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Die Schachnovelle
Kurzinhalt:
Dr. B wird vom Naziregime einer psychischen Foltermethode unterzogen und rettet
sich vor dem geistigen Kollaps ins spielen von imaginären Schachpartien,
was ihn auch schlussendlich verrückt macht. Auf einer Schiffsfahrt soll
er gegen den Schachweltmeister antreten und verfällt dabei fast wieder
der sogenannten „Schachvergiftung“.
Buchtitel:
Der Titel „Schachnovelle“ steht eigentlich in keinen Zusammenhang
mit der Aussage des Stückes. Zweig geht es eigentlich darum auf die Foltermethoden
der Nazis aufmerksam zu machen. Durch die Verbindung der Begriffe „Schach“
und „Folterung“ in diesem Buch bringt Zweig eine gewisse
Leserschicht dazu dieses Buch mit Spannung durchzulesen. Nämlich diejenigen,
die sich nicht für die Vergangenheit Deutschlands, das Hitlerregime und
dessen schreckliche Methoden interessieren. Diese Leser vermuten hinter dem
Titel des Buches eine vordergründige Erzählung über das Schachspiel,
fangen an zu lesen, und finden sich später völlig vertieft und gespannt
gerade in Dr. B. s Erzählung wieder.
Zuerst werde ich etwas über den Autor erzählen, dann die wichtigsten
Charaktere analysieren und später zum Inhalt kommen.
Der Autor:
Stefan Zweig wurde 1881 in Wien geboren, studierte in Berlin und Wien und lebte
als freier Schriftsteller in Wien. Viele Reisen führten ihn quer durch
Europa, nach Indien, Nordafrika und Rußland. Während des 1. Weltkrieges
wohnte er in der Schweiz, seit seinem 38. Lebensjahr lebte er in Salzburg, jedoch
musste er 19 Jahre später wieder auswandern. Im Feber 1942 nahm er sich
zusammen mit seiner Frau in Brasilien sein Leben. Wien war für Zweig allezeit
seine Heimat und Hugo von Hofmannsthal sein Vorbild. Neben "Der Schachnovelle"
schrieb er noch die Dramen: Das Haus am Meer und Jermias und die Novellen: Amok,
Verwirrung der Gefühle und Die Welt von gestern.
"Die Schachnovelle" wurde 1936 von Stefan Zweig geschrieben und erschien
erstmals 5 Jahre später. Diese Novelle handelt von dem österreichischen
Auswanderer Dr. B., der an Bord eines Passagierdampfers von dem mitreisenden
Schachweltmeister zu einer Schachpartie herausgefordert wird.
Charakteristik der Personen:
Aus der großen anonymen Menge der Passagiere hebt Stefan Zweig nur drei
Personen hervor. Um sie gruppieren sich „Statisten“ ohne
größere Bedeutung.
Die 3 hervorgehobenen Personen sind:
Mc ConnorEin Tiefbauingenieur, der in Kalifornien durch Ölbohrungen zu
beträchtlichem Wohlstand gekommen ist. Er wird schon am Anfang mit eindeutig
negativen Merkmalen eingeführt, wie z.B.: ein stämmiger Mensch mit
starken, fast quadratisch harten Kinnbacken. Sein Aussehen findet sich auch
in seinem rüden selbstgefälligen, mürrischen und rücksichtslosen
Charakter wieder. Er wird selbst als ein sogenannter „Selfmademan“
dargestellt.
Mirko CzentovicGeboren als Sohn eines armen südslawischen Donauschiffers.
Er wird nach dem Tode seines Vaters als Zwölfjähriger von einem Dorfpfarrer
aufgenommen und erzogen. Trotz allen Anstrengungen gelingt es diesem nicht,
dem Jungen eine elementare Bildung zu verschaffen. Czentovic wird als „maulfaules,
dumpfes breitstirniges Kind“ beschrieben. Sein Gehirn arbeitet nur
schwerfällig. Er verrichtet teilnahmslos jegliche häusliche Arbeit.
Zweig stellt ihn als Schafprofi dar, gleichzeitig aber schildert er auch dessen
negative Charakterzüge und beschreibt ihn als kaltschnäuzig und emotionslos.
Diese Eigenschaften sind aber sein Erfolgsrezept. Auf dem Schachbrett hat er
Erfolg, doch im Leben ist er eine groteske, beinahe komische Figur.
Dr. B.Ist eine stille und unauffällige Person, bevor er in der Isolationshaft
der Nazis an der „Schachvergiftung“ erkrankt. In der Zelle
ist Dr. B von der Außenwelt abgeschnitten, jegliche Beschäftigung
und Kommunikation mit Mitmenschen wird ihm untersagt. Um nicht dem psychischen
Druck der Nazis zu unterliegen, beschäftigt er sich mit aufgezeichneten
Schachpartien. Die endet in einer „künstlichen Schizophrenie“,
einer Spaltung in ein Ich Weiß und in ein Ich Schwarz. Nachdem seine geistige
Verwirrung von einem Arzt festgestellt wird lässt man ihn frei. Doch eine
vollständige Heilung dieser „Schachvergiftung“ ist
nicht möglich da eine Gefahr auf Rückfälligkeit besteht. Dies
macht sich an der Stelle an der Dr. B gegen Czentovic spielt bemerkbar. Die
langen Wartepausen von Czentovic bringen Dr. B an den Rand eines neuerlichen
Nervenzusammenbruches. Der Ich-Erzähler rettet ihn dann indem er ihn an
der Hand packt und an seine Vergangenheit erinnert.
