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Entkolonialisierung und Demokratisierung Lateinamerikas

 

 

Die Entkolonialisierung Lateinamerikas beginnt mit der aufklärerischen Freimaurerbewegung und richtet sich zunächst gegen koloniale Ausbeutung. Sie wird unterstützt durch England (Handelsinteressen) und getragen von den Kreolen (Kolonialspanier und -portugiesen, ca. 10-40 % der Bev.). Während der napoleonischen Herrschaft in Spanien bilden Stadträte und Kongresse (Junten) selbständige Regierungen. Der Restaurationsversuch von Ferdinand VII. führt zu demokratischen Unabhängigkeitsforderungen des farbigen Proletariats (Colorados) und durch die Monroe-Doktrin (1823, Verbot der Einmischung europäischer Staaten in amerikanische Angelegenheiten) können Freiheitsführer wie Simón Bólivar und San Martin die Loslösung vom Mutterland erreichen. Es entstehen instabile Republiken unter militärischen oder politischen Führern (Caudillos), die durch Rassenprobleme, fehlende Bildung und Unterentwicklung belastet werden, aber von den USA und England sofort anerkannt werden. Bólivars Versuch eine südamerikanische Union zu bilden scheitert 1826 in Panama.

Aus dem Vize-Königreich Neuspanien geht 1821 das unabhängige Mexiko hervor, das sich 1823 noch in die Vereinigten Provinzen von Zentral-Amerika teilt.

Aus dem Vize-Königreich Neu-Granada wird 1811 das unabhängige Venezuela, 1819 Groß-Kolumbien, das 1830 in Ecuador, Venezuela und die Vereinigten Staaten von Neu-Granada (ab 1861 Kolumbien) zerfällt.

Aus dem Vize-Königreich La Plata entsteht 1811 das unabhängige Paraguay und 1816 die Vereinigten Staaten am Rio de la Plata (später Agentinnen).

Aus dem Vize-Königreich Peru wird 1817/18 Chile freigekämpft, 1821 wird Peru unabhängig und 1825 wird Süd-Peru zur Republik Bolivien.

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Das Kaiserreich Brasilien wird 1822 unabhängig und das 1817 annektierte Uruguay wird 1828 selbständig.

Nachdem moderne Verfassungen eingeführt wurden, kommt es zu keiner Festigung der Staaten aufgrund von Klassen-, Parteien- und Rassenkämpfen, die zu einem ständigen Wechsel von Revolution und Gegenrevolution, Anarchie und Militärdiktatur führen. Diese Caudillos sind durch Putsche (Pronunciamentos) zur Macht gekommen und bilden den Typ der autoritären Demokratie, wobei die alte kreolische Aristokratie auswandert und daher die Colorados eigene Führungsschichten ohne die weiße Oberschicht (Blancos) entwickeln, welche sich nur noch in klimatisch gemäßigten Staaten hält. Man unterscheidet daher:

weiße Staaten: Argentinien, Uruguay

Mischlings-Staaten: Brasilien, Chile, mittelamerikanische Staaten

indianische Staaten: Bolivien, Venezuela, Kolumbien, Peru, Ecuador, Paraguay

 

Argentinien:

1829-52 Präsident de Rosas beendet die inneren Wirren

1833 Abtretung der Falkland-Inseln

1868-74 Präsident Sarimento fördet Schulen und Universitäten, Einwanderung, Bahn- und Nachrichtenwesen

1880-86/98-1904 Präsident Roca beendet den Kampf gegen die Pampas-Indianer und erhält 1902 Pantagonien. Argentinien entwickelt sich zur ersten Wirtschaftsmacht Lateinamerikas.

