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Australien

 

 

(offiziell: Commonwealth of Australia)

Australien ist ein Bundesstaat auf der südlichen Erdhalbkugel, an der Grenze zwischen Indischem und Pazifischem Ozean, der den Inselkontinent Australien, die benachbarte Insel Tasmanien und die vorgelagerten Inseln umfasst. Der Kontinent ist im Norden durch die Timorsee, die Arafurasee und die Torresstraße begrenzt und stößt im Osten an die Korallensee und die Tasmansee. Die südliche Begrenzung des Hauptkontinents bilden die Bass-Straße und ebenso wie im Westen der Indische Ozean. Die Ost-West-Erstreckung von Cape Byrne bis nach Westaustralien beträgt 4 000 Kilometer, die Nord-Süd-Erstreckung von Cape York im Norden bis nach Tasmanien beläuft sich auf 3 700 Kilometer. Die Küstenlinie ist rund 36 735 Kilometer lang. Australien hat zusammen mit der Insel Tasmanien eine Gesamtfläche von 7 686 848 Quadratkilometern. Die Fläche des australischen Kontinents ohne die zugehörigen Inselgruppen und Tasmanien beträgt 7 614 500 Quadratkilometer.

Der Staat Australien setzt sich aus den sechs Bundesstaaten New South Wales, Queensland, South Australia, Tasmanien, Victoria und Western Australia sowie den zwei Bundesgebieten Australian Capital Territory und dem Northern Territory zusammen. Die von Australien abhängigen Gebiete umfassen das Australian Antarctic Territory (Australisches Antarktisterritorium), die Christmas-Insel, die Kokos-Inseln, das Territorium der Heard-Insel und der McDonald-Insel, die Norfolk-Insel, die Ashmore-Insel, die Cartier-Insel sowie das Korallenseeterritorium. Canberra, die Hauptstadt Australiens, liegt im Australian Capital Territory.

 

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Land

 

Physische Geographie

Die Landmasse des so genannten "fünften" Kontinents erhebt sich im Mittel etwa 300 Meter über den Meeresspiegel, und nur sechs Prozent der Gesamtfläche ragen über 610 Meter über den Meeresspiegel hinaus. Die unermessliche Weite des weitgehend unbesiedelten Landesinneren, das von weißen Australiern als Outback bezeichnet wird, besteht aus Ebenen und niedrigen Plateaus, die nach Nordosten abfallen. Niedrige Küstenebenen, die durchschnittlich eine Breite von 65 Kilometern erreichen, umsäumen den Kontinent. Die Küstenebenen im Osten, Südosten und Südwesten des Landes stellen die am dichtesten besiedelten Gebiete Australiens dar.

Die Küstenebenen im Osten des Landes sind durch die Verwerfungszone der Great Dividing Range vom Landesinneren getrennt. Diese Gebirgsregion erreicht eine durchschnittliche Höhe von ungefähr 1 220 Metern über dem Meeresspiegel und verläuft von der Kap-York-Halbinsel im Norden parallel zur Ostküste bis zum australischen Bundesstaat Victoria im Südosten. Untergliederungen dieser Gebirgskette sind zahlreich und beinhalten in nordsüdlicher Richtung die Neuenglandkette, die Blue Mountains und die Australischen Alpen mit den Snowy Mountains. Im Bundesstaat Victoria nähern sich die Ausläufer der Great Dividing Range der Westküste an und werden als Grampians bezeichnet oder gemäß dem Namen, den ihnen die hier lebenden australischen Ureinwohner verliehen, Gariwerd genannt. Der höchste Berg der Australischen Alpen und gleichzeitig auch die höchste Erhebung in ganz Australien ist der Mount Kosciusko mit 2 230 Metern über dem Meeresspiegel, der zu den Snowy Mountains im Bundesstaat New South Wales gehört. Die Great Dividing Range setzt sich im Süden bis zur Insel Tasmanien fort, die vor zwischen 13 500 und 8 000 Jahren infolge eines Anstiegs des Meeresspiegels von der vergleichsweise seichten Bass-Straße von der südöstlichen Spitze des Kontinents abgetrennt wurde.

Der Westaustralische Schild bedeckt mehr als die Hälfte der australischen Festlandfläche. Er erstreckt sich westlich einer gedachten Verbindungslinie zwischen der Ostküste des Arnhemlands am Carpentariagolf bis zur Halbinsel Eyre im Bundesstaat South Australia und umrundet im zentralen Bereich des Landes die inneraustralische Simpsonwüste. Der Westaustralische Schild tritt in einem riesigen Tafelland zutage, einer Hochfläche mit einer durchschnittlichen Erhebung zwischen 305 und 460 Metern über dem Meeresspiegel, die in eine Vielzahl von geologisch deutlich voneinander getrennten Blöcken unterteilt wurde. Einige dieser Blöcke wurden angehoben und bilden Hochflächen, andere senkten sich ab und bildeten so Tiefländer und Becken. Zu den Tiefländern gehören die Große Sandwüste im nordwestlichen Bereich des Westaustralischen Schildes, die Gibsonwüste in der zentralen Region sowie die Große Victoriawüste und die Nullarborebene, die beide im Süden des Schildes liegen. Die Nullarborebene, deren Name wörtlich "ohne Bäume" bedeutet, ist eine praktisch unbewohnte Kalktafel, die von aridem Klima geprägt ist. Sie ist durch ein ausgeprägtes Tunnel- und Höhlensystem gekennzeichnet, das Rückschlüsse auf die geologischen Vorgänge zur Zeit des australischen Urkontinents und seiner Weiterentwicklung ermöglicht.

Zu den Hochflächen im Bundesstaat Western Australia gehören die Hamersleykette und die König-Leopold-Kette in der westlichen und nordwestlichen Küstenregion sowie die Darlingkette, die landeinwärts von Perth ganz im Südwesten liegt. Die Macdonnellkette befindet sich im südlichen Gebiet des Northern Territory, während Stuart- und Musgravekette parallel zur Nordgrenze von South Australia verlaufen. Durch Erosion und starke Verwitterung haben sich in weiten Teilen des Westaustralischen Schildes, darunter auch im Kimberleyplateau und im Pilbaradistrikt in Western Australia sowie im Arnhemland im Northern Territory, beeindruckende freistehende Gesteinsformationen herausgebildet, die als Restberge oder Spitzkuppen bezeichnet werden.

Das Große Artesische Becken zwischen dem Westaustralischen Schild und der Great Dividing Range ist ein riesiges Gebiet aus ausgedehnten Ebenen, die einen Großteil der fruchtbarsten Acker- und Weideflächen in Australien umfassen. Es besteht aus drei Hauptbecken – dem Carpentariabecken, dem Eyrebecken und dem Murraybecken. Die sanften Hügelebenen des Carpentariabeckens bilden einen schmalen Korridor, der vom Carpentariagolf zwischen dem Isahochland am nordöstlichen Randgebiet des Schildes und der Great Dividing Range landeinwärts verläuft. Das Eyrebecken liegt südlich des Carpentariabeckens und erstreckt sich über eine Fläche von fast 1,3 Millionen Quadratkilometern vom Zentrum und Norden des Kontinents bis zum Südwesten von Queensland in den Nordosten von South Australia und den Nordwesten von New South Wales. Im Norden des Beckens prägen weitläufige Hügelflächen das Landschaftsbild. Tiefer im klimatisch ariden Landesinneren wird die Landschaft zunehmend flacher und geht schließlich in eine Steinwüste über. In der Simpsonwüste nördlich des Eyresees an der westlichen Grenze des Beckens liegen ausgedehnte Sanddünen. Der Eyresee, einer der größten Salzseen, die im Landesinneren verstreut liegen, befindet sich im niedrigsten Landesteil und dient im Rahmen der Binnenentwässerung zahlreichen Stromsystemen als Mündungssee. Westlich des Eyresees an der Grenze zwischen dem Eyrebecken und dem Westaustralischen Schild im Zentrum von Australien befindet sich der Uluru (Ayers Rock). Mit einem Sockelumfang von etwa neun Kilometern gilt der Uluru, der sich mit einer Höhe von ungefähr 348 Metern von der ebenen Flächenlandschaft der Umgebung weithin sichtbar abhebt, als größter Monolith der Welt.

Das Murraybecken verläuft von der Küste am Indischen Ozean in South Australia und Victoria bis in den Westen von New South Wales. Im Westen wird es von der Flinderskette und Mount-Lofty-Kette im Bundesstaat South Australia, im Osten von den Australischen Alpen der Great Dividing Range flankiert. Das Murraybecken umfasst große fossile Dünenfelder und ist von sehr trockenem Klima geprägt. Die Murrayebenen im Westen laufen in Steinwüste aus. Östlich des Beckens liegen ausgedehnte Schwemmlandebenen, die mit den wichtigsten Zuflüssen des Murray verbunden sind, dem einzigen ständig fließenden Fluss, der das Landesinnere durchquert.

Die Küstenlinie des australischen Kontinents ist vorwiegend gleichförmig und weist nur wenige Buchten und Kaps auf. Die größte natürliche Bucht bilden der Carpentariagolf im Norden und die Große Australische Bucht im Süden. Es gibt mehrere ausgezeichnete natürliche Häfen, zu denen Sydney, Hobart, Port Lincoln und Albany gehören. Tasmanien weist vor allem im Südosten, wo durch das postglaziale Absenken eine der schönsten seichten Küstenlinien entstand, eine weniger gleichmäßige Küstenform auf.

Das Große Barrierriff, das zum Weltnaturerbe ernannt wurde, erstreckt sich über eine Länge von etwa 2 010 Kilometern von Kap York entlang der Ostküste des Bundesstaates Queensland bis nach Bundaberg im Süden. Das aus Korallen bestehende Riff ist weltweit die größte Struktur, die von Lebewesen geschaffen wurde. Die Riffrücken dienen im Küstenschiffsverkehr als natürliche Wellenbrecher.

 

Geologie

Australien gehörte ursprünglich zu der großen alten Landmasse des Gondwanalands, das zuvor einen Teil des Urkontinents Pangäa bildete. Die Entstehung von vielen hier auftretenden geologischen Ausprägungen reicht zeitlich sehr weit zurück, und die ältesten bekannten Gesteins- und Felsformationen wurden auf die Zeit vor 3 bis 4,3 Milliarden Jahren datiert. Dem riesigen Plateau des Westaustralischen Schildes liegt eine ausgedehnte, stabile Schicht aus präkambrischem metamorphem und eruptivem Gestein zugrunde, die ein Alter von zwischen 570 Millionen und 3,7 Milliarden Jahren aufweist. Diese Formationen stellen zusammen mit der Antarktis das Herzstück des alten Kontinents dar, der sich vor weniger als 200 Millionen Jahren im Jura von Gondwanaland abspaltete und in östlicher und nördlicher Richtung fortzudriften begann. Vor ungefähr 100 Millionen Jahren entstand Australien als eigenständiger Kontinent, nachdem sich die Antarktis abgetrennt und in südlicher Richtung fortbewegt hatte. Auch heute noch entfernt sich der australische Kontinent von der Antarktis in nördlicher Richtung und wird irgendwann mit dem asiatischen Kontinent zusammenstoßen. Nach der geologischen Uhr bemessen wird also die Existenz von Australien als eigenständiger Kontinent nur eine kurze Zeitspanne füllen.

Die dicken Sedimentgesteinsablagerungen der Great Dividing Range sind das Ergebnis einer großen Geosynklinale in nordsüdlicher Richtung, die sich fast über den gesamten Zeitraum des Paläozoikums zog und vor ungefähr 245 Millionen Jahren endete. Infolge ungeheurer Druckeinwirkung wurden die abgelagerten Gesteine in diesem Zeitalter komprimiert und mindestens zweimal aufgefaltet, wodurch Gebirgs- und Vulkanketten entstanden.

 

Flüsse und Seen

Zwei Drittel der Landoberfläche Australiens sind von Wüsten oder Halbwüsten bedeckt und weisen eine extrem hohe Verdunstungsrate auf. Nur etwa zehn Prozent aller Niederschläge sammeln sich an der Erdoberfläche und fließen in Flüsse ab. Infolgedessen gibt es mit Ausnahme der niederschlagsreicheren östlichen und südwestlichen Gebiete Australiens sowie Tasmaniens nur vergleichsweise wenig Flüsse, die ständig Wasser führen. Die Great Dividing Range ist die Wasserscheide für die östliche Landeshälfte Australiens. An den Ostflanken der Gebirgskette befinden sich permanent wasserführende Flüsse, von denen die wichtigsten der Burdekin, der Fitzroy und der Hunter sind. Von den westlich der Great Dividing Range verlaufenden Flüssen ist nur der Murray durchgehend wasserführend. Er wird in seinem Quellgebiet in der Region um Mount Kosciusko von Schmelzwasser und weiter flussabwärts von großen Nebenflüssen wie dem Darling und dem Murrumbidgee gespeist und führt daher ausreichende Wassermengen, um die gleichnamige trockene Ebene zu durchqueren. Der Murray mündet östlich von Adelaide an der Südküste Australiens ins Meer. Das Murray-Darling-Murrumbidgee-Stromsystem ist das wichtigste in ganz Australien. Es dient auf einer Fläche von über 1,1 Millionen Quadratkilometern in Queensland, New South Wales, Victoria und South Australia als Binnenentwässerung und versorgt einige der wichtigsten Anbau- und Weideflächen des Landes mit Wasser. Während der Regenzeit ist das Wasserstraßennetz größtenteils auch schiffbar. Der Murray selbst bildet die Grenze zwischen den Bundesstaaten New South Wales und Victoria.

Die Flüsse in Zentralaustralien und im westlichen Teil des Kontinents überfluten bei starken Regenfällen das angrenzende, niedrig gelegene Umland. Bei Trockenheit verkümmern sie zu trockenen Flussbetten und Kanälen oder bilden bestenfalls eine Reihe von Wasserlöchern. Daher wird die Zentralebene gelegentlich auch als Channel Country (Land der Kanäle) bezeichnet. Die Flussläufe des Victoria, Daly und Roper führen das Wasser in einen Teil des Northern Territory ab. Die wichtigsten Wasserwege in Queensland sind Mitchell, Flinders, Gilbert und Leichhardt und münden in nördlicher Richtung in den Carpentariagolf. Im Bundesstaat Western Australia gibt es nur wenige bedeutende Flüsse, von denen der Fitzroy, Ashburton, Gascoyne, Murchison und der Swan besonders bedeutend sind.

Die natürlichen Seen Inneraustraliens sind Salzpfannen und Salzseen. Da sie nur von vorübergehend wasserführenden Strömen und Flüssen gespeist werden, erhalten sie nur selten bedeutenden Wasserzulauf und trocknen normalerweise aufgrund des hohen Verdunstungsgrades zu salzverkrusteten Salzsümpfen oder Salzpfannen ein. Eyresee, Torrenssee, Fromesee und Gairdnersee, die größten Salzpfannen im zentralen und südlichen Bereich des Großen Artesischen Beckens, sind Überreste eines riesigen Binnensees, der sich früher einmal vom Carpentariagolf nach Süden erstreckte.

 

Wasserressourcen

Die Nullarborebene und weite Teile des westlichen Binnenlandes besitzen keine oberirdischen Wasserläufe, es gibt jedoch unterirdische Ströme und artesische Wasseradern, die für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes lebensnotwendig sind. Artesische Wasseradern und Seen erstrecken sich unsichtbar auf eine Fläche von etwa 2,5 Millionen Quadratkilometern. Das Große Artesische Becken umfasst 70 Prozent der gesamten unterirdischen Wasserreserven und ist weltweit das größte seiner Art. Andere artesische Wasservorkommen liegen im Nordwesten, im Südosten und entlang der Nullarborebene an der Küstenlinie der Großen Australischen Bucht.

Infolge der Notwendigkeit, die Wasserversorgung für Bewässerungszwecke und für die hauptsächlich städtische Bevölkerung Australiens sicherzustellen, wurden an mehreren Flüssen Dämme erbaut. Es wurden kühne Projekte durchgeführt, die ausreichend Wasser für die Bewässerung, Tierhaltung, Privatnutzung und auch Erzeugung von Energie zur Verfügung stellen. Das berühmteste ist das Snowy-Mountains-Projekt, das als Mehrzweckanlage errichtet wurde und in New South Wales in den Australischen Alpen liegt. Als eine der weltweit größten technischen Unternehmungen wurde es zwischen 1949 und 1974 erbaut und versorgt nicht nur die Regionen entlang der Flüsse Murray und Murrumbidgee mit zusätzlichem Wasser für Bewässerungszwecke, sondern erzeugt auch Energie für die dicht besiedelte südöstliche Küste. Das Ord-River-Projekt besteht aus einer riesigen Bewässerungsanlage in der Kimberleyregion im Nordwesten von Western Australia. Der Bau wurde 1962 mit dem Ziel aufgenommen, die unbesiedelte Nordgrenze zu erschließen. Das Ord-Projekt wurde während seines Baues von Ökonomen, Umweltschützern und Agrarwissenschaftlern scharf kritisiert, und auch heute noch wird seine wirtschaftliche Rentabilität und ökologische Verträglichkeit hinterfragt. Die in der Region vorherrschenden Schwierigkeiten, die durch starken Ungezieferbefall und andere Widrigkeiten bedingt sind, haben zur Folge, dass nur ein geringer Bruchteil des agrarwirtschaftlich nutzbaren Landes bewirtschaftet wird. Die positive Auswirkung des Projekts beinhaltet die Entstehung des Argylesees, der Australiens größter künstlich angelegter Stausee und gleichzeitig größtes oberirdisches Süßwasserreservoir ist.

