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F a c h a r b e i t D e u t s c h
Hermann Hesse
- Leben und Wirken -
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Hermann Hesse - Sein Leben und
Wirken
2.1. Geburt und Kindheit
2.2. Jugendalter und Ausbildung
2.2.1. Göppinger Lateinschule
2.2.2. Klosterseminar Maulbronn
2.2.3. Bruch mit den Eltern
2.3. Jahre des Schaffens
2.3.1. Der Einstieg
2.3.2. Familiengründung
2.3.3. Hesse als Pazifist
2.3.4. Lebenskrise
2.3.5. Arbeit im Tessin
2.3.6. Wirken während des 2. Weltkrieges
2.4. Jahre der Erfüllung
3. Die wichtigsten und erfolgreichsten
Werke
4. Wertung und Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Selbständigkeitserklärung
1. Einleitung
Mir kam der Gedanke, Hermann Hesse in meiner Facharbeit zu behandeln,
erst nachdem ich sehr lange nach einem möglichen Thema gesucht hatte.
Zunächst wußte ich mit dieser viele Themenbereiche einschließenden
Aufgabe wenig anzufangen und versuchte nur etwas zu finden, worüber
ich genug Material sammeln könnte, um daraus diese Facharbeit zu schreiben.
Ich hatte etliche Gedanken, die ich jedoch immer wieder verwarf. Es fiel
mir schwer, mich für ein Thema zu entscheiden. Dann allerdings sah
ich, dass wir mehrere Bücher von und über Hermann Hesse in unseren
Bücherregalen haben und erinnerte mich daran, dass Hesse sich mit
interessanten, auch die Schule betreffenden Problemen und Konflikten beschäftigte.
Dies schien mir ein versöhnlicher Kompromiß zwischen der gestellten
Forderung und meinen sehr gemischten Gefühlen ihr gegenüber zu
sein. Also setze ich mich in dieser Arbeit mit dem Leben dieser außergewöhnlichen
Persönlichkeit auseinander, deren Lebens-werk von Thomas Mann als
"zukunftssichtig", "zukunftsempfindlich" und als ein "wesentlicher Beitrag
zur humanistischen Kultur" (1, Seite 5-6) bezeichnet wurde.
2. Hermann Hesse - Sein Leben und Wirken
2.1. Geburt und Kindheit
Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw als Sohn des Missionars
und späteren Verlagsmitarbeiters Johannes Hesse (1847 - 1916) und
dessen Ehe-frau, Marie Hesse (geb. Gundert), die ebenfalls einer Missionarsfamilie
ent-stammte und deren Vater als Doktor der Theologie sein ganzes Leben
im Dienste der Heidenmission verbrachte, geboren.
Seine Mutter schrieb anläßlich seiner Geburt in ihr Tagebuch:
"Am Montag, 2.Juli 1877, nach schwerem Tag schenkt Gott in Seiner Gnade
abends halb 7 Uhr das heißersehnte Kind, unseren Hermann, ein sehr
großes, schweres, schönes Kind, das gleich Hunger hat, die hellen,
blauen Augen nach der Hel-le dreht und den Kopf selbständig dem Licht
zuwendet, ein Prachtexemplar von einem gesunden, kräftigen Burschen"
(1, Seite 27). Wenige Jahre später geht aus den Aufzeichnungen der
Mutter ein anderer Gedanke hervor: "... der Bursche hat ein Leben, eine
Riesenstärke, einen mächtigen Willen und wirk-lich auch eine
Art ganz erstaunlichen Verstand für seine vier Jahre, wo will's hinaus?
Er zehrt mir ordentlich am Leben, dieses innere Kämpfen gegen sei-nen
hohen Tyrannen Geist, sein leidenschaftliches Stürmen und Drängen"
(ebenda, Seite 29).
