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ESSAY : EUTHANASIE
Ich habe mich entschieden , das Thema Euthanasie zu wählen. Angeregt wurde
ich durch das Buch 'Good life, good death' von Christian Barnard, welches ich
vor kurzem gelesen habe. Barnard, ein südafrikanischer Arzt, dem die erste
Herztransplantation gelang, spricht sich in diesem Buch, das sich mit der paradoxen
Handlungsmoral der Ärzte befasst, letztendlich für Euthanasie aus.
Er zeigt jedoch auch viele Gegenargumente auf, die interessante Kontraste bilden,
und dem Leser den Eindruck einer allzu subjektiven Propaganda nehmen.Auf jeden
Fall hat mich das Buch stark zum Nachdenken angeregt, da es Euthanasie aus einer
ganz anderen, sehr persönlichen Sicht betrachtet (Barnard übte passive
Euthanasie an seiner Mutter aus) Barnard Versucht, den schlechten Ruf der Euthanasie
zu mildern und ein besseres Verständnis für die Würde des Todes
aufzubauen. Mit 'Würde' des Todes meint Barnard, dass die freie Entscheidung
des Menschen über die Gestaltung seines eigenen Lebens (was letztendlich
den Stolz und die Würde des Einzelnen ausmache) dem Individuum nicht genommen
werden dürfe - bei dieser freien Gestaltung müsse der Tod seiner Meinung
nach eingeschlossen werden. Die Entscheidung über Leben oder Tod sollte
laut Barnard jedem selbst überlassen werden, da man sonst die Würde
des Individuums unterdrücke, indem man ihn unter einen Zwang stelle, der
in unserer heutigen Gesellschaft gegen die Menschenrechte verstoßen würde.
Daraus schließt Barnard, dass diese Würde unantastbar bleiben müsse,
selbst wenn dies nur durch Euthanasie oder Selbsttötung möglich sei.
Dies scheint sehr einleuchtend, da die Entscheidung über unser eigenes
Leben bzw. über unseren Tod zu unserer persönlichen 'Freiheit' gehört.
Solang diese Freiheit nicht die eines anderen eingrenzt, und dies tut Euthanasie
bzw. Selbsttötung ja nicht unmittelbar, hat jedes Individuum ein Recht
auf diese Freiheit
Euthanasie bedeutet ursprünglich "Guter Tod", wobei es zwei verschiedene
Arten der Vollziehung dieses Todes gibt : die aktive und die passive Sterbehilfe.
1. PASSIVE STERBEHILFE : das Unterlassen bzw. das Abstellen lebensunterstützender
Maßnahmen bei Menschen, die sich in einem unaufhaltsamen Sterbeprozeß
befinden. Es ist streitig, ob dies rechtlich als Totschlag durch unterlassene
Hilfeleistung gewertet wird. 2. AKTIVE STERBEHILFE : Dabei ist die direkt herbeigeführte
Verkürzung des Lebens bei einem Menschen, der sich ebenfalls im Sterbeprozess
befindet, gemeint z.B. durch das Einflößen tödlicher Medikamente.
Rechtlich gesehen ist so ein Fall eindeutig. Es ist eine Tötung. Das Lexikon
beschreibt Euthanasie als : das Herbeibringen eines sanften und leichten Todes
im Falle einer unheilbaren Krankheit. Die Worte 'sanft' und 'leicht' erwecken
den Eindruck von etwas Positivem und lassen Euthanasie wie eine 'Erlösung'
aus ewigem Leiden erscheinen. Doch hier Teilen sich die Meinungen - Euthanasie
ist, auch wenn sie eine Erlösung darstellt, Mord, und müsste nach
dem Recht auch entsprechend bestraft werden.
