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Afrika

 

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Afrika ist der zweitgrößte Kontinent der Erde. Er nimmt eine Fläche von 30 330 000 Quadratkilometern oder etwa 22 Prozent der gesamten Landfläche der Welt ein. Dies entspricht etwa der dreifachen Landfläche Europas. In Afrika leben rund 675 Millionen Menschen; damit hat der Kontinent einen Anteil von 13 Prozent an der Weltbevölkerung. Afrika umfasst folgende unabhängige Staaten: Ägypten, Algerien, Angola, Äquatorial-Guinea, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Burundi, Djibouti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kap Verde, Kenia, Komoren, Kongo, Lesotho, Liberia, Libyen, Madagaskar, Malawi, Mali, Marokko, Mauretanien, Mauritius, Moçambique, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, São Tomé und Príncipe, Senegal, Seychellen, Sierra Leone, Somalia, Republik Südafrika, Sudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Tunesien, Uganda, Zaire, Zentralafrikanische Republik, Zimbabwe.

Der Kontinent misst in seiner Nord-Süd-Richtung 8 050 Kilometer, gemessen von seinem nördlichsten Punkt, Kap Blanc (ar-Ras al-Abyad) in Tunesien, bis zu seiner südlichsten Spitze, Kap Agulhas (Nadelkap) in Südafrika. Die größte Breite von Westen nach Osten beträgt zwischen Kap Verde im Senegal und Ras Hafun in Somalia 7 560 Kilometer. Höchster Berg ist der ständig schneebedeckte Kilimanjaro (5 895 Meter) in Tansania, niedrigst gelegener Punkt ist der Seespiegel des Assalsees (153 Meter unter dem Meeresspiegel) in Djibouti. Die Küstenlänge beträgt 30 490 Kilometer, wobei die Länge der Küste im Verhältnis zur Gesamtfläche in Afrika geringer als in jedem anderen Kontinent ist. Dies liegt an der relativ geringen Gliederung der Küste und dem Fehlen tief ins Festland hineinreichender Buchten. Durch den im Westen eingreifenden Golf von Guinea wird Afrika in einen breiten nördlichen und einen schmäleren südlichen Teil gegliedert. Afrika wird von Europa durch das Mittelmeer getrennt und ist mit Asien durch die Landenge von Suez verbunden.

Die großen Inseln Afrikas haben zusammen eine Fläche von etwa 621 600 Quadratkilometern. Dazu gehören Madagaskar, Sansibar, Pemba, Mauritius, Réunion, die Seychellen und die Komoren im Indischen Ozean. Sankt Helena, Ascension, die Bissagos-Inseln, die Kapverdischen Inseln, die Kanarischen Inseln (gehören politisch zu Spanien) und Madeira befinden sich im Atlantischen Ozean. Im Golf von Guinea als Teil des Atlantiks liegen Sao Tomé und Principe und Pagalu (Annobón) sowie Bioko.

 

Land

Afrika wird von Tafelländern und Rumpfflächen beherrscht, in die Becken eingelagert sind. An den Rändern zum Meer treten dabei starke Höhenunterschiede auf.

 

Geologie

Ein großer kontinentaler Schild aus präkambrischem Gestein, in Alter und Entstehung mit dem brasilianischen Bergland Südamerikas verwandt, erstreckt sich vom Atlasgebirge im Norden bis zum Kap der Guten Hoffnung im Süden. Im Osten umfasst der Schild zwei Landmassen – die Arabische Halbinsel und Madagaskar – die im Tertiär von Afrika getrennt wurden. In diesem alten Gestein hat man einige der frühesten Spuren von Leben auf der Erde gefunden: 3,2 Milliarden Jahre alte fossile Mikroorganismen. Geologisch wesentlich jünger ist das Atlasgebirge Nordafrikas, das im Zuge der alpidischen Gebirgsbildung entstand. Erdgeschichtlich gehört es damit zu Europa, denn es wurde durch dieselben Kräfte geformt, die auch in Europa zur Bildung zahlreicher Hochgebirge wie der Alpen, der Pyrenäen und der Karpaten führten.

Die tektonischen Kräfte, die Afrika und Südamerika während des Auseinanderbrechens des Superkontinents Gondwana vor etwa 150 Millionen Jahren bildeten und in deren Verlauf während des Tertiärs das Ostafrikanische Grabensystem entstand, sind bis in die neuere Zeit wirksam.

 

Geomorphologie

Afrika kann hinsichtlich der Gestaltung seiner Oberfläche in drei Haupteinheiten eingeteilt werden: die Tafelländer von Nordafrika, die Tafelländer von Mittel- und Südafrika sowie das Bergland Ostafrikas. Die durchschnittliche Höhe des Kontinents liegt bei etwa 560 Metern. Im Süden und Osten Afrikas liegt die mittlere Höhe bei über 1 000 Metern. Mit Ausnahme der Mittelmeerküste und der Küste von Guinea sind tief liegende Küstenstreifen meistens schmal und steigen dann steil an. Zahlreiche Schwellen (z. B. Guineaschwelle und Luandaschwelle) teilen den alten Gesteinssockel, aus dem der Kontinent mit Ausnahme seines nordwestlichen Abschnitts aufgebaut ist, in großräumige Becken wie etwa Niger-, Tschad- und Kongobecken.

Hervorstechendes Merkmal der nordafrikanischen Hochebene ist die Sahara, eine große Wüste, die mehr als ein Viertel der Fläche Afrikas einnimmt. An den Rändern der nördlichen Hochebene liegen einige Gebirgsregionen: im Nordwesten das Atlasgebirge, dessen Gipfel durch Hochplateaus verbunden sind und das sich von Marokko nach Osten bis Tunesien erstreckt. Andere bedeutende Bergregionen sind Fouta Djalon im Südwesten (Guinea) sowie das Adamaoua-Massiv und der Kamerunberg im Süden. Ungefähr in der Mitte des nordafrikanischen Tafellandes liegt das Tschadbecken.

Das mittlere und südliche Tafelland liegt um einiges höher als das nördliche und umfasst das westliche Afrika sowie die Region Südafrika. Hier befinden sich Beckenlandschaften wie das Kongobecken und die Kalahariwüste. Südlich dieses Tafellandes, das durchschnittlich über 900 Meter hoch liegt, erheben sich die Drakensberge, die sich über rund 1 100 Kilometer an der südöstlichen Küste des Kontinents entlangziehen, sowie die Große Karroo im äußersten Süden, ein trockenes Hochland mit einer Fläche von rund 259 000 Quadratkilometern.

Das ostafrikanische Bergland, der höchste Teil des Kontinents, liegt nahe der Ostküste und erstreckt sich vom Roten Meer bis zum Sambesi. Diese Region ist durchschnittlich über 1 500 Meter hoch, wobei das äthiopische Hochland auf Höhen von über 3 000 Metern ansteigt. Ras Dashan im Norden Äthiopiens ist mit 4 620 Metern der höchste Gipfel des Berglandes. Südlich der äthiopischen Hochebene befinden sich einige hoch aufragende Vulkangipfel, darunter der Kilimanjaro (mit 5 895 Metern höchster Berg Afrikas), der Mount Kenya und der Elgon. Geologisch bedeutend im östlichen Hochland ist das Ostafrikanische Grabensystem, das Rift Valley, das aus einem lang gestreckten geologischen System von Gräben, die von Nord nach Süd verlaufen, besteht. Westlich davon liegt der Ruwenzori. Dieser Gebirgszug entlang der Grenze zwischen Uganda und Zaire erreicht eine maximale Höhe von 5 119 Metern. Die Topographie der Insel Madagaskar ist von einem zerklüfteten zentralen Hochland gekennzeichnet, das sich hauptsächlich in nordsüdlicher Richtung entlang der Ostküste erstreckt.

Die afrikanischen Böden werden größtenteils nur unregelmäßig entwässert und verfügen über keinen gleich bleibenden Grundwasserspiegel. Die meisten besitzen wegen heftiger Regenfälle und wegen der hohen Temperaturen relativ wenig mineralische Stoffe. Wüstenböden (Aridisole und Entisole), die wenig organische Stoffe haben, bedecken große Flächen. Zu den fruchtbarsten Böden gehören die Mollisole Ostafrikas, auch bekannt als Tschernosem und Schwarzerde, sowie die Alfisole oder podsolige Böden (Bleicherde oder Aschenböden) in Teilen West- und Südafrikas.

 

Flüsse und Seen

In Afrika gibt es sechs große Entwässerungsnetze, die mit Ausnahme des Tschadbeckens alle Zuflüsse zum Meer haben. Außerdem wird bei allen die Schifffahrt durch steile Wasserfälle und Stromschnellen behindert. Der Nil hat eine Länge von etwa 6 650 Kilometern. Er entwässert den gesamten Nordosten Afrikas und ist gleichzeitig der längste Fluss der Welt. Er entsteht durch den Zusammenfluss des Blauen Nil, der seinen Ursprung am Tanasee im westlichen Äthiopien hat, mit dem Weißen Nil, der aus dem Victoriasee fließt. Blauer Nil und Weißer Nil vereinigen sich bei Khartum, der Hauptstadt der Republik Sudan. Der Nil fließt von Khartum aus zunächst nach Norden, biegt dann im Süden der Nubischen Wüste nach Westen und verläuft anschließend wieder in nördlicher Richtung, bis er bei Alexandria ins Mittelmeer mündet. Der Kongo ist etwa 4 370 Kilometer lang und entwässert einen großen Teil Zentralafrikas, insbesondere das mehr als 4 Millionen Quadratkilometer große Kongobecken. Er entspringt in Sambia und fließt zunächst nach Norden, durchquert Zaire in einem weiten Bogen, bildet im Unterlauf einen Teil der Grenze zwischen der Republik Kongo und Zaire und mündet in den Atlantischen Ozean. Der drittgrößte Fluss Afrikas ist mit einer Länge von rund 4 200 Kilometern der Niger in Westafrika; der obere Teil des Flusslaufes ist nur in der Regenzeit schiffbar. Er entspringt im Hochland des Fouta Djalon in Guinea und fließt nach Nordosten. Im Inneren von Mali bildet er ein etwa 40 000 Quadratkilometer großes Binnendelta. Danach wendet er sich nach Südwesten und mündet in einem rund 25 000 Quadratkilometer großen Delta in den Golf von Guinea, eine Bucht des Atlantischen Ozeans. Der Sambesi ist mit einer Länge von etwa 2 700 Kilometern viertlängster Fluss des Kontinents. Er entspringt in Sambia im Südosten Afrikas und mündet in die Straße von Moçambique, eine Meeresstraße des Indischen Ozeans zwischen dem afrikanischen Festland und dem Inselstaat Madagaskar. Im Mittellauf wird der Sambesi mehrfach durch Dämme gestaut, u. a. zum Karibasee. Der Lauf des Sambesi wird durch einige Stromschnellen und Wasserfälle gegliedert; die eindrucksvollsten sind die Victoriafälle an der Grenze zwischen Zimbabwe und Sambia. In den Victoriafällen stürzt der Fluss etwa 110 Meter in die Tiefe. Das Gebiet des südlichen Afrika wird vom Oranje entwässert, der zusammen mit seinem Nebenfluss Vaal eine Länge von 2 100 Kilometern erreicht. Seine Quelle liegt in den Drakensbergen im Norden Lesothos, dann fließt er in westlicher Richtung und mündet in den Atlantischen Ozean. Im Landesinneren sammelt der Tschadsee, ein flacher Süßwassersee mit einer durchschnittlichen Tiefe von nur 1,2 Metern, das Wasser der Flüsse der Umgebung. Er besitzt eines der größten Einzugsgebiete im Landesinneren des Kontinents. Während der Tschadsee in der Regenzeit eine Fläche von bis zu 26 000 Quadratkilometern bedecken kann, schrumpft seine Fläche in der Trockenzeit auf etwa 10 000 Quadratkilometer.

