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Martin Luther

I. Martin Luther
A. Die frühen Jahre

B. Die Anfänge der Reformation

II. Der Bauernkrieg und die Bibelübertragung

III. Die späten Jahre
 A.          Theologie
 
 
 

Dennis Oellig
Frau Warko
17.12.1999-7.01.2000
 
 
 
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Luther, Martin (1483-1546), deutscher Theologe und Reformator.

Die frühen Jahre
Luther wurde am 10. November 1483 als zweiter Sohn des Bergmannes Hans Luther und dessen Frau Margarethe in Eisleben geboren. 1484 übersiedelte die Familie nach Mansfeld, wo Hans Luther die Gelegenheit erhalten hatte, ein Hüttenwerk zu pachten. Aus dieser neuen Betätigung des Vaters resultierte ein gewisser Wohlstand, welcher es dem Schüler Martin Luther ermöglichte, eine gute Schulausbildung zu absolvieren. Nach der Grundschule in Mansfeld besuchte er 1497 das Gymnasium in Magdeburg und trat 1498 in die Domschule St. Georg zu Eisenach ein, an der er innerhalb der folgenden drei Jahre ausgezeichnete Lateinkenntnisse erwarb. Von 1501 bis 1505 studierte er an der Universität Erfurt, wo er die Fakultät mit dem Magistergrad abschloss (siehe Artes liberales). Anschließend schrieb er sich an der juristischen Fakultät der Universität ein, verblieb aber nur zwei Monate, da er nach einem schweren Gewitter mit Blitzeinschlag das Gelübde ablegte, Mönch zu werden. 1505 trat er ins Erfurter Augustiner-Eremitenkloster ein, in dem besonderer Wert auf asketische Lebensführung und das Bibelstudium gelegt wurde. 1506 legte er das Mönchsgelübde ab, empfing 1507 die Priesterweihe und nahm das Studium der Theologie auf. 1510 unternahm Luther in Ordensangelegenheiten eine Reise nach Rom. 1512 legte er seine Doktorarbeit in Theologie vor und übernahm 1513 die Professur für Bibelauslegung am Konvent in Wittenberg.
Seine exegetischen Arbeiten und sein starkes religiöses Empfinden führten zum so genannten Turmerlebnis (benannt nach dem Turmzimmer des Wittenberger Klosters). Dieses Schlüsselerlebnis brachte ihn zu der Erkenntnis, dass der Mensch nicht aus eigener Kraft und durch seine Werke gerecht wird, sondern allein durch Gottes Gnade.

Die Anfänge der Reformation
Am 31. Oktober 1517 publizierte Luther seine berühmten 95 Thesen gegen die Bußpraxis der Kirche an der Schlosskirche zu Wittenberg. Diese Veröffentlichung war nach den akademischen Gepflogenheiten seiner Zeit lediglich als Aufforderung zu einem wissenschaftlichen Disput gedacht. Sie hatte eine scharfe Kritik am Ablasshandel zum Inhalt, an der religiösen Praxis, dass Gläubige sich von ihren Sünden freikaufen konnten. Seine Glaubenssätze stießen aber, für Luther völlig überraschend, in ganz Deutschland auf enormen Zuspruch.
Bei Disputationen in Heidelberg und Augsburg (1518) lehnte Luther es ab, seine Thesen zu widerrufen, in den Leipziger Disputationen mit Johannes Eck kritisierte Luther 1519 das Papsttum als rein menschliche Institution und verneinte das Dogma der Unfehlbarkeit. 1520 verurteilte die Kurie Luthers Disputationen und exkommunizierte ihn ein Jahr später. Als er auch vor dem Reichstag zu Worms 1521 den Widerruf seiner Kritik an der verweltlichten Kirche ablehnte, wurde durch das Wormser Edikt die Reichsacht über Luther verhängt. Zu seinem Schutz ließ ihn der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, entführen und brachte ihn auf die Wartburg. Hier begann Martin Luther, das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche zu übersetzen. Als es im März 1521 in Wittenberg aufgrund radikaler Reformbemühungen zu Unruhen kam, kehrte er in die Universitätsstadt zurück und trug durch seine Predigten mit zur Wiederherstellung der alten Ordnung bei.

