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Babys


1. Lebensjahr eines Kindes
 
 

SCHLAFEN

Anfangs schlafen Säuglinge ca. 16 Stunden am Tag, dazu kommen noch ca. 8 Stunden in verschiedenen Wachheitszuständen hinzu. Auffallendist der hohe Anteil von REM-Schlaf der Babys, besonders in den ersten beidenLebensjahren. (REM: Schlaf mit „rapid eye movements“ist z.B. für Träume typisch.)

Im Unterschied zum älteren Kind und zum Erwachsenen verteilen sich beim Neugeborenen die Schlaf- und Wachperioden mehrfach über den ganzen Tag und pendeln sich nach einigen Tagen auf einen etwa Vier-Stunden-Rhythmus ein. Dieses Einpendeln ist eine erste wichtige Lernleistung und abhängig von den Umwelterfahrungen: Säuglinge, die von Anfang an im Krankenzimmer der Mutter schlafen, bilden am raschesten und deutlichsten einen Tag/Nacht-Zyklus. Kinder auf einer Säuglings-Intensivstation, wo Geräuschpegel,Beleuchtung und Versorgung den Tag nicht so deutlich gliedern, haben damitgrößere Schwierigkeiten.
 
 
 
 

LÄCHELN

Spätestens im 3. Monat tritt ein von jeder liebenden Mutter mitSehnsucht erwartetes Ereignis ein: die erste spezifische Reaktion auf denMenschen, das Lächeln. Es entsteht zuerst, wenn das Kind beide Augendes menschlichen Partners sehen kann und dessen Gesicht sich leicht bewegt.Dreht man den Kopf zur Seite oder das Gesicht bleibt unbewegt, verschwindetdas Lächeln wieder. Später wird es auch durch die menschlicheStimme hervorgerufen, viel später erst lächelt oder lacht dasKind auch aus Freude über Dinge oder Situationen. Bis zum Alter von6 Monaten können Blick und Stimme jedes Menschen das Kind zum Lächelnveranlassen. Erst nach 6 Monaten werden bekannte Menschen, vor allem dieMutter, gegenüber anderen bevorzugt.

Anfangs wirkt auf das Kind die Augenpartie als „Signal“, das ein Lächeln auslöst. Der Schlüsselreiz, auf den dasKind intensiv mit Lächeln reagiert, muss zuerst gar nicht der wirkliche,lebendige Blick sein. Das Lächeln des Kindes im Anfangsstadium kannauch durch Attrappen ausgelöst werden. Die Verhaltensforscher deutendas Lächeln als eine angeborene Reaktion auf das menschliche Gesicht,die in den Anfängen der Menschheit eine lebenserhaltende Funktionhatte. Es sollte den Feind entwaffnen, dessen Aggressionen hemmen, Wohlwollenund Schutzbereitschaft sichern.

Später, wenn das menschliche Gesicht als individuelle Gestalt erfasst und von anderen abgehoben wird, was sicher im 8. Monat der Fall ist, erschrickt das Kind, wenn man ihm eine Attrappe vorhält.

In diesen 5 Monaten ist der menschliche Partner vom Träger einesdas Lächeln auslösenden Schlüsselreizes zum individuellenLiebesobjekt geworden. Mit dem Lächeln, auch wenn es vorerst mechanischausgelöst wurde, verband sich von Anfang an ein positiver Affekt.Der erste Blickkontakt wandelt sich bald in ein Widerspiegeln der menschlichenAusdrucksbewegung, das Kind lächelt zwar für jeden Menschen,empfindet die freudige Zuwendung der Mutter jedoch am häufigsten underwidert sie mit seinem Lächeln. Lächeln und freudige Zuwendunggehören zusammen.
 
 
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SPRECHEN

Babys lernen die Sprache noch viel früher als sie sprechen lernen. Schon als Fötus hören sie die Stimme der Mutter. Für Neugeborene ist die Sprache direkt mit Mimik, Bewegung, Berührung und mit demBlick verbunden.