In den tiefen Gräben des Ostafrikanischen Grabensystems haben sich eine ganze Reihe von Seen gebildet. Zu diesen Seen im Bereich des Äquators gehören der Turkanasee, der Mobuto-Sese-Seko-See, der Tanganyikasee und der Malawisee. Der Victoriasee, mit einer Fläche von etwa 70 000 Quadratkilometern größter See Afrikas und drittgrößter See der Welt, ist allerdings nicht zu diesen Seen zu zählen. Er hat sich in einer flachen Depression im Bergland Ostafrikas gebildet.

Eines der großen Probleme Afrikas ist die Wasserversorgung. In weiten Teilen des Kontinents regnet es nur wenig, zudem verzeichnen große Gebiete nur unregelmäßigen Niederschlag. Andere Regionen – wie in Zentralafrika – verfügen dagegen über Wasser im Überfluss. In jüngerer Zeit sind deshalb zahlreiche Dämme und Reservoirs gebaut worden, um das Wasser zur Bewässerung und zur Energiegewinnung zu nutzen. Man schätzt, dass Afrika durch die vielen Flüsse und deren steiles Gefälle über etwa 40 Prozent des weltweiten Potentials an Wasserkraft verfügt.

 

Klima

Aufgrund der Lage des Kontinents zu beiden Seiten des Äquators verlaufen die Klimazonen in Afrika mehr als in jedem anderen Erdteil annähernd parallel zu den Breitengraden. Dies ergibt sich auch aus der großen Fläche, die von den Tropen eingenommen wird, aus dem Einfluss kühler Meeresströmungen und aus dem Fehlen von Gebirgszügen als klimatische Barrieren.

Afrika kann man in mehrere große Klimazonen einteilen. Der zentrale Teil des Kontinents und die Ostküste Madagaskars haben ein tropisches Regenwaldklima. Der Jahresmittelwert der Temperatur liegt hier bei 26,7 °C, die Jahresniederschläge betragen rund 1 780 Millimeter. Während es in den inneren Tropen, dem äquatornahen Gebiet, zu allen Jahreszeiten regnet, konzentrieren sich die Niederschläge in den äußeren Tropen und den Subtropen auf einzelne Jahreszeiten. In weiten Teilen des afrikanischen Kontinents werden diese Jahreszeiten aber nicht – wie etwa in Europa – von der Temperatur bestimmt, sondern durch die Regenfälle. Somit werden Regen- und Trockenzeiten voneinander abgegrenzt. Mit zunehmender Entfernung vom Äquator fallen die Niederschläge nicht mehr ganzjährig, sondern während zweier Regenzeiten zur Zeit des höchsten Sonnenstandes. Diese Gebiete werden als wechselfeuchte Tropen bezeichnet. Zu den äußeren Tropen hin vereinigen sich diese beiden Regenzeiten zu einer einzigen, die mit weiterer Annäherung an die Wendekreise – der polwärtigen Grenze der Tropen – immer weniger Niederschlag bringt.

Entsprechend ändert sich das Vegetationsbild. Nach Norden und Süden werden die Regenwälder von Savannen abgelöst, die sich über rund ein Fünftel des Kontinents erstrecken. Das Klima ist dort somit durch eine Regenzeit während der Sommermonate und eine Trockenzeit während der Wintermonate gekennzeichnet. Die Jahresniederschläge reichen von 550 bis zu mehr als 1 550 Millimetern. Nach Norden und Süden geht das Feuchtsavannenklima allmählich in das Klima der Trockensavanne über. Jährlich fallen zwischen 250 und 550 Millimeter Regen, konzentriert auf eine Regenzeit.

Afrika hat – mit Ausnahme von Australien – proportional größere Zonen mit Trocken- oder Wüstenklima als jeder andere Kontinent. Jedes dieser Gebiete – die Sahara im Norden, die Somalihalbinsel im Osten sowie die Kalahari und die Namib im Südwesten – verzeichnet weniger als 250 Millimeter Niederschlag im Jahr. In der Sahara liegen die täglichen und jährlichen Extremwerte bei der Temperatur weit auseinander; im Juli beträgt die Durchschnittstemperatur über 32,2 °C; in der kälteren Jahreszeit fällt die Temperatur während der Nacht oft unter den Gefrierpunkt. Teile der zentralen und östlichen Sahara gehören zusammen mit einigen Abschnitten an der Küste des Roten Meeres zu den heißesten und trockensten Gebieten der Erde.

Mediterrane Klimazonen findet man im äußersten Nordwesten an der marokkanischen Küste und im äußersten Südwesten an der Küste der Republik Südafrika. Diese Regionen sind gekennzeichnet durch milde, feuchte Winter und warme, trockene Sommer. Eine das Klima modifizierende Rolle spielt das Relief. Auch wenn Gebirgszüge nicht – wie etwa in Nord- oder Südamerika – als Klimabarrieren wirken, so herrschen in den höher gelegenen Gebieten natürlich andere Bedingungen als im Tiefland gleicher geographischer Breite. In den Hochländern Ostafrikas, besonders in Kenia und Uganda, verteilt sich der Regen gleichmäßig auf das ganze Jahr, die Temperaturen sind ausgeglichen. In diesen kühleren Höhenlagen fällt auch Schnee; allerdings tragen nur die Gipfelregionen der höchsten Berge (Kilimanjaro, Mount Kenya, Ruwenzori) Firn- und Gletscherkappen.

 

Flora

Das Ausmaß der Vegetationsbedeckung hängt in hohem Maße von den klimatischen Gegebenheiten ab. Ein weiterer Faktor ist die Fruchtbarkeit der Böden. Im Gebiet des tropischen Regenwaldes, wo die Niederschlagsmengen durchschnittlich über 1 250 Millimeter liegen, ist der Boden dicht mit Sträuchern, Farnen und Moosen bewachsen. Unter diesen feuchten Bedingungen gedeihen auch zahlreiche Baumarten, die ihre Blätter nicht abwerfen. Die Wachstumsbedingungen für diese immergrünen Bäume sind so günstig, dass in den inneren Tropen mitunter mehrere Baumschichten vorhanden sind. Licht liebende Arten wechseln hier mit an Schatten angepassten Arten ab. Die dichtesten Bestände an tropischem Regenwald befinden sich im Kongobecken und im Bereich der nach Westen anschließenden Guineaküste. Eine Bergwaldzone, in der die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Jahr nur wenig unter der des tropischen Regenwaldes liegt, ist in den Hochgebirgen von Kamerun, Angola, Ostafrika und Teilen Äthiopiens ausgeprägt. Hier ist der Boden mit Sträuchern bedeckt, darüber gedeihen Ölpalmen, Hartholzbäume und einfache Nadelhölzer.

Nördlich und südlich der immerfeuchten Tropen ist Savanne (tropisches Grasland mit unterschiedlichem Baumbewuchs) der vorherrschende Vegetationstyp. Sie bildet eine breite Übergangszone zwischen den geschlossenen Waldbeständen und den Wüstengebieten. Prägend für die Wachstumsbedingungen und die Artenzusammensetzung ist hier der Wechsel von Regen- und Trockenzeiten. In der an den Regenwald angrenzenden Feuchtsavanne liegt die Anzahl der humiden Monate zwischen sieben und zehn. In humiden Monaten sind die Niederschläge stärker als die Verdunstung, während im Gegensatz dazu in den ariden Monaten die Verdunstung die Niederschläge übertrifft. Im von Feuchtsavanne eingenommenen Gebiet sind ausgedehnte Flächen mit einer Grasschicht und brandresistenten Sträuchern bedeckt; darüber wachsen Laubbäume und Leguminosen, die ebenfalls feuerbeständig sind. Zu den charakteristischen Baumarten gehören Akazienarten, die meist schirmförmige Kronen haben. Die Trockensavanne mit einer Anzahl von fünf bis sieben humiden Monaten im Jahr ist gekennzeichnet durch niedrige Grasfluren, Büsche und vereinzelte Laubbäume. Typische Baumart dieses Vegetationstyps ist der Affenbrotbaum. Mit weiterer Entfernung vom Äquator geht die Trockensavanne in Dornsavanne über. Dieser Vegetationstyp entwickelt sich bei jährlich zwei bis fünf humiden Monaten und Niederschlagswerten zwischen 200 und 700 Millimetern pro Jahr. Die Grasdecke ist dünner, vereinzelt wachsen sukkulente (wasserspeichernde) oder semisukkulente Bäume.

Die Halbwüstenzone mit jährlich 130 bis 200 Millimetern Niederschlag ist von Gras und vereinzelten niedrigen Sträuchern bedeckt. Die Wüstenzonen, die man in Gebieten mit einem Jahresniederschlag von weniger als 130 Millimetern findet, zeigen wenig oder gar keinen Pflanzenwuchs. Um Oberflächengewässer herum sowie an Stellen hoch anstehenden Grundwassers können Oasen entstehen. Das Atlasgebirge im Nordwesten des Kontinents gehört vollständig zum mediterranen Vegetationsgebiet. Überaus artenreich ist die Kapregion im äußersten Süden Afrikas.

Ein gravierendes ökologisches Problem in Afrika ist die Ausbreitung wüstenhafter Bedingungen (Desertifikation). Die Ursachen für diesen Prozess sind mannigfaltig. Neben klimatisch bedingten Einflüssen wie etwa dem Ausbleiben von Niederschlägen über mehrere Jahre hinweg haben auch Eingriffe des Menschen für die räumliche Ausdehnung der Wüsten gesorgt. Zu nennen sind hier vor allem die Abholzung waldbedeckter Gebiete zur Gewinnung von Edelhölzern und neuer Siedlungs- und Agrarflächen sowie die Überweidung durch zu hohe Viehbestände in einigen Gebieten der Savanne. Diese Eingriffe führen zum Verlust der Nährstoffreserven und damit zur Bodendegradierung. Versuche, die landwirtschaftliche Nutzfläche in trockenere Regionen auszudehnen, führten wiederholt zu ökologischen Katastrophen. Bedenklich ist die zunehmende Geschwindigkeit, mit der sich die Wüste ausbreitet. So wanderte etwa der südliche Rand der Sahara, mit einer Fläche von mehr als 9 Millionen Quadratkilometern die größte Wüste der Erde, während der vergangenen 20 Jahre um etwa 100 Kilometer weiter nach Süden.

 

Fauna

In Afrika findet man zwei Tierregionen mit unterschiedlichem Tierbestand: die Paläarktis umfasst den Norden und Nordwesten des Kontinents; die Äthiopis beinhaltet den gesamten Bereich Afrikas südlich der Sahara. Darüber hinaus gibt es noch die Subregion Madagassis; sie besteht aus den afrikanischen Inseln im Süden des Indischen Ozeans mit Madagaskar als bedeutendster. Die Sahara durchzieht Afrika als breite Übergangszone zwischen Paläarktis und Äthiopis. Vor der Entstehung dieses ausgedehnten Wüstengebietes in Nordafrika fand zwischen beiden Tierregionen ein reger Austausch statt, der allerdings mit zunehmender Ausbreitung wüstenhafter Bedingungen allmählich zurückging.

Aufgrund der Landverbindung nach Asien bestehen zahlreiche Beziehungen zwischen der Fauna Nordafrikas und Eurasiens. In Nordafrika sind dadurch nur wenige auf Afrika beschränkte Tierarten vorhanden, wie etwa das Nordafrikanische Stachelschwein und einige Insektenarten. Außerdem gehört Nordafrika zu den Lebensräumen von Schafen, Ziegen, Pferden und Kamelen. Darüber hinaus sind Mähnenspringer, afrikanisches Rotwild und zwei Arten von Steinböcken an der nordafrikanischen Küste heimisch.