Der Bauernkrieg und die Bibelübertragung
Als Luther sah, dass seine Lehre zur Bildung radikaler religiöser Gruppen, die Luther abwertend als die Schwärmer und Täufer bezeichnete, beigetragen hatte, grenzte er sich von diesen Anhängern seiner Lehren ab. Auch die von seinen Schriften maßgeblich beeinflussten sozialrevolutionären Forderungen der Bauern, die in die Bauernkriege zwischen 1524 und 1526 mündeten, lehnte Luther ab. Er verfluchte die „Revolutionsgräuel" und stellte sich damit auf die Seite der Herrschenden (siehe Bildersturm). Seine Abgrenzung von den ethisch humanistischen Schriften des Erasmus von Rotterdam führte 1525 dazu, dass Luther die Sympathien der Humanisten verspielte.
1525 ehelichte Luther die ehemalige Nonne Katharina von Bora, mit der er sechs Kinder zeugte. 1528 kam es zu einem heftigen literarischen Streit mit den Anhängern Zwinglis über die Frage der Anwesenheit Jesu Christi beim letzten Abendmahl, der 1529 zum Bruch zwischen den jeweiligen Anhängern führte.1530 verlas Philipp Melanchthon, ein Mitstreiter Luthers, vor dem Augsburger Reichstag sein Bekenntnis. Luther, der als Geächteter nicht am Reichstag teilnehmen durfte, unterstützte dieses Augsburger Bekenntnis, das sich für die reichsrechtliche Stellung des Protestantismus als grundlegend erwies.
1534 beendete Luther seine Übersetzung des Alten Testaments: Die erste deutschsprachige Gesamtausgabe der Bibel wurde veröffentlicht. Die Drucklegung seiner Werke in deutscher Sprache führte zu einer Aufwertung und Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache. Die Bibel erschien bis zu seinem Tod in mehr als 400 Auflagen. 1523 bestanden mehr als zwei Fünftel der 935 auf Deutsch erschienenen Drucke aus Vervielfältigungen der Schriften Luthers.

Die späten Jahre
Als Martin Luther in den folgenden Jahren versuchte, die Reformation zu verankern, stieß er zunehmend auf Schwierigkeiten. In seinen scharfen Polemiken gegen die „Feinde Christi"– er hatte in verschiedenen Schriften die Juden, die katholische Kirche und die Täufer, den radikalen Flügel der Reformationsbewegung, angegriffen – erwies sich Luther weniger als Glaubenserneuerer denn als geschickter Machtpolitiker, der es auch zuließ, dass politisch-religiöse Gegner, wie die Mitglieder des so genannten Täuferreichs zu Münster (1534/35), brutal ermordet wurden.
1546 reiste Luther nach Eisleben, um im Streit der Grafen zu Mansfeld zu vermitteln. Dort starb er, inzwischen alt und krank geworden, am 18. Februar desselben Jahres.

Theologie
Die Theologie Luthers beschäftigt sich in ihrem Kern mit dem Problem der Rechtfertigung des in Erbsünde geborenen Menschen und seiner Erlösung in der Barmherzigkeit Gottes. Dabei stützt sich seine Argumentation auf das Neue Testament sowie die Schriften von Paulus und Augustinus.
Gesetz und Evangelium
Nach Luthers Auffassung wirkt Gott auf zweierlei Weise: durch das Gesetz und durch das Evangelium.
Das Gesetz findet als Forderung Gottes seinen Ausdruck in den Zehn Geboten und im Gewissen des einzelnen Menschen. Die Sünde wirkt jedoch einem tieferen Verständnis dieses Gesetzes entgegen, wobei die Erbsünde den Menschen stets in die Gefahr bringt, sich von Gott, der Welt, dem Nächsten und sich selbst zu entfernen. Dagegen zeigt das Evangelium den Menschen, dass sie der Sündenvergebung bedürfen, und führt sie so zu Jesus Christus.
Durch das Evangelium offenbart sich das Wirken Gottes, der seinen Sohn in die Welt schickte, um die Menschen zu retten.