 

Kapitalzufluß aus Nordamerika und England führen gegen Ende des 19. Jhs. zu einem Anstieg europäischer Einwanderungen, sowie zu Eisenbahnbau, Entwicklung der Getreide-, Vieh- und Plantagenwirtschaft und Rohstoffgewinnung. In den ABC-Staaten entstehen ein weißes Kleinbürgertum und eine Arbeiterklasse. Die soziale Struktur Lateinamerikas wird somit verändert durch Bevölkerungszunahme (demographische Revolution), Binnenwanderungen (Landflucht, Erschließung von Neuland), rassische Zusammensetzung der Bevölkerung (politisch-soziale Spannungen) und die Wandlungen der Gesellschaftsstruktur durch Verstädterung und Industrialisierung. Die wirtschaftliche Struktur aber wird weiterhin bestimmt durch den Merkantilismus der Kolonialzeit und seine traditionellen Monokulturen (Abhängigkeit vom Außenhandel), fehlendes Kapital zur Industrialisierung, Facharbeitermangel (Analphabetentum), Rückständigkeit der Landwirtschaft (veraltete Anbaumethoden, Raubbau) und Verminderung durchgreifender Agrarreformen. Die politische Struktur birgt die Gründe für die Krise der Demokratie (Aufstände, Staatsstreiche, Revolutionen) durch das starke wirtschaftliche Gefälle, die Bildung demokratisch-revolutionärer Massenparteien, das Eingreifen der Militärs in die Politik der Staaten und die Präsidialdemokratie, die oft zur Vorbereitung der Diktatur dient, obwohl seit 1889 panamerikanische Kongresse und Konferenzen zur Förderung der politischen Einigkeit stattfinden. Die direkte Internventionspolitik der USA wird erst nach dem 1. Weltkrieg aufgegeben, wobei der Dollarimperialismus bestehen bleibt.

 

Argentinien:

Seit 1916 Verdrängung der alten Oligarchie durch die radikale Partei (Mittelstand)

1930 Sturz der Radikalen durch Konservative und Militär, das die Herrschaft der Oligarchie beseitigt

 

Lateinamerika bleibt weiterhin vom Weltmarkt (USA) abhängig (Rohstoffexport, Güterimport), aber die sozial- und wirtschaftspolitischen Krisen nehmen wegen der abflauenden Konjunktur wieder zu. Es kommt zur Bevölkerungsexplosion, Massenzuwanderungen in städtische Elendsviertel (Favelas), Inflation und zu einem geringen Lebens- und Bildungsstandart mit krassen sozialen Unterschieden. Da die staatliche Sozialpolitik mit zu geringen Mitteln das Elend nicht beseitigen kann, treten neben alten Ordnungsmächten (Militär, oligarch. Parteien, Präsidial-Diktaturen) auch Volksführer wie Peron, Castro, Guevara, aktive KP-Kader und nationale links-revolutionäre Bewegungen auf. Es wird versucht dem entgegenzuwirken durch:

militärisch-politische Integration (OAS)

Agrareformen (Auflösung unrentabler Latifundien und Kleinstbetriebe)

Industrialisierung (fehlen von Facharbeiter und Kapital)

supranatürliche Märkte (LAFTA, SELA, MERCOSUR)

 

Argentinien:

1946 erlangt Oberst Juan Domingo Perón die Macht und proklamiert den Wohlfahrtsstaat und führt tiefgreifende Wirtschafts- und Sozialreformen durch, treibt aber das Land in Inflation und Konflikte mit der Kirche.

1955 Militär-Revolte von General Aramburu

1958 Präsident Fondizi erläßt Sparprogramm zur Sanierung der Finanzen, weiterhin Unruhen, Streiks und Putsche.

1966 verbietet Präsident Ongania die Parteien

1971 General Lanusse läßt Parteien wieder zu

1973 Perón wird wieder Präsident

1974 Seine Frau Isabella wird nach Peróns Tod Präsidentin, aber Notstandsprogramme und Terrorismus

1976 - 1982 Militärjunten lösen sich ab

1982 Krieg um Falkland-Inseln, Niederlage Argentiniens

1983 freie Wahlen

ab 1988 Präsident Carlos Menem

1995 Freihandelszone MERCOSUR

 

 

Quellen:

Fischer Länderkunde Lateinamerika, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1973

dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1991

Der kleine Ploetz: Hauptdaten der Weltgeschichte, Verlag Ploetz Freiburg/Würzburg 1996