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Pablo Picasso

 

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eigentlich Pablo Ruiz y Picasso, (1881-1973), spanischer Maler, Graphiker und Bildhauer, einer der bedeutendsten Wegbereiter und Repräsentanten der Kunst des 20. Jahrhunderts. Picasso wirkte als Begründer neuer Stilrichtungen sowie innovativer technischer Verfahren und war zugleich von einzigartiger Produktivität. Sein Gesamtwerk umfasst annähernd 20 000 Kunstwerke.

 

Ausbildung und frühe Schaffensperiode

Picasso wurde am 25. Oktober 1881 in Málaga als Sohn des Kunstlehrers José Ruiz Blasco und seiner Ehegattin María Picasso y López geboren, mit deren Mädchennamen er ab 1898 seine Bilder signierte. Seine künstlerische Begabung trat bereits in früher Jugend zutage. Mit fünfzehn Jahren, d. h. vor Erreichen des vorgeschriebenen Alters, besuchte er die Kunstschule "La Lonja" in Barcelona und 1897 die Academia San Fernando in Madrid. Sein im selben Jahr entstandenes Gemälde Wissenschaft und Nächstenliebe ( Museo Picasso, Barcelona) wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

 

Blaue Periode

Zwischen 1900 und 1902 hielt sich Picasso mehrmals in Paris auf, wo er sich 1904 endgültig niederließ. Durch eine Ausstellung von 75 seiner Werke bei dem prominenten Kunsthändler Ambroise Vollard lernte er den Dichter Max Jacob kennen, mit dem er das Bâteau-Lavoir ("Wäschekahn") genannte Atelierhaus an der Place Emile Goudeau bezog, das zu einem "Tempel des Kubismus" und Zentrum der zeitgenössischen Boheme wurde. Dort wohnten zeitweise auch Juan Gris, Georges Braque und Kees van Dongen, und prominente Gestalten des Pariser kulturellen Lebens, wie Guillaume Apollinaire, zählten zu den ständigen Gästen. Picasso nahm in dieser Schaffensphase zahlreiche Stilelemente des Spätimpressionismus (Zwergentänzerin, 1901, Museo Picasso, Barcelona), Jugendstils und Symbolismus auf und verdankte neben Paul Gauguin, Eugène Delacroix, Honoré Daumier und Edgar Degas vor allem dem Werk Henri de Toulouse-Lautrecs vielfältige Anregungen. Das Blaue Zimmer (1901, Phillips Collection, Washington) macht diesen Einfluss deutlich und demonstriert zugleich die Entwicklung eines ersten eigenständigen Stiles, der in den folgenen Jahren sein Werk beherrschte. Dem einheitlichen Kolorit dieser "Blauen Periode" entspricht ein durchgängig melancholischer Grundton, in dem der Künstler Motive menschlichen Elends (Blinde, Bettler, Trinker, Prostituierte) zur Darstellung brachte (Absinthtrinkerin, 1902, Glarus, Sammlung Huber; Das Leben, 1903, Museum of Modern Art, Cleveland). Die in die Vertikale gestreckten Körper erinnern auch hinsichtlich des verklärten Ausdrucks an die Heiligenbilder El Grecos.

 

Rosa Periode

Nach der Übersiedlung nach Paris blieb die schwermütige Stimmung seiner Malerei erhalten, Farbskala und Thematik wurden jedoch in der "Rosa Periode" (1905/06) wieder reicher. Bevorzugtes Sujet wurde die – von Picasso damals häufig frequentierte – Welt des Zirkus mit Gauklern, Harlekinen und Akrobaten. Der Wechsel von Stoffwahl und Kolorit ging u. a. auf Anregungen seiner Weggefährtin Fernande Olivier zurück, in Bildern wie Die Gaukler (1905, National Gallery of Art, Washington) ist zudem der Einfluss von Gauguin und Puvis de Chavannes spürbar. Die Gestalt des Harlekins empfand Picasso als sein Alter ego und verwandte dieses Motiv mitunter auch in späteren Werkphasen. Eine wichtige Förderin der frühen Pariser Jahre wurde die reiche, extravagante Amerikanerin Gertrude Stein, die zu den ersten Sammlern seiner Werke gehörte. In ihrem gastfreundlichen Haus schloss Picasso u. a. enge Freundschaft mit Henri Matisse.