Nach einem Umzug der Eltern in die Schweiz und der Rückkehr der
Familie nach Calw 1883 besuchte Hesse das Reallyzeum in Calw. Zu dieser
Zeit äu-ßert sich der Vater über den jungen Hermann: "So
demütigend es für uns wäre, ich besinne mich doch ernstlich,
ob wir ihn nicht in eine Anstalt oder in ein fremdes Haus geben sollten.
Wir sind zu nervös, zu schwach für ihn und das ganze Hauswesen
nicht genug diszipliniert und regelmäßig. Gaben hat er, scheint's,
zu allem: Er beobachtet den Mond und die Wolken, phanta-siert lang auf
dem Harmonium, malt mit Bleistift und Feder ganz wunderba-re Zeichnungen,
singt, wenn er will, ganz ordentlich, und an Reimen fehlt es ihm nie" (ebenda,
Seite 29-30).
2.2. Jugendalter und Ausbildung
2.2.1 Göppinger Lateinschule
Auch in der Hoffnung, die Schwierigkeiten mit ihrem Sohn zu bewältigen
und bewegt von dem Wunsch, ebenfalls in die Theologie einzusteigen, schickten
die Eltern ihn auf die Lateinschule nach Göppingen. Dort legte er
1890 das Würtembergische Landesexamen ab, um so die Theologenlaufbahn
einschlagen zu können. In Göppingen fühlte Hesse sich wohl
und war erst-mals ein guter Schüler. Die Gründe dafür gehen
aus dem folgenden Zitat Hesses über den Rektor dieser Schule hervor:
"... Ich, der ich stets ein emp-findlicher und auch kritischer Schüler
gewesen war und mich gegen jede Abhängigkeit und Untertanenschaft
bis aufs Blut zu wehren pflegte, war von diesem geheimnisvollen Alten eingefangen
und völlig bezaubert worden, ein-fach dadurch, daß er an die
höchsten Strebungen und Ideale in mir appel-lierte, daß er meine
Unreife, meine Unarten, meine Minderwertigkeiten scheinbar gar nicht sah,
daß er das Höchste in mir voraus setzte und die höchste
Leistung als selbstverständlich betrachtete ... das Eigene und Seltene
an diesem Lehrer aber war seine Fähigkeit, nicht bloß die Geistigeren
unter seinen Schülern herauszuspüren und ihrem Idealismus Nahrung
und Halt zu geben, sondern auch dem Alter seiner Schüler, ihrer Knabenhaftigkeit,
ihrer Spielsucht gerecht zu werden. Denn Bauer war nicht bloß ein
verehrter Sok-rates, er war außerdem auch ein geschickter und höchst
origineller Schul-meister, der es verstand seinen dreizehnjährigen
Buben die Schule immer wieder schmackhaft zu machen" (ebenda, Seite 35-37).
2.2.2 Klosterseminar Maulbronn
1891 wurde Hermann Hesse Schüler des evangelischen Klosterseminars
Maulbronn, und diese Zeit wurde für ihn gerade im Kontrast zu den
positiven Erinnerungen an Göppingen zu einem unerträglichen Erlebnis.
Mit dazu bei-getragen haben muß das Klima und Lehrprogramm an dieser
Schule, deren Hauptbestandteil Frömmigkeit und altsprachliche Übersetzungsübungen,
deutschsprachiges Literaturwissen und protestantische Bibelgelehrsamkeit
in Kombination mit strenger Regelmäßigkeit des Tagesablaufes
und militaristi-schen Methoden im Sportunterricht war. Unter diesen Bedingungen
zeigte Hesse vor allem schlechte und sehr schlechte Leistungen. Vorsichtig
beklagte er sich bei den Eltern: "Die Geigenstunde ist eine Qual ... und
im Turnen kann man nicht am Leben bleiben, wenn man allen Befehlen folgt"
(ebenda, Seite 39). In der Folge flüchtete er 1892 zum Schrecken
seiner Eltern von dort und es begann eine Zeit schwerer Auseinandersetzungen
innerhalb der Familie. Die Mutter äußerte nach seinem Verschwinden:
"Jedes Unglück, jedes bloße in Gottes Hand fallen, schien mir
leichter zu tragen als Ver-schuldung von Hermanns Seite" (ebenda, Seite
39). Hier zeigt sich wie we-nig Hesse von den Eltern verstanden wurde und
dass ihre Angst vor drohen-der Schande größer als die um das
eigene Kind war.