In der Sahara können nur Tiere leben, die an die extremen Lebensbedingungen der Wüste angepasst sind. Neben den hohen Temperaturen sind hier die geringe Vegetationsbedeckung und der Wassermangel die wichtigsten ökologischen Faktoren. In der Sahara findet man u. a. Wüstenfüchse, Hasen, Springmäuse und viele Reptilien und Insekten. Zu den spezifischen Anpassungsmechanismen zählen die Nachtaktivität (wie etwa beim Wüstenigel) oder die ausgeprägte Trockenruhe (z. B. bei der Wüstenspringmaus). Die meisten Tierarten der Sahara verfügen über eine überaus hohe Beweglichkeit.

Die Tierregion der Äthiopis ist durch hohen Artenreichtum vor allem bei Säugern und Vögeln gekennzeichnet. Trotzdem gibt es kaum Nahrungskonkurrenz zwischen den Angehörigen verschiedener Arten von Pflanzenfressern. In der gesamten Tierregion Äthiopis gibt es eine große Zahl von Giftschlangen, darunter die Mamba. Würgeschlangen wie die Python findet man hauptsächlich in Westafrika; die Boa constrictor ist nur in Madagaskar heimisch. Einige Arten von Großsäugern legen in der Savanne jedes Jahr zusammen mit zahlreichen Artgenossen weite Wege zu den geeignetsten Weidegebieten zurück. Charakteristisch für viele Arten sind außerordentliche Schnelligkeit (z. B. Antilopen, Gazellen und Gnus) oder hohe Körpergröße (wie etwa Giraffen, Büffel oder Elefanten). Die Raubtierfauna der Savanne umfasst u. a. Löwen, Geparde, Leoparden, Schakale und Hyänen. Die Savanne bietet auch zahlreichen Vogelarten Lebensraum. Neben flugunfähigen Laufvögeln wie Straußen gibt es u. a. auch Greifvögel wie Adler sowie mehrere Storch- und Kranicharten. Auch in den immergrünen tropischen Regenwäldern ist die Tierwelt überaus artenreich, jedoch ist die Anzahl der Individuen vereinzelt gering. Aufgrund des dichten Kronendaches sind die Böden zum Teil nur spärlich mit Vegetation bedeckt. Aus diesem Grund leben viele Tiere wie z. B. Schimpansen, Fledermäuse, Dornschwanzhörnchen und Vogelarten wie Papageien in den einzelnen Baumschichten. Tiere von hohem Wuchs sind vergleichsweise wenig verbreitet. Zu ihnen gehören u. a. Gorillas, Waldelefanten und Okapis. Artenreich entwickelt sind demgegenüber Amphibien (u. a. Frösche) und Reptilien (z. B. Schildkröten, Eidechsen und Baumschlangen). In großer Anzahl leben Wirbellose wie Käfer, Ameisen und Termiten in den tropischen Regenwäldern. Mit zahlreichen Arten verbreitet sind auch Moskitos, Heuschrecken und Tsetsefliegen. Diese Fliegenart überträgt die Schlafkrankheit auf Mensch und Tier (bei Tieren Nagana genannt).

Wasservögel, besonders Pelikane, Goliathreiher, Flamingos und Störche, kommen in großer Zahl vor. Afrika ist aber auch reich an Süßwasserfischen; über 2 000 Arten sind bekannt.

 

Bevölkerung

Die Sahara bildet eine natürliche Barriere zwischen den Völkern Nordafrikas und den Völkern südlich der Sahara. Aufgrund der großen Ausdehnung dieses Wüstengebietes und der schwierigen Lebensbedingungen dort kam es erst spät zur Vermischung der Völker nördlich und südlich davon.

 

Bevölkerungszusammensetzung

Die Mehrzahl der Bewohner Nordafrikas wird als Araber bezeichnet. Sie machen etwa ein Viertel der Bevölkerung des Kontinents aus. Die ethnische Gruppe der Berber wurde seit der im 7. Jahrhundert begonnenen arabischen Eroberung durch die arabisch-islamische Kultur stark beeinflusst. Berber sind z. B. in Marokko und Algerien mit Anteilen von etwa 30 bis 40 Prozent eine bedeutende Bevölkerungsgruppe. Südlich der Sahara überwiegen Schwarzafrikaner, die etwa 70 Prozent der afrikanischen Bevölkerung stellen. Einzelne Gruppen der Khoisan-Sprachfamilie leben im Süden Afrikas. Zu ihnen gehören die San (Buschmänner; sie sind vor allem in den Wüstengebieten von Botswana und Namibia heimisch) und die Khoikhoin (Hottentotten; Hauptsiedlungsgebiet ist vor allem Namibia). Pygmäen leben im zentralen Teil des Kontinents, vor allem im Kongobecken und in Tansania. Sie gehören zu den frühesten Bewohnern des zentralen Afrika. Über ganz Afrika verstreut, in erster Linie aber im südlichen Afrika, leben rund fünf Millionen Menschen europäischer Abstammung. Etwa eine Million Menschen indischer Abstammung leben entlang der ostafrikanischen Küste und in Südafrika.

Über 3 000 verschiedene ethnische Gruppen sind in Afrika klassifiziert worden. Bei den meisten dieser Völker ist die Großfamilie die wichtigste soziale Einheit. In großen Teilen Afrikas ist die Familie über Verwandtschaftsgruppen wie Stämme oder Sippen in eine größere Gesellschaft eingebunden. Verwandtschaftsgruppen unterbinden im Allgemeinen Heiraten unter ihren Mitgliedern, so dass diese in eine andere Gruppe heiraten müssen. Das Dorf besteht oft aus einer einzelnen Verwandtschaftsgruppe, die von einem männlichen oder weiblichen Abkömmling zusammengehalten wird.

 

Bevölkerungsverteilung und -entwicklung

Obwohl Afrika etwa ein Fünftel der gesamten Erdoberfläche einnimmt, macht sein Anteil an der Weltbevölkerung nur rund 13 Prozent aus. Bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 675 Millionen ergibt sich für den Kontinent eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 22 Einwohnern pro Quadratkilometer. Dieser Wert entspricht nur etwa der Hälfte des Weltdurchschnitts. Allerdings ist Afrika nur scheinbar unterbevölkert, denn ausgedehnte Räume in den Trockengebieten (vor allem in der Sahara und der Kalahari) sind fast nicht bewohnt. Geht man von der Bevölkerung aus, die auf landwirtschaftlich nutzbarem, ertragreichem Land lebt, steigt die durchschnittliche Dichte auf rund 139 Einwohner pro Quadratkilometer. Am dichtesten besiedelt ist Afrika in den Gebieten entlang der Nord- und Westküste, in den Flussbecken von Nil, Niger, Kongo und Senegal sowie im ostafrikanischen Hochland. Nigeria, Ägypten und Äthiopien sind die bevölkerungsreichsten Staaten des Kontinents.

Die Geburtenziffer liegt in Afrika bei 46 Geburten je 1 000 Einwohner jährlich (in Europa dagegen kommen auf 1 000 Personen nur 14 Geburten). Die medizinische Versorgung ist seit dem 2. Weltkrieg verbessert worden, dadurch ging die Sterbeziffer stark zurück (im Durchschnitt 17 Sterbefälle auf 1 000 Personen). Die Bevölkerung wächst jährlich um rund 2,9 Prozent. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass diese statistischen Werte von Land zu Land und von Region zu Region stark variieren können. Hinsichtlich der Altersverteilung ist die Gruppe der unter Fünfzehnjährigen besonders groß; in den meisten afrikanischen Ländern macht sie etwa die Hälfte der Bevölkerung aus.

Die afrikanische Bevölkerung lebt überwiegend ländlich, nur ein Fünftel der Bewohner lebt in Städten mit mehr als 20 000 Einwohnern, wobei es in Nordafrika (vor allem in Marokko, Algerien und Ägypten) sowie in der Republik Südafrika die meisten Städte gibt. Seit den fünfziger Jahren hat sich das Wachstum der Städte rapide beschleunigt. Zu den Städten mit mehr als einer Million Einwohnern gehören heute z. B. Kairo, Alexandria und Gise (Ägypten), Algier (Algerien), Casablanca (Marokko), Lagos (Nigeria), Addis Abeba (Äthiopien), Abidjan (Republik Elfenbeinküste), Kinshasa (Zaire) sowie Johannesburg und Kapstadt (Republik Südafrika). Diese Städte ziehen eine große Zahl von Landbewohnern an. Diese leben entweder auf Dauer in der Stadt oder kommen nur vorübergehend als Arbeiter. Darüber hinaus sind innerhalb des Kontinents beträchtliche Wanderungsströme von Arbeitern vorhanden. Besonders Bewohner der zentralafrikanischen Staaten arbeiten in den Minen und Fabriken in Sambia, Zimbabwe und der Republik Südafrika. Nordafrikaner dagegen wandern nach Frankreich und – in neuerer Zeit – auch in andere Staaten der Europäischen Union ab. Diese Wanderungsströme werden durch Bürgerkriege in einer Reihe von Ländern sowie Dürrekatastrophen und Hungersnöte verstärkt.

 

Sprachen

In Afrika werden mehr als 1 500 Sprachen gesprochen, von denen mehr als die Hälfte auf den westafrikanischen Raum entfallen. Am weitesten verbreitet sind Arabisch, Swahili und Hausa. Die nigerkordofanischen und die nilosaharanischen Sprachen sind mit jeweils über 160 Millionen Sprechern die größten Sprachfamilien. Hamitosemitische (oder afroasiatische) Sprachen sind überwiegend im Norden und Nordosten des Kontinents verbreitet, die Khoisan-Sprachen werden von den San und den Khoikhoin im südlichen Afrika gesprochen. Viele Afrikaner, besonders jene südlich der Sahara, sind mehrsprachig, denn sie sprechen sowohl ihre eigene Sprache als auch die der ehemaligen europäischen Kolonialherren. Außerdem kommen viele Afrikaner durch Handelsbeziehungen zu anderen Sprachräumen oder Ländern früh mit weiteren Sprachen in Kontakt. Während kleinere Staaten wie Ruanda, Swasiland oder Lesotho einsprachig sind, können in anderen wie etwa in Nigeria zahlreiche – bis zu mehrere hundert – Sprachen verbreitet sein.

 

Religion

Das Christentum ist die am weitesten verbreitete Religion. Nordafrika wurde im 1. Jahrhundert christianisiert. Auch in Äthiopien fasste das Christentum in jener Zeit Fuß. Dann breitete es sich im 4. Jahrhundert in den Sudan aus. In Ägypten wird die christliche Religion auch nach der Ausbreitung des Islam in der koptischen Kirche praktiziert, in den anderen Gebieten wurde sie jedoch weitgehend durch den Islam verdrängt.

Der Islam, die zweitgrößte Religion in Afrika, entstand im 7. Jahrhundert auf der Arabischen Halbinsel und verbreitete sich in den folgenden Jahrhunderten entlang der östlichen afrikanischen Küste und später bis nach Westafrika. Im 20. Jahrhundert wurde der Einfluss des Islam auch auf den restlichen Teil des Kontinents ausgedehnt.

Etwa 15 Prozent der afrikanischen Völker praktizieren traditionelle Religionen. Obwohl diese sehr unterschiedlich sind, kennen die meisten einen einzelnen Gott oder eine Schöpferfigur sowie eine Reihe von untergeordneten Geistern. Es handelt sich hierbei um Naturgeister, die in Bäumen, im Wasser oder in Tieren leben und andere natürliche Erscheinungen sowie Ahnengeister, z. B. die Familien-, Stammes- oder Sippengründer, die das tägliche Leben beeinflussen.

Gewisse, an der eigenen Kultur festhaltende religiöse Bewegungen, die in erster Linie aus dem Christentum entstanden, haben orthodoxe christliche Bräuche und Überzeugungen mit stammesreligiösen Elementen verschmolzen. Diese separatistischen Gruppen haben sich unter der Führung einzelner Propheten in ganz Afrika ausgebreitet, besonders ausgeprägt und einflussreich sind sie aber in Süd- und Zentralafrika.

