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Kommunismus

 

(von lateinisch communis: gemeinsam)

Gesellschaftsmodell, in dessen Zentrum die Abschaffung des Privateigentums und seine Überführung in Gemeineigentum steht.

 

Urkommunismus

Als Urkommunismus wird eine dörfliche Wirtschaftsweise bezeichnet, in der alle zum Lebensunterhalt notwendigen Dinge selbst hergestellt werden und die grundlegenden Produktionsmittel, Tiere, Land usw. der Dorfgemeinschaft als Ganzer gehören. Die Vorstellung, dass das Privateigentum ein Hindernis für eine gerechte Gesellschaft darstellt, hat viele Denker veranlasst, Konzepte einer Gesellschaft zu entwerfen, in der es ein solches nicht gäbe. So etwa Platon in seiner Schrift Der Staat. Das Gemeineigentum ist auch für die utopischen Gesellschaften kennzeichnend, die Thomas More (Utopia, 1516) und Tommaso Campanella (Civitas Solis, 1623, Der Sonnenstaat) entworfen haben. Unter den sozialistischen Denkern des 18. und 19. Jahrhunderts, beispielsweise Charles Fourier und William Morris, waren ähnliche Entwürfe stark verbreitet.

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Marx und Engels

Der heutige Begriff des Kommunismus wurde von Karl Marx und Friedrich Engels in dem 1848 erschienenen Kommunistischen Manifest geprägt. Vor der Russischen Revolution (1917) nannte sich keine größere Arbeiterpartei oder -organisation "kommunistisch". Davon unabhängig hatten alle sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien die Vorstellung, dass die Gesellschaft, die nach Überwindung des Kapitalismus geschaffen werden sollte, durch die Abschaffung des Privateigentums an den wichtigsten Produktionsmitteln und der produzierten Güter gekennzeichnet sein würde, mit anderen Worten, eine kommunistische Gesellschaft sein werde.

Marx formulierte keinen positiven Entwurf für diese Gesellschaftsordnung und äußerte sich auch nicht zu der Frage, wie sie errichtet werden könnte. Er und Engels hielten ihren wissenschaftlichen Sozialismus dem utopischen Sozialismus für überlegen. Der Hauptzweck von Marx’ theoretischer Arbeit lag darin, "die Bewegungsgesetze der kapitalistischen Gesellschaft" aufzudecken. Dennoch kann man aus seinen Schriften durchaus entnehmen, wie eine kommunistische Gesellschaft nach seinen Vorstellungen aussehen würde. Zunächst einmal wären materielle Güter in einer kommunistischen Gesellschaft überreichlich vorhanden. Die Menschen wären von dem Mühsal befreit, den ihnen der Kampf um das Lebensnotwendige auferlegt. Es gäbe keine Arbeitsteilung, da "die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden." (Marx, Die deutsche Ideologie, 1845/46). Unter diesen Bedingungen gibt es keine sozialen Klassen. Da der Staat Marx zufolge die Arbeitsteilung und die Aneignung des produzierten Reichtums (Vermögen) im Interesse der herrschenden Klasse regelt, ergibt sich, dass es im Kommunismus keinen Staat gibt. In seiner Kritik des Gothaer Programms (1875) unterscheidet Marx verschiedene Stadien des Kommunismus auf dem Weg zu seiner vollkommenen Entfaltung.

In der Phase seiner Entwicklung, in welcher der Kommunismus sich gerade erst von der kapitalistischen Gesellschaft absetzt, ist zwar das Privateigentum bereits aufgehoben, es gibt aber noch Arbeitsteilung, und die Arbeitenden werden "jeder nach seiner Arbeit" bezahlt. Auf der nächsten Stufe heißt dann das organisierende Prinzip "jeder nach seinen Bedürfnissen".

 