2.2.3. Bruch mit den Eltern
Nach einem Selbstmordversuch, der den Eltern endgültig ein Beweis
zu sein schien, dass der Junge nervenkrank sei, steckten sie ihn in die
Nervenheilan-stalt Stetten. Dies belastete die Beziehung zu den Eltern
noch zusätzlich. Böttger schreibt 1980: "Mit diesem neuen Einschüchterungsversuch
hatten die Eltern den Bogen entschieden überspannt. Der verzweifelte
Sohn erkann-te in dieser Handlungsweise mit Recht einen Mangel an Liebe.
Diese Eltern hatten zwar für ihn Opfer gebracht, waren redlich um
sein Fortkommen be-müht gewesen, hatten ihm auf ihre Art ein Vorbild
gegeben, aber um das Wesentliche in ihm kümmerten sie sich nicht"
(ebenda, Seite 52). Entspre-chend reagierte der junge Hesse gegenüber
den Eltern in einem Brief: "Ihr seid ja meine Kerkermeister: Euch darf
ich nichts klagen. Lebt wohl, lebt wohl, ich will allein sein, vor diesen
Menschen graut mir. Sagt niemand, daß ich sterbensmüde, unglücklich
bin! Laßt mich hier draufgehen, den tollen Hund, oder seid meine
Eltern!" !
(ebenda, Seite 52).
Nach leidlicher Versöhnung mit den Eltern bestand Hesse 1893 das
einjähri-ge Freiwilligen-Examen am Gymnasium in Cannstatt, gab das
Gymnasium aber dann doch auf, um eine Buchhändlerlehre zu beginnen.
Es folgten dann verschiedene Ausbildungsversuche, die aber alle im wesentlichen
scheiterten.
2.3. Jahre des Schaffens
2.3.1. Der Einstieg
1896 publizierte er seine erste Gedichtesammlung und 1898 die "Romanti-schen
Lieder". Seit 1900 arbeitete Hesse als freier Schriftsteller und Litera-turkritiker.
In seinen ersten Romanen "Peter Camenzind" (1904) und "Un-term Rad" (1906)
verarbeitete Hesse die bedrückenden Erfahrungen der Schulzeit und
des Priesterseminars und setzte dagegen sein Ideal eines unab-hängigen,
freizügigen Lebens. Besonders im "Peter Camenzind" wird der "Konflikt
von Geist und Natur thematisiert, der sein gesamtes späteres Werk
durchzieht" (2). Hesse schreibt im Alter selbst über die Hauptfigur
dieses Buches: "Sein Ziel und Ideal ist es nicht, Bruder in einem Bunde,
Mitwisser in einer Verschwörung, Stimme in einem Chor zu sein. Sondern
statt Ge-meinschaft, Kameraderie und Einordnung sucht er das Gegenteil,
er will nicht den Weg vieler, sondern eigensinnig nur seinen eigenen Weg
gehen, er will nicht mitlaufen und sich anpassen, sondern in seiner eigenen
Seele Na-tur und Welt spiegeln und in neuen Bildern erleben" (1, Seite
108). Dies spiegelt gleichzeitig Hesses eigene Einstellung zum Leben wieder,
die sich manifestiert in seinem Rückzug auf's Land, nach Gaienhofen
am Bodensee.