 

Klima

Australiens Klima variiert vom tropischen und Monsunklima im Norden bis zum kühlgemäßigten Klima in Tasmanien. Im überwiegenden Teil des australischen Kontinents herrscht heißtrockenes Klima vor. Das Meer übt landeinwärts von der Küstenregion nur einen geringen Milderungseinfluss aus, und die Hochlandregion ist größenmäßig zu unbedeutend und zu niedrig gelegen, um mehr als regional begrenzt einzuwirken. Über zwei Drittel des australischen Kontinents, vor allem die zentralen und westlichen Regionen, erhalten jährlich weniger als 500 Millimeter Niederschläge. Das verbleibende Drittel der Landmasse setzt sich aus Wüstenregionen mit Jahresniederschlägen von unter 250 Millimetern zusammen. Lediglich zehn Prozent des Landes im Norden entlang der östlichen und südwestlichen Küstenlinie und in Tasmanien weisen im Mittel jährliche Niederschläge von über 1 000 Millimetern auf. Die wechselfeucht-tropische Küstenregion im Norden ist durch zwei Hauptjahreszeiten charakterisiert: Im heißfeuchten Südsommer fallen die Sommerniederschläge beim Durchgang der nordwestlichen Monsunwinde vorwiegend im Februar und März, und die trockenwarmen Südwinter sind durch den Einfluss der südöstlichen Passatwinde geprägt. Der Monsun dringt unterschiedlich weit in die Binnenregionen vor, und sein Einfluss reicht im Arnhemland und der Kap-York-Halbinsel am weitesten landeinwärts. Die jährlichen Niederschlagsmittelwerte in vielen Bereichen an der Nord- und Nordostküste betragen 1 524 Millimeter, übersteigen im Norden von Queensland in der Gegend um Cairns sogar 2 540 Millimeter. In den Grenzbereichen der Monsuneinflusszone sind trockene Grassavannen anzutreffen, deren geringe und unregelmäßige Niederschlagsmengen durch artesische Wasseradern ergänzt werden. Im westlichen, zentralen und nördlichen Teil Australiens variieren die durchschnittlichen Temperaturen im Sommer zwischen 26,7 und 29,4 °C, übersteigen jedoch häufig 38 °C.

Die warmen, klimatisch gemäßigten Regionen an der Südküste des australischen Festlandes sind von vier Jahreszeiten mit kühlem Winter und heißem Sommer geprägt. Die höchsten Temperaturen werden in den Monaten Januar und Februar erreicht und liegen durchschnittlich zwischen 18,3 und 21,1 °C. Juni und Juli sind die kühlsten Monate des Jahres. Im Jahresmittel werden im Juli Werte von etwa 10 °C erreicht, in den Australischen Alpen können die Temperaturen jedoch bis auf 1,7 °C absinken. In der Gegend um Mount Kosciusko bilden sich teilweise Schneefelder. Die Tieflandregionen an der Ostküste erhalten in allen Jahreszeiten Niederschläge, die jedoch im Sommer besonders stark sind. Die Niederschläge an der warmgemäßigten West- und Südküste beschränken sich infolge der Einwirkung der Westwindzone vor allem auf die Wintermonate. Tasmanien, das klimatisch der kühlgemäßigten Zone zuzurechnen ist, erhält im Sommer durch die Westwinde starke Regenfälle. Im Winter fallen ebenfalls starke Niederschläge, die durch Zyklonenstürme hervorgerufen werden. Schneefälle erfolgen nicht nur in den Australischen Alpen im Süden von New South Wales, sondern in der Winterjahreszeit auch im nördlichen Teil von Victoria und in Tasmanien. Alle südlichen Bundesstaaten Australiens liegen ganzjährig unter dem Einfluss der warmen, heißen Winde aus dem Landesinneren, die große plötzliche Temperaturanstiege bewirken können. Fast jedes Jahr sind immer wieder Landstriche von niederschlagslosen Dürreperioden betroffen, häufig treten auch örtliche Überschwemmungen und tropische Zyklone auf. Neben Kalifornien und den Mittelmeerländern gehören Südostaustralien und Tasmanien zu denjenigen Teilen der Erde, in denen es am häufigsten zu Buschfeuern kommt. 1994 verwüsteten Waldbrände einen Teil von New South Wales und vernichteten dabei in den Vororten von Sydney mehrere hundert Wohnhäuser.

 

Böden

Auf dem Kontinent sind fast alle Bodentypen anzutreffen, aber nährstoffarme und nur mäßig fruchtbare Böden mit geringen organischen Bestandteilen herrschen vor. Ungeachtet dessen und der Tatsache, dass weite Flächen des Landesinneren aus Wüsten oder Landstrichen bestehen, die sich bestenfalls für die leichte Beweidung durch Schafe eignen, stellt die Bodennutzung einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für Australien dar. Früher waren landwirtschaftliche Produkte die wichtigsten Exportgüter, heute stammen immer noch über 20 Prozent der Exporteinkünfte Australiens aus der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Über viele Jahre hinweg wurden phosphathaltige Bodenzusätze zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit eingesetzt. Die Produktivität großer Landstriche mit agrarwirtschaftlicher Randbedeutung wurde durch den Einsatz von Spurenelementen wie Zink, Kupfer und Mangan gesteigert, und es konnten sogar bislang ungenutzte Flächen für die Bewirtschaftung erschlossen werden. Seit den siebziger Jahren dieses Jahrhunderts hat man sich jedoch immer mehr Gedanken über die Neben- und Nachwirkungen der phosphathaltigen Düngezusätze gemacht, zu denen eine Versäuerung des Bodens und wiederkehrende Algenblüten im lebenswichtigen Murray-Darling-Stromsystem gehören, die durch phosphathaltiges Ablauf- und Sickerwasser von gedüngten Böden entstehen. Die schwerwiegendsten Probleme ergeben sich jedoch aus der starken Winderosion, der teilweisen Überweidung in den semiariden Weide- und Agrarregionen und der Wassererosion im niederschlagsreicheren, stark abgeholzten Südosten.

Die Besorgnis über diese Entwicklung wurde in der Entstehung der Bewegung "Landcare" deutlich, die sich für den Landschaftsschutz sowie die Landschaftspflege einsetzt und sich von offizieller Seite auch beträchtliche Unterstützung erarbeiten konnte. Die australische Bundesregierung hat die neunziger Jahre zum Jahrzehnt des Landschaftsschutzes erklärt. Der ökologischen und wirtschaftlichen Bedrohung durch Bodenerosion, Boden- und Wasserversalzung und Bodenversäuerung sollen aktuelle technische Projekte, wissenschaftliche Forschungsarbeit, Bildung und Maßnahmen wie beispielsweise Aufforstungsprogramme und die Einschränkung der Beweidung wirksam entgegenwirken.

 

Flora

Australien verfügt über eine eigene, sehr ausgeprägte Vegetation, die auch als Flora australis bezeichnet wird und etwa 22 000 unterschiedliche Pflanzenarten aufweist. Über 90 Prozent der hier anzutreffenden Arten sind endemisch, d. h., sie kommen in keinem anderen Land der Welt vor. Die überwiegend immergrüne Vegetation reicht von dichten Busch- und Eukalyptuswäldern an der Küste bis zu Mulga- und Mallee-Scrubs sowie Melden in den Ebenen des Inlands. Die australische Pflanzenwelt wird in drei Vegetationshauptzonen eingeteilt. Die tropische Zone verläuft entlang der nördlichen Begrenzung des Kontinents bis etwa zur Hälfte der Ostküste. Die gemäßigte Zone erstreckt sich über die südöstliche Küstenebene und Tasmanien und zieht sich an der Ostküste in nördlicher Richtung bis zur tropischen Zone, an die sie anschließt. Die Trockenzone bedeckt den gesamten mittleren, ariden Bereich und den Westen des Kontinents.

Die tropische Zone fällt in den Monsunklimabereich und ist stark bewaldet, vorwiegend mit Laubbäumen. An der nordöstlichen Küste von Queensland einschließlich der Kap-York-Halbinsel kommen Regenwälder vor. Palmen, Farn- und Rebengewächse gedeihen in großer Fülle zwischen den Eichen, Eschen, Zedern, Flaschenbäumen und Birken. Mangrovenwälder ziehen sich an den Schlammlöchern und Einbuchtungen der niedrigen nördlichen Küstenlinie entlang. Gewächse wie die purpurfarbene Telopea, die rotgoldene Banksie und die scharlachroten Firewheel-Bäume verleihen der Vegetation Farbe. Weiter landeinwärts dominiert die Savannenlandschaft mit niedrigwüchsigen Bäumen, die meistens zu den Hartlaubgewächsen gehören und für die einheimische Flora typisch sind. Zahlreiche Arten, die in der tropischen Zone gedeihen, sind auch im Malaiischen Archipel im Nordosten Australiens anzutreffen.

Die gemäßigte Zone ist von Busch- und Waldlandschaften aus Hartlaubgehölzen, Bewuchs des gemäßigten Klimas und Savannenwäldern geprägt. Sie weist außerdem Mallee-Scrubs und andere Scrubarten, strauchförmige Sandheide und Regenwaldgebiete mit für gemäßigtes Klima typischem Pflanzenbewuchs auf. Alpine Vegetation kommt in den Australischen Alpen und den Berglandschaften von Tasmanien vor. An der Ostküste entlang bis einschließlich Tasmanien gibt es Bestände aus Kiefern und Koniferen. Von den Kiefern, die überwiegend nach Australien eingeführt wurden, sind die Arten Huon und King William besonders wegen des Nutzholzes von Bedeutung. Nach den Eukalypten stehen Kiefern hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Bedeutung an zweiter Stelle. Mittlerweile gehören die Huonkiefern zu den selten gewordenen Arten und werden weiträumig von der Abholzung ausgeschlossen. In den Bewaldungsflächen der warmen und gut bewässerten südöstlichen und südwestlichen Bereiche überwiegen die Eukalypten, von denen es über 500 Arten gibt und die eine Höhe von über 90 Metern erreichen können. Die Südwestküste zeichnet sich durch ihren besonders großen Artenreichtum aus. Im Untergehölz der Bergeschen, der blauen Eukalyptusbäume und langblättrigen Eukalyptusbäume des Südostens gedeihen Akazien und Baumfarne. Tasmanien ist für seine Buchenwälder im Süden und die floristische Verwandtschaft mit Neuseeland bekannt.

In der Trockenzone herrschen semiaride Strauchsavannen, Buschsteppen, halbaride Grasflächen und Grasflächen mit Hartlaubgewächsen vor, weite Landstriche sind jedoch auch praktisch vegetationslos. Die Vegetation ist den Anforderungen des ariden Klimas angepasst, wobei der Akazienbewuchs die Eukalypten überwiegt. Zwei Arten, der Jarra- und der Karrieukalyptus, die vor allem wegen ihres harten und beständigen Holzes geschätzt werden, sind jedoch typisch für den Pflanzenbewuchs in Western Australia, ebenso wie einige Arten Rutensträucher. In den weniger dichten Regionen im Landesinneren gedeihen an den Hängen rote und grüne Kängurupfoten, duftende Boronien, Wachsblumen (Kranzwinden), Flaschenbäume, Lampenputzerbäume und kleinere Eukalyptusarten sowie Eisenrindenbäume. Es gibt über 500 Akazienarten, die in Australien heimisch sind, und die Blüte der gelb blühenden australischen Akazie, die zur Nationalblume ernannt wurde, erscheint auch auf dem offiziellen Landeswappen. Die für die Vegetation im Landesinneren charakteristischen Pflanzen sind Hartlaubbüsche und Büschelgräser (Spinifex), die Schafen als Weidepflanzen dienen, und Mallee-Scrubs sowie Mulgasträucher.

Die wertvollsten einheimischen Futtergräser, zu denen auch das Flindersgras zählt, gedeihen vor allem in Queensland und im Norden von New South Wales. Bei unregelmäßigen, jahreszeitlich bedingten Überschwemmungen entfalten sich die einheimischen Gräser und Wildblumen der Wüsten mit überraschender Geschwindigkeit zu großer Pracht, während die Flüsse und Lagunen von Seerosen übersät sind.

Neben der einheimischen Flora sind in Australien ungefähr 2 000 hier nachträglich eingeführte Pflanzenarten anzutreffen, von denen die meisten mit der zunehmenden Entwicklung von Land- und Weidewirtschaft oder der Errichtung großer Anpflanzungen von wirtschaftlich nutzbaren Weichhölzern ins Land kamen.

Obwohl die australische Pflanzenwelt eine ungeheure Artenvielfalt aufweist, ist die Bewuchsfläche des Landes seit der Ankunft der ersten europäischen Siedler im Jahr 1788 dramatisch geschrumpft. Man nimmt an, dass zur Zeit der Besiedlung durch die ersten Europäer bis zu einem Viertel des Landes von Wäldern, Savannenwäldern und Buschbeständen bedeckt war. Allerdings war nur ein geringer Bruchteil der natürlichen Vegetation wirtschaftlich wertvoll, und in den darauf folgenden 200 Jahren wurde ein großer Teil der einheimischen Flora entfernt, um so Raum für eine Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung zu schaffen.

Diese Entwicklung hatte nicht nur eine Verschärfung der durch Erosion verursachten Problematik zur Folge, sondern auch das unwiderrufliche Verschwinden von bislang 83 bekannten einheimischen Pflanzenarten. Darüber hinaus sind weitere 840 bekannte Arten vom Aussterben bedroht. Die in Australien einheimischen Tierarten wurden durch den Verlust wertvollen Lebensraums so stark beeinträchtigt, dass mittlerweile einige von ihnen unmittelbar vom Aussterben bedroht sind.

 

Fauna

Es wird angenommen, dass in Australien bis zu 300 000 verschiedene Tierarten existieren, von denen bislang nur etwa 100 000 wissenschaftlich erforscht und beschrieben wurden. Es sind ungefähr 280 verschiedene Säugetierarten, über 700 Vogelarten, 380 unterschiedliche Arten von Reptilien, über 120 Froscharten und nahezu 200 Arten von Süßwasserfischen bekannt. Die verbleibenden Tierarten gehören zu den Wirbellosen. Die australische Tierwelt ist einzigartig und hauptsächlich auf die Zeit zurückzuführen, in der der Kontinent einen Teil von Gondwanaland bildete. Die meisten Parallelen sind zur Tierwelt von Neuguinea zu ziehen, das biologisch betrachtet der australischen Fauna zuzurechnen ist, und zur südafrikanischen Tierwelt, die ebenfalls einst Teil von Gondwanaland war. Zahlreiche Tierarten kommen ausschließlich in Australien vor und dokumentieren so die lange Isolierung des Kontinents von anderen Landmassen. Diese Tierarten umfassen insgesamt sieben Säugetierfamilien sowie vier Vogelfamilien, die insgesamt etwa 70 Prozent aller in Australien bekannten Arten ausmachen. Darüber hinaus wird angenommen, dass etwa 88 Prozent der Reptilienarten und 94 Prozent der Froscharten ausschließlich in Australien vorkommen.

Die Abstammung der australischen Fauna von den mutmaßlich einst in Gondwanaland verbreiteten Arten wird besonders bei den Säugetieren deutlich, da es auf den übrigen Kontinenten keinerlei entsprechende Arten bzw. Ordnungen gibt. Die einzigen Eier legenden Säugetiere der Welt, die primitiven Kloakentiere (Monotremata), das Schnabeltier (Platypus) und der Australische Ameisenigel (Echidna), der außerdem auch in Neuguinea zu finden ist, gehen biologisch auf die Fauna des Gondwanalandes zurück. Das Schnabeltier, das eine zoologische Kuriosität darstellt, ist ein im Wasser lebendes Säugetier mit Fell, dessen breiter, zahnloser Hornschnabel ungefähr dem einer Ente gleicht. Es besitzt Füße mit Schwimmhäuten, an deren Fersen jeweils ein Giftdorn sitzt, und lebt vorwiegend in den Süßgewässern Südostaustraliens.

Die für Australien sicherlich charakteristischsten einheimischen Säugetiere sind die Beuteltiere (Marsupialia), deren Junge in einem Brutbeutel (Marsupium) heranwachsen und dort bis zum Ende der Säugezeit mit der mütterlichen Zitze verbunden bleiben. Beuteltiere gibt es zwar auch in Südamerika, die australischen Beuteltiere haben jedoch praktisch alle biologischen Nischen der Säugetiere ausgefüllt. Das bekannteste australische Beuteltier ist das Känguru, das etwa 50 verschiedene Arten umfasst und seinen Lebensraum sowohl in der gemäßigten als auch in der tropischen Klimazone hat. Das Riesenkänguru kann eine Höhe von bis zu 2,1 Metern erreichen und bis zu neun Meter weite Sprünge ausführen. Kängurus, deren natürlicher Lebensraum sich ursprünglich auf waldreiche Gebiete und halbaride Buschlandschaften beschränkte, gehören zu den wenigen einheimischen Tierarten Australiens, die von der Zunahme der Weidelandflächen profitieren konnten. Die Kängurupopulation hat sprunghaft zugenommen, so dass die Zahlen mittlerweile durch kontrollierte Bejagung eingeschränkt werden müssen. Das Wallaby, die Kängururatte und das Baumkänguru sind die kleineren Vertreter der Familie der Kängurus. Zu den Kletterbeutlern, den Pflanzen fressenden und baumbewohnenden Beuteltieren, gehören das Opossum und der Koala. Koalas ernähren sich ausschließlich von den Blättern einiger weniger Eukalyptusbaumarten und gehören in Australien zu den geschützten Tierarten, da die Population durch den Verlust des natürlichen Lebensraumes bedroht ist. Weitere ebenfalls bekannte Beuteltiere sind der Wombat, der Beuteldachs (Bandikut) und die Beutelmaus. Raubbeutler sind nur auf der Insel Tasmanien anzutreffen und umfassen u. a. den Beutelteufel (Tasmanischer Teufel), den Ameisenbeutler und den Fleckenbeutelmarder. Der Beutelwolf oder Thylacin starb bereits in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts aus.

Der Dingo, ein hundeähnliches, nachtaktives Raubtier, stammt ursprünglich aus Asien (und ist dementsprechend kein Beuteltier).

Zu den in Australien lebenden Reptilien gehören zwei Krokodilarten, von denen die kleinere, das Australienkrokodil, in den Süßgewässern des Binnenlandes lebt. Das größere Leistenkrokodil ist in den Sumpf- und Mündungsgebieten an der Nordküste heimisch und kann eine Körperlänge von sechs Metern erreichen. Es kann für den Menschen gefährlich werden, und einige Menschen wurden bereits von dieser Art getötet. Zu den zahlreichen Echsenarten gehören Geckos, Skinke, Agamen und Warane, darunter auch der Riesenwaran. Ferner umfasst die australische Fauna 100 Arten von Giftschlangen, von denen die gefährlichsten der im Norden des Landes heimische Taipan und die Todesotter sind. Die Tigerotter, der Kupferkopf und die Schwarzotter sind weitere Giftschlangen.