Die Sozialisten und der Kommunismus

Die sozialistischen Parteien übernahmen Marx’ Vorstellungen. Zwar war auch ihr Ziel eine kommunistische Gesellschaft, sie waren jedoch der Auffassung, dass der Kapitalismus sich zuvor so weit entwickelt haben müsste, dass er an seine Grenzen gekommen in einer finalen Krise zusammenbräche. Die Anarchisten des 19. Jahrhunderts waren bei den politisch aktiven Vertretern der Arbeiterklasse (insbesondere in Südeuropa) die wichtigsten Rivalen der Sozialisten. Sie vertraten die Auffassung, dass der Kommunismus und die Abschaffung des Staates spontan und sofort durch einen Aufstand der unterdrückten Massen (Michail Bakunin) oder durch die allmähliche Entwicklung von Genossenschaften "zur gegenseitigen Hilfe" (Pjotr Kropotkin) erreicht werden könnten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts spielte der Anarchismus in der Arbeiterbewegung kaum noch eine Rolle, außer in Spanien, wo er bis zum Ende des Spanischen Bürgerkrieges wichtig war, und in Lateinamerika. Bis 1917 waren also die Sozialisten die Hauptverfechter einer kommunistischen Gesellschaft. Allerdings war der Kommunismus für sie eine langfristig anzustrebende Vision, die nur im Hintergrund eine Rolle spielte, während die Arbeiter im Wesentlichen deshalb für die Sache gewonnen werden konnten, weil die Bemühungen der sozialistischen Aktivisten auf die praktischen Fragen des Lebensunterhalts zielten: den Aufbau der Gewerkschaften und die Verfolgung klar definierter politischer Ziele wie des allgemeinen Wahlrechtes, von Wohlfahrtsreformen und des Achtstundentages.

 

Kommunistische Parteien

In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg und der Russischen Revolution entstand eine eigenständige kommunistische neben der weiterbestehenden sozialistischen Bewegung. Von dieser unterschied sie sich vor allem durch die Verpflichtung auf den Leninismus und die Treue zur Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Durch den 1. Weltkrieg löste sich die Zweite Internationale auf, die 1889 gegründet worden war. Die meisten Sozialisten, darunter die mächtige deutsche und französische Partei, entschieden sich dafür, ihre jeweiligen nationalen Regierungen zu unterstützen. Eine Minderheit, darunter die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (der die Bolschewiki unter Wladimir Iljitsch Lenin damals noch angehörten), hielt an der strikt pazifistischen Position, die die Zweite Internationale in den Jahren vor 1914 wiederholt formuliert hatte, fest. 1917, wenige Monate vor der Russischen Revolution, nahm Lenin in seiner Schrift Gosudarstvo i revolutsija (Staat und Revolution) Marx’ Unterscheidung zwischen einem geringer und einem höher entwickelten Stadium des Kommunismus wieder auf, nannte die weniger entwickelte Periode "Sozialismus" und behielt den Ausdruck "Kommunismus" dem höher entwickelten Stadium vor, in dem es weder einen Staat noch soziale Klassen geben sollte. In der Periode des Sozialismus existierte der Staat Lenin zufolge noch und nahm die Form der "Diktatur des Proletariats" an. Ihre Aufgabe sei, dem Kommunismus den Weg zu bereiten, indem "bürgerliche" Vorstellungen rasch und umfassend bekämpft wurden. Wie Lenin erklärte, sei diese Diktatur "nicht unser Endziel …, sondern ein notwendiger Schritt mit dem Ziel, die Gesellschaft gründlich von der Scheußlichkeit und Verdorbenheit der kapitalistischen Ausbeutung zu säubern und weiteren Fortschritt vorzubereiten".

In Russland ergriffen die Bolschewiki im Oktober 1917 die Macht. Lenins Anhänger im übrigen Europa stimmten darin überein, dass nicht notwendigerweise die vollständige Entwicklung des Kapitalismus abgewartet werden muss, bevor der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft beginnen kann, die später in den Kommunismus übergeht. Sie gingen davon aus, dass die Zeit für eine kommunistische Revolution reif war, die sich über die ganze Welt ausbreiten sollte. Diese Revolution sollte den Kapitalismus aufheben und einen sozialistischen Staat gründen, keinen kommunistischen, da ja ein "kommunistischer Staat" streng genommen ein Widerspruch in sich selbst ist, weil der Kommunismus als klassenlose Gesellschaft sich selbst ohne Zwang und folglich ohne Staat verwaltet. Aus diesem Grund nannten sich alle von Kommunisten gegründeten Staaten entweder "sozialistisch" (wie die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) oder "Volksrepublik" (wie China) oder "Demokratische Republik" (wie die Deutsche Demokratische Republik). Zur Umsetzung dieser Vorstellungen wurde eine neue Organisation gegründet, die Kommunistische Internationale (1919) oder Komintern. Sie hatte ihre Zentrale in Moskau, der neuen Hauptstadt der UdSSR. Sympathisanten der Bolschewiken in den verschiedenen sozialistischen Parteien wurden gezwungen, neue Parteien zu gründen, die sich "kommunistisch" nennen mussten. Sie organisierten sich nach strikt militaristischen und zentralistischen Prinzipien ("demokratischer Zentralismus"). Die Parteikader sollten sich aus engagierten Berufsrevolutionären zusammensetzen. Ihre Aufgabe bestand darin, sich deutlich von allen anderen Sozialisten abzugrenzen, die man für unheilbar reformistisch hielt, und einen Aufstand vorzubereiten. 1921 waren die Arbeiterunruhen, die seit dem Kriegsende Europa erschüttert hatten, abgeebbt, und die Bolschewiki hatten ihre Macht in Russland konsolidiert. Mittlerweile hatten sich praktisch alle sozialistischen Parteien gespalten. Die neu gegründeten kommunistischen Parteien gerieten schnell in Abhängigkeit zur Kommunistischen Partei der UdSSR. Ihre Beziehungen zu den sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien, von denen sie sich abgespalten hatten, hingen ganz vom jeweiligen Stand der Machtkämpfe in der UdSSR und den wechselnden Erfordernissen der sowjetischen Außenpolitik ab. Auf die erbitterte Denunziation der Sozialisten als "Sozialfaschisten" in den Jahren 1928 bis 1934 folgte die Aufforderung zur Bildung einer gemeinsamen Front (Volksfront) gegen den Faschismus. In der Phase zwischen den beiden Weltkriegen gelang es keiner kommunistischen Partei, eine sozialistische Partei aus ihrer führenden Position in der Arbeiterbewegung zu verdrängen.