2.3.2. Familiengründung
Bestärkt in seiner Haltung wurde er offensichtlich von seiner
ersten Frau Ma-ria Bernoulli, mit der er von 1904 bis 1919 verheiratet
war: "Entschlossen zu einem einfachen, ländlichen, gesunden und möglichst
bedürfnislosen Leben, legte sie doch großen Wert darauf, bei
aller Einfachheit sehr schön zu woh-nen ... Ihr Ideal war das halb
bäurische, halb herrschaftliche Landhaus, mit moosigem Dach, geräumig
unter uralten Bäumen, womöglich mit einem rau-schenden Brunnen
vor dem Tor. Ich selbst hatte ganz ähnliche Vorstellungen und Wünsche
..." (ebenda, Seite 112-113). Sein sehr naturverbundenes und manchmal asketisches
Leben in Gaienhofen war auch verbunden mit Wande-rungen und Herumziehen
in der Natur, manchmal ausgelöst durch mehr oder weniger wunderliche
Besucher, die ihn inspirierten. Diese Phase brachte ihm den Ruf eines "Vagabunden"
und manchmal etwas kauzigen Naturschwär-mers unter den Literaten
ein (2). Zum Beispiel kam nach einem solchen wo-chenlangen Herumvagabundieren
der Münchner Landschaftsmaler Rudolf Sieck zu Besuch: "Er versuchte,
den körperlich und nervlich herunterge-kommenen Asketen zu einer 'normalen'
Kost zu überreden. Hesse blieb aber unbeirrbar auf seiner Linie, bis
der Maler grob wurde und sagte: 'Sie, Herr Hesse, wissens wie man solche
Menschen wie sie heißt? ... Kohlrabi-Apostel! An Kohlrabi-Apostel
sans!' Das war zuviel. Hesse zog sich beleidigt zurück. Frau Mia aber
soll es mit List und Tücke in den nächsten Wochen allmählich
gelungen sein, etwas 'Kräftigeres' in den Spinat einzuschmuggeln,
und mit dem leiblichen Befinden ging es dann wieder aufwärts" (1,
Seite 122).
2.3.3. Hesse als Pazifist
Während des 1. Weltkrieges zeigte sich der Autor, der inzwischen
in die Schweiz umgesiedelt war, als engagierter Pazifist. Zusammen mit
Romain Rolland oder Stefan Zweig versuchte Hesse, die europäische
Bildungselite von der unnötigen Barbarei des Krieges zu überzeugen.
Rolland schreibt in dieser Zeit des Auftretens gegen den Krieg über
Hesse: "Er richtet sich an die Schriftsteller, Künstler und Denker
und klagt darüber, sie so gierig am Kriege teilnehmen zu sehen. In
der Ausdrucksweise seines gerechten Den-kens neigt er vielleicht dazu,
die Pflicht des Künstlers zum Schweigen zu ü-bertreiben ... Ich
würde indessen gern einen Denker Deutschlands sehen, der sich laut
gegen die Gewalt ausspräche. Aber man muß die Menschen neh-men,
wie sie sind! Hesse ist einer der Besten seines Volkes; und er sagt viele
Dinge, die ich unterschreiben könnte ..." (ebenda, Seite 203).
2.3.4. Lebenskrise
1916 geriet Hermann Hesse, ausgelöst durch den Tod seines Vaters,
die fort-schreitende Schizophrenie seiner Frau (3, Seite 2) und die Meningitiserkran-kung
seines Sohnes (1, Seite 220) in eine tiefe psychische Krise. Er begab sich
in psychotherapeutische Behandlung bei einem Schüler des bekannten
schweizerischen Psychiaters, Psychoanalytikers und Psychotherapeuten C.
G. Jung. Böttger schreibt: "Arzt und Patient sprachen glänzend
aufeinander an. Schon nach zwölf Sitzungen konnte Hesse Anfang Juni
das Sanatorium ver-lassen ... Den Rest des Jahres fuhr er meist wöchentlich
ein- oder zweimal zur psychotherapeutischen Behandlung nach Luzern. Am
Ende des Jahres durfte man sagen, daß er weitgehend kuriert war.