In den Gewässern um Australien ist eine große Vielfalt unterschiedlichster Fischarten und Meeressäugetiere anzutreffen. In den südlichen Gewässern sind einige Walarten heimisch, und an Teilen der Südküste, auf den Inseln der Bass-Straße und in Tasmanien kommen Seehundkolonien vor. In den nördlichen Gewässern gibt es in großen Zahlen Dugongs (Gabelschwanzseekühe), Trepangs (Seewalzen), Rochen und Birnschnecken. Essbare Fische und Schalentiere existieren in großen Populationen, und die Austernkolonien, Seeohren (Abalone) und Krebstiere in den südlichen, wärmeren Gewässern werden kommerziell genutzt. Außerdem sind hier auch ungefähr 70 Haifischarten heimisch, von denen einige dem Menschen gefährlich werden können. Der Lungenfisch von Queensland gehört zur ältesten australischen Tierart. Seine Entwicklungsgeschichte reicht auf die Zeit noch vor der Entstehung von Gondwanaland zurück. Lungenfische, die gelegentlich auch als "lebendiges Fossil" bezeichnet werden, atmen über eine Lunge und nicht wie andere Fische über Kiemen.

Auch im Bereich der Wirbellosen gibt es u. a. bei Insekten, Spinnen und Erdwürmern eine Vielfalt von Arten, deren Entwicklung noch vor der Entstehung von Gondwanaland erfolgte. Die meisten Insektenarten aus dieser Evolutionsperiode sind in Australien anzutreffen und umfassen Fliegen, Käfer, Schmetterlinge, Bienen und Ameisen. Die Riesentermiten im Norden von Australien bauen gewaltige Termitenhügel, die eine Höhe von bis zu sechs Metern erreichen können. Erdwürmer kommen in großer Vielfalt vor; besonders auffällig sind die Riesenwürmer in Victoria, die mit einer Körperlänge von 0,9 bis 3,7 Metern die größten der Welt sind. Viele australische Spinnenarten sind giftig, so auch die weitläufig bekannten Trichternetzspinnen und Rotrückenspinnen.

Außergewöhnlich artenreich ist die australische Vogelfauna, die von relativ primitiven Arten wie dem riesigen, flugunfähigen Emu und dem Kasuar bis zu hoch entwickelten Formen reicht. Der prachtvoll balzende Leiervogel mit fächerartigen Schwanzfedern beherrscht die Kunst des Nachahmens bis zur Perfektion. Männliche Laubenvögel errichten komplizierte Netzbauten und geschmückte Balzplätze, um die Weibchen anzulocken. Der Kookaburra, der den Beinamen "Lachender Hans" trägt, ist für seinen durchdringenden Ruf bekannt, der stark einem Lachen ähnelt. Die Vogelfauna umfasst eine große Artenvielfalt von Kakadus und Papageien, und der einheimische Wellensittich ist besonders bei Vogelliebhabern in aller Welt beliebt. Der weiße Kakadu, der Laute besonders gut nachahmen kann, ist in größerer Zahl als der schwarze Kakadu anzutreffen. Schwarze Schwäne, Löffler, Reiher und Enten leben in der Nähe der Binnengewässer. Zu den kleineren in Australien vertretenen Vogelarten gehören Zaunkönige, Finken, Meisen, Lerchen und Schwalben. Die am weitesten verbreiteten Seevögel sind Möwen, Seeschwalben, Tölpel, Sturmvögel, Albatrosse und Pinguine. Der Sturmvogel, der vor allem auf den Inseln in der Bass-Straße heimisch ist, wird wegen seines Fleisches geschätzt.

Seit der Besiedlung Australiens durch die Europäer sind insgesamt 20 Säugetierarten und 16 Vogelarten ausgestorben. Weitere 15 Vogelarten und 38 Säugetierarten sind entweder gefährdet oder unmittelbar vom Aussterben bedroht. Der Grund für diese Entwicklung liegt in der zunehmenden Zerstörung des natürlichen Lebensraumes und auch der Einführung fremder Arten, die mit den einheimischen Arten um Nahrung konkurrieren, ihren Lebensraum zerstören oder einheimische Tiere jagen. Die Einführung vor allem von Kaninchen, Füchsen, verwilderten Katzen, Schweinen, Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden, Kamelen und afrikanischen Wasserbüffeln wirkte sich auf die natürliche Flora und Fauna in höchstem Maß schädlich aus.

Die weiträumigsten Zerstörungen richtete wahrscheinlich das europäische Kaninchen an, das 1788 mit der Ersten Flotte nach Australien kam. Die folgenschwere Übersiedlung dieser Tiere wird jedoch auf das Jahr 1859 datiert, in dem Thomas Austin 24 Wildkaninchen als Jagdwild nach Australien brachte und sie auf seinem Grundbesitz in der Nähe von Geelong in Victoria aussetzte. Unter den idealen Voraussetzungen der australischen Wildnis, in der nur wenige natürliche Feinde des Kaninchens lebten, vermehrten sich die Tiere unglaublich schnell und wurden bald schon zur Landplage. Im frühen 20. Jahrhundert schätzte man die Gesamtzahl der Kaninchen auf etwa 500 Millionen. Zur Bekämpfung der Kaninchenpopulation führte man deshalb 1951 den Myxomatosevirus ein, der bei Kaninchen zum Tod führt. Etwa 20 Jahre lang blieb diese Art der Schädlingsbekämpfung wirksam, doch dann wurden die Tiere gegen das Virus immun und erholten sich zahlenmäßig, so dass man heute von 300 Millionen Kaninchen in Australien ausgeht. Abgesehen von der Zerstörung der Flora weiter Landstriche und damit auch des natürlichen Lebensraums von einheimischen Tierarten verursachen die Kaninchen indirekt auch die Erosion des Bodens und richten auf Weideflächen und Anpflanzungen von Kulturpflanzen beträchtlichen Schaden an. Der fortschreitenden Verbreitung von Füchsen und verwilderten Katzen versucht man ebenfalls mit biologischen Mitteln und regionalen Bekämpfungsmaßnahmen entgegenzuwirken. In den Gegenden der Monsunzone im Norden Australiens ist die Zahl der Wasserbüffel ebenfalls stark angestiegen. Durch die übermäßige Beweidung der Flächen tragen sie in beträchtlichem Maß zur Bodenerosion bei und zerstören das biologische Gleichgewicht der empfindlichen Lebensräume in den Sumpfgebieten.

 

Bevölkerung

 

Die ursprünglichen Bewohner des australischen Kontinents, die dunkelhäutigen Aborigines, wurden durch die eingewanderten Europäer völlig verdrängt. Sie stellen heute nur noch einen Bevölkerungsanteil von lediglich 1,5 Prozent. Nahezu 94 Prozent der australischen Bevölkerung sind europäischer Abstammung, wobei die überwiegende Mehrheit auf britische oder irische Vorfahren zurückgeht. Etwa 18 Prozent stammen jedoch ursprünglich aus anderen europäischen Ländern. Bewohner aus Asien und dem Nahen Osten stellen einen Bevölkerungsanteil von etwa fünf Prozent. Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu bedeutenden Umwälzungen in der Bevölkerungsstruktur. Vor dem 2. Weltkrieg waren über 95 Prozent der Bevölkerung britischer oder irischer Abstammung. Die Einwanderungswellen in der Nachkriegszeit zogen nicht nur große Mengen an Einwanderern von den Britischen Inseln nach Australien, sondern auch vom europäischen Festland. Seitdem sind allein mehr als zwei Millionen Festlandeuropäer nach Australien eingewandert.

Ab den sechziger Jahren entspannte sich die Handhabung der so genannten "White Australia Policy", die der Einwanderungspolitik der Kolonie und des späteren Staates über 100 Jahre lang zugrunde lag, sie wurde schließlich 1973 offiziell abgeschafft. Anfänglich stammten die meisten nichteuropäischen Immigranten aus Lateinamerika und dem Nahen Osten, vor allem aus dem Libanon. Seit den späten siebziger Jahren sind die Einwanderungszahlen aus Asien, vor allem aus Südostasien und China, stark angestiegen. Bei den frühen Immigranten aus Südostasien handelte es sich häufig um Flüchtlinge. Der Volkszensus aus dem Jahr 1991 unterstreicht diesen Wandel. Die Angaben für im Ausland geborene Australier zeigen, dass 22,5 Prozent in Großbritannien oder Irland, 30 Prozent in anderen europäischen Ländern und 21 Prozent in Asien und im Nahen Osten geboren wurden.

Die offizielle Landessprache ist Englisch. Die Sprachen der Aborigines und andere Sprachen werden in ethnischen Gemeinden und Gruppierungen gesprochen.

Die australische Bevölkerung wird auf etwa 18 Millionen Einwohner geschätzt. Die Bevölkerungsdichte liegt damit statistisch bei etwa zwei Einwohnern pro Quadratkilometer. Dieser Mittelwert ist jedoch sehr irreführend: Infolge klimatischer und anderer geographischer Gegebenheiten gilt die Besiedlung Australiens als eine der am stärksten konzentrierten, denn etwa 90 Prozent der Gesamtbevölkerung wohnen auf nur ungefähr drei Prozent der Landesfläche.

Der Verstädterungsgrad beträgt 88 Prozent; ein Großteil der verbleibenden zwölf Prozent, die als ländlich eingestuft werden, wohnt in einem schmalen, fruchtbaren, halbmondförmigen Korridor, der sich ungefähr von Brisbane in Queensland bis nach Adelaide in South Australia erstreckt und im Landesinneren durch die Westausläufer der Great Dividing Range begrenzt wird. Die am schnellsten wachsende Region befindet sich an der Ostküste von Queensland und erlebt durch die unmittelbare Nähe zum stark expandierenden Wirtschaftsgefüge Südostasiens einen rasanten Aufschwung. Die Küstengebiete in der Umgebung der Großstädte im Osten, Südosten und Südwesten des Festlandes sind ebenfalls in schnellem Wachstum begriffen.

Die übrigen 97 Prozent der Landesfläche von Australien sind entweder nahezu oder völlig unbewohnt. Hier beläuft sich die Bevölkerungsdichte statistisch auf weniger als 0,03 Menschen pro Quadratkilometer. Eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 0,3 Menschen pro Quadratkilometer wird erst im Bereich der semiariden Weidelandflächen im Binnenland von Queensland, New South Wales und South Australia erreicht, wo sich riesige Vieh- und Schafzuchtbetriebe befinden, und in den Gegenden um die wenigen Siedlungen im Landesinneren und an der West- und Nordküste. Zu den Letzteren gehören Alice Springs und Darwin im Northern Territory, Kalgoorlie und Boulder in Western Australia, die Region an der Westküste zwischen Dampier und Port Hedland und die Diamantfelder in der Kimberleyregion.

In den neunziger Jahren belief sich das jährliche Bevölkerungswachstum auf 1,4 Prozent. Der Hauptgrund für diesen Wert ist die kontinuierlich hohe Einwanderungsrate, die eine Aufrechterhaltung der Anzahl von jungen Menschen im gebärfähigen Alter bewirkt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt für Frauen bei etwa 80 Jahren und mit 73 Jahren für Männer etwas niedriger. Die Lebenserwartung der Aborigines, die noch in den abgelegenen Regionen im australischen Inland leben und häufig mit Lebensbedingungen konfrontiert sind, die eher denen eines Entwicklungslandes gleichen, ist weitaus niedriger.

 

Die Aborigines

Die Traditionen der Aborigines weisen darauf hin, dass sie seit ihrer Existenz immer schon in Australien gelebt haben. Anthropologen vermuten jedoch, dass sie aus Asien auswanderten und schließlich vor 60 000 bis 40 000 Jahren nach Australien kamen. Diese Annahme wird durch die Tatsache belegt, dass der Meeresspiegel zu dieser Zeit verhältnismäßig niedrig war und dadurch zwischen dem asiatischen und dem australischen Kontinent eine nahezu durchgehende Landbrücke bestand. Infolge eines Meeresspiegelanstiegs wurde dieser verhältnismäßig einfache Verbindungsweg später überflutet. Tasmanien wurde vor etwa 13 500 bis 8 000 Jahren ebenfalls durch die Anhebung des Meeresspiegels vom australischen Festland getrennt. Die hier beheimatete Aboriginesbevölkerung erfuhr infolgedessen eine andere kulturelle Entwicklung als die Bewohner auf dem australischen Festland.

Bei diesen ersten Australiern handelte es sich um nomadisierende Sammler und Jäger, die dank ihrer genauen Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten, Vorkommen, Eigenschaften und Merkmale der australischen Vegetation und Tierwelt sowie der herrschenden Klimabedingungen überleben konnten. Die Aborigines setzten Feuer als Mittel ein, den Wuchs derjenigen Gräser zu fördern, die von Kängurus und anderen Jagdtieren bevorzugt werden. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass sie systematisch ernteten und Pflanzensamen säten, um die Entwicklung von Grasland zu beschleunigen, und dass sie außerdem Dämme errichteten und Flüsse, Sümpfe und Seebuchten veränderten, um durch Wasserumleitungen Fischgründe leichter zugänglich zu machen.

In technischer Hinsicht war ihr Leben einfach. Die wichtigsten Gebrauchswerkzeuge waren Speere und Blasrohre, Bumerangs, Nadeln, Spulen, Holzschüsseln, Wasserblasen aus Tierhäuten, geflochtene Matten und Taschen aus Gräsern. Es wurden außerdem Kanus und Flöße aus Rinde und so genannte Einbäume verwendet, die aus einzelnen ausgehöhlten Holzstämmen angefertigt wurden und gelegentlich mit Segeln aus geflochtenen Gräsern versehen wurden. Die Arbeitsteilung erfolgte nach Geschlecht: Männer und ältere männliche Jugendliche jagten große Tiere, Frauen sammelten essbare Früchte und Pflanzenteile und gingen auch auf die Jagd nach Kleintieren. Trotz dieser Aufteilung machten es die Lebensbedingungen erforderlich, dass alle Erwachsenen alle Fähigkeiten besaßen, um ihr Überleben zu sichern.

Im Kontrast zu der relativ unkomplizierten Struktur des wirtschaftlichen Lebens und der Technik entwickelten die australischen Aborigines eine komplexe Sozialstruktur und eines der umfangreichsten Glaubensgefüge, das sämtliche Lebensbereiche mit einbezog. Ihre Weltauffassung drehte sich um die Traumzeit, ein kompliziertes und allumfassendes Konzept, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen einbezieht und ebenfalls die Zeit der Erschaffung zum Anbeginn der Zeit umfasst, während der mythische Wesen das Land formten, es mit Tieren, Menschen und Pflanzen besiedelten und dem sozialen Zusammenleben eine erste Form verliehen.

Die Grundwerte der Aborigines beinhalteten Selbstlosigkeit und die pflichtbewusste Erfüllung sozialer und religiöser Verpflichtungen. Status war von Besitztum unabhängig, das nur wegen seiner besonderen religiösen Bedeutung geschätzt oder aufgrund seiner praktischen Nutzungsfähigkeit bedeutungsvoll war. Der Handel spielte eine bedeutende Rolle, und der ganze Kontinent war von einem Netzwerk von Handelsrouten überzogen. Die Handelsgüter waren häufig sehr seltene Objekte oder besaßen eine überragende soziale oder religiöse Bedeutung, deren Funktion aus der Aufrechterhaltung und Förderung der Bindungen und Harmonie zu anderen Gruppen bestand.

Als 1788 die erste europäische Siedlung entstand, hatten die Aborigines schon lange Zeit den gesamten Kontinent bevölkert und genutzt, indem sie sich an die unterschiedlichen geographischen und klimatischen Gegebenheiten von tropischen Regenwäldern über niederschlagsreiche gemäßigte Landstriche bis zu den trockenen Wüsten angepasst hatten. Es wird angenommen, dass die Bevölkerungzahl der Aborigines zu dieser Zeit zwischen 300 000 und einer Million Menschen lag und es über 200 verschiedene Sprachen gab. Die Zahl der größten, deutlich ausgeprägten Bevölkerungsgruppen belief sich auf ungefähr 50, die in ihren jeweiligen Gebieten lebten und nach der von ihnen gesprochenen Sprache benannt wurden. Europäer bezeichneten sie häufig als "Stämme", aber obwohl sie kulturelle Gemeinsamkeiten aufwiesen, stellten sie keine eigenständigen wirtschaftlichen oder politischen Einheiten dar. Darüber hinaus gab es auch kein nationales Identitätsbewusstsein, sondern eher ein Eigenbewusstsein, das sich in den familiären und örtlichen Beziehungen und Gruppierungen begründete.

Die Ankunft der Europäer entwickelte sich für die Aborigines zu einer Katastrophe. Die Kommunikation zwischen den beiden Gruppen war lediglich minimal, und die Kluft zwischen den unterschiedlichen Kulturen hätte fast nicht größer sein können. Nach einer anfänglichen Zeit des gespannten Nebeneinanders wurden die Aborigines schon bald von den fruchtbareren Küstenlandstrichen vertrieben und ins Landesinnere abgedrängt. Versuchtem Widerstand wurde mit Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ruhe durch Gewalt begegnet, die den Tod von einer großen Anzahl von Aborigines zur Folge hatten. Noch mehr starben jedoch infolge von Krankheiten, die die Siedler ins Land eingeschleppt hatten. In Tasmanien und im Südosten Australiens verschwand die Urbevölkerung nahezu vollständig, in allen Teilen des Kontinents kam es im ersten Jahrhundert nach der Besiedlung durch Weiße zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang. Aborigines, die diese extreme Entwicklung überstanden, wurden häufig zu Opfern brutaler Misshandlung oder so genannten Zivilisierungsversuchen durch Missionare unterworfen. Mitte des 19. Jahrhunderts nahm man allgemein an, dass die Aborigines als Kultur und vielleicht auch als eigenständige Rasse schnell verschwinden würden. Diese Annahme wurde durch die Statistik bestärkt, denn 1920 belief sich die Zahl der Aborigines schätzungsweise auf nur noch 60 000 Menschen.