 

Das sowjetische Modell

1930 war aus dem Kommunismus eine internationale Bewegung geworden, deren wesentliches Ziel die Verteidigung und der Schutz der UdSSR war. Als kurzfristiges Ziel wurde angesehen, die bolschewistische Revolution und den darauf folgenden Aufbau des Sozialismus in der UdSSR in anderen Ländern zu wiederholen, wobei, soweit notwendig, nationale Besonderheiten berücksichtigt werden sollten. In der Zeit zwischen den Weltkriegen gingen die Kommunisten davon aus, dass sie die Macht nur über einen Aufstand ergreifen könnten, nicht über Wahlen oder auf parlamentarischem Wege. Die Umstände, die eine solche Revolution ermöglichten, waren nicht von den Kommunisten zu bestimmen, sondern hingen davon ab, dass die herrschende Klasse die Herrschaft nicht länger ausüben könnte und die unterdrückten Klassen bereit waren die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Lenin hatte dies als "ehernes Gesetz der Revolution" bezeichnet. Die Aufgabe der kommunistischen Vorhut bestand darin, Vorsorge für diese Möglichkeit zu treffen. Nur so, glaubte man, würde es den Kommunisten möglich sein, das Machtzentrum rasch zu erobern, die bürgerlichen Organe der repräsentativen Demokratie abzuschaffen und ein Netzwerk von Räten (Sowjets), die in gewisser Weise von der kommunistischen Partei selbst koordiniert wurden – also die Diktatur des Proletariats – zu errichten. Praktisch hieß das, dass die kommunistische Partei das Land regierte, indem sie sich die staatliche Organisation zunutze machte, darunter auch die Polizei und die Geheimdienste, um die Opposition zu zerstören und die Bildung unabhängiger Parteien oder Gruppierungen zu verhindern. Gegen Ende der dreißiger Jahre war die Sowjetunion das ausgemachte Vorbild für alle Kommunisten. Lenins Nachfolger Jossif Wissarionowitsch Stalin war nicht nur zu ihrem unangefochtenen Führer geworden, sondern bestimmte auch, was man als Kommunist zu denken hatte. Die in den dreißiger Jahren mit erstaunlicher Brutalität durchgeführte Kollektivierungs- und Industrialisierungsoffensive wurde von massiver politischer Unterdrückung flankiert, die jede Form abweichender Meinungen vernichten sollte ("große Säuberungen"). Von den Kommunisten wurde erwartet, alle Aspekte der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in der Sowjetunion zu verteidigen und darüber hinaus dafür zu kämpfen, dass sich in ihrem eigenen Land eine ähnliche Politik durchsetzte. Folglich vertraten die Kommunisten eine gewaltsame Machtergreifung, die Verstaatlichung der wichtigsten Mittel der Produktion, Distribution und des Austausches, eine zentral gelenkte Planwirtschaft und die Kollektivierung der Landwirtschaft.