Befreit von Depressionen und voll von neuem Selbstvertrauen ..." (ebenda,
Seite 222). Die Bekannt-schaft mit der Psychoanalyse hinterließ einen
bleibenden Eindruck bei Hesse, was sich auch in seinen Werken, z.B. in
"Demian" (1919) und "Narziß und Goldmund" (1930), widerspiegelte.
2.3.5. Arbeit im Tessin
1923 erwarb Hesse, wie er selbst betonte, "aus tiefem Mißtrauen
gegen die deutsche Republik" (ebenda, Seite 10) die Schweizer Staatsbürgerschaft
und zog sich in das Tessin zurück. Böttger wertet diesen Schritt
als Resignation des "pazifistischen Alleingängers", der "nach Enklaven
Ausschau hielt, wo vielleicht dennoch etwas von Menschlichkeit zu retten
sei" (ebenda, Seite 10). Sein literarisches Werk erhielt zunehmend
meditative, von der fernöst-lichen Philosophie beeinflusste Züge,
wie in "Siddhartha" (1922). In der "Morgenlandfahrt" (1932) trat verstärkt
Hesses "mystische und letztlich neu-romantisch-konservative Disposition"
(2) zutage, während sein Roman "Der Steppenwolf" (1927) "zumindest
formal den Anschluss an die zeitgenössi-sche Literatur hielt" (ebenda).
Das Werk personifiziert noch einmal die "Spannung zwischen Trieb und Geist
und reflektiert die Zweifel des fünfzig-jährigen Autors an seinen
Lebensmaximen, vor allem sein Defizit an eroti-scher Erfüllung" (ebenda).
("Der Steppenwolf" und "Siddhartha" avancierten "zur Pflichtlektüre
der Flower-Power-Generation, wenn auch im Zeichen eines missverstandenen
Individualismus. Nicht zufällig wurde der Song "Born to Be Wild" der
amerikanischen Rockgruppe "Steppenwolf" zum musikalischen Zugstück
in dem Film "Easy Rider" (Regie Dennis Hopper), der das Lebensgefühl
dieser Generation repräsentierte" (ebenda).)
Nach der Trennung von seiner ersten Frau heiratete Hesse noch zwei
weitere Male. 1931 ging er die dritte Ehe mit der um Jahre jüngeren
Ninon Dolbin ein, die wiederum sein Interesse an einem ländlichen
Leben teilte. Mit fünf-zig bekannte er: "Irgendwo heimisch zu sein,
ein Stückchen Land zu lieben und zu bebauen, nicht bloß zu betrachten
und zu malen, teilzuhaben am be-scheidenen Glück der Bauern und Hirten
... Das schien mir ein schönes, zu beneidendes Los ... Ich war, wieder
alles erwarten, noch einmal seßhaft ge-worden, ..." (1, Seite 384).
Böttger meint dazu: "Das, was er in der Welt nicht gefunden hatte,
Vernünftigkeit und wohltätigen Wandel, er glorifizierte es nun
im guten Gang der Natur, im patriarchalischen Leben der Landbevöl-kerung"
(ebenda, Seite 386).
2.3.6. Wirken während des 2. Weltkrieges
Aufmerksam verfolgte Hesse die politische Entwicklung in Deutschland
zu Beginn der 30er Jahre und stellte sein Haus in Montagola emigrierten,
deut-schen Intellektuellen und Dichtern zur Verfügung. Zu erwähnen
sind Thomas Mann, Bertolt Brecht, Martin Buber und Eduard Claudius, die
ihn in dieser Zeit aufsuchten und denen er auf ihrem Wege in die Emigration
weiterhalf. Hesse publizierte seinen politischen Standpunkt vor allem in
Schweden, was ihm bei den Nationalsozialisten den Ruf eines Verräters
an seinem deutschen Vaterland einbrachte. Hesse wehrte sich dagegen indem
er schrieb: "Wenn der Schweizer Hesse Don Quichote genug ist, in einem
angesehenen schwe-dischen Blatt ... die in Schweden schwer in Verruf gekommene
deutsche Lite-ratur zu verteidigen, so begeht er damit keinen 'Volksverrat',
sondern er tut etwas, wozu er das volle Recht hat" (1, Seite 399).
