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Der Brand Roms (Annales 15,38 - 15,40 & 15,44,2-5)

Es folgte eine Katastrophe, es ist unsicher, ob zufällig oder durch die List des Princeps (denn beides wird von Schriftstellern überliefert), aber wilder und schlimmer als alles, was dieser Stadt durch Feuersbrünste jemals geschehen ist. Es nahm seinen Anfang in dem Teil des Circus, der an die Hügel Palatin und Caelium angrenzt und in den Geschäften, in denen es Waren gab, wodurch sich die Flamme genährt hatte. Zugleich ergriff das begonnene und sofort starke, von Wind angefachte, Feuer die gesamte Länge des Circus. Denn die Häuser waren nicht geschützt, oder die Tempel von Mauern umgeben, oder irgendetwas anderes hielt es auf.
Im Sturm breitete sich das Feuer aus, als erstes in der Ebene, schließlich erhob es sich in die Höhe und von dort verwüstete es das niedrige Gebiet, kam es den Hilfeleistungen durch die Schnelligkeit der Katastrophe voraus und durch die engen Straßen, die nach allen Seiten verwinkelt waren und unregelmäßige Gassen. Dazu kam (noch) das Wehklagen der ängstlichen Frauen, der alten Menschen und der Kinder und so wie
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jeder sich und anderen half und während sie die Schwachen mit sich schleppten oder auf sie warteten, behinderte der eine Teil durch das Zögern, der andere durch das Eilen Alles. Und oft während sie zurückblickten, wurden sie von der Seite oder von vorne eingeschlossen und wenn sie in die nächste Nähe entkommen waren, war jene auch schon wieder vom Feuer erfaßt und sie fanden sich in derselben Lage, die sie weit weg gewähnt hatten. Zuletzt schwankend, was sie vermeiden und was sie anstreben sollten, füllten sie die Straßen und warfen sich auf die freien Flächen.
Nachdem manche ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, nachdem sie auch die Lebensmittel für einen Tag verloren hatten, starben andere aus Sorge um die Ihren, die sie nicht retten konnten, obwohl der Fluchtweg offenstand. Und niemand wagte zu verteidigen wegen der zahlreichen Drohungen vieler Menschen, die das Löschen verhinderten und weil andere offen die Fackeln warfen und behaupteten, daß sie selbst einen Auftraggeber dafür hätten, sei es, daß sie die Raubzüge, die sie durchführten legitimieren wollten, sei es auf Befehl.
Zu dieser Zeit weilte Nero in Antium und kam nicht vorher in die Stadt zurück, als bis das Feuer seinen Palast erreicht hatte, wo es den Palatin und die Gärten des Maecenas verband. Und dennoch konnte nicht verhindert werden, daß sowohl der Palatin, als auch der Palast und alles ringsum verschlungen wurde. Aber zum Trost für das obdachlose und fliehende Volk öffnete Nero das Feld des Mars und die Bauten des Agrippa, ja sogar seine Gärten und errichtete hastig Gebäude, die die mittellose Menge aufnehmen sollten. Und es wurden Güter aus Ostia und aus den benachbarten Muncipien herangeschafft und der Getreidepreis wurde auf 3 Sesterzen herabgesetzt. Obwohl das für das Volk gedacht war, blieb es erfolglos, weil sich das Gerücht verbreitete, daß zu der Zeit des Stadtbrandes er selbst auf seine Hausbühne getreten sei und den Untergang Trojas besungen habe und er die gegenwärtige Katastrophe nachgeahmt und mit der alten Niederlage verglichen habe.
Am 6. Tag erst ist dem Brand ein Ende gemacht worden, am Fuße des Esquilin, nachdem die Gebäude über einen weiten Bereich abgerissen worden waren, daß das freie Gebiet, sowie der freie Himmel, der vorausschreitenden Verheerung Einhalt gebietet. Die Angst hatte sich noch nicht gelegt und die Hoffnung war zum Volk zurückgekehrt, als sich das Feuer an den offenen Plätzen der Stadt wieder ausbreitete. Der Verlust an Menschen war dadurch geringer. Die Göttertempel und Säulenhallen, die dem Vergnügen gewidmet waren, wurden im weiten Umkreis niedergerissen. Und dieser Brand hat mehr an Gerücht, weil er im Besitztum des Tigellinus Aemilianus ausgebrochen war und Nero schien den Ruhm zu suchen, eine neue Stadt gegründet zu haben und sie mit einem neuen Namen zu bezeichnen. Rom hat nämlich 14 Bezirke, 4 davon blieben unberührt, 3 wurden vernichtet und in den übrigen 7 blieben nur Spuren der Dächer, die schwer beschädigt und halb verbrannt waren.
Aber das böse Gerede wich nicht, nicht durch menschliche Hilfe, nicht durch Spenden des Princeps oder durch Sühne für die Götter, daß man nicht glaubte, daß der Brand befohlen war. Daher schob Nero zur Auschlöschung des Gerüchts Schuldige unter und bestrafte sie, die vom Volk Christen nannte, verhaßt wegen Verbrechen, mit ausgesuchten Strafen. Der Urheber des Namens war Christus, der unter der Herrschaft des Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter war, hingerichtet wurde. Und dieser Aberglaube war für den Augenblick unterdrückt und brach damals wieder aus, nicht nur in Judäa, dem Ursprung des Übels, sondern auch in Rom, wo alles schreckliche und schmachvolle zusammenkommt und gefeiert wird. Daher wurden zunächst alle, die (das Christentum) gestanden, gefaßt, und schließlich eine ungeheure Menge, durch die Angabe derer überführt; nicht wegen des Verbrechen des Brandes, sondern durch den Haß auf die Menschheit. Und während den Zugrundegehenden war noch Spott hinzugefügt worden!
, nämlich, daß sie mit Häuten wilder Tiere bedeckt und den Hunden vorgeworfen wurden oder, daß sie ans Kreuz genagelt worden sind, und sobald der Tag zu Ende ging, zum Gebrauch für nächtliches Licht angezündet wurden. Nero hatte für dieses Schauspiel seine Gärten geöffnet und er veranstaltete Spiele, gemischt unter das Volk in der Kleidung eines Wagenlenkers oder selbst auf einem Wagen stehend. Sie hatten die härtesten Strafen verdient. Obwohl sie schuldig waren, entstand Mitleid, weil sie nicht im Interesse des Staates, sondern zur Befriedigung der Grausamkeit eines einzelnen getötet wurden.

Florian Hartmann