 

Kommunismus außerhalb Europas

Bis etwa 1920 war die sozialistische Bewegung auf Europa, Australien und Neuseeland beschränkt gewesen (in den Vereinigten Staaten gab es sie zwar, sie war jedoch unbedeutend). Der Sieg der Kommunisten in Russland gab der sozialistischen Ideologie jedoch erheblichen Auftrieb und sorgte dafür, dass sie sich auch außerhalb der entwickelten Welt ausbereitete. Vertreter der Unabhängigkeitsbewegungen verstanden die UdSSR als Verfechter des Antikolonialismus und als Modell für die Überwindung der Rückständigkeit ohne Rückgriff auf den Kapitalismus. Bereits 1920 hatte Lenin erkannt, welche Anziehungskraft das kommunistische Russland auf die Länder ausüben könne, die heute als Dritte Welt bezeichnet werden. Der junge indische Kommunist Manabendra Nath Roy sagte voraus, dass der Kommunismus in Asien auf besonders fruchtbaren Boden fallen würde. Viele junge asiatische Revolutionäre, die überwiegend der Mittelschicht entstammten, nahmen 1920 in Baku (Aserbaidshan, UdSSR) am Bolschewistischen Kongress östlicher Völker teil. Überall wurden kommunistische Parteien gegründet, u. a. auch in Japan, der Türkei, Persien, Indien und China. Die einzige asiatische kommunistische Partei, die in den zwanziger Jahren eine nennenswerte Anhängerschaft in der Arbeiterklasse hatte, war die chinesische. Zwar wurde die chinesische kommunistische Partei 1927 von den nationalistischen Streitkräften Chiang Kai-sheks (Tschiang Kai-schecks) vernichtend geschlagen, sie zog sich jedoch unter der Führung Mao Tse-tungs (Mao Zedongs) auf das Land zurück, reorganisierte sich als Bauernpartei, befreite sich nach und nach vom sowjetischen Einfluss und nahm den Kampf wieder auf, bis sie 1949 ganz China unter ihrer Kontrolle hatte und die Volksrepublik gründete.

In der Zeit zwischen den Weltkriegen hatte der Kommunismus drei Züge angenommen, die ihn deutlich von sozialistischen Parteien unterschieden. In erster Linie handelte es sich um eine Bewegung zur Verteidigung des Aufbaus des Sozialismus (der Vorläuferphase des Kommunismus) in der UdSSR. Diese Bewegung bestand zweitens aus militanten und disziplinierten Parteien, die ihre Anhängerschaft aus der Arbeiterklasse rekrutierte und deren Ziel eine revolutionäre Erhebung war. Drittens unterstützte sie die Unabhängigkeitsbewegungen, denen der Kommunismus eine Perspektive für ihren antiimperialistischen Kampf und einen nichtkapitalistischen Weg für die Entwicklung der ehemaligen Kolonien bot.

 

2. Weltkrieg

Die Komintern wurde 1943 auf dem Höhepunkt des 2. Weltkrieges aufgelöst, um die westlichen Verbündeten der UdSSR zu beschwichtigen. Ihre Bilanz fiel außerordentlich schlecht aus. Der Organisation mit dem Ziel der Koordinierung der Weltrevolution war es nicht gelungen, auch nur einen einzigen neuen kommunistischen Staat zu gründen. Dennoch stand der Kommunismus nach Kriegsende im Zenit seiner Popularität. Das hatte eine Reihe von Gründen, wobei als erster zu nennen ist, dass die Hauptlast des Kampfes gegen Hitler-Deutschland auf den Schultern der UdSSR gelegen hatte. Durch ihre Siege bei Stalingrad und Kursk hatte sie im europäischen Teil des Weltkrieges das Ruder herumgerissen. Sie hatte Berlin befreit und die Nationalsozialisten gezwungen, sich aus Bulgarien, Polen, Rumänien, Ungarn, der Tschechoslowakei, einem Teil Österreichs und einem kleinen Gebiet Jugoslawiens zurückzuziehen. Zweitens waren die Kommunisten in den besetzten Ländern Europas offenbar die unbeugsamsten und mutigsten Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten und die Faschisten gewesen. Drittens hatte die große Depression der dreißiger Jahre gezeigt, wie krisenanfällig der Kapitalismus war, während die Industrialisierung in der UdSSR als Musterbeispiel rational geplanten Wirtschaftens galt. Viertens hatten die Erfordernisse der internationalen Allianz gegen die Achsenmächte (Deutschland, Italien und Japan) die westlichen Regierungen bewogen, ihre antikommunistische Propaganda abzumildern. Und schließlich hatten die kommunistischen Parteien ihre sektiererische Haltung gegenüber anderen Parteien aufgegeben und verfochten aktiv eine Weiterführung der Koalitionsregierungen der nationalen Einheit, die sich in ganz Europa gebildet hatten. Die japanischen und chinesischen Kommunisten stellten ähnliche Forderungen. Auf internationaler Ebene hoffte die UdSSR, dass ein Bündnis mit den Westmächten, insbesondere mit den Vereinigten Staaten, ihr den Spielraum geben würde, den sie nach dem Aderlass der Kriegsjahre zur eigenen Wiederherstellung benötigte. Offenbar war das kurzfristige Ziel der Kommunisten in den entwickelten Ländern jetzt die Errichtung antifaschistischer "fortschrittlicher Regierungen", deren Ziele sich von denen der sozialistischen Parteien kaum unterschieden. In den kolonialen Ländern vertraten sie eine Politik der antiimperialistischen Zusammenarbeit mit dem einheimischen Bürgertum. In Europa waren die kommunistischen Parteien nicht nur dort mächtig geworden, wo die sowjetische Besatzung ihren Erfolg begünstigt hatte, wie in Ost- und Mitteleuropa, sondern auch dort, wo sie entscheidend am Widerstand gegen die Nazis und Faschisten beteiligt gewesen waren, wie in Jugoslawien, Albanien, Griechenland, Italien und Frankreich. Selbst dort, wo sie zwischen den Kriegen keine bedeutende Kraft gewesen waren, erzielten die Kommunisten Erfolge. Bei den ersten Nachkriegswahlen erhielten die Kommunisten in Belgien 12,7 Prozent der Stimmen, in Dänemark 12,5, in Finnland 23,5, in Norwegen 11,9 und in Schweden 10,3 Prozent. In Frankreich und Italien überrundeten sie die rivalisierenden Sozialisten und wurden zur wichtigsten Kraft der Linken.