 

Der Weg zum Kubisimus

1906 vollzog sich während eines Sommeraufenthalts in Gosol (Spanien) eine Stilwende in Picassos Schaffen. Nach dem Vorbild der schwarzafrikanischen Plastik und der Gemälde Cézannes gelangte er zu einer radikalen Reduktion des Gegenständlichen auf geometrische Strukturen. Exemplarisch für diesen Stilwandel ist sein zum Maskenhaft-Anonymen tendierendes Porträt von Gertrude Stein (1905/06, Metropolitan Museum of Art, New York) und vor allem sein epochales Werk Les Demoiselles d’Avignon (1907, Museum of Modern Art, New York). Der weibliche Akt erscheint dort ohne die gewohnte Plastizität in flächiger Verzerrung, was einen provokanten Bruch mit bislang gültigen ästhetischen Maßstäben bedeutete.

 

Analytischer und Synthetischer Kubismus

Die große Werkretrospektive Cézannes im Herbstsalon von 1907 regte zahlreiche zeitgenössische Künstler, darunter auch Picasso und Braque, zu einer neuerlichen Auseinandersetzung mit seiner Malerei an. Ab 1908 schufen die beiden eine Reihe von Landschaftsbildern, die später von einem Kunstkritiker als aus "Kuben", also würfelartigen oder zylindrisch-kristallinen Bildteilen bestehend, beschrieben wurden. Daraus leitete sich der Begriff Kubismus ab, der einer ganzen Kunstepoche den Namen gab. Picasso und Braque erprobten zwischen 1908 und 1911 gemeinsam neue Wege der Analyse und Auflösung der Form und näherten sich dabei zusehends der Abstraktion, was u. a. Frauenkopf (1909, Privatsammlung) und Frau mit Gitarre (1911-1912, Museum of Modern Art, New York) belegen. Charakteristisch für diesen "analytischen Kubismus" war die Simultanität verschiedener Ansichten eines Bildgegenstands, und die fast monochrome Farbgebung in Ocker- und Grautönen. Als Motive herrschten Still-Leben mit Musikinstrumenten und Flaschen und Porträts der Freunde vor, wie das Bildnis von Daniel Henry Kahnweiler (1910, Art Institute of Chicago), der ab 1907 sein Kunsthändler geworden war.

1912 begann die Serie der "Papiers collés" (Klebebilder). Picasso klebte Papier und ein Stück eines Öllappens auf die Leinwand, stellte durch gemalte Flächen eine Verbindung her und gab dieser Collage den Titel Still Life with Chair Caning (Musée Picasso, Paris). Die zweidimensional-abstrahierende Ästhetik der analytischen Phase mit ihrer facettenartigen Aufsplitterung des Gegenstands wurde aufgegeben und wich einer neuen Form des Bildaufbaus. Der Bildgrund wurde mit vorgefundenen Realitätsfragmenten (Zeitungsausschnitte, Holzstücke, Tapetenreste) angereichert und das Bildganze so auf eine neue, autonome Bedeutungsebene gehoben. Während dieses "synthetischen Kubismus" kehrte Picasso zu einem lebhafteren Kolorit zurück (Die Violine, 1912, Staatsgalerie, Stuttgart). Diese vergleichsweise dekorative Spielart beanspruchte ebenso wie die strenger geometrisch-abstrahierende auch in späteren Jahren immer wieder sein Interesse. Nach dem Zusammenbruch des kubistischen Künstlerkreises, dem auch Juan Gris und Fernand Léger angehörten, wandte er sich jedoch Anfang des 1. Weltkrieges wieder einer gegenständlichen Darstellungsweise zu. Zwei Werke aus dem Jahr 1915 veranschaulichen das Nebeneinander unterschiedlicher Stilrichtungen: Während Harlequin (Museum of Modern Art, New York) im Stil des synthetischen Kubismus gehalten ist, lässt ein gezeichnetes Porträt von Ambroise Vollard (Metropolitan Museum of Art, New York) das Vorbild des französischen Klassizisten Jean Auguste Dominique Ingres erkennen. Das 1911 entstandene Porträt des Kunsthändlers ist dagegen ein exemplarisches Werk des analytischen Kubismus (Puschkin-Museum, Moskau).

