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3. März 1995
Zusammenfassung der
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Statistiken und Schaubilder zum Thema :
"Umfang und Erscheinungsformen von
Jugend- und Heranwachsendenkriminalität in der BRD"
 

Aus der 1. Tabelle ("Verurteilte nach Altersgruppen") ist zu entnehmen, daß die Anzahl der verurteilten Jugendlichen in den Jahren 1985 - 1990, im Gegensatz zu der Anzahl der verurteilten Erwachsenen, um ca. 1/3 gefallen ist. Im Jahre 1985 wurden noch rund 90000 Heranwachsende verurteilt und 1985 nurnoch ca. 67000. Das Ausmaß der Erwachsenenkriminalität scheint sogar um ca. 10 % gestiegen zu sein.Der stärkste Rückgang ist hierbei bei den 14 - 18 Jährigen zu verzeichnen, deren Verurteilungen sich innerhalb von 5 Jahren fast halbiert haben.(von 1985 : 62645 auf 1990 : 34684)

Die höchsten Verurteilungsziffern im Bereich der Jugend- und Heranwachsendenkriminalität tauchen bei den 18 - 21 jährigen auf.Dies wird auch durch die 2.Tabelle ("Verurteilte nach Hauptdeliktgruppen und ausgewählten Straftaten") deutlich, da die Heranwachsenden (18 -21) durchweg den größten Teil der insgesamt Verurteilten ausmachen. Besonders deutlich wird dies in den Bereichen Diebstahl und Unterschlagung, bei den Straftaten im Straßenverkehr und bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, die durch ihr überdurchschnittliches Ausmaß als jugendspezifisch bzw. im Bereich der Straftaten im Straßenverkehr als heranwachsendenspezifisch bezeichnet werden können. Auch die Jugendkriminalität scheint einen sehr großen Teil der Kriminalität allgemein auszumachen, obwohl die mögliche Tätergruppe viel kleiner ist als im Bereich der Erwachsenen. Auch anhand der Statistiken über fremdenfeindliche Gewalt, ist zu sehen, daß sich viele Delikte und Straftaten auf die Altersstufen von Jugendlichen und Heranwachsenden konzentrieren. Hierbei steigen die Sachdelike mit zunehmenden Alter an und die Delikete/Straftaten gegen Personen nehmen ab.Es scheint also in allen Schaubildern und Statistiken deutlich zu werden, daß besonders Jugendliche und Heranwachsende von Kriminalität 'betroffen' bzw. gefährdet sind. Für diesen Sachverhalt gibt es eine Menge mögliche Erklärungen, die wir auch teilweise im Unterricht erarbeitet haben. Die meißten davon lassen sich auf Probleme in der Gruppenstruktur oder auf Rollenkonflikte zurückführen.

Jugendliche und Heranwachsende haben zum größten Teil Probleme ihre Position in einer bestimmten Gruppe oder auch der Gesellschaft zu finden. Solange sie ihre 'richtige' Position noch nicht gefunden haben, kann dies zu familiären/schulischen Problemen führen und es entstehen Aggressionen, Langeweile, Frustrationen oder Ähnliches. Manchmal führen kleine Banalitäten oder kurzzeitiger Frust zu naiven und leichtsinnigen Handeln, daß sich bis zu abweichendem Verhalten und Kriminalität steigern kann. Jugendliche befinden sich in einem Integrationsprozeß in die Gesellschaft, gegen den sie (unbewußt) rebellieren.Solange sie in die Gesellschaft noch nicht voll und ganz integriert sind, nehmen sie kleinere Gruppen oder Cliquen als ihre Gesellschaft an und akzeptieren deren Normen und Regeln. Da diese oftmals das grasse Gegenteil der gesellschaftlichen Nornem darstellen und man durch Gruppendruck gezwungen wird sich in der Gruppe zu profilieren und seine Position zu festigen, wird man dazu gebracht, die gesellschaftlichen Normen zu brechen und etwas kriminelles zu tun.(z.B. Mutproben) Jugendliche und Heranwachsende haben nur sehr geringe Chancen Wirtschaftskriminalität o.ä. zu begehen.(Ähnlich wie in der Unterschicht).Daher konzentriert sich die Jugend- und Heranwachsendenkriminalität hauptsächlich auf den Bereich der Vermögensdelikte.

 
Aussagewert der zum Thema herangezogenen Statistiken und Schaubilder :
 

Der Aussagewert der Statistiken und Schaubilder läßt sich sehr gut anhand eines anderen Schaubildes beurteilen.("Entdeckung und Verfolgung von Straftaten in der BRD") Hier wird deutlich, daß alle vorherigen Zahlenwerte sich erst auf den 8. Schritt (Verurteilungen) der gesamten Strafverfolgung beziehen und alle vorherigen unbekannt bleiben, obwohl schon ab dem 3. Schritt (angezeigte Delikte) feste und genaue Zahlenwerte existieren. Da aber maximal 10 % aller gegangenen Straftaten überhaupt zu einer Verurteilung führen, lassen sich die im 8. Schritt angegeben Zahlen zwar hochrechnen, doch man erhält kein eindeutig representatives Bild des Umfangs von Kriminalität. Die Dunkelziffer der ersten beiden Schritte bleiben immer und es gibt keine Möglichkeit 100%tige Angaben zu bekommen, da Straftaten, die dem Täter oder dem Opfer unbekannt geblieben sind oder Straftaten, die garnicht angezeigt wurden, in keiner Statistik zu finden sind und somit nur Schätzwerte bleiben, denen man sich nur annähern kann. Durch die Annäherung ist jedoch eine eindeutige Tendez abzuleiten, daß Jugendliche und Heranwachsende sehr durch ihre Situation gefährtdet sind kriminell zu werden oder zumindest Alltagskriminalität zu begehen. Ein weiterer Kritikpunkt wäre, daß wenn sich die äußeren Bedingungen oder die Ansichten, Normen und Gesetze ändern, so wirkt sich dies auch auf unser Zahlenmaterial aus. Denn wenn sich die Ansichten der Mehrheit der Gesellschaft ändern, so ändert sich auch das Anzeigeverhalten der Mehrheit im Bezug auf bestimmte Delikte und begangene Verbrechen werden garnicht mehr bekannt. Oder wenn eine Gesetzesänderung in Kraft tritt, in der bestimmte Bagatelldelikte legalisiert werden, so wirkt sich dies ebenfalls auf das Zahlenmaterial aus. (z.B. teilweise Legalisierung von weichen Drogen oder Diebstahl erst ab dem dritten Mal zu bestrafen...) Auch wirtschaftliche Aspekte können eine Rolle spielen, wenn die Gerichte angehalten worden sind Fälle von einmaligem, leichten Verstößen gegen das Gesetz aus Kosten Gründen garnicht erst zu einer Verhandlung kommen zu lassen. Daraus folgt, daß die Entwicklung von Jugend- und Heranwachsendenkriminalität kritisch zu sehen ist, und auch nur als eine Tendenz zu sehen ist. Eine weiter Schwierigkeit die Statistiken zu vergleichen ergab sich daraus, daß in der 1.Tabelle genaue Altersangaben gemacht wurden, während in der 2.Tabelle nur die Rede von bestimmten Altersstufen war (Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene).

 

Sascha Klüppelholz