Sünde
Der einzelne Mensch kann nichts zu seiner Rechtfertigung in Jesus Christus beitragen. Auch als Gerechter bleibt er Sünder. Allein aufgrund des Glaubens an die Gnade Gottes kann er sich sicher sein, dass er sein Heil erlangt.

Gott und Welt
Gott offenbart sich den Menschen durch die Person Jesu Christi und spricht in einer für den Menschen verständlichen Sprache. In der Abendmahldiskussion lehnte Luther die Lehre von der stofflichen Wandlung des Brotes und Weines in Leib und Blut Christi (Transsubstantiation) ab, behielt jedoch die Gegenwart von Leib und Blut (Realpräsenz) bei. Mit dem Gedanken vom „Priestertum aller Gläubigen" durchbrach Luther die traditionelle Unterscheidung zwischen geistlichen und weltlichen Ämtern.

Werke
Die grundlegenden theologischen Gedanken Luthers finden sich in den Werken Von der Freiheit eines Christenmenschen (1519), An den christlichen Adel deutscher Nation (1520), De captivitate Babylonica Ecclesiae (1520; Von der babylonischen Gefangenschaft), De servo arbitrio (1525; Vom unfreien Willen) und Kleiner Katechismus (1529).
 

Erklärungen:
Transsubstantiation, in der christlichen Theologie die Lehre, dass in der Eucharistie Brot und Wein durch die Weihe zum wirklichen Leib und Blut Jesu Christi werden, auch wenn die äußeren Erscheinungsformen von Brot und Wein bestehen bleiben. Sie steht damit im Gegensatz zu anderen Lehren, wie etwa der Konsubstantiation, der Lehre Luthers, dass der Leib und das Blut Jesu Christi zusammen in und mit dem Brot und Wein existieren, die beide unverändert bleiben.
Die Transsubstantiation wurde 1215 vom 4. Lateran-Konzil in die kirchliche Lehre aufgenommen. Das Tridentinum bekräftigte 1551 das Dogma, indem es erklärte: „Wer sagt, dass im allerheiligsten Abendmahl Brot und Wein zusammen mit dem Leib und dem Blut unseres Herrn Jesus Christus bestehen bleibe; und wer verneint, dass die wundervolle und einzigartige Verwandlung des Brotes in den Leib und des Weines in das Blut, so dass nur die äußere Erscheinungsform von Brot und Wein alleine da sind, welche Verwandlung die katholische Kirche am angemessensten Transsubstantiation nennt, der soll mit dem Kirchenbann belegt werden" (Sitzung 13, Kanon 2).
In seiner Enzyklika Mysterium Fidei (1965, Geheimnis des Glaubens) wiederholte Papst Paul VI. die traditionelle Lehre. Er wollte damit der Ansicht einiger moderner katholischer Theologen entgegenwirken, nach der die Verwandlung nur in einer neuen religiösen Zweckbestimmung (Transfinalisation) oder Bedeutung (Transsignifikation) besteht; in beiden Fällen wäre dies mehr eine symbolische göttliche Anwesenheit.
Transsubstantiation ist nicht nur eine Lehre der katholischen, sondern auch der orthodoxen Kirche. Die Synode von Jerusalem (1672) bekräftigte, dass die Lehre für den Glauben der ganzen orthodoxen Kirche wesentlich sei. Das Dogma wurde von der anglikanischen Kirche verworfen.#
Erbsünde (lateinisch Peccatum orginale), in der christlichen Theologie die sündhafte Grundverfassung des Menschen, die nach traditioneller Auffassung von der Ursünde herrührt, die Adam und Eva begangen haben. Sünde ist nach christlicher Glaubenslehre ein Zustand der Entfremdung von Gott.
Biblische Grundlegung
