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Titel: Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig
Autor: Werfel
Interpretation:
Der Titel geht auf ein albanische Sprichwort zurück, thematisch
knüpft das Werk an den im Expressionismus immer wieder aufscheinenden
Motiv des Vater-Sohn Konflikts an. Das Geschehen wird konvenionell aus
der Perspektive des Ich-Erzählers als Vergangenheitserlebnis in chronologischer
Reihenfolge wiedergegeben.(außer Ballwurf-Erlebnis: Rückschau)
Die Schaubude, Ort des Aufstandes gegen den Vater, bildet den Brennpunkt
der Novelle, indem sich Anfang und Ende spiegeln. Die "Charakterpuppen"
sind Vexierbilder einer dämonischen Welt, in deren "Irrsinnsrhythmus"
das Einzelschicksal sich aufhebt; ihre Bewegung ist von der gleichen hypnotischen
Regelmäßigkeit, wie der stumme und "unheimliche Triumphmarsch"
Karls, sein Rachefeldzug gegen den Vater.Die Einsicht die Karl gewinnt,
ist, daß es in einem letzten Sinne fast gleichgültig bleibt,
ob der Vater hart oder gleichgültig ist, er wird gehaßt und
geliebt, nicht weil er böse und gut, sondern weil er Vater ist. Er
fühlt darin den Ausspruch Sophokles bestätigt: "Jeder Vater ist
Larios, Erzeuger des Ödipus" Der Brief ist Gewissenserforschung und
zugleich Anklage der jungen Generation gegen die "gierig unstillbare Autoritätssucht"
der Väter ihr "Nichtbeizeiten-Resignieren-können". Das es Werfel
in seiner Novelle nicht um individuelle Problematik ging, verdeutlicht
der gegen die "patriarchalische Weltordnung" gerichtete Kampf der Anarchisten,
indem sich - wenn auch verschwommen, da Werfel jeder Aktivismus fremd war
- die revolutionäre Auseinandersetzung des Expressionismus mit der
traditionellen Gesellschaftsstruktur abzeichnet.
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