Im nördlichen und südlichen Afrika lebt eine kleinere Anzahl von Juden. Hindus, Buddhisten und Taoisten leben in kleineren Gruppen im östlichen und südlichen Afrika.

 

Kultur

Die afrikanische Kultur ist sehr stark auf die Familie und die ethnische Gruppe bezogen. Kunst, Musik und mündlich überlieferte Mythen dienen zur Stärkung der bestehenden religiösen und sozialen Gemeinsamkeiten. Eine Minderheit, die durch die europäische Kultur und das Christentum beeinflusst wurde, lehnte zunächst traditionelle afrikanische Werte, die mit dem Aufkommen eines afrikanischen Nationalismus neu belebt wurden, ab. Die Regierungen der meisten afrikanischen Staaten fördern heute nationale Tanz- und Musikgruppen und Museen sowie – in geringerem Maße – Künstler und Schriftsteller.

 

Wirtschaft

Von jeher war die große Mehrheit der Afrikaner als Bauern oder Hirten tätig. Sie produzierten ausschließlich für ihren Eigenbedarf (Subsistenzwirtschaft). Es gab wenig Märkte, gehandelt wurde für gewöhnlich unter Verwandten und Freunden. Die Herstellung von Waren und handwerklichen Produkten waren Teilzeitbeschäftigungen. Einige Staaten entwickelten Handelssysteme über weite Entfernungen. In diesen Gebieten hielten vielschichtige Tauschmöglichkeiten, industrielle Spezialisierung und Kommunikationsnetze den Warenaustausch im Fluss.

Mit der Kolonialisierung durch die Europäer entstand ein Bedarf nach bestimmten landwirtschaftlichen Produkten und Bodenschätzen. Neue verbesserte Kommunikationssysteme und europäische Produktionstechniken wurden eingeführt: Es entstand eine moderne Tauschwirtschaft. Die Produktpalette wurde durch den Anbau neuer Nutzpflanzen erweitert. Während einige Anbauprodukte wie Erdnüsse und Bananen der Versorgung der afrikanischen Bevölkerung dienten, wurden etwa Kaffee, Zuckerrohr und Kautschuk für den Export kultiviert. In der Folge bildeten sich eine verarbeitende Industrie sowie Häfen und Verwaltungszentren heraus. Sprunghaft entwickelten sich auch Verbrauchsgüterindustrien, um den neu geschaffenen lokalen Bedarf in den unabhängig gewordenen afrikanischen Staaten zu decken. Ein Merkmal der afrikanischen Wirtschaft ist das Nebeneinander von Subsistenzwirtschaft und moderner Warenwirtschaft. Afrika ist kein einheitlich gewachsenes Wirtschaftsgebiet. Die Wirtschaftsentwicklung des Kontinents ist aufgrund unterschiedlichen natürlichen Potentials und politischer Orientierung nicht einheitlich. Das zukünftige wirtschaftliche Wachstum wird von der Verfügbarkeit von Investitionsmitteln und Energiequellen, dem weltweiten Bedarf an Rohstoffen sowie der Größe lokaler Märkte abhängen.

 

Landwirtschaft

Nur etwa 25 Prozent der Gesamtfläche Afrikas sind landwirtschaftlich nutzbar. Dennoch stellt der Agrarsektor die Basis der wirtschaftlichen Entwicklung des Kontinents dar. Trotz der Ausweitung von Industrie und Handel sind die meisten Afrikaner Landwirte und Hirten geblieben. Im Norden und Nordwesten Afrikas gehören Weizen, Hafer, Mais und Gerste zu den wichtigsten Feldfrüchten. Wichtige Baumfrüchte sind Datteln, Oliven und Zitrusfrüchte, zusätzlich werden verschiedene Gemüsearten angebaut. An Vieh werden überwiegend Ziegen und Schafe gehalten. Im Gebiet der Sahara betreiben nomadische Hirten Kamelzucht, einige Landwirte produzieren in Oasen Datteln und Getreide. Südlich der Sahara ist die Brandrodungswirtschaft, eine besondere Form des Wanderfeldbaues, größtenteils von der sesshaften Bewirtschaftung zurückgedrängt worden. Außerhalb der Regenwälder gehören die verschiedenen Getreidearten zu den wichtigsten Anbauprodukten. Reis, Jamswurzel, Maniok, Okra, Kochbananen und Bananen werden als Lebensmittel angepflanzt. Die Viehhaltung ist auf Gebiete beschränkt, in denen die Tsetsefliege nicht vorkommt, d. h. auf etwa ein Drittel des Kontinents. Obwohl die Herden teilweise eine beachtliche Größe erreichen, ist die Milchviehhaltung begrenzt. Milchvieh wird hauptsächlich im Umkreis großer Städte im Osten und Süden Afrikas gehalten.

Von den landwirtschaftlichen Erzeugnissen sind einige wie z. B. Kaffee, Baumwolle, Kakao, Erdnüsse, Palmöl und Tabak für die Ausfuhr bestimmt. Bei einigen Exportgütern wie Kakao, Erdnüssen, Gewürznelken und Sisal erzeugt Afrika mehr als die Hälfte der gesamten Weltproduktion. Farmen und Plantagen in europäischem Besitz gibt es im Osten und Süden Afrikas. Sie konzentrieren sich auf die Produktion von Zitrusfrüchten, Tabak und anderen für den Export bestimmten Nahrungsmitteln. Nachteilig für die Entwicklung der afrikanischen Wirtschaft ist, dass die Einnahmen aus den Exporten von Agrarprodukten und Rohstoffen in hohem Maße von den Weltmarktpreisen gesteuert werden.

 

Forstwirtschaft und Fischerei

Etwa ein Viertel Afrikas ist von Wald bedeckt. Die Holzwirtschaft spielt in einigen westafrikanischen Ländern eine bedeutende Rolle. Gabun ist ein Hauptproduzent von Okume, einer weichen Holzart, aus der Sperrholz und Furniere gefertigt werden. Liberia, die Republik Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria gehörten zu den Hauptexporteuren von Harthölzern. Die Fischerei in Binnengewässern konzentrierte sich zunächst auf die Seen im Ostafrikanischen Grabensystem wie etwa den Victoriasee, zunehmend aber auch auf Fischzuchtbetriebe. Meeresfischerei, mit der der lokale Bedarf gedeckt werden soll, wird an allen Küsten betrieben.

 

Bergbau

Afrika ist überaus reich an Bodenschätzen: Man findet hier die meisten der bekannten Mineralien. Viele davon sind in bedeutenden Mengen vorhanden. Ihre Verteilung über den Kontinent ist allerdings ungleichmäßig. Afrika verfügt auch über einige der größten Vorkommen an Gold, Diamanten, Kupfer, Bauxit, Mangan, Nickel, Platin, Cobalt, Radium, Germanium, Lithium, Titan und Phosphaten. Weitere wichtige Bodenschätze sind Eisen, Chrom, Zinn, Zink, Blei, Thor, Zirkonium, Vanadium, Antimon sowie Beryllium. Des Weiteren gibt es in ausreichenden Mengen Ton, Glimmer, Schwefel, Salz, Natron, Graphit, Kalkstein und Gips. Daneben besitzt Afrika auch große Vorkommen an fossilen Brennstoffen, darunter große Lagerstätten von Kohle, Erdöl und Erdgas.

Diese umfangreich geförderten Rohstoffe stellen den Hauptteil des afrikanischen Ausfuhrertrags dar. Führende Rohstofflieferanten sind die Republik Südafrika (Abbau von Gold und Diamanten), daneben aber auch Libyen (Erdöl), Nigeria (Erdöl, Erdgas, Kohle, Zinn), Algerien (Erdöl, Erdgas, Eisenerz) und Sambia (Kupfer, Cobalt, Kohle, Blei, Zink). Die Republik Südafrika, Niger, Zaire, die Zentralafrikanische Republik und Gabun besitzen zudem bedeutende Uranvorkommen. Das größte Radiumvorkommen der Welt liegt in Zaire. Von den Kupfervorräten der Welt konzentrieren sich etwa 20 Prozent auf Sambia, Zaire, die Republik Südafrika und Zimbabwe. Zaire besitzt darüber hinaus circa 90 Prozent der bekannten Cobalt-, Sierra Leone die größten bekannten Titanvorkommen. Im weltweiten Vergleich fördert Afrika rund drei Viertel der Goldmenge, wobei die Republik Südafrika, Zimbabwe, Zaire und Ghana die Hauptlieferanten sind. Die Minen in der Republik Südafrika und Zaire decken praktisch den gesamten Weltbedarf an Schmuck- und Industriediamanten. Eisenerze findet man in allen Teilen des Landes. Der größte Teil der afrikanischen Rohstoffe wurde und wird durch große, multinationale Konzerne vermarktet.

 

Industrie

Aufgrund der Rohstoff- und Erdölförderung sind weiterverarbeitende Produktionsbetriebe wie z. B. Raffinerien und Schmelzhütten entstanden. Neben der Republik Südafrika, auf die sich ein Großteil der Produktion konzentriert, sind bedeutende Industriezentren auch in Zimbabwe, Ägypten und Algerien zu finden. Eine bedeutende Bergbau- und Hüttenindustrie konnte sich in den rohstoffreichen Ländern Zaire und Sambia ausbreiten. Kenia, Nigeria und die Republik Elfenbeinküste besitzen eine gut entwickelte Textil-, Leicht- und Baustoffindustrie. Im vielen anderen Ländern Afrikas ist die industrielle Produktion auf die Anfertigung von Konsumgütern wie Schuhe, Fahrräder, Textilien, Lebensmittel und Getränke beschränkt. Allerdings ist das Wachstum solcher Industriezweige oft durch den relativ kleinen Verbrauchermarkt begrenzt. Für eine flächendeckende Industrialisierung fehlen in Afrika noch die notwendigen Devisen, die in nennenswertem Umfang überwiegend durch den Export von Agrarprodukten und Rohstoffen in die einzelnen Länder kommen. Die Ausfuhr von industriellen Gütern spielt demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle.

 

Energieversorgung

Nigeria, Libyen, Algerien und Angola gehören zu den großen Erdöllieferanten der Welt. Die Ausfuhr von Erdgas konzentriert sich in Afrika auf Algerien; Kohle dagegen wird vorrangig in Zimbabwe und Südafrika gefördert, der größte Teil davon für den Eigenbedarf. Die übrigen afrikanischen Staaten müssen diese Rohstoffe importieren. Obwohl Afrika über etwa 40 Prozent der Wasserkraftreserven der Welt verfügt, wird nur ein vergleichsweise kleiner Teil davon aufgrund der hohen Baukosten, dem unzugänglichen Gelände und der weiten Entfernung zum Markt genutzt. Dennoch sind seit 1960 eine Reihe von großen Wasserkraftwerken gebaut worden. Dazu gehören der Assuan-Staudamm im Nil, der Akosombo-Damm im Volta sowie im Sambesi der Karibadamm (staut den Fluss zum Karibasee) und der Cabora-Bassa-Staudamm.

 

Verkehr

Die wirtschaftliche Entwicklung fast aller afrikanischen Länder wurde durch unzureichende Transportsysteme behindert. Es gibt bisher noch keine leistungsfähigen transkontinentalen Verbindungen. Viele Länder haben Straßennetze, die zum großen Teil aus unbefestigten Straßen bestehen, die während der Regenzeit unpassierbar werden. Straßennetze verbinden im Allgemeinen das Landesinnere mit der Küste. Pläne, das Eisenbahnnetz dichter zu gestalten, scheiterten wiederholt an der schwierigen Überwindbarkeit natürlicher Hindernisse und an den Problemen der Vereinheitlichung der Spurweiten. Einige Flüsse sind wegen Stromschnellen nicht durchgehend befahrbar. Steigende Bedeutung für den Personen- und Gütertransport kommt dem Luftverkehr zu. Im Norden Afrikas – vor allem im Inneren und am Rande der Sahara – werden auch Kamele für Transportzwecke verwendet. Verkehrstechnisch am besten erschlossen sind die Republik Südafrika und Ägypten.

