis 1870 beträchtlich. 1878/79 veröffentlichte dann Stücking nur wenige Jahre vor seinem eigenen Tod die gesammelten Werke der Droste in drei Bänden. Die Auflage war mit 12.000 Exemplaren für die damalige Zeit außergewöhnlich hoch. Wenige Jahre später wurde ein Teil der Briefe der Annette von Droste-Hülshoff an verschiedene Freunde veröffentlicht. Auch dieses Werk war ein enormer Erfolg.

 

b) Droste-Rezeption im 20. Jahrhundert

Die Übernahme des literarischen Kulturgutes der Droste nach 1910 bis 1930 und wieder verstärkt nach 1945 hängt mit dem Wandel der Gesellschaft zusammen, den die Droste in anderen Formen bereits vorgedeutet hatte. Ein anderer Grund ist, daß man die Werke der Droste als ganzes akzeptiert, während in den Jahrzehnten zuvor aus Rücksicht auf die Kirche oftmals ganze Teile der Stücke entfernt oder zumindest umgearbeitet werden mußten, wodurch das Werk der Schriftstellerin im Ganzen Schaden nahm. Nachdem in den Nazijahren die Droste zu den weniger genehmen Autoren gehörte, zwar nicht verboten war, aber doch zumindest stark in ihrer Verbreitung unterdrückt wurde, erwachte sie nach 1945 erneut zum Leben, wobei der 150. Geburtstag 1947 und der 100. Todestag 1948, für eine regelrechte Droste-Renaissance sorgten. Durch die in den 70er Jahren dieses Jahrhunderts aufstrebende Rolle der Frau in der Gesellschaft wurde die Droste zu einem Sinnbild der Frau in einer von Männern dominierten Schriftstellerrolle im vergangenen Jahrhundert.

 

5. Resümee

Zu ihrem 200. Geburtstag sollte man der Droste als einer der bedeutendsten Schriftstellerinnern Deutschlands Respekt erweisen, denn in einer für sie schweren Situation, oftmals durch Krankheiten behindert und von anderen Menschen nicht akzeptiert, verfaßte sie ein Werk, bestehend aus über 250 Gedichten, mehr als 30 Balladen, zahlreichen Prosawerken und beinahe 400 Brief an Freunde, in denen sie auf mehr als 4000 Seiten sich über die verschiedensten Themen der damaligen Welt ausläßt. Ihr Talent zu dichten ist wohl fast einmalig, ihre Art ihre Gedanken darzustellen war damals und ist auch teils heute noch revolutionär, im Ganzen eine bewundernswerte Frau, die ein Meisterwerk geschaffen hat.

 

Christoph Barth

Obertertia a