Bis zu den sechziger Jahren lebte die verbleibende Urbevölkerung vorwiegend in ländlichen Gegenden. In den darauf folgenden zwei Jahrzehnten übersiedelten jedoch immer mehr von ihnen in die Stadtgebiete, wobei die Hauptstädte der Bundesstaaten und die größeren Provinzstädte besonders starken Zustrom erhielten. Die Zugezogenen wurden von der europäischen Mehrheit häufig misstrauisch empfangen und schlossen sich oft zu kleinen, äußerst unbeständigen und ghettoartigen Gemeinschaften zusammen. Sie dienten dem zunehmenden politischen Bewusstsein als Nährboden, das in den sechziger Jahren innerhalb der Bevölkerungsminderheit der Aborigines entstanden war. Zu dieser Zeit waren das soziale Ansehen und die politische Bedeutung der Aborigines so gering, dass man sie bis 1971 noch nicht einmal in den Volkszensus mit einschloss, und ein Referendum 1967 ermächtigte die australische Staatsregierung erstmals, politische Entscheidungen für Aborigines zu treffen und sie bei Volkszählungen einzubeziehen. Die anfängliche Besorgnis hinsichtlich der Lohngleichheit und zivilrechtlichen Gleichstellung wich schon bald einer rechtlichen Inanspruchnahme von Land mit besonderer kultureller und religiöser Bedeutung.

Bei der Volkszählung von 1991 wurden 238 492 Aborigines und 26 902 Torres-Straße-Insulaner gezählt, die häufig einfach in die ethnische Gruppe der Aborigines eingeordnet und nicht als eigenständige Gruppe betrachtet werden. Dieser beeindruckende Anstieg im Vergleich zu den Zahlen aus den zwanziger Jahren ist nur teilweise das Ergebnis von höheren Geburtenraten und ist auch auf die Wiederentdeckung der eigenen Identität zurückzuführen. Nur bei einer kleinen Minderheit der als Aborigines erfassten Bevölkerungsgruppe handelte es sich um reine Aborigines.

Die größte Konzentration von Nachfahren der Aborigines lebt heute in New South Wales und Queensland (jeweils 26 Prozent der australischen Gesamtbevölkerung der Aborigines), Western Australia (15,7 Prozent) und im Northern Territory (15 Prozent). Über 70 Prozent wohnen in städtischen Gebieten. Die traditionelle Lebensweise der australischen Ureinwohner ist ungeachtet der Tatsache, dass es zu einem Anstieg des Interesses an dem komplexen Lebenskonzept der Aborigines gekommen ist und mittlerweile auch in Schulen über die Kultur der Aborigines gelehrt wird, stark bedroht. In den neunziger Jahren schätzte man die Zahl der zur Bevölkerungsgruppe der Aborigines gehörenden Menschen, die mit der traditionellen Lebensweise ihrer Kultur (die vor allem noch im Northern Territory mit der vorwiegend ländlichen Bevölkerung vorherrscht) direkten Kontakt haben, zuletzt auf nur noch ungefähr 10 000.

Jede Region Australiens wird durch einen eigenen Landrat der Aborigines vertreten, und in den meisten Regionen gibt es Zentren und Festivals, die diese besondere Kultur würdigen. Die ethnische Identität der Aborigines drückt sich mittlerweile auf unterschiedliche Art und Weise in der Kunst, Popmusik, Literatur, Politik und im Sport aus. Die ethnische Gruppe der Aborigines konnte einige rechtliche Siege erringen, bei denen es vor allem um Landrechte ging. Aborigines konnten sich das Eigentumsrecht über ausgedehnte Landstriche im Norden und im zentralen Bereich Australiens sichern. Gleichzeitig sind sie jedoch immer noch mit beträchtlichen sozialen und wirtschaftlichen Nachteilen konfrontiert. Nicht nur hinsichtlich der durchschnittlichen Lebenserwartung sind sie im Vergleich zur australischen Bevölkerung stark benachteiligt. Probleme wie Arbeitslosigkeit, niedrige Familieneinkommen, die Abhängigkeit von Sozialleistungen und die Kindersterblichkeitsraten sind sehr viel ausgeprägter und akuter als in der Gesamtbevölkerung, obwohl in den vergangenen Jahren Unterstützungsmaßnahmen getroffen wurden und man die Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen sowie die Gesundheitsvorsorge durch zusätzliche Zahlungen gefördert hat. Angesichts des Mabo-Urteils zu Landansprüchen der australischen Ureinwohner und der daraus hervorgegangenen Gesetzgebung scheint es jedoch wahrscheinlich, dass das Verhältnis zwischen Ureinwohnern und weißer Bevölkerung einen Wandel zum Positiven erfährt.

 

Wichtige Städte

Hinsichtlich der städtischen Struktur kann Australien als Land der Vorstädte bezeichnet werden. Die Städte sind großräumig angelegt, und etwa 60 Prozent der australischen Gesamtbevölkerung leben in den Ballungsgebieten der sechs Staatshauptstädte sowie in Canberra. Sydney (3,72 Millionen Einwohner) ist die älteste und größte Stadt Australiens. Sie ist nicht nur das bedeutendste Finanz- und Handelszentrum des Kontinents, sondern besitzt auch einen der wichtigsten Häfen. Außerdem enthält Sydney eines der größten Vorortgebiete der Welt und übertrifft Peking größenmäßig um das Doppelte, Rom sogar um das Sechsfache. Weitere bedeutende Städte sind: Melbourne (3,19  Millionen Einwohner), Brisbane (1,42 Millionen Einwohner), Perth (1,22 Millionen Einwohner) und Adelaide (1,07 Millionen Einwohner). Canberra, die Hauptstadt Australiens, hat etwa 325 000 Einwohner.

 

Religion

Australien hat keine Landeskirche, und die australische Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. Die Mehrheit der Bevölkerung bezeichnet sich selbst zwar als Christen, doch die meisten praktizieren ihren Glauben kaum. Die australische Gesellschaft ist vorwiegend weltlich orientiert. Die größten christlichen Glaubensgemeinschaften bilden die römisch-katholische Kirche und die anglikanische Kirche, die jeweils etwa 26 Prozent der Gesamtbevölkerung auf sich vereinen. Fast 25 Prozent bekennen sich zu anderen christlichen Konfessionen, vor allem der nonkonformistischen und protestantischen Konfession. Es gibt jedoch auch orthodoxe Gemeinden der östlichen Kirchen. Darüber hinaus bestehen in Australien jüdische, buddhistische und islamische Gemeinden. Seit den siebziger Jahren ist die Zahl der Buddhisten und Muslime in Übereinstimmung mit dem sich wandelnden Einwanderungsverhalten stark angestiegen.

 

Soziales

Die Regierungen des Bundes und der Bundesstaaten von Australien haben bei der Verbesserung der Sozialleistungen im Land eine überragende Rolle gespielt. Sozialleistungen können von Kranken, älteren Bürgern, Verwitweten, Behinderten und Arbeitslosen in Anspruch genommen werden. Alle Mütter haben ungeachtet ihres Einkommens ein Recht auf Mutterschaftsgeld in einer bestimmten Höhe. Für Kinder im Alter von unter 16 Jahren erhalten die Eltern oder anderweitige Erziehungsberechtigte ein einkommens- bzw. vermögensabhängiges Kindergeld. 1984 führte die australische Bundesregierung Medicare ein, ein nationales medizinisches Versorgungssystem, das teilweise über Abgaben in Höhe von 1,25 Prozent des zu versteuernden Einkommens oberhalb eines Mindesteinkommens finanziert wird. Damit gewährt Medicare automatisch den Anspruch auf subventionierte medizinische Versorgung und kostenfreie ambulante und stationäre Behandlung in Krankenhäusern. 1985 wurde ein Heim- und Gemeindeprogramm ins Leben gerufen, das älteren und behinderten Mitmenschen über unterstützende Hilfs- und Dienstleistungen ermöglicht, zu Hause versorgt zu werden.

Ein wichtiger Teil des australischen Gesundheits- und Versorgungswesens ist der Royal Flying Doctor Service, der mit Ambulanzflugzeugen und Notärzten die medizinische Versorgung von Menschen in abgelegenen Gegenden Australiens gewährleistet. Der fliegende Ambulanzdienst versorgt ungefähr zwei Drittel der Gesamtfläche Australiens und verfügt nicht nur über Ärzte, die von Basisstationen mit Funkanlagen in Verbindung zu entfernten Stationen und Siedlungen stehen, sondern auch über ein eigenes Krankenhaus und zusätzliche Flugrettungsdienste.

 

Bildung und Kultur

 

Bildung und Schulwesen

Die Bildung liegt in der Verantwortlichkeit der sechs Gliedstaaten und des Northern Territory. In jedem dieser Gebiete ist die berufliche Ausbildung und Anstellung von Lehrern Sache eines zentralisierten Bildungsministeriums. Die Bundesregierung ist für das Erziehungswesen in den Außenbesitzungen und für die Finanzierung von Universitäten und Colleges mit Hochschulrang zuständig. Außerdem hat sie die besondere Verantwortung für die Schülerhilfsprogramme und Bildungsprogramme für die uraustralische Bevölkerung sowie für Kinder mit anderssprachigem Hintergrund. Alle Kinder im gesamten Gebiet des Australischen Bundes im Alter von sechs bis 15 Jahren sind schulpflichtig. In Tasmanien herrscht für Kinder zwischen dem sechsten und dem 16. Lebensjahr Schulpflicht. Die meisten Kinder gehen jedoch bereits im Alter von fünf Jahren zur Schule. Der Unterricht an den staatlichen Schulen, die konfessionslos sind, ist unentgeltlich. Die Schüler können freiwillig einen Religionsunterricht besuchen, den offizielle Vertreter unterschiedlicher Glaubensrichtungen halten. Ungefähr 72 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen staatliche Schulen, die in der Regel als koedukative Gesamtschulen strukturiert sind. Neben staatlichen gibt es auch private Schulen, die im Allgemeinen konfessionell orientiert und häufig nach Geschlechtern getrennt sind und Schulgeld fordern. Eine Reihe von Privatschulen nehmen sowohl Tagesschüler als auch Internatsschüler auf. Für Kinder im schulpflichtigen Alter, die im abgelegenen Inland ("Outback") leben oder ansonsten keinen Zugang zum Schulsystem haben, wurden besondere Bildungsprogramme entwickelt, die als Fern- und Sprechfunkunterricht von den Schools of the Air übertragen werden. Unterricht wird bereits in Kindergärten und Betreuungszentren für Kinder im Vorschulalter von zwei bis sechs Jahren durchgeführt. Die Australian Broadcasting Corporation überträgt Programme für Kinder im Kindergartenalter, die diese Zentren nicht besuchen können. Die meisten Schüler wechseln im Alter von zwölf Jahren von der Primar- zur Sekundarschule. Sekundarschulen, die in Australien als High Schools und Secondary Colleges bezeichnet werden, ermöglichen eine vier bis sechs Jahre dauernde schulische Ausbildung, die mit einer Abschlussprüfung beendet wird. Schüler im Abschlussjahr können hier staatliche Aufnahmeprüfungen für den Universitätsbesuch ablegen.

Zu den führenden Universitäten gehören die Australian National University (Gründungsjahr 1946) im Australian Capital Territory, die Universität Macquarie (1964), die University of New South Wales (1949) und die University of Sydney (1850) in New South Wales, ferner die University of Queensland (1910), die University of Adelaide (1874) in South Australia, die University of Tasmania (1890), die La Trobe University (1964), die University of Melbourne (1855) und die Monash University (1958) in Victoria sowie die University of Western Australia (1911).

 

Kultur

Anfänglich spiegelte die vorherrschende Lebensweise in Australien im Großen und Ganzen das Kulturerbe der britischen Siedler wider. Mit der Anpassung an die neue Heimat entstand mit der Zeit eine in ihrer Art eigenständige und für Australien typische Kultur, die aber nach wie vor in britischen Traditionen verwurzelt ist. Seit den sechziger Jahren hat die Ankunft von großen Einwanderermassen vom europäischen Festland und aus Asien die Entwicklung einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft nach sich gezogen, in der die Aborigines, die seit der Ankunft der europäischen Siedler immer wieder in die Randposition der Bedeutungslosigkeit abgedrängt worden waren, eine wichtigere Rolle zu spielen begonnen haben.

Australien hat einige international anerkannte Schriftsteller und Maler hervorgebracht, darunter auch Nobelpreisträger wie den Schriftsteller Patrick White. Sowohl die Hauptstädte der Bundesstaaten als auch Provinzstädte haben Kunstgalerien und Zentren für darstellende Künste errichtet. Das architektonische Meisterwerk, das mit dem Opernhaus von Sydney geschaffen wurde, ist der bekannteste moderne Treffpunkt für Kulturveranstaltungen. Das alle zwei Jahre stattfindende Adelaide-Festival stellt einen Höhepunkt im Rahmen der darstellenden Künste dar und bringt immer wieder die besten Künstler und Truppen, darunter die Royal Shakespeare Company und das Marininskijballet (ehemals Kirowballet) zusammen. Oper, Ballett- und Tanztruppen, Orchester, Künstler, Drehbuchautoren und Schriftsteller werden durch den Australia Council gefördert. Die staatlich unterstützte Rundfunkgesellschaft Australian Broadcasting Corporation (ABC) ist ebenfalls ein bekannter Förderer der Künste. Australien besitzt außerdem eine florierende Filmindustrie und zahlreiche weitere Medienunternehmen sowie eine große Anzahl an Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen, darunter auch einige ausländische, die ihren Beitrag zum kulturellen Leben leisten.

 

Bibliotheken und Museen

Die Einrichtung von Bibliotheken nach dem 2. Weltkrieg wurde durch staatliche Subventionszahlungen an örtliche Behörden erleichtert und unterstützt.

Die National Library of Australia in Canberra dient als Staatsbibliothek, Bibliothek des Bundesparlaments und als Nationalbibliothek und Magazin für urheberrechtliche Werke. In den frühen neunziger Jahren überstieg das Bestandsvolumen bereits 4,5 Millionen Bände. Die Bibliothek besitzt umfangreiche Sammlungen von allgemeinen und speziell auf Australien bezogenen Forschungsunterlagen und vermittelt den Abteilungen der Staatsregierung auch bibliographische Angaben und Referenzen. Die State Library of New South Wales (Gründungsjahr 1826) ist die älteste und größte der öffentlichen, staatlich geführten Bibliotheken. Die State Library of Victoria (1854) enthält Sammlungen mit Werken über Malerei, Musik und die darstellenden Künste. Alle Staaten verfügen über öffentliche Bibliotheken, die im Endeffekt als staatliche Referenzbibliotheken dienen. Am internationalen Standard gemessen, wurden die ländlichen Gegenden ebenfalls relativ gut versorgt, was auf die völlig abgelegenen Bereiche jedoch nicht zutrifft. Infolge einer Wirtschaftsrezession, die in den späten achtziger Jahren einsetzte, kam es jedoch zu Kürzungen der staatlichen Ausgaben, die die Einschränkung der Versorgung von vielen ländlichen Gegenden nach sich zogen. Jeder Bundesstaat wird durch eine Bibliothek versorgt, und in den verschiedenen Universitätsbibliotheken werden bedeutende Forschungssammlungen aufbewahrt. Die wichtigsten wissenschaftlichen Bibliotheken werden von der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organization (CSIRO) geführt. Industriekonzerne und die nationalen und bundesstaatlichen Regierungsabteilungen besitzen wichtige Fachbibliotheken.

Australien besitzt eine Vielzahl von Museen. Das Australische Museum (Gründungsjahr 1827) in Sydney beherbergt bekannte naturhistorische und anthropologische Sammlungen. Das National Maritime Museum (1991), ein Marinemuseum, befindet sich ebenfalls in Sydney. Die Kunstsammlung der National Gallery of Victoria (1859) in Melbourne zeigt hervorragende Werke der europäischen und australischen Malerei, ebenso wie die Art Gallery of New South Wales (1874) in Sydney, die Art Gallery of Queensland (1895) in Brisbane, die Art Gallery of South Australia (1881) in Adelaide und die Art Gallery of Western Australia (1895) in Perth. Ebenfalls erwähnenswert sind das Museum of Applied Arts and Sciences (1880), das sich auf Wissenschaft und angewandte Kunst spezialisiert hat, und das Nicholson Museum of Antiquities (1860), ein Antiquitätenmuseum. Beide befinden sich in Sydney. Bedeutende Museen sind außerdem das Herbarium von Queensland (1874), das Tasmanien Museum und die ihm angeschlossene Kunstgalerie (1852) in Hobart, das Museum of Victoria in Melbourne, dem das ehemalige National Museum of Victoria (1854) angegliedert wurde, und das wissenschaftlich orientierte Science Museum of Victoria (1870). Die bekannten Botanischen Gärten von Melbourne beherbergen das Nationalherbarium, ein Forschungszentrum mit Exemplaren und Dokumenten, die teilweise aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Die Australian National Gallery wurde 1982 in Canberra eröffnet, und die australische Hauptstadt wird außerdem in Zukunft ein neues Nationalmuseum besitzen, das voraussichtlich 2001 fertig gestellt wird.

 

Kunst

Die australische Urbevölkerung besaß eine reichhaltige literarische Tradition, die auf mündlich überlieferten Erzählungen beruhte. Sie umfasste nicht nur geheiligte mythologische und kultgebundene Texte, sondern auch ganz normale Erzählungen und Geschichten sowie einige vermutlich geschichtlich fundierte Überlieferungen. Die Erzählungen und Geschichten kursierten in unterschiedlichen Versionen, die in der Regel vom Erzähler und der jeweiligen Erzählsituation abhängig waren.

Lange vor der Ankunft der europäischen Siedler hatten die Uraustralier bereits einzigartige Kunstformen hervorgebracht, die eine kultische und rituelle Bedeutung besaßen oder mit solchen in Zusammenhang standen. Sand-, Gesteins- und Höhlenmalereien sowie Schnitzarbeiten und Gravuren in Holz oder andere Werkstoffe waren weit verbreitet. Rindenmalereien aus Ockererden wurden vorwiegend im Norden in Arnhemland angefertigt. Der Kunststil des westlichen Landesteiles von Arnhemland war besonders naturgetreu, wobei die figürlichen Darstellungen häufig vor einem leeren Hintergrund abgebildet wurden. Körpermalerei und -verzierungen gehörten ebenfalls zur Kunst, und die rituellen Körpermalereien in Zentralaustralien waren besonders kunstvoll.

Erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts gelang es der ersten Generation der weißen australischen Künstler, ohne die Beschränkung der europäischen Malerei die einzigartige australische Landschaft, das besondere Licht und die Farben einzufangen und in Gemälden festzuhalten. Zu den bedeutenden Künstlern dieser Zeit gehören Tom Roberts, Frederick McCubbin und Sir Arthur Streeton. Ab den frühen vierziger Jahren dieses Jahrhunderts spiegelten die Werke australischer Künstler einen schrittweisen Übergang von der allgemein anerkannten traditionellen Kunstform zum modernen Stil wider. Unter den australischen Malern des 20. Jahrhunderts ist besonders Sir William Dobell erwähnenswert, der für seine Porträts bekannt ist, ferner Sir George Russell Drysdale, der sich durch Darstellungen der Bewohner Inneraustraliens einen Namen machte, und Frederick Ronald Williams, dessen Landschaftsgemälde und Seedarstellungen vor allem wegen des einzigartigen Lichtspieles berühmt wurden. Die Arbeit von Sir Sidney Nolan, die sich auf Themen begründet, die von der australischen Geschichte und Folklore abgeleitet sind, hat ebenso wie die Werke von Arthur Boyd Weltruhm errungen. Uraustralische Künstler, die vorwiegend auf traditionelle Techniken und Themen zurückgreifen, haben in den vergangenen Jahren international vor allem in Europa und Nordamerika Aufmerksamkeit erregt.

 

Musik

Bei gesellschaftlichen Zusammenkünften der australischen Ureinwohner, die als Korroboris bezeichnet werden, stellen Tanz und Gesang die wichtigsten Elemente dar. Bei heiligen Zeremonien dienen Gesänge als Verbindungsglied zum Reich der Traumzeitgeister. Diese Gesänge, die die rituellen Handlungen begleiten, sollen das Überleben und die Fortpflanzung allen pflanzlichen und tierischen Lebens sichern. Im Norden Australiens werden die Kultgesänge von Didjeridus und Gegenschlagstäben begleitet. In den zentralen und südlichen Gebieten werden Bumerangs oder Keulen für die Erzeugung rhythmischer Intervalle verwendet, während Frauen im Südosten Australiens lederne Schlagstöcke benutzen.

Die Geschichte der auf europäischen Grundlagen beruhenden Musik in Australien beginnt mit der Besiedlung des Landes durch britische Einwanderer, die als einflussreiche Persönlichkeiten öffentliche Konzerte veranstalten ließen. Heute verfügt jede größere Stadt über ein eigenes Sinfonieorchester, das mit der Rundfunkanstalt ABC assoziiert ist. Namhafte Künstler und Dirigenten aus vielen Ländern kommen regelmäßig auf Tourneen nach Australien. Australien selbst hat einen beträchtlichen Beitrag zur musikalischen Welt geleistet, u. a. durch die Sopransängerinnen Nellie Melba und Dame Joan Sutherland, den Komponisten und Pianisten Percy Grainger und die Komponisten Arthur Benjamin, John Antill, Peggy Glanville-Hicks und Peter Joshua Sculthorpe. Die Kunstform des klassischen Balletts wurde durch den berühmten, in Australien geborenen Tänzer und Choreographen Sir Robert Helpmann eingeführt, der sich an der Gründung der Australian Ballet Company maßgeblich beteiligte.

 

Medien

Ab 1975 war die Australian Telecommunications Commission, die später in Telecom Australia umbenannt wurde, für das Nachrichtenwesen in Australien zuständig. 1992 fusionierte Telecom Australia mit der Overseas Telecommunications Commission Australia (OTC), die seit 1946 für Telekommunikationsdienstleistungen zwischen Australien und dem Ausland verantwortlich war. Aus dieser Verschmelzung ging die AOTC hervor, wodurch das Monopol in diesem Bereich abgeschafft war. Optus Communications, ein gemeinsames australisch-amerikanisch-britisches Konsortium, wurde zum neuen nationalen Träger des Telekommunikationswesens. Der Markt wurde 1997 vollständig dem Wettbewerb der freien Wirtschaft übergeben. Post-Dienstleistungen werden von der Australia Post geregelt. Es werden zugleich staatliche und kommerzielle Radio- und Fernsehsender betrieben. Die Australian Broadcasting Corporation (ABC) ist eine gesetzliche Institution, die über 400 Radiosender auf unterschiedlichen Frequenzen betreibt. Die Zahl kommerzieller Sender, die im Gegensatz zu staatlichen Stationen auch Werbebotschaften ausstrahlen, beläuft sich auf etwa 200. Die Fernsehprogramme werden von den staatlichen Sendern der ABC und etwa 43 privaten, kommerziellen Sendern ausgestrahlt. In den neunziger Jahren wurden zuletzt schätzungsweise 30 Millionen Rundfunkempfänger und über neun Millionen Fernsehgeräte genutzt. In Australien gibt es ungefähr 500 Zeitungen, von denen allein circa 60 täglich in einer Gesamtauflage von etwa 4,7 Millionen Exemplaren erscheinen. Die staatliche, landesweit verbreitete Tageszeitung heißt The Australian. Zu den Zeitungen mit den größten Auflagen gehören Sydney Morning Herald, Age und Herald-Sun News Pictorial, die beide in Melbourne erscheinen, ferner Courier-Mail (Brisbane), Advertiser (Adelaide) und West Australian (Perth).

 

Verwaltung und Politik

 

Australien, als parlamentarisch-demokratischer Bundesstaat konstituiert, ist ein selbständig regierter Staat und Mitglied des Commonwealth of Nations. Die Verfassung Australiens, die 1901 rechtskräftig wurde, basiert auf der parlamentarischen Tradition des britischen Mutterlandes, enthält aber auch Elemente der US- amerikanischen Konstitution. Staatsoberhaupt ist die britische Königin Elisabeth II., die von einem von ihr ernannten Generalgouverneur vertreten wird. Mittlerweile fordern jedoch immer mehr Australier die Umbildung Australiens zur Republik innerhalb des Commonwealth. Das Regierungsoberhaupt ist der australische Premierminister, der sich gegenüber dem australischen Parlament zu verantworten hat. Die Legislativ- und Exekutivkompetenzen der bundesstaatlichen Regierungen umfassen die dem Bund nicht zustehenden Bereiche. Australien ist eines der Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen (United Nations, UN).

Die Bundesstaaten verfügen verfassungsrechtlich mit Ausnahme von Queensland, das nur ein Einkammerparlament besitzt, über ein Zweikammerparlament. Das Oberhaupt der britischen Krone wird in jedem Staat durch einen Gouverneur vertreten. Regierungsangelegenheiten fallen in den Kompetenzbereich eines Kabinetts, dessen Vorsitz jeweils von einem so genannten Premier geführt wird. In jedem australischen Staat gibt es mehrere Regierungsbehörden, die u. a. für das Verkehrs- und Bauwesen, die Instandsetzung von Straßen, Brücken, Regionalstraßen, für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie für die Pflege und gegebenenfalls auch Reparatur von Parkanlagen, Bibliotheken, Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen zuständig sind. Zu diesen Behörden gehören die Räte der Grafschaften, Bezirksgemeinden und Städte, denen in jedem Staat im Rahmen der Gesetzgebung zum Teil beträchtliche Autonomie zugestanden wird.

 

Exekutive

Die Exekutive liegt formell in der Hand des Generalgouverneurs, der nach vorheriger Absprache mit dem australischen Premierminister vom Oberhaupt der britischen Monarchie ernannt wird. Die britische Monarchie besitzt keine Regierungsgewalt und dient somit nur symbolisch als Staatsoberhaupt. Der Generalgouverneur handelt nur nach vorhergehender Beratung mit dem Exekutivrat oder Kabinett, das sich aus allen Staatsministern als Mitgliedern zusammensetzt. Die praktische Politik des Bundes wird vom Kabinett bestimmt, das unter dem Vorsitz des Premierministers tagt. Der Premierminister ist außerdem Vorsitzender der parlamentarischen Mehrheitspartei. Die Minister sind für die einzelnen Ministerien der Bundesregierung zuständig, deren Verwaltung den festangestellten Ministerialbeamten obliegt.

 

Legislative

Die Legislativgewalt des Bundes liegt bei einem Zweikammerparlament, das sich aus dem Senat und dem Repräsentantenhaus zusammensetzt. Der Senat besitzt 76 Mitglieder, wobei jeweils zwölf Senatoren von den sechs Bundesstaaten und seit 1974 auch je zwei Senatoren von den Bundesgebieten entsendet werden. Alle Senatoren werden vom Volk nach dem Verhältniswahlrecht mit einer einzigen übertragbaren Stimme für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Gemäß der australischen Verfassung soll das Repräsentantenhaus die doppelte Zahl der Sitze des Senats aufweisen. Die Zahl der von den einzelnen Staaten entsendeten Abgeordneten ist zur Bevölkerungszahl des jeweiligen Staates proportional, wobei jedoch jedem Staat mindestens fünf Repräsentanten zustehen. Das Northern Territory ist durch einen Abgeordneten, das Australian Capital Territory durch zwei Abgeordnete im Repräsentantenhaus vertreten. Zu Beginn der neunziger Jahre zählte das Repräsentantenhaus 147 Abgeordnete. Sie werden vom Volk im Rotationsprinzip auf eine Amtszeit von drei Jahren gewählt. Der Premierminister ist dazu befugt, den Generalgouverneur um die Auflösung des Repräsentantenhauses zu ersuchen und jederzeit Neuwahlen zu beantragen. Alle australischen Bürger erhalten mit Vollendung des 18. Lebensjahres das volle Wahlrecht.

 

Judikative

An der Spitze des Rechtssystems des Australischen Bundes steht das Oberste Bundesgericht, das sich aus einem Oberrichter und sechs weiteren Richtern zusammensetzt, die vom amtierenden Generalgouverneur ernannt werden. Das Oberste Bundesgericht ist die oberste Berufungsinstanz und als Verfassungsgerichtshof tätig. Alle Rechte, das Rechtskomitee des Geheimen Rates in Großbritannien von australischen Gerichtshöfen anzurufen, wurden im März 1986 abgeschafft. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Gerichtshöfe auf Bundesebene, den Bundesgerichtshof (Federal Court of Australia) und den Familiengerichtshof sowie Gerichte der Bundesstaaten, denen je ein Oberster Gerichtshof übergeordnet ist.

 

Kommunalverwaltung

Der Australische Bund, der die amtliche Bezeichnung Commonwealth of Australia trägt, umfasst sechs Bundesstaaten und zwei Bundesgebiete (Territorien). Die Staaten und ihre jeweiligen Hauptstädte sind New South Wales (Sydney), Victoria (Melbourne), Queensland (Brisbane), South Australia (Adelaide), Western Australia (Perth) und Tasmanien (Hobart), die Territorien und ihre Hauptstädte sind das Australian Capital Territory (Canberra) und das Northern Territory (Darwin).

 

Politische Parteien

Es gibt vier große Parteien in Australien. Die Australian Labor Party war den größten Teil der Zeit seit der Gründung des Australischen Bundes die stärkste Partei und wurde 1994 zum fünften Mal in Folge wieder gewählt. Die drei anderen Parteien sind die National Party of Australia, die Liberal Party of Australia und die Australian Democratic Party. Die Stärke der Labor Party (Laborpartei) begründet sich vor allem in ihrer Unterstützung der Gewerkschaftsbewegung. Die politischen Zielsetzungen der Liberal Party und der Nationalist Party stimmen in weiten Teilen überein, so dass diese beiden Parteien traditionsgemäß eine Koalition bilden.

 

Landrechte der Aborigines

Eine der wichtigsten rechtlichen Fragen der letzten Jahre hat sich um die Problematik der Ansprüche der Aborigines auf Grund und Boden gedreht. Die Thematik erlangte erstmals in den sechziger Jahren mit der Zunahme des Aktivismus seitens der australischen Urbevölkerung Bedeutung. Gleichzeitig verlagerten sich die rechtlichen Ansprüche dieser Bevölkerungsgruppe von der zunächst geforderten Lohngleichheit mit Europäern hin zu Forderungen nach Landrechten über Gebiete mit besonderer religiöser, kultureller, geschichtlicher oder anderweitiger Bedeutung. Die Regierung von South Australia unternahm nach der Mitte der sechziger Jahre Schritte in diese Richtung, während die Bundesregierung 1976 den so genannten Aboriginal Land Rights Act erließ, der das Northern Territory betraf. Hierbei handelte es sich jedoch nur um kleine Zugeständnisse. In den achtziger Jahren nahm der Widerstand innerhalb der bundesstaatlichen Regierungen und insbesondere den Bergbaugesellschaften gegenüber den Forderungen der Aborigines zu.

Die Interessenverbände der Aborigines blieben jedoch weiterhin aktiv. Im August 1985 legte die Bundesregierung Gesetzesentwürfe vor, die der australischen Urbevölkerung das unveräußerliche Besitzrecht auf Nationalparks, unbebautes Land und frühere Reservate der Aborigines übertrugen. Im Oktober desselben Jahres wurde der Fels Uluru, eher unter der europäischen Bezeichnung Ayers Rock bekannt, offiziell der Gemeinde Mutijulu unter der Bedingung übergeben, dass auch weiterhin der Zugang zu diesem riesigen Monolith gewährleistet sei.

Infolge starker Einwände seitens der Bergbaugesellschaften und der Staaten, die traditionsgemäß schon immer ihre Landpolitik individuell gestalten konnten, verwarf der Bund die geplante Gesetzgebung, was zu Protesten der Führungspersönlichkeiten der Aborigines führte. Dieser Rückschlag für die Aborigines traf in den späten achtziger Jahren zeitgleich mit Skandalen hinsichtlich der unverhältnismäßig hohen Sterberaten von inhaftierten Aborigines und dem Vorwurf der Korruption zusammen, der der Behörde für Angelegenheiten der Aborigines galt. 1988 veröffentlichten die Vereinten Nationen einen Bericht, der Australien beschuldigte, durch die Art und Weise der Behandlung der australischen Urbevölkerung gegen die internationalen Menschenrechte zu verstoßen. Ein Bericht einer königlichen Kommission, der im Mai 1991 mit der Zielsetzung angefertigt wurde, die Todesfälle von Aborigines in polizeilichem Gewahrsam genauer zu untersuchen und zu hinterfragen, enthielt Beweise für rassistisches Verhalten der Polizeikräfte und beinhaltete über 300 Empfehlungen zur Verbesserung des interethnischen Verständnisses und des Selbstbestimmungsrechtes der Aborigines. Im Juni untersagte die Regierung dauerhaft sämtliche Bergbauaktivitäten an einer historischen Stätte der Aborigines im Northern Territory.

Ein Jahr später erkannte der Oberste Gerichtshof im Juni 1992 in einem Präzedenzfall das Bestehen von Ansprüchen auf Land vor der ersten Besiedlung durch die Europäer im Jahr 1788 an. Das so genannte "Mabo-Urteil" besagte, dass es Aborigines und Bewohnern der Inseln in der Torresstraße möglich sein sollte, ihren Rechtsanspruch auf Grund und Boden als Urbewohner geltend zu machen, sofern sie in der Lage seien, eine "enge und dauerhafte" Beziehung mit dem zur Diskussion stehenden Gebiet nachzuweisen. Dieser Beschluss entkräftete das Konzept der terra nullius, also des besitzerlosen Landes, das zur Abweisung von vielen, zu einem früheren Zeitpunkt von Aborigines eingebrachten Ansprüchen auf Land geführt hatte. Gleichzeitig bedeutete dies auch, dass fortan das Anspruchsrecht auf Land nicht nur auf dem australischen Gesetzesrecht fußte, sondern dass sowohl die Aborigines als auch die Bewohner der Inseln in der Torresstraße als eigentliche und ursprüngliche Eigentümer des Kontinents anerkannt wurden. Allerdings sollte das Mabo-Urteil nicht mit den rechtmäßigen Rechtstiteln auf Land seitens der europäischen und anderen Siedler und deren Nachkommen kollidieren. 1993 ratifizierte die Bundesregierung den so genannten Native Title Act, der durch die Errichtung eines Bundesgerichts zur Gültigkeitserklärung bereits bestehender Rechtstitel auf Land die beiden unterschiedlichen Rechtsprechungsaspekte in Einklang bringen und Entschädigungszahlungen leisten sollte, sofern die Ansprüche der Aborigines für bereits erloschen erklärt wurden. Es wurden vorläufig eine Million US-Dollar für Entschädigungszahlungen aufgewendet.

Die meisten Staaten übernahmen eine mit dieser Regelung zu vereinbarende Gesetzgebung, mit Ausnahme von Western Australia, wo die Interessen der Bergbaugesellschaften besonders stark vertreten sind. Man schätzt, dass bis zu 40 Prozent des gesamten Staatsgebiets letztendlich infolge der Ansprüche im Rahmen des Native Title Act an Aborigines zurückgegeben werden müssten. Die Regierung von Western Australia hat ganz im Gegenteil sämtliche Regelungen hinsichtlich der Rechtsansprüche von Ureinwohnern abgeschafft und sieht jetzt nur noch "Rechte auf traditionelle Nutzung" des Landes vor. Western Australia prozessierte vor dem Obersten Gerichtshof gegen die Regierung des Bundes und stellte die Rechtskraft des aus dem Jahr 1993 stammenden Beschlusses in Frage. Am 16. März 1995 beschloss das Gericht, dass der Native Title Act volle Rechtsgültigkeit besitze und erklärte die gegensätzliche Gesetzgebung von Western Australia für verfassungswidrig.

 

Verteidigung

Das australische Verteidigungswesen stammt in seinem Aufbau aus dem Jahr 1911, als die Regierung des Commonwealth die allgemeine Wehrpflicht einführte. Die australische Marine (Royal Australian Navy) wurde 1913 gegründet. Die Beteiligung australischer Soldaten am 1. Weltkrieg erfolgte über die britische Luftwaffeneinheit des Royal Flying Corps. Die eigene australische Luftwaffe entstand erst 1921. Der erste feindselige Akt der Aggression auf australischem Gebiet erfolgte während der Anfangsphase des 2. Weltkrieges in Form der Bombenangriffe japanischer Kampfflugzeuge auf Darwin. Australische Truppen waren im 19. Jahrhundert an mehreren militärischen Feldzügen der Briten beteiligt, u. a. dem Krimkrieg, dem Sudanfeldzug (1897-1899) und dem Burenkrieg. Einsätze australischer Truppen erfolgten außerdem in beiden Weltkriegen, dem Koreakrieg, dem Vietnamkrieg und dem Golfkrieg.