 

Handel

Der Handel in den meisten afrikanischen Staaten ist sehr stark von einem oder einigen wenigen Ausfuhrgütern abhängig. Der Großteil der Handelsgeschäfte wird mit Industrieländern abgewickelt, die Rohstoffe benötigen und dafür Industrie- und Verbrauchsgüter verkaufen. Wirtschaftliche Beziehungen bestehen besonders zu den ehemaligen Kolonialmächten, wobei die meisten ehemals britischen Kolonien nur lose Handelsbeziehungen zu Großbritannien pflegen. Einige frühere französische Kolonien stehen in engerem wirtschaftlichen Kontakt zu Frankreich. Darüber hinaus unterhalten die meisten afrikanischen Staaten auch wirtschaftliche Verbindungen zur Europäischen Union. Zwischenstaatlicher Handel in Afrika wird durch Handelsschranken wie Zölle und unterschiedliche Währungen behindert. So sind nur wenige innerafrikanische Wirtschaftssysteme entstanden. Am dauerhaftesten und erfolgreichsten sind die Wirtschaftsgemeinschaften westafrikanischer und die zentralafrikanischer Staaten. Die Organisation der Afrikanischen Einheit fördert den innerafrikanischen Handel und die wirtschaftliche Entwicklung.

 

Geschichte

 

Der früheste Mensch, der Homo sapiens, entwickelte sich vor mehr als 200 000 Jahren in Afrika. Der Homo sapiens war ein Jäger und Sammler, der einfache Steinwerkzeuge nutzte. Er schloss sich mit anderen zu Nomadengruppen zusammen, die sich schließlich als Nomadenvölker und Buschmänner über den ganzen afrikanischen Kontinent ausbreiteten. Unterschiedliche Rassen entstanden circa 10 000 v. Chr. Allmählich zwang eine wachsende Bevölkerung, die Landwirtschaft betrieb und Haustiere gezähmt hatte, die Buschmänner zum Rückzug in lebensfeindlichere Gebiete. Die Bantu, ein Stamm der dominierenden Völker, besiedelte den größten Teil Zentral- und Südafrikas. Sie lebten üblicherweise von der Landwirtschaft für den eigenen Bedarf oder in den Savannen von der Weidewirtschaft. Politisch organisierten sie sich vor allem ortsgebunden, obwohl später in West- und Zentralafrika große Königreiche entstanden.

Die erste große Zivilisation Afrikas entstand im Niltal etwa um 5 000 v. Chr. Die Siedler waren von der Landwirtschaft abhängig und profitierten von den periodisch wiederkehrenden Überflutungen des Nil, die das Land nicht nur bewässerten, sondern gleichzeitig die Qualität des Bodens verbesserten. Die nötige Kontrolle der Nilfluten führte zu einem wohlgeordneten, vielschichtigen und hoch entwickelten Staatswesen. Es war die Blütezeit des Königreiches von Ägypten, das für einige tausend Jahre Gesellschaften am Mittelmeer und vor allem in Afrika beeinflusste. Von Ägypten verbreitete sich das Wissen um die Eisenerzeugung um 800 v. Chr. nach Süden bis in das tropische Afrika. Auch die Ideen über den Staatsaufbau beeinflussten die angrenzenden Gebiete.

Während der Zeit vom späten 3. Jahrhundert v. Chr. bis ins frühe 1. Jahrhundert n. Chr. eroberte Rom Ägypten, Karthago sowie andere nordafrikanische Gebiete. Diese wurden die Kornkammern des Römischen Reiches. Das Römische Reich wurde im 4. Jahrhundert in zwei Teile geteilt: Alle Länder westlich des heutigen Libyen blieben Territorium des Weströmischen Reiches, das von Rom regiert wurde. Alle Länder östlich davon, einschließlich Ägypten, wurden Teil des Oströmischen oder Byzantinischen Reiches, das von Konstantinopel aus regiert wurde. Zu dem Zeitpunkt war bereits die Mehrheit der Bevölkerung zum Christentum bekehrt worden. Im 5. Jahrhundert eroberten die Vandalen, ein Germanenstamm, einen großen Teil Nordafrikas. Vandalenkönige regierten bis in das 6. Jahrhundert, dann wurden sie von den Byzantinern besiegt, das Gebiet wurde in das Oströmische Reich eingegliedert.

 

Die Ära der Reiche und Stadtstaaten

 

Islamische Armeen drangen innerhalb eines Jahrzehnts nach dem Tod Mohammeds im Jahr 632 in Afrika ein und bezwangen schnell den byzantinischen Widerstand in Ägypten.

 

Nordafrika

Von Stützpunkten in Ägypten aus überfielen die Araber die Berberstaaten im Westen. Im 8. Jahrhundert eroberten sie Marokko und waren damit bis zur Westküste des afrikanischen Kontinents vorgedrungen. Während sich die Berber an der Küste zum Islam bekehren ließen, zogen sich viele andere ins Atlasgebirge und in die Sahara zurück. Arabische Minderheiten errichteten autokratische (von einem Herrscher mit unumschränkter Staatsgewalt regierte) Gemeinwesen in Algerien und Marokko. Die christlichen Staaten von Alwa und Makuria im Sudan wurden erobert, nur das christliche Königreich Nobatia war stark genug, den Eindringlingen zu widerstehen. Es erzwang den Abschluss eines Vertrags, der seine Unabhängigkeit für über 600 Jahre aufrechterhielt. Entlang der Küsten blieben die arabischen Eroberer über einige Jahrhunderte eine kleine herrschende Minderheit.

Im 8. Jahrhundert wurde der Handel durch die Sahara üblich. Karawanenführer und Missionare verbreiteten politische, religiöse und gesellschaftliche Werte unter den Menschen entlang der Handelsrouten. Zuvor noch hatten muslimische Eindringlinge aus dem Jemen die Einwohner des Küstenstaates Aksum ins Landesinnere verdrängt und eine Reihe von Stadtstaaten wie Adal und Harar gegründet. Das Rote Meer wurde nun von muslimischen Händlern dominiert.

Verschiedene um die Vorherrschaft kämpfende Herrschergeschlechter entstanden an der nordafrikanischen Küste. Im 8. Jahrhundert eroberten nordafrikanische Muslime den größten Teil der Iberischen Halbinsel. Ihre Überfälle und Eroberungsfeldzüge gegen das christliche Europa dauerten noch einige Jahrhunderte an. Zur Zeit der Kreuzzüge beherrschten einige wenige hoch entwickelte islamische Staaten den südlichen und östlichen Teil des Mittelmeeres. Im 14. Jahrhundert ergab sich der christliche Sudan den Armeen des mameluckischen Ägypten. Die Türken aus dem Osmanischen Reich eroberten Ägypten im Jahr 1517, und innerhalb von 50 Jahren hatten sie nach außen hin die Herrschaft über die nordafrikanische Küste übernommen. Die tatsächliche Gewalt blieb jedoch in den Händen der Mamelucken, die Ägypten bis zu ihrer Bezwingung durch Napoléon Bonaparte im Jahr 1798 regierten. Die Äthiopier wurden von den Armeen des Sultanats Adal überrannt, aber sie besiegten im Jahr 1542 die Muslime mit Hilfe Portugals.

 

Westafrikanische Königreiche

In Westafrika entstanden eine Reihe von Königreichen, deren wirtschaftliche Grundlage die Kontrolle der Handelsrouten durch die Sahara war. Gold, Kolanüsse und Sklaven wurden im Austausch gegen Tuch, Gebrauchsgegenstände und Salz nach Norden verkauft.

Gana

Der älteste dieser Staaten war Gana. Er entstand im 5. Jahrhundert n. Chr. im Gebiet des heutigen südöstlichen Mauretanien. Die damalige Hauptstadt Kumbi Saleh wurde in der Neuzeit ausgegraben. Im 11. Jahrhundert machten die ganaischen Armeen, die mit Eisenwaffen ausgerüstet waren, Gana zum Beherrscher der Handelswege, die sich vom Gebiet des heutigen Marokko im Norden nach Süden bis in die Küstenwälder Westafrikas erstreckten. Berbernomaden der Sanhaja-Konföderation (im Inneren des heutigen Mauretanien) bildeten das Hauptbindeglied zwischen Gana und dem Norden. Sobald die Araber die Herrschaft über die Küsten im Nordwesten erlangt hatten, begannen sie diese Handelsrouten zu kontrollieren. Am Hofe Ganas lebten muslimische Berater, die im großen Stil Handel betrieben. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurde Gana von den Almoraviden, einer von Sanhaja-Berbern gegründeten, kriegerischen Glaubensbewegung, besiegt. Im selben Jahrhundert entfesselten die Almoraviden einen Heiligen Krieg (Dschihad) und kontrollierten die Karawanenstraßen durch die Sahara. Die Almoraviden teilten sich dann: Eine Gruppe drang nach Norden vor, um Marokko und Spanien zu erobern, während die andere in den Süden marschierte und um das Jahr 1076 die Hauptstadt Ganas völlig zerstörte. Im Verlaufe des folgenden Jahrhunderts erlangten die Soso, ein Volk aus dem Fouta Djalon und frühere Vasallen Ganas, die Macht in diesem Gebiet. Sie wiederum wurden um das Jahr 1240 vom Volk von Mali erobert.

Mali und Songhai

Mali wurde im 11. Jahrhundert von den Malinke gegründet. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde das Staatsgebiet vom damaligen Herrscher Sundiata vergrößert. Bald danach scheinen sich die Herrscher Malis zum Islam bekehrt zu haben. Seinen Höhepunkt erreichte Mali unter König Mansa Musa, der 1324 eine bis ins folgende Jahr dauernde Pilgerreise nach Mekka unternahm, diplomatische Beziehungen mit Tunis und Ägypten aufnahm und eine Reihe von muslimischen Gelehrten und Kunsthandwerkern in das Reich brachte. Seit der Regierungszeit Mansa Musas erscheint Mali auf den Landkarten Europas. Nach 1400 verfiel das Reich, und Songhai wurde zum führenden Staat im westlichen Sudan. Obwohl Songhai schon im 9. Jahrhundert entstand, erreichte es seine größte Ausdehnung unter Sunni Ali und Askia Mohammed. Unter der Regentschaft von Askia Mohammed wurde Timbuktu zum Zentrum islamischer Gelehrsamkeit im Sudan. Von diesem Reichtum angezogen, eroberten die Armeen des Al-Mansur aus Marokko im Jahr 1591 Gao, die Hauptstadt Songhais. Nach dem Zusammenbruch Songhais versuchten eine Reihe kleiner Königreiche – Macina, Gonja, Ségou und Kaarta –, den Westsudan zu beherrschen, doch führte dies nur zu ständigen Konflikten und zum wirtschaftlichen Niedergang der Region.

Hausa-Staaten und Kanem-Bornu

Östlich von Songhai entstanden zwischen dem Niger und dem Tschadsee die Hausa-Stadtstaaten und das Reich Kanem-Bornu. Die Hausa-Staaten (Biram, Daura, Katsina, Zaria, Kano, Rano und Gobir) wurden vor dem 10. Jahrhundert gebildet. Nach dem Fall Songhais wurde der Handel durch die Sahara ostwärts verlagert, wo er von Katsina und Kano kontrolliert wurde. Diese beiden wurden zu Zentren blühenden Handels und städtischen Lebens. Der Islam scheint im 14. Jahrhundert von Kanem-Bornu aus in den Hausa-Stadtstaaten Einzug gehalten zu haben.