Inhalt:
An Bord eines Passagierdampfers der Linie New York – Buenos Aires
begegnet der Ich-Erzähler dem Schachweltmeister Mirko Czentovic.Um an den
arroganten und verschlossenen Meister des Schachspiels heranzukommen spielt
der Ich-Erzähler eine Partie Schach mit seiner Frau im Smoking Room des
Schiffes. Ein Millionär namens Mc Connor kommt dazwischen und fordert den
Ich-Erzähler zu einer Partie. Als Mc Connor erfährt das der Schachweltmeister
an Bord sei, stürmt er zu ihm und bittet um eine Simultanpartie. Czentovic
verlangt $250/Spiel, was Mc Connor nicht davon abhält. Am nächsten
Tag beginnt die Partie nach einiger Verspätung. Als in aussichtslos verloren
geglaubter Situation ein Unbekannter namens Dr. B noch ein Unentschieden rettet
wird Czentovic unruhig und verlangt Revanche gegen den in Kreisen großer
Schachspieler unbekannten Dr. B.Dr. B willigt nach einigem Zögern ein.
Das Zögern kommt daher, weil er als Kriegsgefangener einer psychischen
Foltermethode ausgesetzt war. Er wurde von der Gestapo verhaftet und in ein
Zimmer mit Waschschüssel, Sessel und Bett monatelang eingesperrt. Als er
beinahe verrückt wurde rettete ihn vorübergehend der Diebstahl eines
Schachbuches in dem 150 Meisterpartien abgedruckt waren. Diese lernte er auswendig.
Das sinnlose Nachspielen der Partien wurde ihm aber bald zu langweilig. Er spaltete
die Gedanken seines Gehirns in eine schwarze und eine weiße Hälfte
und begann imaginär gegen sich selbst zu spielen. Dies machte ihn geisteskrank
und er bekam die von ihm so genannte „Schachvergiftung“.
Ein Arzt erklärte ihn für „unzurechnungsfähig“
und erwirkte so seine Freilassung.Beim von Czentovic geforderten Spiel zwingt
Dr. B den Schachweltmeister dazu in der ersten Partie aufzugeben. Doch bei der
Revanche erkennt der Weltmeister das Dr. B durch die langen Überlegungspausen
zwischen den Zügen unruhig wird, schwitz, Unmengen von Wasser trinkt und
nervös auf und ab geht. Die Anzeichen der „Schachvergiftung“.
Darin erkennt er seine Chance ihn zu schlagen“. Der Erzähler
rettet Dr. B vor einem völligen Nervenzusammenbruch indem er ihn an der
Hand packt und sagt „Remember“(erinnere). Dr. B steht auf
entschuldigt sich und geht.
Leseprobe: S92
Kurzer Situationsdarstellung:
Dr. B spielt gegen Czentovic und die Anzeichen der „Schachvergiftung“
haben ihn dazu gezwungen in seinem Gehirn wieder imaginäre Schachpartien
zu spielen.Er verwechselt die Partie mit Czentovic mit einer sich im Kopf abspielenden
Partie.
Kurzanalyse des Stückes:
Die Novelle „Die Schachnovelle“ ist eine Ich-Erzählung,
in der die erzählende Person jedoch eine untergeordnete, beobachtende Stellung
einnimmt. Die auf dem Schiff spielende Handlung wird durch zwei eingeschobene
Handlungen unterbrochen. Nämlich die Karriere Czentovics und die Isolationshaft
Dr. B.s.Der größte Teil des Buches ist Dr. B gewidmet(ca. 40 Seiten),
nur rund 12 Seiten ist die Karriere von Czentovic geschildert. Dies macht deutlich,
dass es Zweig darauf angelegt hat die Foltermethoden der Nazis und deren Nachwirkungen
den Lesern näher zu bringen.
Historischer Hintergrund:
Die Schachnovelle wurde von Stefan Zweig im Jahr 1941 zur zeit des Zweiten Weltkrieges
geschrieben. Zweigs Einstellung war sehr pazifistisch und weltoffen. Deshalb
konnte er sich nicht mit dem Regime Hitlers identifizieren. Andersdenkenden
wie ihm wurde von diesem Regime jedoch jede Art von Widerstand im eigenen Lande
unmöglich gemacht, weshalb Zweig ins Exil flüchten musste. In Brasilien
verfasste er seine letzte abgeschlossene Prosadichtung, die “Schachnovelle”,
ein Werk aus der Gattung der Exilliteratur.Czentovic, der stumpfsinnige, ungebildete
Schachspieler verkörpert den “Ungeist” und somit für
diese Zeit den Nationalsozialismus, während Dr. B. als gebildeter, eloquenter
und überaus intelligenter Mensch ein Symbol für die geheimen Widerstandsbewegungen
(z. B. die “Weiße Rose”) gegen das Hitlerregime verkörpert.
Dr. B. erscheint zweifellos als der bessere Schachspieler, verfällt im
Schachspiel gegen Czentovic jedoch dem Nervenfieber und muss die Partie abbrechen.
Dies legt dar, dass die Widerstandsbewegungen im 3. Reich die falsche Propaganda
der Nationalsozialisten frühzeitig durchschauten und die Absicht eines
Krieges erkannten, jedoch von dem Hitlerregime und der Gestapo aufs bitterste
verfolgt und schließlich durch Einweisungen in Konzentrationslager oder
Zuchthäuser mundtot gemacht wurden.
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