 

Kubistische Plastiken

Parallel zu den Gemälden entstanden zu jener Zeit auch experimentelle, von Picasso "constructions" genannte Plastiken. Nach der eher konventionellen Bronzebüste von Fernande Olivier (auch Frauenkopf, 1909, Museum of Modern Art, New York) erforschte Picasso in Skulpturen aus Holz, Metall, Papier und anderen Materialien, wie Gitarre (1912, ebenda) oder Mandoline und Klarinette (1914, Musée Picasso, Paris) die räumlichen Voraussetzungen für die kubistische Malerei. Seine Konstruktion Das Glas Absinth (1914, Museum of Modern Art, New York), eine Assemblage aus einem silbernen Zuckersieb und einer bemalten Bronzeskulptur, weist auf erheblich später entstandene Werke des Künstlers, wie Baboon and Young (1951, Museum of Modern Art) oder Stier (1943) voraus, die ihrerseits die Objektkunst der Pop-Art antizipierten.

 

Neoklassizismus und Surrealismus

Zwischen 1917 und 1924 schuf Picasso sechs Bühnenbilder für Serge Diaghilews Balletts Russes und realistische Porträts seiner Frau, der dort engagierten Tänzerin Olga Koklova (1918, Musée Picasso, Paris), später auch Bildnisse des gemeinsamen Sohnes (Paulo als Harlequin, 1924, Musée Picasso) und zahlreicher Freunde. Neben skulptural wirkenden figuralen Kompositionen (Drei Frauen am Brunnen, 1921, Museum of Modern Art) beherrschten antike mythologische Sujets das thematische Spektrum, wie The Pipes of Pan (1923, Musée Picasso). Entscheidende Impulse für sein künftiges Schaffen gewann Picasso aus der Begegnung mit den Surrealisten, mit denen er 1925 gemeinsam ausstellte (Drei Tänzer, 1925, Tate Gallery, London). Die kubistischen Prinzipien der formalen Metamorphose und der Kombination heterogener Elemente wurde um eine symbolische, mit literarischen Bezügen angereicherte Dimension erweitert. Bedeutende surrealistisch akzentuierte Werke sind Schlafende Frau im Armsessel (1927, Privatsammlung, Brüssel) und Sitzende Badende (1930, Museum of Modern Art).

In der Werkphase zu Beginn der dreißiger Jahre dominieren harmonische, geschwungene Linien, die in ihrer latenten Erotik auf die glückliche Liebesbeziehung mit seiner neuen Partnerin Marie Thérèse Walter verweisen, mit der er bis 1935 zusammenlebte. Sie wurde zum Modell zahlreicher Bildnisse, häufig in schlafender Pose (Mädchen vor dem Spiegel, 1932, Museum of Modern Art). Zu einem zentralen Thema entwickelte sich der Stierkampf, dem Picasso 1935 eine Folge von Radierungen widmete. Die Minotauromachie verknüpfte den antiken Minotauros-Mythos mit modernen Stierkampfszenen, die auch in der 1937 entstandenen Radierungsfolge Traum und Lüge Francos und seinem Monumentalgemälde Guernica anzutreffen sind.