Der Ausdruck Erbsünde kommt in der Bibel nicht vor. Theologen, die die Lehre von der Erbsünde vertreten, verweisen jedoch darauf, dass es einschlägige Stellen für diese Vorstellung bei Paulus (N. T., Römer 7), bei Johannes (N. T., 1. Johannes 5, 19) und sogar bei Jesus selbst (N. T., Lukas 11, 13) gibt. Im Hintergrund dieser neutestamentlichen Lehren steht die Weltsicht der spätjüdischen apokalyptischen Schriften. Darin wird die Verderbtheit der Welt auf die Rebellion Satans vor Anbeginn der Zeiten zurückgeführt. Auf Satans Fall folgte die Verführung Adams und Evas, mit denen dann die ganze Menschheitsgeschichte in Unordnung, Ungehorsam und Leid versank (A.T., 2. Esra 7). Auf diesem apokalyptischen Hintergrund deuten Paulus und andere neutestamentliche Autoren das Erlösungswerk Christi als Sieg über die ungeheure Macht der ererbten Sünde und des Bösen. Damit habe er die Menschheit wieder mit Gott versöhnt und den Frieden gebracht.
Augustinus
Der Niedergang und Fall Roms Ende des 4. und Anfang des 5. Jahrhunderts schuf eine vergleichbare apokalyptische Stimmung, in der ein allgemeines Krisenbewusstsein und Verzweiflung herrschten. In seiner Auseinandersetzung mit dem römisch-britischen Mönch Pelagius über die Natur der Sünde und der Gnade griff Augustinus auf das paulinisch-apokalyptische Verständnis von der Vergebung der Sünde zurück. In seinen weiteren Ausführungen zur Erbsündelehre benutzte er jedoch eine Vorstellung, die der Bibel fremd war: Der Makel der Sünde werde von Generation zu Generation durch den Akt der Zeugung weitergegeben. Dabei griff er auf den altchristlichen Theologen Tertullian zurück, der im 2. Jahrhundert den Ausdruck der Erbsünde geprägt hatte.
Die weitere theologische Entwicklung
Mittelalterliche Theologen behielten die Erbsündelehre bei, gaben ihr jedoch in einigen Punkten eine andere Bedeutung. Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts, allen voran Martin Luther und Johannes Calvin, übernahmen die Vorstellung des Augustinus. In der weiteren Entwicklung des protestantischen Denkens wurde die Lehre abgemildert oder ganz umgangen. Liberale protestantische Theologen vertraten eine optimistische Sicht der menschlichen Natur, die mit der Vorstellung der Erbsünde nicht vereinbar war. Die tief greifende Krise der abendländischen Kultur, die mit dem 1. Weltkrieg einsetzte, hat aber wieder Interesse für das ursprüngliche, im Wesentlichen apokalyptische Verständnis des Neuen Testaments und seiner Lehre von der Erbsünde geweckt. Theologen wie Karl Barth, Reinhold Niebuhr und Paul Tillich sahen jedoch die Weitergabe der Sünde nicht im Zeugungsakt, sondern verstanden die Erbsünde als Konglomerat gesellschaftlicher Schuldzusammenhänge.
Protestantismus, neben katholischer und orthodoxer Kirche eine der drei Hauptströmungen des Christentums. Der Protestantismus begann im 16. Jahrhundert als Erneuerungsbewegung innerhalb der Westkirche und mündete in die Reformation, die zur Trennung der reformierten von der katholischen Kirche führte.
Die vier wichtigsten protestantischen Richtungen, die aus der Reformation hervorgingen, waren das Luthertum (evangelische Kirche), der Calvinismus (reformierte Kirche), die Täuferbewegung und die anglikanische Kirche. Zwar weichen die verschiedenen Strömungen in Lehre und Glaubenspraxis zum Teil erheblich voneinander ab, doch stimmen sie darin überein, dass sie den Primat des Papstes ablehnen und stattdessen die Bibel und die individuelle Glaubensentscheidung in den Vordergrund stellen.
