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Das letzte Abenteuer

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Autor
 

Heimito von Doderer wurde am 5. September 1896 als Sohn eines Architekten in Weidlingau bei Wien geboren. Sein Stammbaum wurzelt nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutsch-land, Frankreich und Ungarn (entfernte Verwandtschaft mit Lenau). Der Vater wurde bekannt als Erbauer von Gebirgseisenbahnen. Doderers bestimmendes Jugenderlebnis, das in ihm den Schriftsteller weckte, war seine Kriegsgefangenschaft in Sibirien (1916 - 1920). Nach der Heimkehr studierte er in Wien Geschichtswissenschaften (1925 Dr. Phil.). 1923 erschien sein erstes Buch, der Gedichtband „Gassen und Landschaft“. Die Einberufung zur Wehrmacht im 2. Weltkrieg unterbrach Doderers Tätigkeit als freier Schriftsteller. Er war von 1940 - 1946 Sol-dat. Nach Kriegsende wieder in Wien, nahm er nicht nur die literarische Arbeit, sondern auch das Studium der Geschichte wieder auf und wurde 1950 Mitglied des exklusiven Instituts für Geschichtsforschung. 1952 verehelichte Doderer sich (mit einer Verwandten des bayrischen Dichters Ludwig Thoma) zum zweitenmal; eine frühe Ehe war bald geschieden worden. Seit-her lebte er abwechselnd in Wien und in Landshut. Am 23. Dezember 1966 ist Doderer in Wien gestorben.
 

Inhaltsangabe:

Das Buch spielt in der Ritterzeit. Ruy de Fanez, ein Spanier, machte sich eines Tages auf den Weg sein Glück zu finden. Er wollte um die Hand der Herzogin Lidoine von Montefal, werben. Mit sich hatte er seinen treuen Schildknappen Gauvain und zwei Knechte. Die Herzogin wollte nur einen mutigen und kräftigen Gemahlen, einen der den Drachenwald durchqueren konnte.  Der Spielmann beschrieb Ruy, bevor dieser zur Reise aufbrach, den Weg, so dass er diesen kaum verfehlen konnte. Einige Tage später trafen sie auf diesen Lindwurm. Ruy hielt an, nicht mehr als drei Schritte vor dem mächtigen Haupt des Wurmes. Er sah sogleich in seinem Inneren eine weite und lichte Leere, in der eigentlich die Todesangst hätte wohnen sollen, aber er ruhte völlig. Die Augen des Wurms öffneten sich groß und er erblickte in ihnen sein ganzes Leben. Der Drache war vom Ritter nicht angetan, doch dieser schlug zu und hackte dem Drachen von dessen Spitze ein violonfarbenes Horn ab, welches seitwärts des Weges im Gebüsch landete. Bald darauf zog sich das ganze Gebirg seines Leibes in den Wald zurück und Ruy machte sich mit seinen Leuten auf den weg nach Montefal. Dort angekommen wurde Gauvain zum Ritter geschlagen und Ruy bekam einen neuen Schildknappen. Ruy erzählte Gauvain von seiner Begegnung mit dem Drachen: „Ich sah Lidoine im Auge des Drachen, wie eben alles was mein Leben enthält. Montefal ist mir kein Abenteuer, aber auch kein Ziel mehr gewesen, das wusste ich hier gleich. Ich sehe deutlich und viel einzelnes, und auch aus dieser Burg ein Stück heraus. Aber es lockt mich nicht mehr. Wir kommen spät zu dem, was unser Leben ausmacht und immer ausmachte.“ Auch ein Deutscher, Herr Gamuret, der Fronauer warb um die Herzogin. Dieser fand das violonfarbene Horn im Gebüsch und brachte es mit. Aber auch dieser Herr verlor seine Interesse an der Herzögin und so blieb nur noch Gauvain über. Ruy setzte sein Abenteuer fort und machte sich auf, von der Burg. Doch zuvor erhielt er als Erinnerung ein Schwert in dessen Griff das violonfarbene Horn einkraviert gewesen war. Ruy erblickte das Tier ein zweites mal und begann vor sich hin zu sprechen, wie aus einem Traum. Plötzlich tauchte der Spielmann wieder auf und gemeinsam dichteten sie das Lied. Noch ertönte das Lied, doch der Sänger war verschwunden. Er ritt zurück zu seinen Leuten und am nächsten Tag ging es weiter. Sie kamen bei einem Dorf vorbei, wo weiche Rauchwolken aufstiegen. Ruy wollte nachschauen, aber er fand nur lauter tote, verbrannte Menschen auf. Und an einer Stelle standen Räuber, ja Mörder. Er wollte sich für die Bauern rächen, denn sein Gelübde lautete: „Den Bedrängten zu helfen, die Witwen und Weisen zu schätzen...“ Doch er war unterlegen und starb.
 
 

Autobiographisches Nachwort:

Anhand dieses Buches wollte Doderer etwas ganz gestorbenes, vergessenes und vergangenes wieder auferstehen lassen. Damit ist seine spontane, freisteigende Wirklichkeit ermöglicht, sein Wiedererscheinen auf einer neuen und anderen Ebene. Die Gegenwart des Schriftstellers ist seine wiedergekehrte Vergangenheit. Es ist kein „historischer Roman“ und auch kein „Zeitroman“. Des Schriftstellers Technik was es etwas Erfundenes mit der Wirklichkeit zu verbinden. „Das letzte Abenteuer“ lädt ganz offenkundig zum Ritt ins romantische Land ein. Diese Geschichte will schließlich nichts lehren, sondern vielleicht geht uns auf diese Art und Weise ein Licht auf.

Christian Hamp