 

Guernica

In Guernica kommentierte der Künstler die barbarische Vernichtung der baskischen Stadt Guernica durch Kampfflugzeuge der Legion Condor am 26. April 1937. Dieses Kontingent der deutschen Luftwaffe unterstützte die Truppen Francos während des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939). Das Gemälde wurde auf der Weltausstellung in Paris 1937 im spanischen Pavillon ausgestellt. Im Mittelpunkt der Darstellung steht nicht das Ereignis an sich, sondern eine Folge symbolischer Bilder, wie ein verendendes Pferd, ein gefallener Soldat, eine Mutter mit einem toten Kind, eine Frau, die in einem brennenden Gebäude gefangen ist, eine andere Figur, die in die Szene stürzt, und dergleichen mehr. Obwohl sich das Werk in seiner Rätselhaftigkeit und scheinbaren Zusammenhanglosigkeit der einzelnen Bildgegenstände einer präzisen Interpretation entzieht, ist es gleichwohl in der Darstellung der Kriegsgräuel von überwältigender emotionaler Wirkung. Guernica, dessen zweimonatigen Entstehungsprozess Picassos neue Lebensgefährtin Dora Maar photographisch dokumentierte, befand sich von 1939 bis 1981 als Leihgabe im Museum of Modern Art in New York und wurde, der Weisung des Künstlers entsprechend, erst nach Francos Tod an Spanien zurückgegeben (heute Museo Reina Sofía, Madrid). Picassos auch gegen den Krieg im Allgemeinen gerichteter Protest mündete in ein intensives pazifistisch-politisches Engagement. 1944 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs und schuf das weithin bekannte Symbol der Friedenstaube (1949).

 

Späte Werke

Nach dem 2. Weltkrieg experimentierte Picasso, der nun vorwiegend in Südfrankreich lebte, vermehrt mit neuen Techniken und Themen. Neben der Lithographie (vor allem 1945-1949), die teilweise in zyklischer Form Themen der alten Meister (Delacroix, Velázquez, El Greco) und die eigene Bildwelt in eigenwilligen Metamorphosen reproduzierte (Las meninas, 1957, Museo Picasso), wurde die figürliche Keramik zu einem zentralen Betätigungsfeld. Im Töpferdorf Vallauris schuf er annähernd 2 000 Stücke. Mitunter entstanden auch bedeutende plastische Werke, wie Mann mit Ziege (1944, Philadelphia Museum of Art) und Ziege (1950, Museum of Modern Art), sowie die Monumentalplastik Frauenkopf (1967) für das Behördenviertel in Chicago.

Die während des Krieges zunehmend düsterer gewordene Farbpalette und die zeitweise vorherrschende Todesthematik (Still-Leben mit Stierschädel, 1942, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; Das Beinhaus, 1945, Museum of Modern Art) wichen einem heiter-gelassenen Duktus, der in dem an Manet anknüpfenden Radierzyklus Maler und Modell (1963/64, etwa 70 Blätter) einen Höhepunkt fand. 1968 entstand eine Folge von 347 Radierungen, die nochmals die zentralen Themen des Werkes aufnahmen (Zirkus, Stierkampf, Erotik). In den vierziger Jahren ging Picasso eine neue Verbindung mit der Malerin Françoise Gilot ein, mit der er zwei Kinder, Claude und Paloma, hatte. Seine letzte Lebensgefährtin war Jacqueline Roque, die er 1961 heiratete. Im selben Jahr übersiedelte das Paar nach Mougins in Südfrankreich, wo Picasso am 8. Dezember 1973 starb.

 

Nachwirkung

Picasso wurde mit seinem Werk zu einem der bedeutendsten Anreger der modernen Kunst. Viele seiner Gemälde und Plastiken avancierten zu Schlüsselwerken, an denen Generationsgefährten und Zeitgenossen sich orientierten. Er war der erste Künstler, der zu Lebzeiten mit einer Werkschau im Louvre (Paris) geehrt wurde (1971 anlässlich seines 90. Geburtstages). 1963 wurde in Barcelona das Museo Picasso eröffnet, 1985 das Musée Picasso in Paris, das einen Großteil des künstlerischen Nachlasses enthält. Drei seiner sechs Bühnenbilder für die Balletts Russes (zu Manuel de Fallas und Léonide Massines Der Dreispitz, zu Massines Parade mit der Musik von Erik Satie sowie die Dekors für Cuadro flamenco) wurden im Juni 1996 in der Oper von Nizza wieder bei einer Aufführung verwendet und damit nach Jahrzehnten wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt.

 

Christoph Barth