Der Begriff Protestantismus entstand nach dem 2. Reichstag zu Speyer (1529), einer kaiserlichen Versammlung, auf der die römisch-katholische Mehrheit das Toleranzedikt zurückzog, das den Lutheranern drei Jahre zuvor Glaubensfreiheit gewährt hatte. Daraufhin unterzeichneten sechs evangelische Fürsten und die Oberhäupter 14 freier deutscher Städte ein Protestschreiben. Danach wurden die Anhänger der neuen Richtung als Protestanten bezeichnet. Im Lauf der Zeit entwickelte sich dieser Name zur üblichen Bezeichnung für sämtliche christlichen Kirchen, die sich nicht explizit der römisch-katholischen, orthodoxen oder einer anderen ostkirchlichen Tradition zurechneten. Zu Beginn der neunziger Jahre dieses Jahrhunderts gab es weltweit circa 436 Millionen Protestanten, was ein Viertel der gesamten Christenheit ausmacht.
Geschichte
Eine Reihe von Bewegungen, die sich gegen den sittlichen Verfall der katholischen Kirche und bestimmte von ihr aufgestellte Lehren richteten, bildeten vom späten Mittelalter an die Vorboten der Reformation.
Vorläufer
Bereits im 12. Jahrhundert praktizierten die Waldenser, Anhänger des Lyoner Kaufmanns Petrus Waldes, ein Leben in Armut nach dem Vorbild Jesu. Da die Glaubensgemeinschaft, die vor allem in Frankreich und Italien verbreitet war, unter schweren Verfolgungen durch die Inquisition zu leiden hatte, schlossen sich viele Waldenser während der Reformation den Calvinisten an.
In den achtziger Jahren des 14. Jahrhunderts kamen in England die Lollarden auf, die den Lehren des englischen Theologen John Wyclif folgten. Dieser bestritt die Autorität des moralisch korrumpierten Klerus, verwarf die Vorstellung von der Transsubstantiation sowie andere traditionelle Dogmen und behauptete, der Glauben gründe sich allein auf die Bibel. Trotz andauernder Verfolgungen überlebte die Gemeinschaft einige Zeit und übte einen großen Einfluss auf die englische Reformation aus.
Wyclifs Lehren wurden von dem böhmischen Reformer Jan Hus aufgegriffen, dessen Mitstreiter, die Hussiten, die landeseigene Kirche erneuerten und nach dem Märtyrertod ihres geistigen Führers 1415 für die eigene Freiheit kämpften. Viele konvertierten im 16. Jahrhundert zum Luthertum.
Die Reformation
Eine Reihe besonderer Umstände begünstigte den Erfolg Martin Luthers und anderer Reformatoren gegenüber ihren Vorgängern. Sowohl die päpstliche als auch die kaiserliche Macht wurden nicht mehr widerspruchslos hingenommen. Darüber hinaus mussten diese sich nach außen der Gefahr durch die vordringenden Osmanen erwehren. Die im 15. Jahrhundert erfundene Buchdruckkunst ermöglichte die schnelle Verbreitung religiöser Werke – unter den oberen Ständen ebenso wie im einfachen Volk.
Luther
Als Beginn der Reformation gilt in der Regel das Jahr 1517, in dem Luther seine 95 Thesen veröffentlichte. Zu den Hauptkritikpunkten zählten die Ablässe, mit deren Hilfe die katholische Kirche recht pragmatisch den Bau des Petersdoms in Rom finanzieren wollte. Der Augustinermönch Luther, der an der Wittenberger Universität Theologie lehrte, hatte in den traditionellen Lehren der Kirche keine Antwort auf seine Glaubenszweifel gefunden. Schließlich gelangte er zu der Erkenntnis, dass einem Christen Gottes Gerechtigkeit allein durch den Glauben zuteil wird, nicht aber durch gute Werke, wie die katholische Kirche behauptete. Den Ablasshandel betrachtete er folglich als Missbrauch der wahren Botschaft des Evangeliums.