Der Kalte Krieg veränderte die internationale Situation völlig und damit auch die Strukturen im kommunistischen Machtbereich. Aus den in Mittel- und Osteuropa gegründeten Volksrepubliken wurden nicht gemäßigte "fortschrittliche Demokratien", sondern Diktaturen des Proletariats nach sowjetischem Muster. Gegen Ende des Jahres 1948 ließen sich drei Komponenten der kommunistischen Bewegung ausmachen: die UdSSR, deren Ansehen als Führungsmacht der Bewegung durch den Krieg erheblich gestiegen war, ein System sozialistischer Staaten in Ost- und Mitteleuropa, deren Staatsgebiet sich mehr oder weniger mit den Gebieten deckte, welche die Rote Armee befreit hatte, und ein Netzwerk kommunistischer Parteien, die in kapitalistischen Ländern tätig waren oder an den Kämpfen der Unabhängigkeitsbewegungen teilnahmen. 1947 wurde die Kominform als koordinierende Organisation gegründet. Sie war weniger zentralisiert als die alte Komintern und umfasste alle kommunistischen Staaten Europas und die beiden großen kommunistischen Parteien im kapitalistischen Europa, die französische und die italienische.

 

Asien

In Asien machte der Kommunismus unterschiedliche Entwicklungen durch. Zwei Gemeinsamkeiten lassen sich aber feststellen: Der Kommunismus zielte in Asien wie auch in den anderen Ländern der Dritten Welt nicht darauf ab, den Kapitalismus zu überwinden (der in Asien außer in Japan auch kaum entwickelt war), sondern darauf, das Land vom Kolonialismus zu befreien und es zu modernisieren. Der Erfolg hing also davon ab, die bäuerliche Bevölkerung zu mobilisieren und die antikolonialistische oder patriotische Bewegung anzuführen. Dadurch erklärt sich weitgehend der Erfolg der Kommunisten in China und ihre Niederlage in Indien.

1942 weigerte sich die kommunistische Partei Indiens, die Aufforderung der Kongresspartei an die Briten, Indien sofort zu verlassen ("Quit India") zu unterstützen, und kooperierte lieber entsprechend der Anordnung der UdSSR mit den Krieg führenden Briten. Auf diese Weise gewann sie den Status der einzigen legalen nationalistischen Organisation Indiens während des Krieges. Das war jedoch gleichsam ihr Todesurteil, da es sie von der Unabhängigkeitsbewegung der Nachkriegszeit isolierte. Der Kommunismus spielte in Indien nur noch im südwestlichen Staat Kerala und in Westbengalen im Norden eine wichtige Rolle.