~  Schreiperiode:  im ersten Vierteljahr

Ein Säugling kann sich anfangs nur durch Schreien bemerkbar machen. Man unterscheidet dabei zwischen dem Unlustschreien und dem sogenannten„Routine-Schreien“. Die Mutter oder die Pflegerin merktmeistens schon im ersten Monat den Unterschied.

Beim Unlustschreien schreit das Baby, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken oder wenn es etwas braucht. Es weiss, dass die Mutterbzw. die Pflegerin sofort der Ursache des Schreiens nachgeht.

Aber der Säugling schreit auch einfach, um zu schreien ( “Routine-Schreien”). Er macht tiefe Atemzüge,füllt die Lungen und schreit dann mit der Ausatmung ausgiebig undin einem langen Zug. Das Schreien ist eine ausgezeichnete Vorübungfür das Sprechenlernen. Durchs Schreien bildet das Baby seine Stimmeaus.

Man darf das Kind aber nicht zu lange schreien lassen, weil es so sehr schnell heiser werden kann. Wenn das Baby beim Schreien den ganzen Körper sehr stark anspannt, muß man es wieder besänftigen. Ab dem dritten Monat reagiert der Säugling schon gezielt auf den Stimmklang der Mutter; er erwidert gutes Zureden immer öfter mit einem Lächeln.

~  1. Lallperiode:  im zweiten Vierteljahr

Unabsichtlich beginnt das Baby spielerisch die Beweglichkeit der Sprechorgane zu erforschen. Dazu kommt es, weil in dieser Zeit die meisten Kinder eine motorische Funktionslust und einen Bewegungsdrang verspüren. Der Säugling liebt lange Lallmonologe, wo sie mit großer Freude mit sich selbstsprechen. Neben Vokalen hören wir auch Konsonanten, die in unsererSprache gar nicht vorkommen.

Das Kind spielt mit der Mundmuskulatur. Es erprobt die Bewegungsmöglichkeiten von Lippen, Zunge, Kiefer und Gaumen. Somit trainiert es seine Stimme für das spätere Sprechen.

~  2. Lallperiode:  im dritten Vierteljahr

Nun hört das Baby besonders auf seine Umwelt und beginnt neue Lautbildungen nachzuahmen. Während sich sein Gehör weiterentwickelt, setztder Säugling seine Lallmonologe gezielt ein. Alles klingt viel melodischer. Auch das Kind nimmt sein Lallen wahr, freut sich daran und formt die Laute neu. Es beginnt auf seinen Rufnamen zu hören. Das Baby reagiert aufMusik und Singen. Es erkennt nun schon die Stimmen von ihm bekannten Leuten.

Das Ohr übernimmt die leitende Rolle in der Sprachentwicklung.Das Kind versucht Silben und Ausrufe der Erwachsenen nachzuahmen. Es beginnt, auf bekannte Worte zu hören. Das Baby spielt nicht nur mit seinerStimme, sondern nahmt sich auch selbst nach.

~  Periode des Wortverständnisses:  im vierten Vierteljahr

Das Kind wiederholt nun auch schon vorgesprochene Silben aus Wörtern, ohne allerdings den Sinn zu verstehen. Man bezeichnet diese Wiederholungen als Echolaute.

Etwa im 11. oder 12. Lebensmonat kann diese Silbe trotz ihrer Verstümmelung schon einen Sinn tragen. So bedeutet zum Beispiel „ham-ham“ = ich möchte das haben, „bäh-bäh“ =nicht gut, ist schmutzig.

Das Baby beginnt, die Sprechenden verstehen zu wollen. So sieht es sich genau den Mund des Sprechers an und ertastet ihn auch. Es achtet genauauf das Minenspiel. Die Gebärdensprache seiner Erzieher wird fürdas Kind auch immer verständlicher. Es beginnt zu verstehen, dassdas Kopfnicken „ja-ja“ und das Kopfschütteln „nein-nein“ bedeutet.