Luther hoffte zunächst darauf, die Kirche von innen heraus zu erneuern, stieß jedoch auf unüberwindliche Widerstände. Er weigerte sich jedoch, seine Ansichten zu widerrufen, solange nicht die Heilige Schrift selbst ihn eines Besseren belehre. Damit bestritt er die Autorität der Kirche, die ihn dann auch wenig später exkommunizierte. Der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, gewährte Luther Zuflucht. Auf der Wartburg übersetzte Luther das Neue Testament und verfasste eine Vielzahl von Büchern und Pamphleten, die in Deutschland und dem übrigen Europa auf großes Interesse stießen. Besonders in Skandinavien konnte sich das Luthertum rasch durchsetzen.
In seinen scharfen Polemiken gegen die „Feinde Christi" erwies sich Luther als geschickter Machtpolitiker, der es auch zuließ, dass politisch-religiöse Gegner, wie die Mitglieder des so genannten Täuferreichs zu Münster (1534/35), brutal ermordet wurden. Luther sah genau wie die katholische Kirche in der Kindertaufe das geeignete politische Mittel, den religiösen Glauben der Untertanen von oben her zu bestimmen. Er wurde zu einem erbitterten Gegner der Erwachsenentaufe, obwohl die Kindertaufe seinem eigenen Sakramentsverständnis deutlich widersprach. Karlheinz Deschner fasst die Position des Theologen Ahlheim dazu zusammen: „Kaum hatte sich die protestantische Kirche etabliert, da klebte auch schon das Ketzerblut an den Händen ihrer Führer, da setzte man die gute katholische Tradition barbarischer Intoleranz fort. Mancher Täufer verdankt seinen Tod dem tatkräftigen Wirken der Wittenberger Reformatoren, die der weltlichen Gewalt den Rücken stärkten, wenn die Begründung der Todesurteile gegen Taufgesinnte nicht ausreichte. Tausende von Täufern (man schätzt wenigstens 5 000 Opfer) fanden im 16. Jahrhundert den Henkerstod, von den milderen Strafen wie Verstümmelung, Kerker und Verbannung ganz zu schweigen" (Das Christentum im Urteil seiner Gegner, 1971).
Zwingli
Innerhalb weniger Jahre ging aus Luthers Ansatz in Zürich eine unabhängige und radikal gesinnte Bewegung unter Leitung des schweizerischen Pfarrers Huldreich Zwingli hervor. Aus seinem Bibelstudium schloss Zwingli, dass nur die kirchliche Lehre und Praxis erhalten bleiben sollten, die sich von der Bibel her begründen ließen. Während das Luthertum zahlreiche Bestandteile der mittelalterlichen Liturgie beibehielt, verbannte Zwingli viele katholische Elemente aus dem Gottesdienst und betrachtete das Abendmahl als rein symbolischen Akt. Nachdem der Rat der Stadt Zürich Zwinglis Reformen durch eine Wahl angenommen hatte, konnten sie sich auch in anderen Teilen der Schweiz schnell verbreiten.
Reformation (lateinisch reformatio: Umgestaltung, Erneuerung), Bewegung innerhalb der christlichen Kirche, die am Anfang des 16. Jahrhunderts von Martin Luther begründet wurde. Die Reformation beendete die Vorherrschaft des Papstes in der westlichen Kirche und führte zur Gründung der protestantischen Kirchen (siehe Protestantismus). Die Reformation gehört neben der Renaissance und der Französischen Revolution zu den wichtigsten geistesgeschichtlichen und politischen Bewegungen Europas.

Dennis Oellig