Sein Amt als Referent für deutsche Literatur an der "Bonniers
Litterära Ma-gasin" legte Hesse nach 1935 nieder mit der Begründung:
"Es hat sich ge-zeigt, daß die Zustände innerhalb der deutschen
Publizistik gegenwärtig so sind, daß sie für die Mitarbeit
eines Freundes guter Sitten und des Friedens keinen Raum lassen ... die
Reichsdeutschen klagen mich an, weil ich Juden und Emigranten zu den Menschen
rechne ... die Emigranten wiederum be-schuldigen mich, mit dem Nationalsozialismus
unter einer Decke zu stecken ... Nun sind aber die Angriffe von beiden
Seiten mit einer solchen Gehässig-keit erfolgt und der Kampf ist mit
so unzulässigen Mitteln ausgefochten wor-den, daß ein Mensch
von geistiger Redlichkeit sich nicht zu einer Verteidi-gung herablassen
kann" (ebenda, Seite 402-403). Böttger kommentiert dazu: "Auf das
Recht des Schriftstellers, über den braunen Unrechtsstaat seine Meinung
zu sagen, verzichtete er damit nicht. Es geschah nur nicht in offener Auseinandersetzung,
sondern in poetisch verschlüsselter Form", wobei Bött-ger die
großen Dichtungen jener Jahre wie "Der Steppenwolf", "Narziß
und Goldmund" und "Glasperlenspiel" (1943) als Beleg erwähnt (ebenda,
Seite 403).
2.4. Jahre der Erfüllung
Am Ende des zweiten Weltkrieges wähnte sich Hesse als vor einem
Scher-benhaufen stehend, da aus Deutschland keinerlei Zahlungen mehr eingingen,
die Bestände seiner Werke durch den Krieg zerstört waren, sein
Verleger ins Konzentrationslager gebracht worden war und ihn zudem gesundheitliche
Probleme plagten. So wird wiederum eine "schwere Belastungsprobe" auch
mit Suizidgedanken beschrieben (ebenda, Seite 421).
Gleichzeitig brachte ihm das Jahr 1946 aber auch mit dem Literatur-Nobelpreis
höchsten Ruhm. 1947 wurde ihm die Ehrendoktorwürde verlie-hen
und er erhielt die Ehrenbürgerschaft von Calw. 1955 zeichnete man
Hermann Hesse außerdem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhan-dels
aus.
Kurz vor seinem Tod erhielt Hesse Besuch von dem chilenischen Schriftstel-ler
Serano und diskutierte mit ihm über ein Gedicht. Böttger zitiert
dabei aus dem Bericht Seranos Hesses Gedanken: "... Worte sind Masken.
Sie drücken nur selten den wahren Sinn aus, viel eher haben sie die
Tendenz, ihn zu ver-schleiern. Wenn Sie wirklich Phantasie haben, brauchen
sie keine Religion, denn dann verstehen Sie, daß der Mensch nach
dem Tod ins Universum zu-rückkehrt. Ich wiederhole, es ist nicht wichtig
zu wissen, ob etwas von uns sich jenseits dieses Lebens fortsetzt. Wichtig
ist nur, daß man in der richtigen Weise gewirkt hat. Wenn das stimmt,
ist alles andere auch in Ordnung. Für mich ist das Universum, die
Natur das, was für andere Gott ist ..." (ebenda, Seite 443).