In Korea war die kommunistische Partei eine der führenden Kräfte im antikolonialen Krieg gegen Japan. Jedoch war das Land zu klein, als dass die kommunistische Partei eine befreite Zone hätte gründen können, wie es der chinesischen kommunistischen Partei gelungen war. Mit Ende des Krieges war die Partei von der UdSSR übermäßig abhängig geworden, die nördlich des 38. Breitengrades eine kommunistische Regierung nach osteuropäischem Muster einsetzen konnte, während sich südlich dieses Breitengrades ein rechtsgerichtetes Regime unter amerikanischer Protektion etablierte. Der Koreakrieg besiegelte die Teilung des Landes. Ähnliche Entwicklungen zeigten sich in Vietnam, mit dem Unterschied, dass die vietnamesischen Kommunisten weniger abhängig von Moskau waren als die koreanischen (sie hatten keine gemeinsame Grenze mit der UdSSR). Unter Führung Ho Chi Minhs kämpften sie erfolgreich gegen die Kolonialmacht Frankreich, die sie 1954 schlagen konnten. Bei den nachfolgenden internationalen Verhandlungen wurde das Land geteilt, wobei den Kommunisten die Herrschaft über den Norden zugesprochen wurde, während der Süden von einem prowestlichen rechtsgerichteten Regime beherrscht wurde. In den sechziger Jahren führte der Konflikt zwischen Nord- und Südvietnam zu einem direkten militärischen Eingreifen der Vereinigten Staaten. Nach einem langen und erbitterten Konflikt wurden die Vereinigten Staaten 1973 gezwungen, sich aus dem Land zurückzuziehen. 1975 wurde Vietnam unter kommunistischer Herrschaft wiedervereinigt. Prokommunistische Regime wurden auch in Kambodscha und Laos etabliert.

In Indonesien hatte sich die dortige kommunistische Bewegung erfolgreich zur größten kommunistischen Partei Asiens nach den chinesischen Kommunisten entwickelt. Sie unterstützte die halbdemokratische und auf persönlicher Macht beruhende Herrschaft des blockfreien nationalistischen Führers Achmed Sukarno. 1965/66 wurde Sukarno durch proamerikanische Kräfte unter Führung des Generals Suharto vertrieben; diese zerschlugen die kommunistische Partei vollständig. Schätzungen zufolge wurden bei dem darauf folgenden Massaker bis zu einer Million Kommunisten ermordet.

Im Nahen Osten und in Afrika gewannen die kommunistischen Parteien keinen großen Einfluss, obwohl eine Reihe postkolonialer Regime sich selbst als "marxistisch-leninistisch" bezeichnete und ihren Ländern kommunistisch klingende Beinamen wie "Volksrepublik" gab. Beispiele sind u. a. Benin, Äthiopien, der Jemen, Angola und Moçambique. In Südafrika gehörte die kommunistische Partei zum Afrikanischen Nationalkongress und trat 1994 der ersten Regierung nach Ende der Apartheid unter Führung von Nelson Mandela bei.

 

Spaltung des internationalen Kommunismus

Fast unmittelbar nach seiner Gründung brach der kommunistische Block schon wieder auseinander. 1948 wurde die jugoslawische kommunistische Partei beschuldigt, eine gegenüber der Politik der UdSSR feindliche Außenpolitik zu betreiben. Was Moskau jedoch wirklich störte, war die Entscheidung des jugoslawischen Führers Josip Tito und seiner Anhänger, sowohl in der Innenpolitik wie in der Außenpolitik einen unabhängigen Kurs zu verfolgen. Die UdSSR befürchtete in anderen Ländern Osteuropas ähnliche nationale Alleingänge. "Nationale" Kommunisten in der Tschechoslowakei und anderen Ländern wurden nach Schauprozessen exekutiert oder langjährig in Haft genommen. Jugoslawien wurde aus der Kominform ausgeschlossen und steuerte gegenüber dem Westen einen offeneren Kurs als andere kommunistische Staaten: Die Ausreise war erlaubt, es fand keine Kollektivierung statt, die Betriebe konnten eigenständig entscheiden. Aber auch in der UdSSR gab es Veränderungen. Beim 20. Parteitag der sowjetischen kommunistischen Partei 1956 akzeptierte der Nachfolger Stalins als Generalsekretär der KPdSU, Nikita Chruschtschow, das Prinzip verschiedener nationaler Wege zum Sozialismus. Er enthüllte auch das Ausmaß der stalinistischen Unterdrückung in den dreißiger und vierziger Jahren. Dennoch wurden noch im selben Jahr Versuche, sich der sowjetischen Einflusssphäre zu entziehen, gewaltsam unterdrückt. Ein Arbeiteraufstand in Poznan (Polen) wurde von der polnischen Armee niedergeschlagen. Später bildete sich eine Führung, die einen vorsichtigen Reformkurs steuerte. In Ungarn intervenierte die Sowjetarmee direkt zur Unterdrückung einer Revolution, die den Kommunismus abzuschaffen drohte (1956). Rumänien durfte eine relativ unabhängige Außenpolitik entwickeln.

