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Dein Zimmer
für mich allein
Autor: Michael Köhlmeier
Der österreichische Autor, geboren 1949 in Hard am Bodensee, absolvierte
ein
Germanistik und Politwissenschaftenstudium in Marburg/Lahn. Später
studierte er
Mathematik und Philosophie in Gießen.
Heute lebt er als freier Schriftsteller in Hohenems in Vorarlberg.
Er ist Träger des Rauriser Literaturpreises (1982) des J.-P.-Hebel
Preises (1988)
und des Manès-Sperber Preises (1994)
Weitere berühmte Werke von Michael Köhlmeier sind unter anderem:
"Bleib über Nacht" (1993)
"Telemach" (1995)
"Sunrise" (1996)
"Sagen des klassischen Altertums" (1996)
Das Buch: Die Erzählung "Dein Zimmer
für mich allein" ist 1997 im Deuticke Verlag
erschienen. Der Umschlag zeigt das Gemälde "Femme nue dans un Fauteuil
rouge"
von Felix Vallotton.
Inhaltsangabe:
Ein Mann in einem fremden Land versäumt durch ein Mißgeschick
den Zug, den er an einer Station nur kurz verlassen hat. Ohne die Landessprache
richtig zu beherrschen, ohne Geld, Papiere und Gepäck macht er sich
auf die Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht und richtet sich
notdürftig in einem Raum eines halbfertigen Wohnblocks ein. Als er
durch Zufall an den Schlüssel zur Wohnung einer jungen Frau im selben
Haus gerät, schleicht er sich von nun an tagsüber dort ein. Er
ißt von ihren Lebensmitteln, wäscht seine Wäsche in ihrer
Waschmaschine, liest ihre Bücher.
Eines Tages vergißt er zu seinem Schrecken sein Hemd in der
fremden Wohnung. Doch am nächsten Tag liegt sein Kleidungsstück
gewaschen und gebügelt auf der Waschmaschine. Der Mann verläßt
immer zur gleichen Zeit die Wohnräume, doch einmal kommt die Wohnungseigentümerin
zu früh nach Hause. Sie ist in Begleitung eines Herrn. Zwischen den
Beiden, die ein Verhältnis miteinander haben, bricht ein Streit aus.
Sie will ihn verlassen, da er verheiratet ist. Der Eindringling hat sich
unterm Bett versteckt und kann alles mithören. Keiner weiß,
wie er die Wohnung wieder verlassen hat.
Interpretation: Michael Köhlmeier
weist in seiner Erzählung "Dein
Zimmer für mich allein" darauf hin, dass in der heutigen
Zeit viele Menschen kein richtiges Zuhause haben. Der Mann
ist auch auf den Weg in seine Heimat, doch findet er durch
Zufall einen Ort, wo er noch geborgener ist. In einer Text-
stelle heißt es, "Ich an deiner Stelle würde in meine Achselhöhle
kriechen. Ich lade dich ein in meine Achselhöhle! Da hast du ein Zimmer
für dich allein. Hier ist dein Himmel." Dies sagt er zu seinem Spaßmacher,
der im Kopf des Mannes wohnt. Auch er hat ein zu Hause.
Der Erzähler fühlt sich in der fremden Wohnung auch deswegen
so wohl, da er frei ist. Wenn er nicht will, muss er nicht dort sein. Darin
liegt seine Freiheit, und deswegen ist er dort auch so glücklich.
Er gebraucht seine Freiheit auch, als er sich von dem Mann im Café
verabschiedet. Er ging an dem Tischchen mit den Zeitungen vorbei, winkte
ihm zu und kam nicht wieder. Darin bestand seine Freiheit. Er brauchte
keine Fragen zu beantworten, die er nicht wollte.
In dieser Erzählung geht es aber auch um eine ungewöhnliche
Freundschaft. Das tiefe Vertrauen der Frau zu ihrem sogenannten Untermieter,
den sie nie kennengelernt hat gibt es in Wirklichkeit nicht. Diese Geschichte
hat sich auch nur so eine Art "Spaßmacher" ausgedacht.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund:
Das Buch ist 1997 erschienen, dass bedeutet, es befasst sich mit den
neuesten Themen. Auch die neue Subjektivität kommt im Buch vor. Die
Umstände werden nur nach und nach bekannt. Der Mann hat keinen Namen.
Man erfährt nicht, wer der Mann im Café ist. Wo er den Zug
verlässt ist auch ungewiss. Lediglich die Frau hat einen Namen - Marianne.
Erzählhaltung:
Die Erzählung ist in der personalen Erzählhaltung geschrieben,
jedoch auch in der Ich-Form. Das Buch ist fast gänzlich ein innerer
Monolog, da der Mann sich nur mit sich und seinem Spaßmacher unterhalten
kann.
Trotzdem ist das Buch nicht langweilig, besonders der Schluss, der offen
lässt, wie der Mann unter dem Bett heraus gekommen ist, regt die eigene
Phantasie an.
All © by Bernhard Pucher
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