Langsam erfasst das Kind, dass es sich bei Wörtern um Klanggebilde handelt, die einen Sinn bzw. eine Bedeutung tragen. So entwickelt sichauch nun das Sprachverständnis.

Das Baby verwendet häufig Lallsilben wie „ma-ma“ und „pa-pa“. Die Mutter spricht immer Wieder „Mama“ und „Papa“ vor, und zeigt auf sich oder auf den Vater. Gegen Ende des ersten Lebensjahres spricht das Kind sinnbezogen „Mama“ und „Papa“ als erste Wörter. Es beginnt zu begreifen, dass es sich mit Lautformungen verständlich machen kann.
 
 
 
 

BEWEGEN

In der ersten Hälfte des 1. Lebensjahres entwickeln sich Koordinationsbewegungen von Hand und Auge. Daraus geht das Greifen hervor:

~  Greifen:

Aus Experimentierbewegungen entwickelt sich das Greifen. Das Kind streckt einem angebotenen Gegenstand zuerst beide Arme entgegen, vorerst ohne ihn zu erreichen. Mit 4 Monaten etwa kann  ein Gegenstand mit beiden Händen ergriffen werden, einen Monat später auch schon mit einer Hand. Gibt man dem Kind aber, während es einen Gegenstand hält, einen zweiten in die andere Hand, so wird es den in der ersten fallen lassen. Erst mitetwa 7 Monaten ist das Kind imstande, zwei Gegenstände zu halten,und erst mit 8 Monaten kann es mit beiden gleichzeitig hantieren.

Alle Hantierungen der Kindes im 1. Lebensjahr sind materialunspezifisch. Ob man dem Kind eine Klapper, eine Uhr, einen Löffel oder einen Baustein in die Hand gibt, es wird immer dasselbe tun, nämlich ertasten, anfassen klopfen, in den Mund stecken; später schlagen, werfen, schütteln, fallen lassen.

Schon bei 9 bis 10 Monate alten Kindern kann man ein erstes Wergzeugdenken beobachten. Sie erkenne, dass sie ein Spielzeug, das außerhalb ihrer Reichweite auf der Bettdecke liegt, dadurch erreichen, dass sie die Decke zu sich heranziehen. Das Kind erfasst die Beziehung wischen sich, dem Spielzeug und der Decke, die ihm als „Werkzeug“ dient, um dasZiel zu erreichen.

~  Motorik:

Erst in der zweiten Hälfte des 1. Lebensjahres wird das Kind auch im Bereich der Motorik immer aktiver.

Die Entwicklung der neuromuskulären Koordination verläuftin Richtung vom Kopf zu den Beinen. Schon bald nach der Geburt kann dasKind seinen Kopf aufrecht halten, später in der Bauchlage Kopf undSchultern von der Liegefläche aufheben. Im 4. und 5. Monat dreht sichdurchschnittlich ein normal entwickelter Säugling zur Seite, im 6.kann er sich in die typische „Sphinxstellung“ begeben.:er liegt auf dem Bauch und stützt sich auf die arme. In dieser Stellungerlebt er eine bedeutende Veränderung seines Blickfeldes, das bisherja auf die Decke und die seitlichen Bereiche seines Bettchens beschränktwar. Das trifft nur auf die Babys zu, die von Anfang an auf dem Bauch schlafenund liegen. Die Entwicklung der Kinder, die am Rücken schlafen, verläuftnicht so.

Mit etwa 7 Monaten kann das Kind schon in einer Ecke sitzen bleibenoder sich am Gitter sitzend festhalten, im 8. oder 9. Monat setzt es sichselbst auf, und bald gelingt es ihm auch, sich auf die Beine zu stellen.Kriechend erweitert es seinen Aktionsradius. Mit 9 oder 10 Monaten könnendie meisten Kinder stehen, und zwischen 11 und 14 Monaten machen sie ihreersten Schritte.

