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Arnim, Bettina von
Auf jedem Geldschein sind bestimmte Persönlichkeiten abgebildet. Vielleicht
hat sich ja der Eine oder Andere schon mal gefragt, was das eigentlich
für Leute sind? Ich werde Euch heute etwas über die Frau erzählen,
die auf dem 5.- DM Schein abgebildet ist:
Bettina von Arnim
Karl August Varnhagen, ein Freund von Bettina von Arnim, schrieb 1850
folgendes über sie:
"Häufen Sie Widersprüche auf Widersprüche bergehoch,
überschütten Sie alles mit Blumen, lassen Sie funken und Blitze
herausleuchten und nennen Sie's Bettina."
Bettina von Arnim wurde am 4. April 1785 als
Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena Brentano,
genannt Bettina, als 13. Kind in Frankfurt geboren. Als sie 8 Jahre
alt war, starb ihre Mutter. Nachdem ihr Vater nach einiger Zeit noch einmal
heiratete, wurde sie zusammen mit ihrer Schwester auf eine Klosterschule
geschickt.
Als sie 3 Jahre später nach Hause zurückkehrte, lernte sie
ihren sieben Jahre älteren Bruder Clemens bewußt kennen.
Clemens Brentano zählt heutzutage zu den bedeutendsten Dichtern der
europäischen Romantik. Als Bettina 15 Jahre alt war, schrieb sie sich
mit Clemens viele Briefe, über die Joseph von Eichendorff so urteilte:
Clemens spielt hier den "altklugen Hofmeister gegen seine jüngere
Schwester; das steht ihm seltsam zu Gesicht und wird ihm offenbar herzlich
sauer, weshalb er denn auch oft genug aus der Rolle fällt und von
Bettina derb ausgelacht wird." Aus dieser Beschreibung läßt
sich erkennen, daß Bettina sehr lebhaft war und sich schon in diesem
Alter nichts gefallen ließ. Sie hatte aber auch eine ruhige Seite
- sie las sehr gerne und viel, vor allen Dingen Goethe. Bald schwärmte
sie so heftig für den 36 Jahre älteren Dichter, daß sie
ihn ihre "himmlische Liebe" nannte und ihn unbedingt kennenlernen wollte.
Auf einer Reise mit ihrer Schwester Lulu und deren Mann bettelte sie so
lange, bis sie Goethe in Weimar vorgestellt wurde. Zunächst war Goethe
recht angetan von der kleinen Brentano. Bettina schrieb Goethe viele herzzerreißende
Briefe, welche dieser nur kurz und distanziert beantwortete. Trotzdem besuchte
sie ihn jahrelang. Im August 1810 sollte es sogar zu einer zärtlichen
Stunde zwischen beiden gekommen sein: "sie verabredeten sich für die
Nacht, aber eine wirkliche Vereinigung fand nicht statt, da Bettina draußen
im Garten einschlief." Diese Harmonie zwischen ihnen endete jedoch abrupt,
als Bettina Goethes Frau, auf die sie sehr eifersüchtig war, einmal
eine
"dicke Blutwurst" nannte - daraufhin warf Goethe sie aus seinem Haus.
Ihre späteren Briefe an ihn blieben unbeantwortet. Jedoch hinderte
das Bettina nicht daran, Goethe bis zu seinem Tod zu verehren.
Bettinas "irdische Liebe" war der 4 Jahre ältere Achim von Arnim,
ein Freund ihres Bruders Clemens. Sie heirateten im März 1811 heimlich,
weil Achim kein großes Fest wünschte. Dennoch war die Liebe
zu Goethe für diese Frau tatsächlich etwas, was alles andere
überstieg - selbst ihre Liebe zu Achim; dieser ließ jedoch in
kluger Toleranz seiner Frau den Willen - vielleicht, weil er selbst von
Goethe sehr beeindruckt war... Bettina schätzte das Feingefühl
ihres Mannes; sie war überzeugt, daß aus ihm ein großer
Schriftsteller werden würde. Zu Recht, auch er gehörte, wie Clemens
Brentano, zu einem der größten Dichter der Romantik.
1814 zogen Bettina und Achim auf das Gut Wiepersdorf, das einst Achims
Großmutter gehörte. Er betätigte sich dort als Landwirt,
pflanzte Bäume und Sträucher und versorgte das Vieh. Bettina
klagte mitunter über Langeweile und berichtete mit grimmigem Humor,
daß man täglich die Betten von den Wanzen befreien müsse,
und daß der Koch die Läuse mit der Kelle totschlage. Als im
Jahre 1816 die Ernte auf den Feldern erfror und in ganz Europa die
größte Hungersnot der jüngsten Geschichte herrschte, legte
Bettina kräftig Hand mit an und schreckte auch vor den schwersten
Arbeiten nicht zurück. Ohne zu klagen, ließ sie in ihren Briefen
an ihren Schwager Savigny dennoch durchblicken, wie bitter ihr das Landleben
wurde: "Denk dir nur, Savigny, was sich all für Talente in der
Einsamkeit bei einem Menschen entwickeln, ich habe einen Abrtittsdeckel
selber gemacht!". Nach 8 Jahren kommt es zu Differenzen über Bettinas
und Achims unterschiedlichen Lebensvorstellungen. Daraufhin zog Bettina
wieder mitsamt ihrer 4 Kinder ( 4 Jungen: Freimund, Siegmund, Friedmund
und Kühnemund ) nach Berlin. Hier war sie in ihrem Element und konnte
sich uns gesellschaftliche und später auch ins politische Leben einmischen.