Euthanasie bekam ihren schlechten Ruf im dritten Reich unter Hitler, da dieser
Sterbehilfe als 'Entschuldigung' für die Vernichtung ' unwürdigem
Lebens' benutzte. Und genau das wäre das Problem wenn man Euthanasie nicht
offiziell unterbinden würde - ein aufheben des Verbots würde sehr
stark zu Missbrauch verleiten, da keine Regeln festgelegt werden können,
ab wann man Euthanasie vollziehen darf, da sich die Bedingungen von Fall zu
Fall ändern. Außerdem sind die Erinnerungen an das Dritte Reich noch
sehr tief in der Mentalität der Deutschen verankert - man versucht alle
Fehler die es so weit hatten kommen lassen radikal aufzuheben, und somit ist
eine positive Einstellung der Gesellschaft gegenüber der Euthanasie noch
utopisch. Auch die Selbsttötung kann man also als Form der Euthanasie betrachten.
Man begeht Sterbehilfe an sich selber. Der Kirche unterbindet Selbsttötung
und Euthanasie, da man sich ihrer Auffassung nach beim Freitod ein gottgewolltes
Leben nehme und der Verzicht auf lebensunterstützende Maßnahmen genau
so Gottes Wille entgegenwirke, wie ein Mord.Ich finde jedoch, dass man bedenken
soll, dass der Tod manchmal das erreichen kann, was Medikamenten teilweise versagt
ist - er setzt dem Schmerz und dem Leiden ein Ende. Es ist klar, dass Euthanasie
nur vollzogen werden dürfte wenn die Krankheit bzw. der Zustand unheilbar
ist und für den Betroffenen einen sicheren Tod bedeutet, aber Ich bin überzeugt,
dass viele statt langer Jahre leiden ohne Hoffnung auf Heilung lieber den Tod
vorziehen würden. Sollte man SELBST nicht das Recht haben, entscheiden
zu dürfen, wann sein eigenes Leben lebensunwert geworden ist ? Ein großes
Problem würde allerdings entstehen, wenn die unheilbare Person nicht mehr
selber imstande ist, hierüber zu entscheiden, da auch wenn keine Hoffnung
mehr auf Heilung besteht, der Zustand noch für das Individuum lebenswert
sein kann, und kein anderer das Recht hat zu entscheiden, wie das Individuum
handeln würde. Eine absolute Aufhebung des Euthanasieverbots ist daher
zu komplex, da der Sterbehilfe keine Konkreten Grenzen gesetzt werden können.
Doch eben die Würde des Todes, mit der Barnard sich in seinem Buch auseinandersetzt,
müsste aufrecht erhalten werden - viele kommen mit dem Leiden ohne jegliche
Hoffnung nicht zurecht und ziehen den Tod vor. Dies ist eine freie Entscheidung,
die jedem Menschen gestattet werden sollte.Laut einer Umfrage der von 1987 stellte
man fest, daß 21% Bevölkerung für die Sterbehilfe ist. 27% der
Frauen, die gegen Sterbehilfe sind, sind Hausfrauen und 18% der Männer,
die der gleichen Meinung sind, arbeiten in traditionellen Berufen (z. B. Landwirt).
Daher konnte man erkennen, daß um so höher der formale Bildungsgrad
und Einkommen ist, auch die Einstellung immer positiverer ist. Die häufigsten
Gegner der Sterbehilfe sind dieser Befragung nach ältere Menschen ab 65
Jahren, was sich auf ihre Erlebnisse während der Zeit des dritten Reiches
zurückführen lassen könnte.
Wie Friedrich Nietzsche schon sagte : 'Man sollte stolz sterben wenn es nicht
mehr möglich ist stolz zu leben. ' denn nach Epikur sei : ' Der Tod, das
am meisten gefürchtete Übel, (ist) nicht von Bedeutung für uns
; denn solange wir existieren ist der Tod abwesend und wenn er anwesend ist
existieren wir nicht mehr ' Dies sollte unseren Respekt vor dem Tod, und damit
auch vor Euthanasie und Sterbehilfe als freiwillige Auswege, steigern.
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