1968 übernahm eine Gruppe von Reformern unter Alexander Dubcek die Führung der tschechoslowakischen kommunistischen Partei und leitete eine kurze Periode der Liberalisierung ein, den so genannten Prager Frühling. Die neue Regierung versprach einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" und liberalisierte Presse und Zensur. Die UdSSR fürchtete, dass das zu einer Rückkehr zum Kapitalismus führen könnte und andere Ostblockländer von der tschechischen Entwicklung gleichsam angesteckt werden könnten. Leonid Breschnew, Chruschtschows Nachfolger, proklamierte das Prinzip der "beschränkten Souveränität" (Breschnew-Doktrin) der Staaten des Warschauer Paktes und blockierte damit für die nächsten 20 Jahre jede weitere Reform des Kommunismus.

 

Die Spaltung zwischen China und der Sowjetunion

Die wichtigste Auseinandersetzung in der kommunistischen Bewegung war die zwischen China und der UdSSR. Die Machtbasis der chinesischen Kommunisten, die ihre Macht im Gegensatz zu den anderen kommunistischen Parteien ohne sowjetische Hilfe errungen hatten, waren im Wesentlichen die Bauern. Zunächst hatte es so ausgesehen, als akzeptiere die chinesische kommunistische Partei die Führungsrolle der Sowjetunion, aber nach 1956 verschlechterten sich die Beziehungen. 1960 stellte die UdSSR alle technische und materielle Hilfe ein. Darauf eskalierte die Feindschaft zwischen den beiden kommunistischen Regierungen. Moskau wollte China diplomatisch und militärisch isolieren. China versuchte die gesamte Dritte Welt gegen die "Metropolen" hinter sich zu versammeln. Als Metropolen wurden die UdSSR und ihre Bündnispartner ebenso wie die kapitalistischen Länder verstanden. Die Chinesen entwickelten unter der Führung Mao Tse-tungs eine voluntaristische Spielart des Kommunismus. Kulminationspunkt dieser Entwicklung war die Große Proletarische Kulturrevolution, eine – heute vollständig in Misskredit geratene – ausgedehnte halbanarchische Bewegung gegen Maos Gegner in der Parteiführung.

 

Lateinamerika

In Lateinamerika blieb der Kommunismus bis nach der von Fidel Castro angeführten Kubanischen Revolution (1959) relativ unbedeutend. Bei der Revolution selbst spielte die kubanische kommunistische Partei keine große Rolle. Zunächst erschien Castro einfach als weiterer nationalistischer und blockfreier Führer der Dritten Welt, der sein Land modernisieren wollte, jedoch wurde er im Lauf der darauf folgenden Jahre im Inneren von der kommunistischen Parteiorganisation und nach außen von sowjetischer Hilfe abhängig. Im Streit mit den Vereinigten Staaten wurde (1960) US-amerikanischer Besitz verstaatlicht, dann versuchten die Vereinigten Staaten, das Regime zu stürzen (Zwischenfall in der Schweinebucht im April 1961). Darauf erklärte sich Castro zum "Marxisten-Leninisten" (Dezember 1961). In der Folge kam es zur Kubakrise (1962). Im Verlauf der sechziger Jahre versuchte Kuba, sich von der UdSSR zu distanzieren und eine lateinamerikanische Spielart des Kommunismus zu entwickeln. Wie Lenin gehofft hatte, dass der Russischen Revolution weitere Revolutionen in Europa folgen würden, so hoffte Castro, dass es "ein, zwei, viele Vietnams" in Lateinamerika geben würde. Ende der sechziger Jahre waren jedoch die von Kuba unterstützten Guerillaaktivitäten auf dem Kontinent unterdrückt oder niedergeschlagen worden, und Kuba kehrte in die Arme Moskaus zurück. Die einzige weitere lateinamerikanische kommunistische Partei von einiger Bedeutung war die chilenische. Sie hatte viel mit den europäischen kommunistischen Parteien gemein: Sie war eine Arbeiterpartei, ihre Strategie war parlamentarisch und stützte sich auf Wahlen. 1970 wurde der Sozialist Salvador Allende mit kommunistischer Unterstützung zum Präsidenten gewählt. Die neu gebildete Regierung der Unidad Popular (Volksfront) wurde im September 1973 durch einen Militärputsch gestürzt.