Der Wehrdienst in den bewaffneten Streitkräften Australiens ist freiwillig. Obwohl die australischen Streitkräfte zahlenmäßig als klein zu bezeichnen sind, verfügen sie doch über moderne Waffen und Ausrüstung. Frauen sind seit 1993 zum freiwilligen Dienst an der Waffe zugelassen.

Im Brennpunkt der australischen Verteidigungspolitik steht seit den frühen fünfziger Jahren der bilaterale militärische Verteidigungs- und Unterstützungspakt ANZUS (Australien, New-Zealand, USA), der 1952 mit den Vereinigten Staaten von Amerika und mit Neuseeland geschlossen wurde. Als sich Neuseeland Mitte der achtziger Jahre weigerte, Kriegsschiffen mit Nuklearwaffen an Bord die Einfahrt in seine Häfen zu gestatten, suspendierten die Vereinigten Staaten von Amerika die Übereinkünfte des ANZUS-Bündnisses mit diesem Land. Die Regelungen mit Australien blieben davon jedoch unangetastet. Zwischen Australien und Neuseeland bestehen ebenfalls militärische Abkommen.

 

Wirtschaft

 

Australien ist Mitglied der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organization for Economic Cooperation and Development, kurz OECD) der führenden Industrienationen. Die australische Bevölkerung genießt einen der höchsten Lebensstandards in der gesamten Welt. In den neunziger Jahren erreichte das Bruttosozialprodukt ein Gesamtvolumen von 288 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig weist das australische Handelsprofil jedoch viele Ähnlichkeiten mit dem von Entwicklungsländern auf: Australien exportiert überwiegend Primärprodukte (Urprodukte) und importiert hauptsächlich Sekundärprodukte (Fertigungserzeugnisse) unterschiedlicher Art. Daraus ergibt sich, wie bei zahlreichen Entwicklungsländern auch, eine besondere Anfälligkeit der Wirtschaft für Preisschwankungen auf dem Weltwarenmarkt und für Preissteigerungen auf den Wirtschaftsmärkten der Hauptlieferanten.

Die Landwirtschaft und der Bergbau spielten eine zentrale Rolle bei der geschichtlichen Entwicklung Australiens, und auch heute noch ist das Land einer der größten Rohstofflieferanten. Ferner gehört Australien zu den wichtigsten Exportländern für Weizen, Fleisch, Milchprodukte und Wolle. Das Land erzeugt im Allgemeinen über 25 Prozent des Weltjahresproduktionsvolumens bei Wolle. Außerdem ist es einer der wichtigsten Erzeuger und Exporteure von Mineralien, vor allem von Kohle. Während die Rohstoffproduktion eine zentrale Rolle für den australischen Ausfuhrsektor spielt, ist dieser Bereich auf dem einheimischen Markt in den vergangenen Jahren sehr viel weniger stark gewachsen. Auf die Landwirtschaft entfallen heute nur noch drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), und durch den Bergbau werden etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Im Gegensatz dazu werden ungefähr 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in der Fertigungsindustrie, die seit den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts einen rasanten Zuwachs verzeichnen konnte, erarbeitet. Der Dienstleistungssektor hat noch weitaus stärker an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen. Seit den siebziger Jahren ist dieser Wirtschaftszweig, wie in anderen Mitgliedsnationen der OECD auch, stark angewachsen und stellt jetzt den wichtigsten Sektor dar. Etwa 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts stammten in den neunziger Jahren aus dem Dienstleistungssektor, wobei das Finanzwesen mit einer Beteiligung von 22 Prozent am nationalen Bruttoinlandsprodukt der bedeutendste Teilbereich war.

 

Landwirtschaft

Obwohl die Landwirtschaft heute hinsichtlich des Bruttoinlandsprodukts als Wirtschaftsfaktor eine relativ untergeordnete Rolle spielt und auch für den Arbeitsmarkt keine zentrale Funktion besitzt, ist der wirtschaftliche Wohlstand weiter Landesteile auch weiterhin von der Viehzucht und dem Anbau von Kulturpflanzen abhängig. Die Weidewirtschaft wurde in der Frühzeit der Besiedlung eingeführt, als die ersten Spanier Merinoschafe aus Südafrika nach Australien brachten. Heute handelt es sich bei nahezu 90 Prozent der bewirtschafteten Landflächen um Weideland. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Tatsache wider, dass ein großer Teil der Weideflächen in der halbariden Klimazone Australiens liegt, auch wenn die Viehzucht in allen fruchtbaren Gegenden betrieben wird. Etwa ein Drittel der Schafe und ein noch höherer Prozentsatz aller Rinder werden auf riesigen landwirtschaftlichen Anwesen gehalten, die in dieser Zone als "Stationen" bezeichnet werden.

Australien ist der weltgrößte Erzeuger und Lieferant von Wolle, besonders der qualitativ hochwertigen Merinowolle. Die durch die Ausfuhr von Wolle erwirtschafteten Einkünfte machen heute jedoch weniger als acht Prozent der gesamten Exporteinkünfte aus. Infolge von Überproduktion kam es in den späten achtziger Jahren zu einem beträchtlichen Preisverfall auf dem internationalen Markt. In den Jahren 1990/91 wurden über zehn Millionen Schafe aus den Gesamtbeständen geschlachtet, wovon man sich eine Regeneration der Marktpreise erhoffte. Fast die Hälfte der gesamten Wollproduktion erfolgt in New South Wales und Western Australia, während Victoria bei der Erzeugung von Lamm- und Hammelfleisch eine führende Marktposition auf dem inländischen Markt einnimmt.

In allen australischen Bundesstaaten und Bundesgebieten werden Rinder gezüchtet. Der führende Produzent ist jedoch Queensland, das in den neunziger Jahren etwa 40 Prozent des nationalen Gesamtbestands von 23,6 Millionen Rindern auf sich vereinte. In Australien wird sowohl Schlacht- als auch Milchviehwirtschaft betrieben. Die Aufzucht von Milchvieh beschränkt sich vorwiegend auf die niederschlagsreichen Küstenregionen und den Südosten des Landes, insbesondere Victoria. Die landwirtschaftlichen Betriebe wenden in der Regel hochmoderne Technologien an.

Obwohl nur auf etwa zehn Prozent der gesamten australischen Landfläche Kultur- und Futterpflanzen angebaut werden, sind diese Bewirtschaftungsgegenden von überaus großer Bedeutung für die Wirtschaft. Auf etwa 45 Prozent der kultivierten Nutzflächen wird Weizen angebaut, auf weiteren 20 Prozent andere Getreidearten und Futterpflanzen. Der Anbau von Weizen wurde auf hochgradig maschinellen Betrieb umgestellt und findet in allen australischen Staaten statt, konzentriert sich aber vor allem auf die südöstlichen und südwestlichen Regionen. Die Jahresproduktion verhielt sich in den letzten Jahren aufgrund der Umorientierung auf neue, gewinnbringendere Feldfrüchte rückläufig. Etwa 70 Prozent der Weizenernte werden exportiert. Hafer, Roggen, Gerste, Mais, Ölsamen, Tabak und Futterpflanzen werden ebenfalls in großem Umfang angebaut. In der Bewässerungszone am Murrumbidgee in New South Wales, in Queensland und im Northern Territory werden Reis und Baumwolle kultiviert. Der Anbau von Zuckerrohr beschränkt sich auf die fruchtbare Küstenregion in Queensland und den Distrikt um den Fluss Richmond in New South Wales. Neben den üblichen Kultur- und Nutzpflanzen werden zahlreiche Obstsorten, darunter Äpfel, Bananen, Trauben, Orangen, Birnen, Ananas und Papayafrüchte gezüchtet. Die bedeutendsten Weinbauregionen befinden sich im Barossa Valley in South Australia, im Hunter Valley in New South Wales und im Nordosten, Süden und Westen von Victoria.

In allen Gebieten, in denen der Anbau von Nutzpflanzen betrieben wird, ist mit Ausnahme der niederschlagsreichsten Regionen Australiens künstliche Bewässerung erforderlich. In mehreren Gegenden stellt jedoch die zunehmende Bodenversalzung eine Gefahr für die Produktion dar.

 

Forstwirtschaft und Fischerei

Heute sind etwa nur noch acht Prozent der australischen Landfläche von Wäldern bedeckt. Die meisten kommerziellen Nutzhölzer stammen aus Nadelholzplantagen. In den feuchten Küsten- und Hochlandgürteln liegen die wichtigsten natürlichen Waldgebiete, die vorwiegend aus Eukalypten, also Harthölzern, bestehen. Der Rohstoff Holz wird zur Papierherstellung und Möbelproduktion eingesetzt. Die zu den Eukalypten zählenden Jarrah- und Karri-Bäume, die in Westaustralien heimisch sind, werden vor allem wegen der Beständigkeit ihres Holzes geschätzt. Der Queensland-Ahorn, Walnussbäume und Rosenholz sind vor allem für die Herstellung von Kommoden, Schränken und andere Möbel sehr begehrt. Etwa 9,4 Millionen Hektar Wald stehen in staatlichen Naturschutzgebieten und sind dauerhaft von der kommerziellen Nutzung ausgenommen. Plantagen, in denen Weichhölzer angepflanzt werden, können den einheimischen Bedarf nicht decken, so dass große Mengen eingeführt werden müssen.

Obwohl Australien von überaus fischreichen Gewässern umgeben ist, in denen über 2 000 Fischarten und eine Vielzahl anderer Meereslebewesen vertreten sind, ist die jährliche Fangmenge mit ungefähr 225 000 Tonnen vergleichsweise gering. Über 50 Prozent des Jahreswertes aller australischen Fischerzeugnisse entfallen auf verschiedene Schalentiere, vor allem Seeohren, Hummer, Garnelen, Austern und Muscheln. Nach Perlen und Kreiselschnecken wird bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts gefischt, und die australischen Ureinwohner handelten schon Jahrhunderte vor der europäischen Besiedlung mit Schneckenhäusern und Muschelschalen. Darwin, Broome und die Thursday-Inseln sind heute die wichtigsten Zentren der Perlenfischerei, jedoch sind mittlerweile Zuchtperlen die Grundlage dieser Industrie, die von japanisch-australischen Unternehmen beherrscht wird. Kommerziell vermarktete Fischarten der See sind vor allem Kabeljau, Meeräschen, Barramundi, Makrelen, Weißfische und Thunfische. Australien war bis in die späten siebziger Jahre eine führende Walfangnation, erklärte sich dann jedoch in Übereinstimmung mit internationalen Bemühungen um die Erhaltung der Walpopulation dazu bereit, den größten Teil der Aktivitäten auf diesem Gebiet einzustellen.

 

Bergbau

Die Bergbauindustrie, die lange Zeit eine bedeutende Rolle für das soziale und wirtschaftliche Wachstum Australiens spielte, ist auch für die zukünftige Entwicklung des Landes sehr vielversprechend. Die Entdeckung von Goldvorkommen in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts zog die erste große Einwanderungswelle nach sich und bewirkte so die Besiedlung inneraustralischer Gebiete. Heute fördert Australien die meisten ökonomisch bedeutenden Bodenschätze in ausreichenden Mengen zur Deckung des Eigenbedarfs. Einige Bodenschätze können in so großen Mengen gefördert werden, dass das Land in diesen Bereichen eine Führungsrolle auf dem Weltmarkt einnimmt. In fast allen Staaten gibt es abbauwürdige mineralische Vorkommen, aber den größten Anteil an der gesamten Fördermenge (37 Prozent) hat Western Australia, das mit 63 Prozent am Abbau von Erzen beteiligt ist. Der Produktionswert von Kohle, Erdöl, Erdgas und Erzen wurde in den neunziger Jahren auf etwa 19 Milliarden US-Dollar geschätzt. Auf Erze entfallen etwa 42 Prozent der Gesamtfördermenge, wobei Gold und Eisenerz hier an vorderster Stelle stehen. Die wichtigsten mineralischen Rohstoffe, die in größerem Umfang gefördert werden, sind Steinkohle, Braunkohle und Lignitgestein, Bauxit, Kupfer, Gold, Eisenerz und erzkonzentrathaltige Gesteine, Mangan, Nickel, Zinn und Uran.

Australien ist mit ungefähr zwölf Prozent an der weltweiten Gesamtfördermenge von Gold beteiligt. Etwa 70 Prozent der australischen Fördermengen stammen aus Western Australia, insbesondere aus den Goldminen in der Nähe von Kalgoorlie. Das Gold wird vor allem nach Singapur, Japan, in die Schweiz und nach Hongkong exportiert. Nach der Entdeckung der riesigen Diamantfelder im Kimberleygebirge in Western Australia im Jahr 1979 ist Australien ausgehend vom Fördervolumen zum weltgrößten Lieferanten für Diamanten geworden und mit 36 Prozent an der Gesamtfördermenge der Welt beteiligt, wobei nahezu die gesamte Menge aus der riesigen Argylemine im Kimberleygebirge stammte. Bei Coober Pedy im Bundesstaat South Australia befindet sich das umfangreichste Opalabbaugebiet der Welt.

Etwa 97 Prozent des in Australien geförderten Eisenerzes stammen aus der Region Pilbara in Western Australia. Eisenerzlagerstätten befinden sich jedoch auch in der Gegend von Iron Knob in South Australia, auf der Kakadu-Insel im Yampi-Sund vor der Küste von Western Australia, im Westen Tasmaniens und in Gippsland in Victoria. Fast die gesamte Fördermenge an Eisenerz wird exportiert. Australien ist heute Japans Hauptlieferant, hat aber auch mit China, Deutschland, Korea und Taiwan sehr wichtige Absatzmärkte erschlossen. Die Entdeckung und kommerzielle Nutzung von ungeheuren Bauxitvorkommen ermöglichte Australien in den achtziger Jahren, zum weltweit größten Produzenten von Bauxit und aluminiumhaltigen Mineralen sowie zum viertgrößten Hersteller von Aluminium aufzusteigen. Die wichtigsten Förderstätten befinden sich südlich von Perth in Western Australia, auf der Kap-York-Halbinsel in Queensland und auf der Halbinsel Gove im Northern Territory. Wichtige Uranminen sind die Ranger-Mine und die Nabarlek-Mine im Northern Territory sowie Minen bei Olympic Dam in South Australia. Das gesamte Fördervolumen dient dem Export, der allerdings nur in Übereinstimmung mit der Antinuklearwaffen-Politik des Landes erfolgt.

Die Vorkommen der harten Stein- oder Fettkohle mit den damit verbundenen Industrien konzentrieren sich vor allem in New South Wales und Queensland, die jeweils mit etwa 47 Prozent an der australischen Kohlefördermenge beteiligt sind. Die in Victoria geförderte Braunkohle und das Lignitgestein werden vor allem der Strom erzeugenden Industrie zugeführt.

Nickel wird in Kambalda, im Südosten von Kalgoorlie, bei Greensvale in Queensland und in der Musgrave-Grenzregion zwischen Western und South Australia sowie im Northern Territory abgebaut. Die wichtigsten Manganlagerstätten sind in Groote Eylandt im Northern Territory zu finden. Zwei Drittel der australischen Gesamtproduktion von Kupfer stammen aus der Region um den Mount Isa in Queensland. In der Gegend um Mount Lyall in Tasmanien und am Tennant Creek im Northern Territory befinden sich weitere Kupfervorkommen. Die wichtigsten Zinnproduzenten innerhalb Australiens sind Queensland, Tasmanien und New South Wales, wobei Broken Hill (New South Wales) bereits seit über einem Jahrhundert als einer der wichtigsten Produzenten von Zink und Blei dient. Titan und Zirkone werden neben mehreren anderen Mineralen, darunter auch Rutil und Ilmenit, an den stark mineralhaltigen Stränden im Süden von Queensland, in New South Wales und in Western Australia gefördert. Wolframkonzentrate werden vor allem auf King Island in der Bass-Straße abgebaut.

Die bedeutendsten Öl- und Erdgasvorkommen Australiens befinden sich bei Gippsland in Victoria und in Carnarvon in Western Australia. Die Rohölgesamtfördermenge betrug in den neunziger Jahren jährlich ungefähr 193 Millionen Barrels.

 

Industrie

Nach dem 2. Weltkrieg wurde durch den Ausbau bereits bestehender Industriezweige und die Einführung neuer Industrien eine beträchtliche Expansion der Produktionskapazität der verarbeitenden Industrie herbeigeführt. In den neunziger Jahren war der Sektor der verarbeitenden Industrie mit etwa 15 Prozent am Jahresinlandsprodukt von Australien beteiligt. In der Gesamtheit aller Betriebe in diesem Bereich waren zu dieser Zeit etwas über 15 Prozent aller Beschäftigten tätig.

Die Hauptzentren der verarbeitenden Industrie befinden sich in New South Wales, insbesondere in Sydney und Newcastle, und in Victoria, wobei hier besonders das großflächige Ballungsgebiet von Melbourne von wirtschaftlicher Bedeutung ist. Der Staat New South Wales ist vor allem im Bereich der Eisen- und Stahlerzeugung, dem Bau von Düsenflugzeugen, der Herstellung von Baumaschinen und -zubehör, synthetischen Produkten, elektronischen Komponenten, Stromleitungen sowie petrochemischen und Raffinerieerzeugnissen führend. Die Aktivitäten der in Melbourne angesiedelten Industrien fundieren vor allem auf dem Automobil- und Maschinenbau (Komponentenerzeugung und Montage) sowie der Nahrungsmittelerzeugung und Herstellung von Kleidung. Das in der Nähe von Melbourne gelegene Geelong ist vorwiegend für Wollspinnereien und Fahrzeugindustrie bekannt. In South Australia, einem traditionsgemäß auf Weide- und Landwirtschaft spezialisierten Staat, entstanden nach 1950 u. a. in Adelaide und Whyalla mehrere bedeutende Zentren der verarbeitenden Industrie. Die Städte Brisbane und Townsville in Queensland verfügen ebenfalls über wichtige Niederlassungen dieses Sektors. Die in Tasmanien ansässige Industrie, die von der preiswerten Energieerzeugung durch die Nutzung der Wasserkraft profitiert, umfasst u. a. Elektrolyseanlagen für die Herstellung von reinem Zink und eine große Süßwarenfabrik. Die wichtigsten Standorte der verarbeitenden Industrie in Tasmanien sind Hobart und Launceston.