Das Reich Kanem-Bornu bestand im 8. Jahrhundert aus lose zusammengefügten Staaten nördlich und östlich des Tschadsees. Zunächst herrschten dort die Zaghawa, Angehörige eines Nomadenvolkes, die im folgenden von den Saifawa abgelöst wurden. Sie regierten von etwa 800 bis 1846. Die neuen Herrscher bekannten sich etwa ab dem 11. Jahrhundert zum Islam. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts zogen sie in die Bornu-Region, das ältere Kanem-Gebiet fiel an das Volk der Bulala aus dem Süden. Der bekannteste Bornuherrscher war Mai Idris Alooma, der von etwa 1580 bis 1617 regierte. Er führte den Gebrauch von Feuerwaffen ein, die er von osmanischen Türken gekauft hatte. Auf dem Gipfel seiner Macht kontrollierte Kanem-Bornu die östlichen Sahararouten nach Ägypten. Sein langsamer Untergang begann ab Mitte des 17. Jahrhunderts.

Ausbreitung des Islam

Während der Zeit des großen Sudan-Reiches änderte sich das Leben der meisten Bauern und Fischer praktisch nicht. Importierte Güter oder Luxusartikel konnten sich nur die herrschenden Schichten leisten. Die Bauern, die regelmäßig Steuern zahlen mussten, betrieben Landwirtschaft für den Eigenbedarf (Subsistenzwirtschaft). Islamische Einflüsse konzentrierten sich auf die städtischen Zentren, wo die Religion von einem Teil der herrschenden Klasse und der ausländischen Einwohner ausgeübt wurde. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begannen dann zunächst die nomadischen Kunta-Araber, die Lehre des Islam zu predigen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts begann die Qadiriyya-Bruderschaft, zu der auch die Kunta-Araber gehörten, den Islam im gesamten westlichen Sudan zu verbreiten. Etwa zur gleichen Zeit wanderten die Fulbe, ein nomadisches Hirtenvolk, langsam aus der Futa-Toro-Region im Senegal nach Osten und bekehrten dort viele Menschen zum Islam. Während dieser Zeit wandelte sich der Islam von der bloßen Staatsreligion zur Religion des Einzelnen. Tatsächlich aber scheint die Hinwendung zum Islam bei den herrschenden Klassen abgenommen zu haben, da nichtislamische Herrscherhäuser in alten Moslemhochburgen bis ins 18. Jahrhundert hinein regierten. Dann begann eine Reform des Islam bei den Fulbe, Mandingo, Soso und Tukolor.

Alte Herrscherhäuser wurden gestürzt und theokratische Staaten gegründet. Dadurch wurde der Islam auch in neuen Gebieten eingeführt. In den Hausa-Staaten führte Usman dan Fodio, ein muslimischer Gelehrter, einen Aufstand der Fulbe an, die zwischen 1804 und 1810 die Hausa-Staaten besiegten und neue Herrscherhäuser bildeten. Der Versuch, in Bornu einzudringen, scheiterte am Widerstand des religiösen Führers Al-Kanemi. Das neue Fulbe-Reich wurde zuerst zwischen dem Bruder des Shehu, Abdullahi, und seinem Sohn Muhammad Bello, aufgeteilt, nach 1817 besaßen schließlich nur noch Muhammad und seine Nachfolger die Macht.

Ein weiterer theokratischer Staat wurde in Macina im Jahr 1818 von Seku Ahmadu, einem Fulbe, gegründet. Während seiner Herrschaft entstand ein Reich, das die gesamte Region am Niger von Djenne bis Timbuktu umfasste. Nach seinem Tod im Jahr 1844 übernahm sein Sohn die Macht, die 1862 an einen anderen muslimischen Reformer, Al-Hajj Umar, fiel. Er gründete vor seinem Tod im Jahr 1864 das riesige Reich Tukolor in der Region Senegambien.

 

Ostafrikanische Königreiche

Die ersten Berichte über die ostafrikanische Geschichte tauchen in der Periplus maris Erythraei (100 n. Chr.) auf. Dies war ein Reiseführer für die Seefahrt auf dem Indischen Ozean zwischen Äthiopien und der Südspitze von Vorderindien. Indonesische Einwanderer erreichten während des 1. Jahrtausends n. Chr. Madagaskar. Sie brachten neue Nahrungsmittel, darunter vor allem die Banane, die sich bald im ganzen Kontinent verbreitete. Bantusprachige Völker siedelten im Inland. Sie nahmen die Buschmänner auf. Nilotische Völker besiedelten die Gebiete des Landesinneren. Arabische Siedler ließen sich an der Küste nieder und errichteten Handelsstädte. Elfenbein, Gold und Sklaven waren die Hauptausfuhrgüter. Bis zum 13. Jahrhundert wurden eine Reihe bedeutender Stadtstaaten gegründet. Zu diesen Zenj-Staaten gehörten Mogadishu, Malindi, Lamu, Mombasa, Kilwa, Pate und Sofala. Die städtische Swahili-Kultur entwickelte sich durch Angleichungen von bantu- und arabischsprachigen Völkern. Die herrschenden Klassen waren von gemischter, arabisch-afrikanischer Abstammung. Diese Handelsstädte richteten ihr Leben auf das Meer aus; auf die Bewohner im Landesinnern hatten sie bis ins 19. Jahrhundert kaum politischen Einfluss.

Im 14. Jahrhundert entstanden zwischen den Seen des Ostafrikanischen Grabensystems einige hoch entwickelte Staaten. Über ihre frühe Geschichte weiß man nur wenig. Eine Theorie sagt, dass fortschrittliche Kuschiten aus dem äthiopischen Hochland kamen und die einheimischen Bantu unterwarfen. Andere Kuschiten-Völker sollen die Vorfahren der Tutsi-Völker im heutigen Tansania, in Ruanda und Burundi gewesen sein. Die frühen Königreiche lagen zwischen Victoriasee und Eduardsee. Unter der Herrschaft der Bachwezi florierten sie bis 1500, dann wurden sie von einer der ersten Wanderungswellen der Luo-Völker aus dem Sudan erfasst und aufgelöst. Die neuen Einwanderer nahmen örtliche Bantusprachen im Bunyoro-Land an, aber in Acholi-Land, Alur-Land und im Lango-Gebiet (alle im heutigen Uganda) behielten sie ihre eigene Sprache bei. Später wurden neue Staaten gegründet, darunter Bunyoro, Ankole, Buganda und Karagwe. Einer dieser Staaten, Bunyoro, war bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts der mächtigste von allen. Dann begann sich Buganda auszuweiten. Eine ausgearbeitete zentralisierte Verwaltung entstand, deren Bezirks- und Teilbezirksvorsteher vom Kabaka ("König") ernannt wurden.

In Ruanda regierte ab dem 16. Jahrhundert eine von den Bachwezi (die in dieser Region auch Bututsi oder Bahima genannt werden) gegründete Aristokratie, die Vieh- und Weidewirtschaft betrieb.

 

Zentralafrikanische Königreiche

Noch weniger bekannt als die Staaten, die sich zwischen den Seen gebildet hatten, sind die zentralafrikanischen Reiche. In der Savanne des Kongo, südlich des tropischen Regenwaldes, gründeten bantusprachige Völker zu Beginn des 9. Jahrhunderts landwirtschaftliche Gemeinschaften. An einigen Orten entwickelte sich der Handel über weite Strecken zur Ostküste. Zu den Hauptausfuhrgütern gehörten Elfenbein und Kupfer. Während des 14. Jahrhunderts entstand das Königreich Kongo. Es beherrschte ein Gebiet im heutigen Angola, das zwischen den Flüssen Kongo und Loge sowie dem Kwango und dem Atlantik lag. Ein differenziertes politisches System mit Provinzgouverneuren und einem König, der aus den Nachkommen des Gründerkönigs Wene gewählt wurde, konnte sich entwickeln. In dem Gebiet zwischen dem oberen Kasai und dem Tanganyikasee wurden verschiedene kleine Stammesgebiete etwa um 1500 zum Luba-Reich zusammengefasst. Seine Gründerfigur, Kongolo, unterwarf verschiedene kleine Dörfer innerhalb eines Gebiets und benutzte dann diese als Ausgangspunkt für seine weiteren Eroberungen. Aufgrund der wenig straffen Organisation stellten Herrschaftsstreitigkeiten und abfallende Staaten ein ständiges Problem dar. Etwa um 1600 verließ einer der jüngeren Söhne das Königreich und gründete das Lunda-Reich, das sich allerdings schnell spaltete. Mitglieder des königlichen Herrscherhauses verließen Lunda, um neue Staaten wie das Königreich Bemba, Kasanje und Kazembe zu gründen. Der letztgenannte wurde zum größten und mächtigsten der Luba-Lunda-Staaten. Zwischen 1750 und 1850 beherrschte er das südliche Katanga und Teile der rhodesischen Hochebene.

Bantusprachige Völker, die während des 1. Jahrtausends n. Chr. aus dem Gebiet des Kongo nach Osten wanderten, sollen die ortsansässigen Völker in ihren Stamm integriert haben. Spätere Bantueinwanderer, Karanga genannt, waren die Vorfahren der heutigen Shona. Die Karanga bildeten auch das Mwene-Mutapa-Reich, das seinen Reichtum aus umfangreichem Goldabbau schöpfte. Auf seinem Höhepunkt im 15. Jahrhundert erstreckte sich sein Einflussbereich vom Sambesi über die Kalahari zum Indischen Ozean und dem Limpopo.

 

Südafrikanische Königreiche

Schon vor dem 19. Jahrhundert hatten bantusprachige Völker die Buschmänner in Südafrika verdrängt oder integriert und eine Reihe von festen Staatengebilden errichtet. Im frühen 19. Jahrhundert führten der Bevölkerungsdruck und der Landbedarf zu einer Reihe von Kriegen und umfangreichen Wanderungsströmen durch Süd- und Zentralafrika. Diese begannen etwa im Jahr 1816, als der Zuluherrscher Tschaka neue militärische Techniken entwickelte und Eroberungskriege gegen Nachbarvölker führte. Die von den Zulu besiegten Stämme wanderten aus dem südöstlichen Teil Südafrikas ab. Sie glichen ihre Kampftechniken denen der Zulu an und besiegten weiter entfernte Völker, die sich im Gegenzug eine neue Heimat suchen mussten. Die Ndwandwe unter Führung ihres Häuptlings Sobhuza wanderten nach Norden und gründeten in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts das Königreich Swasi. Auch die Ngoni zogen nordwärts, stießen durch Moçambique bis hinter den Malawisee vor, wo sie sich etwa um 1848 in fünf Königreiche teilten. Eine andere Gruppe, geführt von Soshagane, wanderte in den Süden Moçambiques, wo sie etwa im Jahr 1830 den Staat Gaza gründete. Die Kololo wanderten nach Norden ins Barotseland und begannen einen Kampf um die Herrschaft mit den ortsansässigen Lozi. Die Ndebele zogen von 1824 bis 1834 nach Westen und dann nach Norden (ab 1837) in das Gebiet des heutigen Zimbabwe. Dort gründeten sie im Matabeleland ein Königreich.

 

Früher europäischer Imperialismus

 

Das erste Interesse der Europäer an Afrika wurde durch die Entdeckungen Heinrich des Seefahrers, Infant von Portugal, geweckt. Nach dem Jahr 1434 wurden zahlreiche neue Expeditionen durchgeführt, von denen jede das Wissen der Europäer über die afrikanischen Küsten erweiterte. Schließlich umsegelte im November 1497 der portugiesische Entdecker und Seefahrer Vasco da Gama als erster Europäer das Kap der Guten Hoffnung und erreichte Indien.

