Zusammenfassung der
Statistiken und Schaubilder zum Thema :
"Umfang und Erscheinungsformen von
Jugend- und Heranwachsendenkriminalität
in der BRD"
Aus der 1. Tabelle ("Verurteilte nach Altersgruppen") ist
zu entnehmen, daß die Anzahl der verurteilten Jugendlichen in den
Jahren 1985 - 1990, im Gegensatz zu der Anzahl der verurteilten Erwachsenen,
um ca. 1/3 gefallen ist. Im Jahre 1985 wurden noch rund 90000 Heranwachsende
verurteilt und 1985 nurnoch ca. 67000. Das Ausmaß der Erwachsenenkriminalität
scheint sogar um ca. 10 % gestiegen zu sein.Der stärkste Rückgang
ist hierbei bei den 14 - 18 Jährigen zu verzeichnen, deren Verurteilungen
sich innerhalb von 5 Jahren fast halbiert haben.(von 1985 : 62645 auf 1990
: 34684)
Die höchsten Verurteilungsziffern im Bereich der Jugend- und
Heranwachsendenkriminalität tauchen bei den 18 - 21 jährigen
auf.Dies wird auch durch die 2.Tabelle ("Verurteilte nach Hauptdeliktgruppen
und ausgewählten Straftaten") deutlich, da die Heranwachsenden
(18 -21) durchweg den größten Teil der insgesamt Verurteilten
ausmachen. Besonders deutlich wird dies in den Bereichen Diebstahl
und Unterschlagung, bei den Straftaten im Straßenverkehr und
bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, die durch
ihr überdurchschnittliches Ausmaß als jugendspezifisch
bzw. im Bereich der Straftaten im Straßenverkehr als heranwachsendenspezifisch
bezeichnet werden können. Auch die Jugendkriminalität scheint
einen sehr großen Teil der Kriminalität allgemein auszumachen,
obwohl die mögliche Tätergruppe viel kleiner ist als im Bereich
der Erwachsenen. Auch anhand der Statistiken über fremdenfeindliche
Gewalt, ist zu sehen, daß sich viele Delikte und Straftaten auf die
Altersstufen von Jugendlichen und Heranwachsenden konzentrieren. Hierbei
steigen die Sachdelike mit zunehmenden Alter an und die Delikete/Straftaten
gegen Personen nehmen ab.Es scheint also in allen Schaubildern und Statistiken
deutlich zu werden, daß besonders Jugendliche und Heranwachsende
von Kriminalität 'betroffen' bzw. gefährdet sind. Für
diesen Sachverhalt gibt es eine Menge mögliche Erklärungen, die
wir auch teilweise im Unterricht erarbeitet haben. Die meißten davon
lassen sich auf Probleme in der Gruppenstruktur oder auf Rollenkonflikte
zurückführen.
Jugendliche und Heranwachsende haben zum größten Teil
Probleme ihre Position in einer bestimmten Gruppe oder auch der Gesellschaft
zu finden. Solange sie ihre 'richtige' Position noch nicht gefunden haben,
kann dies zu familiären/schulischen Problemen führen und es entstehen
Aggressionen, Langeweile, Frustrationen oder Ähnliches. Manchmal
führen kleine Banalitäten oder kurzzeitiger Frust zu naiven und
leichtsinnigen Handeln, daß sich bis zu abweichendem Verhalten und
Kriminalität steigern kann. Jugendliche befinden sich in einem Integrationsprozeß
in die Gesellschaft, gegen den sie (unbewußt) rebellieren.Solange
sie in die Gesellschaft noch nicht voll und ganz integriert sind, nehmen
sie kleinere Gruppen oder Cliquen als ihre Gesellschaft an und akzeptieren
deren Normen und Regeln. Da diese oftmals das grasse Gegenteil der gesellschaftlichen
Nornem darstellen und man durch Gruppendruck gezwungen wird sich in der
Gruppe zu profilieren und seine Position zu festigen, wird man dazu gebracht,
die gesellschaftlichen Normen zu brechen und etwas kriminelles zu tun.(z.B.
Mutproben) Jugendliche und Heranwachsende haben nur sehr geringe Chancen
Wirtschaftskriminalität o.ä. zu begehen.(Ähnlich wie in
der Unterschicht).Daher konzentriert sich die Jugend- und Heranwachsendenkriminalität
hauptsächlich auf den Bereich der Vermögensdelikte.
Aussagewert der zum Thema
herangezogenen Statistiken und Schaubilder :
Der Aussagewert der Statistiken und Schaubilder
läßt sich sehr gut anhand eines anderen Schaubildes
beurteilen.("Entdeckung und Verfolgung von Straftaten in der BRD")
Hier wird deutlich, daß alle vorherigen Zahlenwerte sich
erst auf den 8. Schritt (Verurteilungen) der gesamten Strafverfolgung beziehen
und alle vorherigen unbekannt bleiben, obwohl schon ab dem 3. Schritt (angezeigte
Delikte) feste und genaue Zahlenwerte existieren. Da aber maximal 10 %
aller gegangenen Straftaten überhaupt zu einer Verurteilung führen,
lassen sich die im 8. Schritt angegeben Zahlen zwar hochrechnen, doch man
erhält kein eindeutig representatives Bild des Umfangs von Kriminalität.
Die Dunkelziffer der ersten beiden Schritte bleiben immer und es gibt keine
Möglichkeit 100%tige Angaben zu bekommen, da Straftaten,
die dem Täter oder dem Opfer unbekannt geblieben sind oder Straftaten,
die garnicht angezeigt wurden, in keiner Statistik zu finden sind und somit
nur Schätzwerte bleiben, denen man sich nur annähern kann. Durch
die Annäherung ist jedoch eine eindeutige Tendez abzuleiten, daß
Jugendliche und Heranwachsende sehr durch ihre Situation gefährtdet
sind kriminell zu werden oder zumindest Alltagskriminalität zu begehen.
Ein weiterer Kritikpunkt wäre, daß wenn sich die äußeren
Bedingungen oder die Ansichten, Normen und Gesetze ändern, so wirkt
sich dies auch auf unser Zahlenmaterial aus. Denn wenn sich die Ansichten
der Mehrheit der Gesellschaft ändern, so ändert sich auch das
Anzeigeverhalten der Mehrheit im Bezug auf bestimmte Delikte und begangene
Verbrechen werden garnicht mehr bekannt. Oder wenn eine Gesetzesänderung
in Kraft tritt, in der bestimmte Bagatelldelikte legalisiert werden, so
wirkt sich dies ebenfalls auf das Zahlenmaterial aus. (z.B. teilweise Legalisierung
von weichen Drogen oder Diebstahl erst ab dem dritten Mal zu bestrafen...)
Auch wirtschaftliche Aspekte können eine Rolle spielen, wenn die Gerichte
angehalten worden sind Fälle von einmaligem, leichten Verstößen
gegen das Gesetz aus Kosten Gründen garnicht erst zu einer Verhandlung
kommen zu lassen. Daraus folgt, daß die Entwicklung von Jugend- und
Heranwachsendenkriminalität kritisch zu sehen ist, und auch nur als
eine Tendenz zu sehen ist. Eine weiter Schwierigkeit die Statistiken zu
vergleichen ergab sich daraus, daß in der 1.Tabelle genaue Altersangaben
gemacht wurden, während in der 2.Tabelle nur die Rede
von bestimmten Altersstufen war (Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene).
Sascha Klüppelholz