 

Währung und Bankwesen

Währungseinheit des Landes ist der Australische Dollar, der sich in 100 Cents untergliedert. Die australische Währung wurde 1966 im Rahmen einer Währungsreform vom alten britischen System mit Pfund Sterling, Shilling und Pence auf das Dezimalsystem umgestellt.

Die erste australische Bank wurde 1817 in Sydney errichtet. Die Reserve Bank of Australia, die 1911 gegründet wurde, ist die Zentralbank des Landes und zugleich die Zentralnotenbank, die zur Ausgabe von Banknoten befugt ist. Das Bankensystem setzt sich aus den einzelnen Branchen der Federal Commonwealth Banking Corporation zusammen, die die Commonwealth Federal Bank, die Commonwealth Development Bank und die Commonwealth Savings Bank umfasst, ferner aus den Banken der einzelnen australischen Staaten, verschiedenen privaten Handelsbanken und Sparkassen sowie Filialen von fast 20 ausländischen Banken. Die Börsen in den Hauptstädten der sechs Bundesstaaten wurden 1987 zur Australischen Börse (Australian Stock Exchange) zusammengefasst. Das Finanzwesen wurde Mitte der achtziger Jahre dem freien Wettbewerb übergeben.

 

Außenhandel

Die australische Zollpolitik gewährleistet lebensnotwendigen australischen Industrien mit wirtschaftlicher Schlüsselfunktion Schutz, und Importe aus bestimmten Mitgliedsländern des Commonwealth werden zolltariflich bevorzugt. Gemäß einer Übereinkunft von 1982 wurden alle bestehenden Handelsbarrieren mit Neuseeland 1990 aufgehoben. Die Zollpflicht besteht jedoch auch zum Zweck öffentlicher Einnahmen. Australien hat als Mitglied des General Agreement on Tariffs and Trade einige Veränderungen an seiner Politik für zolltarifliche Erleichterungen vorgenommen. In den achtziger Jahren hatte der Import von Gütern und Dienstleistungen häufig ein leichtes Übergewicht im Vergleich zum Export. Ausländisches Investitionskapital half beim Ausgleich der australischen Handelsbilanz.

Die wichtigsten Handelspartner von Australien sind Japan und die Vereinigten Staaten von Amerika, auf die in den frühen neunziger Jahren nahezu 40 Prozent des gesamten Import- und Exportvolumens entfielen. Weitere führende australische Exportmärkte sind Neuseeland, Großbritannien, Deutschland, Kanada, China, Südkorea, Italien und Papua-Neuguinea. Zusätzlich werden in Asien neue Absatzmärkte für australischen Weizen und andere Überschussprodukte erschlossen. Neben den Vereinigten Staaten und Japan gehören Großbritannien, Deutschland, Taiwan, Hongkong, Kanada und Neuseeland zu den wichtigsten Importländern. In der Einfuhr stehen vor allem Maschinen, Fahrzeuge und Verkehrsausrüstungsgegenstände, chemische Erzeugnisse, Nichteisenmetalle, Papier und Kartonagen sowie Stoffe und Textilgarne an der Spitze. Die Hauptexportgüter umfassen metallhaltige Minerale, Kohle, Nichteisenmetalle, Öl, Wolle und Getreide, aber auch Fleisch spielt als Ausfuhrerzeugnis eine wichtige Rolle. Im Ergebnis kann Australien stets einen Überschuss in der Handelsbilanz verzeichnen.

 

Gewerkschaften

Australien und Neuseeland sind einem Schlichtungs- und Schiedsspruchsystem angeschlossen, dessen Ziel die rechtliche Regelung von Löhnen und Arbeitsbedingungen ist. Die Verfassung ermöglicht der australischen Regierung, bei Auseinandersetzungen in der Industrie zu vermitteln und zu schlichten. Die nationale Interventionsautorität ist ausschließlich auf staatsübergreifende Streitfälle beschränkt. Für innerstaatliche Streitigkeiten bestehen ebenfalls obligatorische Schlichtungs- und Schiedsspruchinstitutionen. Sämtliche Vorgänge der Vermittlung und Schlichtung werden von der Australian Conciliation and Arbitration Commission, den ihr angeschlossenen Gerichtshöfen und den Mitgliedern der Schlichtungskommission durchgeführt. Schlagen sämtliche Schlichtungs- und Schiedsspruchversuche fehl, so sind die Gerichte dazu befugt, Arbeitgebern und Arbeitnehmern rechtsverbindliche Auflagen auszusprechen. Die Missachtung dieser gerichtlichen Auflagen kann mit Bußgeldern geahndet werden. In der Praxis legen die Kommissionsrichter die Mindestlöhne und Arbeitsbedingungen der meisten Arbeitnehmer fest. Im Jahr 1991 entschloss sich die Kommission, direkte Lohnverhandlungen zwischen Arbeitgebern und -nehmern zuzulassen. Die Gewerkschaftsbewegung ist mit über drei Millionen Mitgliedern in etwa 20 Gewerkschaftsverbänden auf regionaler, staatlicher und nationaler Ebene sehr stark und gilt als ernst zu nehmender wirtschaftlicher sowie politischer Machtfaktor. Derzeit sind etwa 43 Prozent aller Gehalts- und Lohnempfänger gewerkschaftlich organisiert. Beschäftigte erhalten Arbeitslosenunterstützung und Vergütungen im Krankheitsfall, Entschädigungszahlungen im Fall von Arbeitsunfällen, einen Mindestlohn und geringfügige Prämien sowie allgemeine Sozialleistungen und Leistungen im Rahmen der Gesundheitsversorgung. Grund- bzw. Mindestlöhne wurden 1907 gesetzlich eingeführt. Zwischen 1921 und 1953 wurden die Grundlöhne in vierteljährlichen Abständen an die steigenden Lebenshaltungskosten angepasst. Der Australische Bund beendete die automatische Lohnanpassungsregelung im September 1953, aber einige Staaten nahmen diese Regelung zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf. Der nationale Gesetzgeber gab 1992 die Löhne zur Verhandlung von branchenbezogenen Vergütungen und Übereinkünften seitens der Arbeitgeber frei. In den neunziger Jahren betrug die Arbeitslosenrate zuletzt unter neun Prozent.

 

Verkehrswesen

Ein Großteil des australischen Eisenbahnnetzes wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den selbständigen, voneinander unabhängigen australischen Kolonien angelegt, die vorwiegend Handel mit Großbritannien betrieben. Daher verläuft das Streckennetz hauptsächlich strahlenförmig von den wichtigen Häfen ins Landesinnere, während nur sehr wenige Überlandstrecken bestehen. Eine weitere Besonderheit, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Selbständigkeit der einzelnen Kolonien zur Zeit des Eisenbahnbaues steht, waren die nicht vereinheitlichten Spurweiten. In den australischen Staaten gibt es insgesamt vier verschiedenen Spurweiten, wobei in einigen Staaten mehrere Spurweiten benutzt werden. Infolge eines Standardisierungsprogramms des Commonwealth sind heute jedoch die Hauptstädte der Bundesstaaten durch eine vereinheitlichte Schienenbreite (Normalspur mit 1_Millimeter Spurweite) verbunden, die mit dem Standard der staatlichen Eisenbahngesellschaft auf den transaustralischen Strecken und dem Eisenbahnnetz im Capital Territory sowie den meisten zentralaustralischen Eisenbahnlinien nach Alice Springs übereinstimmt. Die wirtschaftliche Rationalisierung in den achtziger Jahren und der zunehmende Wettbewerb durch die Straßenbeförderung haben die Schließung vieler Strecken auf dem Land und in stadtnaher Umgebung nach sich gezogen. Das heutige Streckennetz befindet sich größtenteils im Besitz der australischen Bundesregierung und der Regierungen der einzelnen Staaten. Darüber hinaus bestehen auch private Bahnlinien, die insbesondere die Eisenerzlagerstätten in Western Australia versorgen. Die National Rail, eine staatliche Gesellschaft, nahm ihre Arbeit 1993 mit dem Ziel auf, den zwischenstaatlichen Frachtverkehr und die Eigentümerschaft von Vermögenswerten der staatlichen Eisenbahn zu übernehmen.

Das Hauptstraßennetz weist eine ähnliche Strukturierung wie das der Eisenbahn auf, wobei die wichtigsten Straßen ebenfalls strahlenförmig von den Häfen und besonders den Hauptstädten der Staaten ins Landesinnere vordringen. Viele wichtige Verbindungsstrecken wurden in den achtziger Jahren im Rahmen eines staatlichen Programms zur Zweihundertjahrfeier saniert oder ausgebaut, aber die Qualität der Straßen ist in der Regel sehr unterschiedlich. In den neunziger Jahren waren über zehn Millionen Kraftfahrzeuge gemeldet, was etwas mehr als einem Fahrzeug pro zwei Einwohner entspricht. Zwischen den Hauptstädten der Bundesstaaten bestehen preiswerte Busverbindungen.

Die größten Städte und einige abgelegene Siedlungen sind über ein umfassendes Streckennetz des Flugverkehrs miteinander verbunden. Infolge der großen Entfernungen zwischen den einzelnen Städten und den idealen Flugbedingungen des Landes hat das Flugzeug bei den Australiern als reguläres Transportmittel eine große Bedeutung gewonnen. Die inländischen Fluggesellschaften wurden 1990 dem freien Wettbewerb übergeben, nachdem die Abkommen zwischen Australian Airlines, der nationalen inländischen Fluggesellschaft, und Ansett, dem einzigen privaten Wettbewerber, ausliefen. Dadurch konnten sowohl die zur Verfügung stehenden Flugzeiten wie auch die Fluglinien verdoppelt werden. Die Beendigung ihrer Monopolstellung erlaubte auch kleineren privaten Anbietern den Zugang zum Flugsektor. 1992 fusionierten Australian Airlines und Qantas Airways, die privatisierte internationale Fluggesellschaft Australiens. Qantas fliegt über 20 Länder an, während in den neunziger Jahren ungefähr 43 internationale Fluggesellschaften Australien regulär zum Ziel hatten. Die wichtigsten nationalen und internationalen Flughäfen befinden sich in Sydney (Kingsford Smith) und Melbourne (Tullamarine), die übrigen Hauptstädte der australischen Bundesstaaten und Cairns verfügen aber ebenfalls über internationale Flughäfen.

Die Küstenschifffahrt ist ebenso wie der Überseeverkehr für die australische Wirtschaft von lebenswichtiger Bedeutung. Insgesamt gibt es etwa 70 Häfen mit kommerzieller Schlüsselfunktion, von denen sich die meisten an der Ostküste befinden. Sydney ist mit der angrenzenden Botany Bay der wichtigste Hafen für Mischfrachten. Weitere bedeutende Häfen sind u. a. Port Hedland, wobei man sich hier vor allem auf Eisenerz als Massengut spezialisiert hat, ferner Melbourne, Fremantle, Newcastle, Port Kembla, Geelong, Brisbane, Port Gladstone und Port Walcott.

 

Tourismus

Der Fremdenverkehrssektor hat seit 1970 infolge der immer preiswerteren und schnelleren Langstreckenflüge und der Expansion des japanischen Marktes ein rapides Wachstum verzeichnen können. Heute gehört die Tourismusbranche, in der in den frühen neunziger Jahren etwa 500 000 Beschäftigte bzw. sechs Prozent des gesamten australischen Arbeitspotentials tätig waren, zu den Wirtschaftszweigen mit der höchsten Dynamik.

Auch im Bereich des inländischen Fremdenverkehrs erfolgte in dieser Zeit ein starkes Wachstum, das als Reaktion auf das immer breiter gefächerte Angebot von Attraktionen in den Bundesstaaten und -gebieten (Vergnügungsparks, Zoos, Kunstgalerien und Museen, Nationalparks, historische Sehenswürdigkeiten und Weinkellereien) verstanden werden kann. Im Großen und Ganzen stimmen die Interessen der ausländischen Besucher mit denen der inländischen Bevölkerung überein, jedoch wählen die meisten Touristen aus dem Ausland Komplettangebote, die sich auf einige wenige Sehenswürdigkeiten, besonders Sydney, das Große Barrierriff in Queensland, den Kakadu Nationalpark im Northern Territory und die Urlaubszentren an den Küsten der Regionen um Brisbane, Cairns und Sydney, konzentrieren.

 

Energie

Die Energieversorgung liegt in der Verantwortlichkeit der australischen Bundesregierung. In den neunziger Jahren wurden etwa 90 Prozent der Gesamtenergiemenge in Wärmekraftwerken erzeugt, wobei die meisten mit den Energieträgern Steinkohle und Lignit betrieben wurden. Ferner verfügt Australien über mehrere Wasserkraftwerke, von denen insbesondere das riesige Snowy-Mountains-Projekt, das überwiegend die Energieversorgung in Canberra, Melbourne und Sydney sicherstellt, und eine Anzahl kleinerer Anlagen in Tasmanien von besonderer Bedeutung sind. Australien kann den bestehenden Erdölbedarf fast vollständig aus den eigenen Quellen decken, so dass lediglich etwa vier Prozent der Jahresbedarfsmenge importiert werden müssen.

 

Geschichte

 

Die Aborigines, Australiens Ureinwohner, kamen vor 60 000 bis 40 000 Jahren nach Australien. Vor etwa 30 000 Jahren hatten sie den größten Teil des Kontinents besiedelt, darunter auch die südwestlichen und südöstlichen Randgebiete. Tasmanien war zu dieser Zeit noch ein Teil des australischen Festlandes und wurde erst später durch den nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg von Australien abgetrennt. Infolge der erfolgreichen Anpassung an eine Vielfalt unterschiedlicher Lebensbedingungen hatte sich die australische Urbevölkerung bis zur Zeit der Ankunft der ersten weißen Siedler auf zwischen 300 000 und eine Million Menschen vermehrt. Es wird angenommen, dass Arnhemland lange vor dem 17. Jahrhundert von makassischen Händlern aus dem heutigen Indonesien aufgesucht wurde. Außerdem gab es Kontakte mit Neuguinea, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass nach dem 15. Jahrhundert chinesische, malaiische und arabische Schiffe an der Nordküste Australiens vor Anker gingen. Australien blieb jedoch bis zum 17. Jahrhundert von westlichen Forschungsunternehmungen unberührt.

 

Frühe Entdeckungsgeschichte

Obwohl Australien der westlichen Welt nicht bekannt war, spielte es doch in der spätmittelalterlichen Logik und Mythologie eine bedeutende Rolle, denn man nahm zu dieser Zeit an, dass ein großes so genanntes Südland, das von den Geographen auch als Terra Australis Incognita bezeichnet wurde, zur Ausbalancierung der nördlichen Landmassen in Europa und Asien notwendig sei. Die Terra Australis erschien auf den frühen europäischen Weltkarten häufig als große, kugelförmige Masse, die zufällig ungefähr die der Realität entsprechende geographische Lage einnahm, obwohl von den Europäern erst sehr viel später echte Entdeckungen dokumentiert wurden.

Portugiesische und spanische Entdeckungsreisen

Infolge der systematischen Erforschung der afrikanischen Westküste in südlicher Richtung, die von den Portugiesen im 15. Jahrhundert auf der Suche nach einer Handelsroute nach Indien vorgenommen wurde, entfachte sich das Interesse der Europäer an der Entdeckung der legendären Terra Australis erneut. Portugal, das schon bald den Handel mit Indien und Ostafrika dominierte, verlor jedoch das Interesse daran, weiter in östlicher und südlicher Richtung vorzustoßen. Aber auch aus anderen Gründen blieb Australien in der darauf folgenden Zeit weiterhin unentdeckt. Zunächst einmal befand es sich abseits des ozeanischen Handelskorridors im Indischen Ozean und im Südpazifik. Zusätzlich dazu driften die Windsysteme der südlichen Hemisphäre hier in nördlicher Richtung zum westlich von Australien liegenden Bereich des Äquators ab, während die starken Gegenwinde östlich des australischen Festlandes das Segeln entgegen der ausgeprägten Windsysteme erschwerten.

Im 16. und frühen 17. Jahrhundert entsandte Spanien, das zu dieser Zeit bereits seine Vormachtstellung als Kolonialreich in Süd- und Zentralamerika gesichert hatte, einige Expeditionsschiffe von Peru in den Südpazifik. Die offiziellen Vertreter der spanisch dominierten Neuen Welt wurden durch die Entdeckung der Salomon-Inseln nordöstlich von Australien durch Álvaro de Mendaña 1567 dazu ermutigt, 1595 und 1605 Expeditionen zu entsenden, von denen sie sich erhofften, für das Spanische Reich Gold und für die römisch-katholische Kirche die Terra Australis zu entdecken. Nach dem Fehlschlag dieser Entdeckungsreisen, die weder die erhofften Edelmetalle mitbrachten noch die Entdeckung bedeutender Landmassen zur Folge hatten, verlor Spanien sein Interesse an derartigen Unternehmungen und führte keine weiteren Expeditionen mehr durch.

Niederländische Interessen

Die wirtschaftliche Verflechtung Portugals mit Indien und die Entmutigung der Spanier von weiteren Forschungsunternehmungen ermöglichten den Niederlanden als aufstrebender Macht im 17. Jahrhundert die Errichtung einer Reihe von Handelszentren, die sich vom Kap der Guten Hoffnung bis nach Niederländisch-Indien (Indonesien) zogen. Die Niederländer, die ihre Niederlassungen vorwiegend in den indonesischen Hafenstädten Bantam und Batavia (Jakarta) hatten, ließen den europäischen Traum von der Entdeckung Australiens schon bald zur Wirklichkeit werden. Mit Hilfe besserer Segelschiffe waren sie in der Lage, die widrigen Gegebenheiten im Südpazifik erfolgreich zu überwinden. Anfang 1606 drang Willem Janszon mit seinem Segelschiff in die Torresstraße vor, die zwischen dem australischen Festland und Neuguinea verläuft, und sichtete einen Teil der australischen Nordküste an der Westseite der Kap-York-Halbinsel, den er Kap Keer-Wear taufte. Die von ihm befahrene Wasserstraße wurde später nach Luis Vaez de Torres benannt, dem letzten der spanischen Forschungsreisenden, der nur wenige Wochen später in das gleiche Gebiet segelte und schlussfolgerte, dass Neuguinea eine Insel sei, Australien jedoch mit fast hundertprozentiger Sicherheit nicht sichtete.