Die portugiesischen Entdeckungsreisen gründeten in dem Wunsch nach Erkenntnis und Wissen, dem Wunsch nach Bekehrung der Menschen zum Christentum, der Suche nach möglichen Verbündeten gegen die Bedrohung durch den Islam sowie der Hoffnung auf die Entdeckung neuer, einträglicher Handelswege und Quellen des Reichtums. Wo auch immer die Portugiesen und die ihnen nachfolgenden Engländer, Franzosen und Holländer landeten, wurden vorhandene Handelsmuster unterbrochen und das politische Leben, die wirtschaftlichen, religiösen und sozialen Systeme verändert.

 

Handelswege

Die Portugiesen errichteten eine Reihe von Handelsniederlassungen entlang der westafrikanischen Küste. Die wichtigste war El Mina an der Goldküste, die im Jahr 1482 gegründet wurde. Insgesamt war der Handel tatsächlich nur an der Goldküste sowie in den Gebieten des Kongo und Luandas wirklich ertragreich. Afrikanisches Gold, Elfenbein, Nahrungsmittel und Sklaven wurden gegen Eisenwaren, Feuerwaffen, Textilien und Nahrungsmittel ausgetauscht. Der portugiesische Handel zog rivalisierende europäische Händler an, die im 16. Jahrhundert konkurrierende Handelsstationen errichteten bzw. versuchten, bestehende Handelsverbindungen zu übernehmen. Im westlichen Afrika hatte der neue Handel tief greifende Wirkung. Frühere Handelswege waren hauptsächlich nach Norden über die Sahara auf die muslimische Welt ausgerichtet gewesen. Nun orientierten sich die Handelswege auf die Küste hin. In dem Maße, wie die Staaten im Landesinneren an wirtschaftlicher Bedeutung verloren, nahmen Reichtum und Macht der Staaten entlang der Küste zu. Bald entwickelten sich Konflikte unter den Küstenvölkern über die Kontrolle der Handelswege.

Sklavenhandel

Mit dem Einsetzen des Sklavenhandels mit Nord- und Südamerika, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts rasch anwuchs, wurden die Bemühungen um die Kontrolle über den afrikanischen Handel intensiviert. 1860 lebten in den USA circa vier Millionen Sklaven, bei einer Gesamtbevölkerung von etwa zwölf Millionen. Der Sklavenhandel forderte unter der afrikanischen Bevölkerung unzählige Opfer. Die meisten Sklaven wurden dabei von anderen Afrikanern gefangen genommen und gegen verschiedene Konsumgüter eingetauscht. Das erste große Königreich, das vom Sklavenhandel profitierte, war Benin im Westen des heutigen Nigeria, das im 15. Jahrhundert gegründet wurde. Ende des 17. Jahrhunderts war es durch die Königreiche Dahomey und Oyo abgelöst worden. Mitte des 18. Jahrhunderts begann für die Aschanti ihr Aufstieg als westafrikanische Großmacht. Unter Asantehene ("König") Osei Kojo (der von 1764 bis 1777 regierte), begannen Aschanti-Armeen nach Süden in Richtung der europäischen Handelsstationen entlang der Goldküste einzudringen. Die Aschanti konnten sich einen regelmäßigen Nachschub an Feuerwaffen sichern. Diese benötigten sie für die Ausweitung des Reiches nach Norden und für ihre Auseinandersetzungen an der östlichen Grenze mit dem Königreich Dahomey. Weiter östlich verfiel das Yoruba-Königreich von Oyo gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der dadurch entstehende Bürgerkrieg erhöhte die Zahl der für den Handel verfügbaren Sklaven. Etwa um das Jahr 1835 wurde die Hauptstadt Alt-Oyo zerstört. In der Schlacht von Oshogbo (circa 1840) konnten die Fulbe allerdings zurückgedrängt werden. Die Bürgerkriege dauerten bis 1893, dann wurde das Reich der Yoruba unter verschiedenen konkurrierenden Staaten aufgeteilt.

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wandte sich in England die Einstellung zum Sklavenhandel. Nachdem das Land lange Zeit davon profitiert hatte, bezog es nun Stellung gegen den Handel mit Sklaven. Nach einem 1772 abgefassten Beschluss sollten alle Sklaven in Großbritannien befreit werden und eine westafrikanische Kolonie für ehemalige Sklaven eingerichtet werden. Der erste Versuch (1787 bis 1790) in der Saint George’s Bay (im heutigen Sierra Leone) schlug fehl, ein zweiter Versuch wurde dann von Anhängern des Abolitionismus (Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei in England und Nordamerika) unternommen. Sie gründeten 1792 im gleichen Gebiet Freetown. Als die Briten den Sklavenhandel für britische Staatsbürger im Jahr 1807 verboten, wurde Freetown Stützpunkt für Marineeinsätze gegen den Sklavenhandel. 1808 wurde Sierra Leone zur britischen Kronkolonie erklärt. Das Beispiel Sierra Leone wurde von den Amerikanern übernommen: So gründete zu Beginn des Jahres 1822 die American Colonization Society mit Erfolg ihre Kolonie Liberia am nahe gelegenen Kap Mesurado.

Britische Expansion

Die Briten versuchten, den Sklavenhandel zu unterbinden, indem sie den Handel mit Afrika auf andere Ausfuhrgüter lenkten. Zudem wurde britisches Recht über die Besitztümer britischer Kaufleute verhängt. Diese Bemühungen der Briten führten allerdings zu Auseinandersetzungen mit afrikanischen Staaten, was in der Folge dazu führte, dass England die Oberhoheit über bestimmte afrikanische Gebiete übernahm. So wurde an der Goldküste im Jahr 1821 die Kontrolle über eine Reihe von Forts (Befestigungsanlagen) von den Engländern übernommen. Durch Missverständnisse kam es zwischen Aschanti und Briten zu einer Reihe von Kriegen, deren erster von 1823 bis 1826 dauerte. Diese Konflikte setzten sich ununterbrochen bis zum Ende des Jahrhunderts fort. Zwar gab England die Kontrolle über die Forts 1828 auf, doch es übernahm im Jahr 1843 erneut die Verwaltungshoheit. Um 1900 schließlich war die Herrschaft der Briten über die Aschanti gefestigt. Im Nigerdelta in Nigeria brachte die Abschaffung der Sklaverei durch die Briten einen Wechsel vom Handel mit Sklaven zum Handel mit Palmöl. Darüber hinaus bemühten sich die Briten sehr, die Zwischenhändler in anderen Staaten im Bereich der Mündung des Niger wie Calabar, Bonny und Brass auszuschalten. Im Jahr 1852 zwangen sie die Herrscher von Lagos, die Oberherrschaft der Briten anzuerkennen, 1861 wurde Lagos Kronkolonie.

 

Zentral- und Ostafrika

In Zentral- und Ostafrika hatte die Entwicklung einen anderen Verlauf genommen. Als die Portugiesen etwa um 1480 an der Küste von Kongo und Angola landeten, verbündeten sie sich schnell mit den Herrschern des Kongo, die zum Christentum bekehrt wurden. Mit diesen versuchten sie, einen Staat nach europäischem Vorbild zu gründen. Weiter südlich gründeten die Portugiesen im Jahr 1575 die Stadt Luanda als Stützpunkt für ihre Erforschung des angolanischen Hinterlandes. Aus diesem Gebiet stammten auch mehr als die Hälfte aller Sklaven, die nach Nord- und Südamerika verschleppt wurden. Als sie die ostafrikanische Küste erreichten, versuchten die Portugiesen, den Handel dieses Gebiets mit der islamischen Welt zu unterbinden. Dabei wurden eine Reihe von Stadtstaaten zerstört, andere wurden besetzt, bevor die gesamte Region schließlich wirtschaftlich verfiel. Nachdem die Portugiesen dann 1698 aus Mombasa vertrieben wurden, gelangte die Küste wieder unter die Kontrolle der einheimischen Herrscher. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts übernahmen die Herrscher Omans zumindest nach außen hin die Kontrolle. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts transferierte Sultan Sayyid Said, Herrscher Omans, sein Kapital nach Sansibar. Sansibar diente ihm dann als Stützpunkt, um seine Kontrolle über die Küste zu stärken und ins Inland vorzudringen. Dort trieb er mit den Staaten, deren Herrschaftsgebiet zwischen den ostafrikanischen Seen lag, Handel. Die britischen Bemühungen, den ostafrikanischen Sklavenhandel zu kontrollieren, führten im Jahr 1822 zu einem Vertrag, der den Verkauf von Sklaven an Bürger christlicher Länder untersagte. Dennoch ging der aktive Sklavenhandel weiter, denn eine große Zahl von Afrikanern wurde für die Gewürznelkenplantagen auf der Insel Sansibar und für die Sklavenmärkte im Nahen Osten benötigt.

In Äthiopien hatte die Ankunft der Portugiesen geholfen, die Eroberung durch die Muslime abzuwehren. Im Jahr 1542 warf eine vereinte portugiesisch-äthiopische Armee die islamischen Eindringlinge zurück. Nach Glaubensstreitigkeiten zwischen koptischen Kirchengelehrten und portugiesischen Jesuiten wurden die Portugiesen jedoch im Jahr 1632 ausgewiesen, und Äthiopien wurde politisch isoliert. Bis zum 18. Jahrhundert bestand die Gefahr, dass die Monarchie zusammenbrechen könnte. Von etwa 1769 bis 1855 erlebte Äthiopien das "Zeitalter der Prinzen": Die Kaiser wurden zu Marionetten mächtiger Adliger aus der Provinz. Durch die Krönung des Kaisers Theodorus II. ging dieses Zeitalter zu Ende.

 

Südafrika

Die Holländer begannen im Jahr 1652 damit, Küstenabschnitte des südlichen Afrika als Zwischenstation für den Weg nach Indien zu nutzen. Für kurze Zeit wurden Kolonisten dazu ermuntert, sich um Kapstadt herum niederzulassen. Die Buren (oder Afrikaners, Afrikaander) sind Nachfahren dieser Kolonisten. Trotz des Widerstandes der Regierung drangen sie auf der Suche nach geeigneten Agrar- und Siedlungsgebieten ins Landesinnere vor, nach 1815 flüchteten sie dann vor der Kontrolle der britischen Regierung dorthin. Auf ihrem Weg landeinwärts trafen sie auf Zulu und andere Bantuvölker, die nach Süden wanderten. In der Folge kam es zu einer Reihe von Kriegen um das Land.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann eine Zeit der Entdeckungen, angeregt durch wissenschaftliches Interesse und die Suche nach neuen Märkten. Der britische Entdecker James Bruce erreichte die Quelle des Blauen Nil im Jahr 1770, sein Landsmann Mungo Park erkundete 1795 und 1805 den Flusslauf des Niger. Der deutsche Entdecker Heinrich Barth bereiste weite Teile des muslimischen Westsudan. David Livingstone, der schottische Missionar, erforschte den Sambesi und gab im Jahr 1855 den Victoriafällen ihren Namen. Das Rätsel um die Quelle des Nil wurde im Jahr 1863 durch die britischen Entdecker John Hanning Speke und James Augustus Grant, die flussabwärts reisten, und Sir Samuel White Baker, der flussaufwärts seinen Weg suchte, gelöst.

 

Europäische Politik

Mit den stärkeren privaten Interessen, die durch die britischen Entdecker John Hanning Speke, James Augustus Grant und Sir Samuel White Baker geweckt wurden, wuchs auch das Interesse der europäischen Regierungen an Afrika. So begannen die Franzosen in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Eroberung Algeriens und Senegals, systematisch besetzt wurde Afrika jedoch erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Europäische Bürger und Verwaltungsbeamte, die ins Land drangen, trafen auf den Widerstand der herrschenden Völker und auf Zustimmung bei den beherrschten Völkern. Von etwa 1880 bis 1905 war der größte Teil Afrikas zwischen Belgien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien und Portugal aufgeteilt worden. Im Jahr 1876 gründete der belgische König Leopold II. eine Gesellschaft, deren Leitung Sir Henry M. Stanley unterstand. Im Jahr 1884 verschlechterten sich aufgrund unzulänglich festgesetzter Grenzen die Beziehungen zwischen den europäischen Kolonialmächten. In Berlin wurde daher eine Konferenz einberufen, zu der Abgesandte der europäischen Nationen und der Vereinigten Staaten von Amerika kamen.