Trotz der Trennung bestand weiterhin eine tiefe Verbundenheit mit Achim:
In Berlin kamen noch 3 Töchter der Beiden auf die Welt.
Kurz vor seinem 50. Geburtstag starb Achim 1831 plötzlich an einem
Nervenschlag. Der Tod ihres Mannes traf Bettina schwer. Doch auch diesmal
zeigte die siese Kraft, die sich auch alle späteren Krisen überstehen
ließ. Lange verdrängte Fähigkeiten und Bedürfnisse
blühten auf und sie gründete ihren eigenen Salon, in dem sich
der junge Heinrich Heine, Jacob Burckhardt und viele andere trafen. Im
Sommer nach Achims Tod brach in Berlin die Cholera-Epidemie aus. Da Bettina
ein durch und durch kämpferischer Mensch war, fühlte sie
sich aufgerufen, für sozial und politisch Unterdrückte zu streiten
und so ging sie unerschrocken in die Elendsviertel und rjief umfassende
Hilfsorganisationen ins Leben, anstatt sich in Sicherheit auf das Gut Wiepersdorf
zurückzuziehen. Aber immer wieder traf sie das Schicksal: Nur ein
Jahr nach Achim, starb 1832 Goethe. 1833 folgte ihre Freundin Rahel Varnhagen
und schließlich, 1835, kaum 18 Jahre alt, verunglückte Kühnemund,
ihr jüngster Sohn. Daraufhin begann sie mit dem Schreiben, es war
wie eine Flucht für sie, eine Flucht in die Sprache: 1835 erschien
ihr erstes Buch "Goethes Briefwechsel mit einem Kinde", es war ein Briefroman.
Das Buch wurde ein großer Erfolg und legte die Grundlage für
den Erfolg Bettinas als Schriftstellerin. Der Briefwechsel mit ihrer Jugendfreundin
Karoline von Günderode, die sich 1806 auf tragische Weise das Leben
genommen hatte, erschien fünf Jahre später mit ähnlich großem
Erfolg. Doch trotz ihres Erfolgs, blieb Bettina nicht unberühert von
den sich verschärfenden politischen Spannungen in Preußen.
Ihr Briefwechsel mit dem neuen König zeigt Bettinas Ringen
um politischen Einfluß. "Dies Buch gehört dem König!" hieß
ihr nächstes
Buch - eine direkte Einmischung in die Angelegenheiten des Staates.
In literarischer Form erteilte sie dem Monarchen Ratschläge für
eine gerechtere Politik. Die Widmung im Titel sollte die Zensur hintergehen.
Was sie auch schaffte, denn der König dankte freundlichst für
die Widmung und empfahl dem Buch weiteste Verbreitung - er dürfte
es wohl kaum gelesen haben.
Doch allmählich wurde die streitbare Frau von Arnim für den
Monarchen immer unbequemer. Ihr Buch "Clemens Brentanos Frühlingkranz"
durfte wegen des demokratischen Freisinns einiger Passagen erst schon gar
nicht mehr erscheinen. Als sich im Oktober 1844 die schlesischen Weber
erhoben, wurden in Preußen Stimmen laut,die der Meinung waren, daß
sie an dem Aufstand Mitverantwortung trug.
Erst spät begann sie, die Ruhe und Abgeschiedenheit, die ihr Mann
Achim so geschätzt hatte, zu lieben, ohne jedoch die Hoffnung auf
eine gerechtere Ordnung aufgeben zu können.
Am 20. Januar 1859 starb Bettina von Arnim nach langer Krankheit in
Berlin. Sie wurde neben der Wiepersdorfer Kirche - an der Seite ihres Mannes
und ihres Sohnes begraben.
Bettina von Arnim war voll von enormer menschlicher Kraft und Intelligenz,
deswegen drängte sie ihr Leben lang nach Erfüllung ihrer selbst:
"Immer mehr werden, als ich bin", war einer ihrer Leitsprüche. Durch
ihr ungewöhnliches Verhalten für eine Frau ihrer Zeit wurde sie
zu einer tatkräftigen, selbstbewußten Weltverbesserin der aufrührerischen
Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts.
Sie selbst sagte einmal: "Ich möchte König von Preußen
sein. Wo so Großes durch mich könnte bewirkt werden. Wo ich
könnte den bösen Zauber von der Welt heben und die Fundamente
legen eines Paradieses, weit größer und gewaltiger und himmelreichender
als alle Mächte."
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