 

Eurokommunismus

In weiten Teilen Westeuropas war der Kommunismus eine randständige Kraft, allerdings mit wichtigen Ausnahmen: In diktatorisch regierten Ländern (Spanien, Portugal und Griechenland zwischen 1967 und 1974) waren die Kommunisten die größte Oppositionspartei. Unter den Bedingungen der Untergrundarbeit kamen ihnen ihre Disziplin und ihre gute Organisation zustatten. Als sich diese Länder Mitte der siebziger Jahre demokratisierten, verdrängten die sozialistischen Parteien die Kommunisten rasch und wurden zu den führenden linken Parteien. Im übrigen Westeuropa gab es nur in Italien (PCI/KPI) und Frankreich (PCF/KPF) nennenswerte kommunistische Parteien. Beide waren echte Massenorganisationen mit erheblicher Unterstützung aus den Gewerkschaften; beide waren auch größer als ihr jeweiliges sozialistisches Pendant. Seit 1956 hatte sich die PCI, faktisch die größte kommunistische Partei der kapitalistischen Welt, zunehmend unabhängiger von der KPdSU gemacht. Mit dem Rückhalt einer eigenen, von Antonio Gramsci und Palmiro Togliatti entwickelten nationalen Spielart des Kommunismus verurteilte die PCI den Einmarsch in die Tschechoslowakei und die Einschränkung der Bürgerrechte im sowjetischen Lager. Mitte der siebziger Jahre war die PCI unter Enrico Berlinguer ganz und gar eine radikale sozialistische Partei geworden. Sie war der Kristallisationspunkt für den "Eurokommunismus". Als "eurokommunistisch" wurden diejenigen europäischen kommunistischen Parteien bezeichnet, die alle Prinzipien der parlamentarischen Demokratie akzeptiert hatten und insofern den Leninismus und die Vorstellung von der Diktatur des Proletariats aufgegeben hatten und den Sowjetkommunismus kritisierten. Zu diesen Parteien gehörte auch die spanische und die französische kommunistische Partei; die wichtigsten Ausnahmen bildeten die griechische und die portugiesische kommunistische Partei, die prosowjetisch blieben. Der Eurokommunismus erlebte nur eine kurze Blüte. In Spanien wurden die Kommunisten rasch von den viel stärkeren Sozialisten an den Rand gedrängt, in Frankreich kehrten sie bald in die Arme Moskaus zurück.

 

Das Ende des Sowjetkommunismus

Mit Michail Gorbatschow trat der Sowjetkommunismus in eine Phase überfälliger Reformen ein. Gorbatschow war der Überzeugung, dass der Kommunismus nur durch mehr Offenheit (Glasnost) und einen wirtschaftlichen Umbau (Perestroika) gerettet werden könne. Als aber auch diese Reformen den wirtschaftlichen Niedergang nicht aufhalten konnten, begann das Land zu zerfallen; separatistische Bestrebungen regten sich insbesondere in den baltischen Ländern, die 1939 annektiert worden waren. Der Ostblock brach auseinander. In Polen war die weitere Entwicklung der unabhängigen Gewerkschaftsbewegung "Solidarnoßç" durch einen Militärcoup gestoppt worden; dennoch konnten 1989 relativ freie Wahlen abgehalten werden, in denen sich eine antikommunistische Mehrheit zeigte. Gorbatschow hatte deutlich gemacht, dass er in Osteuropa nicht militärisch intervenieren würde; so war es möglich, dass 1989/90 die Berliner Mauer fiel, Deutschland vereinigt wurde und die kommunistischen Regierungen in Ungarn, der Tschechoslowakei, Bulgarien, Rumänien und Albanien zusammenbrachen. In Moskau scheiterte im August 1991 ein Putschversuch nostalgischer Kommunisten; dies machte den Weg frei für die Verdrängung des immer unbeliebter werdenden Gorbatschow durch Boris Jelzin. Ende 1991 wurde die Kommunistische Partei der Sowjetunion verboten und die UdSSR aufgelöst. Aus den früheren sowjetischen Republiken wurden unabhängige Staaten. Ehemals kommunistische Parteien konnten zwar mit neuem Programm und neuem Namen wieder an die Macht zurückkehren (so in Ungarn, Litauen und Polen) oder sich (ebenfalls mit neuem Programm und unter anderem Namen) an der Macht halten (Rumänien, Bulgarien), insgesamt jedoch scheint die Ära des Kommunismus beendet. Gegenwärtig sind nur in Vietnam, Kuba, Nordkorea und China noch kommunistische Parteien an der Macht.

 

 

Christoph Barth