Auf dieser so genannten Kongokonferenz von Berlin (1884/85) definierten die Mächte ihre Einflussbereiche und legten die Regeln für künftige Landnahmen an den Küsten Afrikas sowie für die Schifffahrt auf den Flüssen Kongo und Niger fest. Zu den wichtigsten Bestimmungen gehörte die Abmachung, dass die anderen Unterzeichnerstaaten der Konferenz benachrichtigt werden mussten, wenn eine Macht neue Gebiete in Afrika erwarb oder in irgendeinem Landesteil ein Protektorat übernahm. Während der folgenden 15 Jahre vereinbarten die europäischen Nationen zahlreiche Verträge, mit denen sie die Bestimmungen der Konferenz abänderten. Zwei solche Verträge schloss Großbritannien im Jahr 1890 ab. Der erste mit Deutschland legte die Einflussbereiche der beiden Mächte in Afrika fest. Der zweite Vertrag, mit Frankreich abgeschlossen, erkannte die britischen Interessen im Gebiet zwischen dem Tschadsee und dem Niger an und bestätigte die französische Einflusszone in der Sahara. Andere Vereinbarungen, besonders zwischen Großbritannien und Italien im Jahr 1891, zwischen Frankreich und Deutschland im Jahr 1894 und zwischen Großbritannien und Frankreich im Jahr 1899, klärten die Grenzverläufe zwischen den europäischen Besitzungen in Afrika.

 

Afrikanischer Widerstand

Kein afrikanischer Staat war zu der Konferenz von Berlin eingeladen worden, keiner gehörte zu den Unterzeichnerstaaten. Daher lehnte man sich gegen die in Europa getroffenen Vereinbarungen auf, wann immer sie in Afrika umgesetzt werden sollten. So standen die Franzosen 1870 einem Aufstand in Algerien gegenüber. Bei ihren Bemühungen, die Sahara zu kontrollieren, stießen sie 1881 bis 1905 auf erheblichen Widerstand. Im westlichen Sudan versuchten die Mandinka-Herrscher Samori Ture und Ahmandu, der Sohn und Nachfolger von El Hadj Omar vom Tukolor-Staat, ihre Unabhängigkeit zu erhalten. Beide wurden aber von den Franzosen besiegt, 1893 Ahmandu, fünf Jahre später Samori. Dahomey wurde von französischen Truppen im Jahr 1892 besetzt. 1900 schließlich geriet Wadai unter französische Herrschaft und wurde Teil von Französisch-Westafrika. Britische Verwalter stießen in der Zeit von 1880 bis 1881 und 1899 bis 1902 bei den Buren in Südafrika auf ähnlichen Widerstand. Britische Siedler und Buren besetzten im Jahr 1893 Matabeleland im Süden von Zimbabwe, drei Jahre später erhoben sich sowohl die Matabele (Ndebele) als auch die untergeordneten Shona. Im Aschantiland brachen in den Jahren 1893 bis 1894, 1895 bis 1896 und 1900 Aufstände aus, in Sierra Leone im Jahr 1897. Die Fulbe-Hausa-Staaten widersetzten sich der britischen Eroberung 1901 bis 1903. Sokoto erhob sich im Jahr 1906. Die Deutschen standen von 1904 bis 1908 dem Herero-Aufstand im damaligen Deutsch-Südwestafrika und dem Maji-Maji-Aufstand 1905 bis 1907 in Tanganyika, einem Teil von Tansania, gegenüber. Nur Äthiopien unter Kaiser Menelik II., dessen Regierungszeit von 1889 bis 1911 dauerte, widerstand erfolgreich den europäischen Eroberungsversuchen. In der Schlacht von Adua im Jahr 1896 schlugen äthiopische Truppen eine italienische Armee vernichtend.

 

Weitere Entwicklung

Sobald die Territorien erobert und befriedet waren, begannen die europäischen Verwaltungen mit dem Ausbau der Transportsysteme, um Rohstoffe leichter an die Küste transportieren zu können. Sie führten Steuern ein, die die Bauern dazu zwangen, Erzeugnisse zu verkaufen, statt wie bisher nur für den Eigenbedarf anzubauen oder als Wanderarbeiter tätig zu sein. Im Verlauf des 1. Weltkrieges wurden die deutschen Gebiete in West- und Südwestafrika erobert und später vom Völkerbund den verschiedenen alliierten Mächten zur Verwaltung unterstellt. Tausende von Afrikanern kämpften in diesem Krieg oder arbeiteten als Träger für die alliierten Truppen. Der Widerstand gegen den Krieg beschränkte sich auf den kurzen Aufstand unter John Chilembwe, einem afrikanischen Geistlichen, im Jahr 1915 in Njassaland (heute Malawi).

Nach dem 1. Weltkrieg wurden die Bemühungen um die Ausbeutung der Kolonien verstärkt. Dennoch gewährte man den weißen Siedlerkolonien wie Algerien, Südrhodesien (heute Zimbabwe) und Kenia beträchtliche interne Selbstbestimmung. Südrhodesien wurde 1923 eine Kronkolonie mit innerer Selbstverwaltung, jedoch praktisch keinem Stimmrecht für die afrikanischen Wähler. In den Jahren zwischen den Weltkriegen entstanden verschiedene Arten von afrikanisch organisiertem Protest und nationalen Bewegungen. Allerdings entwickelten sich Massenparteien nur in Ägypten und Algerien. Äthiopien, das sich früher erfolgreich gegen die europäische Kolonisation gewehrt hatte, konnte die Invasion durch Italien im Jahr 1936 nicht verhindern und erlangte seine Unabhängigkeit erst wieder im 2. Weltkrieg.

 

Das neue Afrika

 

Nach Kriegsende waren die europäischen Kolonialmächte geschwächt. So stieß die französische Herrschaft in Nordafrika ab 1947 auf Widerstand unter der Bevölkerung. In der Folge kam es zu gelegentlichen Terroranschlägen und Aufständen. Die Algerische Revolution begann 1954 und endete erst mit der Unabhängigkeit Algeriens im Jahr 1962, sechs Jahre nachdem Marokko und Tunesien ihre Unabhängigkeit erlangt hatten. Im französischen Teil Afrikas südlich der Sahara hatten die Machthaber versucht, nationale Bewegungen dadurch zu verhindern, dass man den Einwohnern dieser Gebiete volle Bürgerrechte gewährte sowie Abgesandten und Senatoren eines jeden Gebiets einen Sitz in der französischen Nationalversammlung übertrug. In den britischen Gebieten vollzog sich der Wechsel nach dem Krieg noch schneller. Parteien, die möglichst viele Gruppierungen ansprechen wollten, wurden im Verlauf der fünfziger Jahre gegründet. Durch die Entstehung neuer unabhängiger Nationen, durch die Aktionen der Mau-Mau-Bewegung in Kenia und durch das Handeln so populärer afrikanischer Führer wie Kwame Nkrumah wurde die Entwicklung weiter beschleunigt. Die Erlangung der Unabhängigkeit Ghanas 1957 und Guineas 1958 führte dazu, dass auch andere Staaten ihre Unabhängigkeit forderten. So entstanden 17 souveräne afrikanische Nationen allein im Jahr 1960.

Ende der siebziger Jahre war fast ganz Afrika unabhängig. Die portugiesischen Besitzungen – Angola, Kap Verde, Guinea-Bissau und Moçambique – erlangten 1974 bis 1975 nach Jahren heftiger Kämpfe ihre Souveränität. Frankreich gab die Komoren im Jahr 1975 auf, und Djibouti wurde im Jahr 1977 unabhängig. 1976 trat Spanien die Überseeprovinz Westsahara ab, die dann zwischen Mauretanien und Marokko aufgeteilt wurde. Allerdings entwickelte sich dort ein erbitterter Krieg um die Unabhängigkeit, so dass Mauretanien seinen Teil im Jahr 1979 aufgab. Marokko, das nun das gesamte Territorium übernahm, setzte den Kampf mit der um die Souveränität der Westsahara kämpfenden Bewegung Frente Popular para la liberación de Saguia el Hamra y Río de Oro (Frente Polisario) fort. 1980 wurde Zimbabwe rechtlich unabhängig. Als letzte afrikanische Kolonie erlangte Namibia 1990 seine Unabhängigkeit.

Die jungen afrikanischen Staaten stehen vor einer Reihe großer Probleme. Eines der wichtigsten ist dabei die Schaffung von Nationalstaaten. Die meisten afrikanischen Länder haben die Grenzen beibehalten, die im späten 19. Jahrhundert von den europäischen Kolonialmächten willkürlich festgelegt worden waren. Ethnische Gruppen wurden dabei durch Staatsgrenzen getrennt. Als die afrikanischen Staaten unabhängig wurden, übernahmen die dominanten nationalistischen Bewegungen und deren Führer praktisch für unbegrenzte Zeit die Macht. Sie riefen nach nationaler Einheit und drängten auf Abschaffung des Mehrparteiensystems zugunsten eines Einparteienstaates.

Die wirtschaftliche Entwicklung stellt ebenfalls eines der großen Probleme dar. Obwohl eine Reihe von Staaten über beträchtliche Bodenschätze verfügt, haben nur wenige die Finanzmittel, um den Entwicklungsstand ihrer Wirtschaft anzuheben. Ausländische Privatunternehmen haben Investitionen in solchen Gebieten oft als zu risikoreich eingestuft. Die wichtigste alternative Finanzquelle sind nationale und multinationale Kreditinstitute.

Die Erwartungen in den afrikanischen Staaten bezüglich der Verbesserung des Lebensstandards sind gestiegen. Eine weltweite Rezession Anfang der achtziger Jahre verstärkte die Schwierigkeiten, die durch die Erhöhung der Ölpreise in den siebziger Jahren verursacht worden waren. Schwerwiegende Wechselkursprobleme und Schulden gegenüber dem Ausland verschärften die Unzufriedenheit unter dem Volk. Hungersnöte und Dürrekatastrophen führten zu Massenabwanderungen aus den bedrohten Gebieten. Sie verstärkten dadurch die Probleme der Zielländer. Zusätzlich dazu wurde die oftmals nur unzureichende medizinische Versorgung z. B. durch Cholera-Epidemien und andere Krankheiten völlig überfordert. Langwierige Konflikte im Tschad, in Somalia, dem Gebiet Westsahara, in der Republik Südafrika und an anderen Stellen des Kontinents Ende der achtziger Jahre und in der ersten Hälfte der neunziger Jahre bewirkten instabile politische Verhältnisse, beeinträchtigten die wirtschaftliche Entwicklung und kosteten Tausende von Afrikanern das Leben. Nachdem der Bürgerkrieg in Äthiopien im Jahr 1991 ein Ende fand, wurde in Eritrea eine eigene Regierung gebildet, die im Jahr 1993 ihre Unabhängigkeit erklärte. Im April 1994 brachen zwischen den beiden ethnischen Hauptgruppen in Ruanda, den Hutu und den Tutsi, Kämpfe aus, nachdem die Präsidenten Ruandas und Burundis bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren. In einigen Ländern Nordafrikas haben Gruppen islamischer Fundamentalisten großen Zulauf. In Algerien wurden 1992 nationale Wahlen für ungültig erklärt, als auf Seiten der Machthaber befürchtet wurde, dass die Fundamentalisten die Mehrheit der Sitze im Parlament erlangen könnten. Die anschließenden Auseinandersetzungen zwischen der Islamischen Heilsfront und nationalen Sicherheitskräften gipfelten in einem Bürgerkrieg. Auch in anderen Ländern kam es zuletzt wiederholt zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen religiösen Fanatikern und Sicherheitskräften.

 

Christoph Barth