Wenn die Bewegungen eines Kindes jedoch nicht genauso ablaufen, istdas noch kein Grund zur Beunruhigung. Die größere Beweglichkeitgestattet ein aktives Neugierdeverhalten, eine spontane Zuwendung zu neuenReizen, aber auch eine aktivere Kontaktaufnahme.

~  Gehen:

In den letzten 2 oder 3 Monaten des 1. Lebensjahres treten die spezifisch menschlichen Arteigenschaften in Erscheinung: unter anderen der aufrechte Gang.

Zwischen 11 und 13 Monaten beginnt die überwiegende Mehrzahl derKinder zu laufen. Das Gehen wurde als Beispiel eines primär gesteuertenVerhaltens beschrieben. Es tritt dann in Erscheinung, wenn die neuromuskuläreReifung einen bestimmten Grad der Ausformung erreicht hat. Aber selbstbeim Erwerb des aufrechten Ganges muss ein Lernfaktor wirksam sein, wennder Lernimpuls auch nur darin bestehen mag, dass alle Menschen, die dasKind sieht, aufrecht gehen.
 
 
 
 

UMGEBUNG

Das besondere ab der zweiten Hälfte des 1. Lebensjahres ist diezunehmende Differenziertheit in der Beziehung zu den Menschen der Umwelt.An verschiedenen Verhaltensweisen, wie Zu- und Abwendung, Unruhe bei Abwesenheitder ständigen Pflegeperson, Ablehnung fremder Eingriffe, Reaktionender Eifersucht, läßt sich erkennen, dass das Kind seine Mutteroder eine andere ständige Pflegeperson nun von anderen Personen unterscheidenkann, dass es sich ihr zugehörig fühlt und an sie mit besonderenAnsprüchen herantritt. Wir beobachten die sogenannte „Acht-Monate-Angst“gegenüber Fremden, die vor allem zu beweisen scheint, dass die Mutternun als kognitives, aber auch als emotional besetztes Wahrnehmungsobjektvon anderen Menschen der Umwelt deutlich unterschieden wird.

So unvollkommen die Fähigkeiten des Kindes auf anderen Gebietennoch sein mögen, eine Funktion wird sich in der Zeit voll entwickeln,nämlich die emotionale Bindungsfähigkeit. Die Beziehung des Kindeszu seiner ständigen Pflegeperson zeigt sich gegen Ende des 1. Lebensjahresschon alle Merkmale, die zu jedem Zeitpunkt des Lebens jede Liebesbeziehunghaben wird, nämlich den Wunsch nach Alleinbesitz und, daraus resultierend, Eifersucht, den Wunsch nach körperlicher Nähe und Zärtlichkeit, nach Beachtung und Anerkennung, die Angst bei Gefahr des Kontaktabbruches und lang anhaltende negative Reaktionen bei tatsächlichen Kontaktverlust. Die frühe Vollendung der Bindungsfähigkeit ist vielleicht diewichtigste Aufgabe des 1. Lebensjahres, denn alle Beobachtungen an Kindern,die keine Gelegenheit hatten, eine solche Bindung einzugehen, zeigen, dasder Menschwerdungsprozess sich ohne diese nicht normal vollziehen kann.Der Kontakt mit der Mutter ist ein wesentlicher Entwicklungsimpuls, nichtnur für die soziale Entwicklung des Kindes, sondern auch fürdie Ausreifung aller seiner Funktionen.
 
 
 
 

Quellen:

Entwicklungspsychologie, Schenk-Danzinger (Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1969);

So lernen Kinder sprechen, Erwin Richter (Ernst Reinhardt Verlag, München Basel, 1984);

Entwicklungspsychologie, Oerter/Montada u.a. (Psychologie Verlags Union, München-Weinheim 1987)
 
 

Melanie Urbanek