In der Nacht des 9. August 1962 starb Hermann Hesse in Montagola im
Alter von 85 Jahren. Seine Frau fand am nächsten Morgen ein Gedicht,
welches er nach tagelanger Arbeit am Vortage vollendet hatte:
"Splittrig geknickter Ast,
Hangend schon Jahr um Jahr,
Trocken knarrt er im Wind sein Lied,
Ohne Laub, ohne Rinde,
Kahl, fahl, zu langen Lebens,
Zu langen Sterbens müd.
Hart klingt und zäh sein Gesang,
Klingt trotzig, klingt heimlich bang
Noch einen Sommer,
Noch einen Winter lang."
Hermann Hesse, 1962
3. Die wichtigsten und erfolgreichsten Werke
1904 - Peter Camenzind
1905 - Der Lateinschüler
1906 - Unterm Rad
1910 - Gertrud
1914 - Roßhalde
1915 - Knulp
1919 - Demian
1920 - Klingsors letzter
Sommer
1922 - Siddhartha
1927 - Der Steppenwolf
1930 - Narziß
und Goldmund
1943 - Das Glasperlenspiel
1947 - Die Gedichte
1960 - Letzte Gedichte
4. Wertung und Fazit
Nach der Auseinandersetzung mit Leben und Wirken Hermann Hesses kann
ich die Wertung, wie sie sich bei Cykom im Internet findet, nachvollziehen.
Dort heißt es: "Hermann Hesses Werk ist in nahezu jeden Winkel der
Erde vorgedrungen. Es wurde in 55 Sprachen, unter anderem in fünfzehn
indische Sprachen, übersetzt. Hermann Hesses Leserschaft ist breit
gefächert. Viele literarisch Bewanderte schätzen an Hesses Werken
die inhaltliche und sprach-liche Qualität seiner Dichtungen, Essays
und Briefe. Bedrängten, Zukurzge-kommenen und Versagenden erscheinen
seine Werke sehr hilfreich. Dabei ist es gleichgültig, unter welchem
gesellschaftlichen System sie leben und zu wel-cher sozialen Schicht sie
gehören. Die einen finden in Hesses Dichtungen Aus-druck und Bestätigung
eigenen Denkens, andere sehen in ihm einen Ratgeber und Seelsorger."
Ich glaube, dass Hermann Hesse eine herausragende und beeindruckende
Per-sönlichkeit war, dessen wechselvolles Leben mich sehr anspricht,
weil er trotz allem Druck zur Anpassung stets versuchte, seinen eigenen
Weg zu finden. Sicherlich zeigen die Jahre des Rückzuges und der Krise,
dass er hierbei nicht immer die richtigen Entscheidungen traf und sich
manchmal das Leben auch schwer machte. Doch gerade das macht ihn für
Viele erst menschlich. So wur-de er für einige Menschen sogar zum
Idol. In den 60er und 70er Jahren wurde er "Galionsfigur der Integrationsunwilligen"
(1, Seite 469). Bei Cykom ist zu lesen: "Er war 'in': Musikgruppen, Clubs,
Restaurants oder Gästezimmer tru-gen seinen Namen oder den einer Hauptfigur
seiner Werke" (3, Seite 3).
Quellenverzeichnis
(1) Böttger, Fritz: Hermann Hesse, Verlag der Nation,
Berlin, 1980
(2) Encarta Enzyklopädie 99: Hermann Hesse, Microsoft, 1993-1998
(3) Cykom - Internetlösungen: Schulhilfen.com, 1999
Literaturverzeichnis
1) Böttger, Fritz: Hermann Hesse, Verlag der Nation, Berlin, 1980
2) Cykom - Internetlösungen: Schulhilfen.com, 1999
3) Encarta Enzyklopädie / Plus 99, Microsoft, 1993-98
4) Geerdts, Hans Jürgen: Deutsche Literaturgeschichte in
einem
Band, Volk und Wissen Verlag, Berlin, 1967
5) Hesse, Hermann: Der Lateinschüler, Aufbau-Verlag, Berlin
und Weimar,
1977
Frank99
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