Niederländische Generalgouverneure in Batavia fühlten sich nach den Reisen von Janszon dazu ermutigt, weitere Expeditionen in den südlichen Ozeanen zu veranlassen. Im Oktober 1616 wurde die Eendracht unter dem Kommando von Dirk Hartóg das erste Schiff, von dem aus Europäer an der Shark Bay in Western Australia australischen Boden betraten. Zwischen 1626 und 1627 erforschte Peter Nuyts ungefähr 1 600 Kilometer der südaustralischen Küste, und andere Niederländer vervollständigten das noch bruchstückhafte Bild des neuen Kontinents durch Informationen über die Nord- und Westküste. Die bedeutendste Entdeckungsarbeit leistete jedoch Abel Janszoon Tasman, der 1642 nach der Erforschung der Meere in die Gewässer Südaustraliens segelte und die Westküste der heute als Tasmanien bekannten Insel sichtete. Tasman taufte diese Insel nach dem Gouverneur von Niederländisch-Indien, der diese Expedition initiiert hatte, auf den Namen Van Diemen’s Land. Danach drang er weiter in östlicher und nördlicher Richtung vor, um Neuseeland zu erkunden. Tasman unternahm 1644 eine zweite Expedition zur Nordküste. Trotz der rasch voranschreitenden Erforschung des Kontinents, der von seinen ersten Entdeckern Neuholland genannt wurde, ließen die Niederlande ihren Neuentdeckungen keine formelle Inanspruchnahme im Namen des eigenen Landes folgen. Ihrem Ermessen nach boten diese Gebiete nur wenig, was für den europäischen Handel von Interesse hätte sein können. So stand der später folgenden Ankunft der Engländer nichts im Weg.

Britische Expeditionen und Besitzergreifung

Zu Beginn schien dem Interesse der britischen Regierung an Australien das gleiche Schicksal wie bei den Spaniern und den Niederländern bestimmt zu sein. 1688 ging der englische Seeräuber William Dampier im Nordwesten an Land. Nach seiner Rückkehr nach England veröffentlichte er das Buch Voyages und überredete die Verantwortlichen der Marine, eine erneute Fahrt finanziell zu unterstützen, um nach den angeblichen Reichtümern des Landes zu forschen. Die zweite Expedition von Dampier, bei der er in den Jahren 1699 bis 1700 rund 1 600 Kilometer an der Westküste entlangsegelte, führte zu der detailliertesten Dokumentation dieses Kontinents in der damaligen Zeit, schilderte jedoch das Land und seine Bevölkerung in dermaßen trostloser Art und Weise, dass die Engländer (ab 1703 Briten) ihr Interesse an einer weiteren Erforschung Australiens für die folgenden 70 Jahre verloren.

1768 verließ Kapitän James Cook mit der Unterstützung der britischen Admiralität auf der ersten seiner insgesamt drei Entdeckungsreisen England. Die drei Jahre dauernde Expedition führte ihn u. a. auch nach Australien. 1770 entdeckte Cook die Botany Bay an der Ostküste und landete im Norden bei Possession Island, wo er am 23. August die Gegend im Namen der britischen Krone in Besitz nahm und auf den Namen New South Wales taufte. Er und seine Mannschaft, zu der auch der Botaniker Sir Joseph Banks gehörte, befürworteten später die Besiedlung Australiens. Cooks zweite und dritte Entdeckungsreise in den siebziger Jahren ergänzten die bereits vorhandene Information über Australien und festigten die britische Anspruchshaltung auf den Kontinent.

Das Interesse Frankreichs war weniger ausgeprägt als das von Großbritannien. Marion Dufresne konzentrierte sich bei seiner Fahrt 1772 auf die Anfertigung von Landkarten und die Beschreibung der unwirtlicheren Westküste Tasmaniens, und später erkundeten französische Seefahrer die Südküste von Australien. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Briten jedoch die erste australische Siedlung eingerichtet und von der östlichen Hälfte des Kontinents Besitz ergriffen.

Trotz der anhaltenden Bemühungen der Briten wurden die australischen Küsten erst im 19. Jahrhundert vollständig erkundet. Matthew Flinders, ein Marineoffizier, umrundete in der Zeit von 1801 bis 1803 erstmals den gesamten Kontinent. Er erfasste einen Großteil der Küstenlinie kartographisch und konnte dadurch belegen, dass es sich bei Australien um eine einzige große Landmasse handelte. Bereits 1798 hatte Flinders zusammen mit dem Marinearzt George Bass erstmals Tasmanien umsegelt und so dessen Inselform bewiesen. Flinders Bemühungen ist es außerdem zu verdanken, dass der Kontinent nicht den Namen Neuholland beibehielt, sondern auf seinen Vorschlag hin in Anlehnung an Terra Australis ab 1817 offiziell als Australien bezeichnet wurde. Obwohl die Küsten bereits weitestgehend kartographiert worden waren, besaß man in Europa erst in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts detailliertere Informationen über die wichtigsten geographischen Strukturen im Inland.

 

Strafkolonien

Das Bild Australiens in Europa war in der Regel das eines sehr abgelegenen und für die Besiedlung durch Europäer sehr unattraktiven Landes. Australien besaß jedoch für Großbritannien eine strategische und nach dem Verlust der nordamerikanischen Kolonien (1783) auch eine sozialökonomische Bedeutung. Die Herrschaft über diesen Kontinent bedeutete, dass sich hier eine Basis für die britische See- und Handelsmacht in den östlichen Meeren bot und so das immer stärker werdende Interesse Großbritanniens am Pazifik und in Ostasien ausgebaut werden konnte. Darüber hinaus konnte der große Kontinent auch zur Lösung des Problems der überfüllten britischen Gefängnisse beitragen. Nahrungsmittelknappheit, eine strenge strafrechtliche Gesetzgebung und die sozialen Umwälzungen, die durch die rasche Industrialisierung und Verstädterung des Landes herbeigeführt worden waren, hatten zu einem rapiden Anstieg der Kriminalitätsrate geführt. Die Niederlage Großbritanniens im Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg bedeutete außerdem, dass Inhaftierte und verurteilte Straftäter aus heimischen Gefängnissen nicht länger nach Amerika überführt werden konnten.

1786 kündigte die britische Regierung ihre Absicht an, bei Botany Bay an der südöstlichen Küste von New South Wales eine Strafkolonie zu errichten. Die Regierung, wie immer darauf bedacht, den wirtschaftlichen Interessen des Landes Rechnung zu tragen und die öffentlichen Ausgaben auf ein Mindestmaß zu beschränken, plante die Strafkolonie von Botany Bay als selbst finanzierende Kolonie, die die anfallenden Unkosten durch die Arbeitskraft der Sträflinge und eine damit verbundene wirtschaftliche Entwicklung selbst tragen sollte. Kapitän Arthur Phillip von der königlich-britischen Marine wurde zum Kommandanten der diesem Entschluss folgenden Expedition ernannt. Er sollte die Inbesitznahme des gesamten australischen Kontinents inklusive Tasmaniens und der Inseln vor der Ostküste östlich des 135. Meridians im Namen der britischen Krone sicherstellen und als Gouverneur und Vertreter der britischen Monarchie absolute Verfügungsgewalt über das gesamte Territorium erhalten.

Gründung von Sydney

Am 13. Mai 1787 segelte Phillip von Portsmouth aus mit der Ersten Flotte los. Auf den insgesamt elf Schiffen befanden sich 759 Straftäter (568 Männer und 191 Frauen), 13 Kinder der Verurteilten, 211 Marineinfanteristen und Offiziere, die für die Bewachung der Straftäter abgestellt waren, 46 Ehefrauen und Kinder von Mitgliedern der Schiffsbesatzung und die Verwaltungscrew von Phillip, die sich aus neun Personen zusammensetzte. Phillip traf am 18. Januar 1788 in Botany Bay ein. Er erachtete Botany Bay als ungünstigen Platz und segelte in nördlicher Richtung nach Port Jackson, das von Cook zwar auf den Karten eingezeichnet, aber nicht näher erkundet worden war. Phillip fand hier einen der besten natürlichen Häfen der Welt vor. Am 26. Januar, dem Datum, an dem heute der Australien-Tag gefeiert wird, wurde die erste dauerhafte europäische Siedlung im weit ins Landesinnere reichenden Teil von Port Jackson in Australien errichtet und nach dem britischen Innenminister Lord Sydney, der für die Kolonisierungspläne verantwortlich war, auf den Namen Sydney getauft. Das Hoheitsgebiet von Phillip bedeckte die Hälfte von Australien, doch standen ihm nur in begrenztem Maß menschliche Arbeitskräfte zur Verfügung. Nur durch die Ankunft der Zweiten Flotte 1790 konnte die junge Kolonie vor einem vollständigen Fehlschlag und dem raschen Untergang bewahrt werden. Die größte Sorge von Phillip blieb bis zu seiner Abreise 1792 die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die kleine Strafkolonie, um die er immer wieder ganz allein kämpfen musste. Sein Lösungsvorschlag für diese Misere bestand in der Schaffung einer autoritären Struktur, die über die Anfangszeit der Kolonialisierung hinweg Bestand hatte.

Phillip und andere Gouverneure der Anfangszeit der australischen Siedlungsgeschichte sahen sich mit drei Hauptschwierigkeiten konfrontiert, die aus der Beschaffung von ausreichenden Nahrungsmitteln, der Entwicklung eines internen Wirtschaftssystems und der Erzeugung von Exportwaren als Zahlungsmittel für die eingeführten Güter aus Großbritannien bestanden. Die sandhaltigen Böden um Sydney waren für eine landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet, und in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts herrschte dauernde Lebensmittelknappheit in der Kolonie. Phillip ließ in den fruchtbareren Uferregionen des Hawkesbury, einige wenige Kilometer nordwestlich von Sydney, Farmen errichten. Diese Landstriche wurden häufig überflutet und auch von den Aborigines genutzt. Dadurch wurde die Feindschaft der beiden Parteien noch weiter angeheizt, und durch die mangelnde Zusammenarbeit mit den Aborigines konnten die Siedler bis auf Kängurus und Fisch keinerlei andere einheimische Nahrungsquellen erschließen. Nahrungsmittelvorräte stammten demzufolge vor allem von der fast 1 600 Kilometer entfernten Norfolk-Insel, die Phillip im Februar 1788 für Großbritannien in Besitz genommen hatte. Die Insel diente denjenigen Sträflingen als Gefängnis, die die nach 1825 in der Kolonie herrschenden Gesetze gebrochen hatten. Nach 1856 diente die Insel den Nachfahren der Meuterer der Bounty als Heimat, die für die Pitcairn-Insel zu zahlreich geworden waren.

Das New South Wales Corps

1792 wurden die Royal Marines durch das New South Wales Corps ersetzt, das sich aus eigens in Großbritannien rekrutierten Angehörigen zusammensetzte. Diese stiegen, nachdem sie freies Land zugewiesen bekommen hatten, schon bald zu den besten und größten Farmern der Kolonie auf, gefährdeten jedoch durch ihre wirtschaftliche Vormachtstellung gleichzeitig die Autorität des Gouverneurs. Darauf bedacht, ihr Eigentum und Vermögen beständig zu vermehren, spezialisierten sich Angehörige des Corps auf die Produktion und die Preiskontrolle des Rums, der in der Kolonie als Tauschware gehandelt wurde.

Kapitän John Hunter, der Nachfolger von Gouverneur Phillip, kam 1795 in Australien an und bemühte sich vergeblich darum, die Kontrolle über den Rumhandel zu erlangen. Die Bemühungen von Kapitän Philip G. King, der von 1800 bis 1806 als Gouverneur diente, blieben gleichermaßen erfolglos. Außerdem mussten Hunter und King sich um die Unterbringung von zusätzlichen Neuankömmlingen kümmern. 1804 konnte King eine Rebellion irischer Strafgefangener nur mit Hilfe des Corps niederschlagen.

1806 wurde Gouverneur King durch Kapitän William Bligh ersetzt, den ehemaligen Befehlshaber der Bounty. Bligh drohte den Mitgliedern des Corps den Verlust ihres Monopols an, was jedoch in der so genannten Rum-Rebellion gipfelte, die am 26. Januar 1808 stattfand und in deren Verlauf Offiziere des New South Wales Corps Bligh einfach absetzten. Bligh wurde nach London zurückberufen, wo er seine Vorgehensweise erfolgreich darlegen und verständlich machen konnte, wurde jedoch nicht wieder ins Gouverneursamt berufen. Die Rum-Rebellion stellte nur einen vorübergehenden Sieg der Mitglieder des Corps dar, das von der Regierung Großbritanniens zurückbeordert wurde. In der Zwischenzeit hatte John Macarthur, einer der Rebellionsführer, die Suche der Kolonisten nach einem für den Export geeigneten und gewinnträchtigen Produkt erfolgreich beendet, denn 1802 hatte er britischen Textilherstellern Proben australischer Wolle gezeigt. Die Schafweidewirtschaft entwickelte sich aber erst nach 1810 mit der gezielten Zucht von Merinoschafen und der Massenerzeugung der hochwertigen Wolle zu einer der wichtigsten wirtschaftlichen Tätigkeiten.

Die Regierung Macquarie

Blighs unmittelbarer Nachfolger hieß Lachlan Macquarie, er war von 1809 bis 1821 als Gouverneur Australiens im Amt. Die Zurückberufung des New South Wales Corps in Kombination mit Verbesserungen der Wirtschaft verlieh der Regierung ein höheres Maß an Stabilität. Macquarie initiierte ein umfangreiches Programm von öffentlichen Baumaßnahmen, wobei er sich die Fachkenntnisse des Exsträflings und Architekten Francis Howard Greenway beim Entwurf und Bau von Kirchen, Krankenhäusern und Regierungsgebäuden in Sydney zunutze machte. Nach der Niederlage Napoleons durch Großbritannien 1814 wuchs die Bevölkerung der Kolonie. Infolge der Ankunft von größeren Zahlen freier Siedler ergaben sich mehr und mehr Ansprüche auf landwirtschaftlich nutzbares Land, auf dem die zunehmende Zahl von Sträflingen als Arbeiter tätig sein konnte.

Trotzdem war diese Zeit auch von wachsenden Spannungen innerhalb von New South Wales geprägt. Sträflinge, die ihr Strafmaß vollständig abgesessen hatten oder infolge guter Führung frühzeitig entlassen wurden, wollten ebenfalls Land und damit auch eine eigene Existenzgrundlage mit neuen Chancen. Sie wurden unter der Bezeichnung Emanzipisten bekannt, und ihre Anführer forderten mehr Rechte für frühere Häftlinge. Die freien Siedler und ehemaligen Angehörigen des Corps, die mittlerweile als Farmer tätig waren, vertraten jedoch weiterhin die Ansicht, dass Gesetzesbrecher auch nach der rechtmäßigen Vollendung ihrer Haftstrafe nicht als gleichwertig behandelt werden sollten. Anhänger dieser Gruppe wurden als Exklusivisten bezeichnet. Macquarie tendierte ebenso wie damals Bligh dazu, die Forderungen der Emanzipisten anzuerkennen. Er gestand ihnen Eigentumsrechte zu und verlieh einigen Exhäftlingen untergeordnete Amtspositionen. Infolgedessen wurden die Gegner dieser Handhabung sowohl dem Gouverneur als auch den Emanzipisten gegenüber misstrauisch.

Verfassungsreform

Die Regierung von Macquarie war kostenaufwendig, und der größte Teil der daraus hervorgehenden finanziellen Last musste vom britischen Finanzministerium getragen werden. Die strafrechtliche Ahndung von Gesetzesverstößen durch die Entsendung der Verurteilten in die Überseekolonie schien die Zahl der Straffälligen nicht zu vermindern, und viele Menschen fragten sich, ob New South Wales wirklich die richtige Lösung für das Britische Kriminalitätsproblem sei. Außerdem war man innerhalb der britischen Regierung auch wegen der proemanzipistischen Politik von Macquarie besorgt. 1819 entsandte die britische Kolonialbehörde den Richter John Thomas Bigge nach Australien, um die Verwaltung Macquaries näher zu untersuchen und dem britischen Mutterland Bericht zu erstatten. Bigge empfohl die Senkung der Ausgaben für die Kolonie, sprach sich aber für den Fortbestand von New South Wales als Strafkolonie aus. Darüber hinaus erkannte er auch die zunehmende Bedeutung Australiens für das britische Reich als neue Heimat für freie Siedler und machte die Bezeichnung Australien für den südlichen Kontinent populär. Die Untersuchung durch Bigges hatte die offizielle Unterstützung der Migration von wohlhabenderen Siedlern zur Folge, die großzügige Landschenkungen erhielten. Darüber hinaus führte sie auch zu einer bedeutenden Veränderung der Verfassung von New South Wales. Infolge eines parlamentarischen Erlasses aus dem Jahr 1823 wurde die nahezu uneingeschränkte Verfügungsgewalt des Gouverneurs durch die Einführung eines Legislativrates aus ernannten Mitgliedern beschränkt.

1825 wurde die einstige Inselsiedlung in Van Diemen’s Land (Tasmanien) infolge einer Exekutivanordnung der britischen Regierung zur britischen Kolonie. In Tasmanien war 1803 aus Furcht, Frankreich könne Besitzansprüche auf die Insel erheben, eine Strafkolonie errichtet worden. Schon bald danach entstanden vergleichsweise große Niederlassungen von freien Siedlern. Obwohl man versucht hatte, in der gleichen Zeit auch südlich und nördlich von Sydney Siedlungen zu errichten, u. a. auch in Newcastle (1804 gegründet), dem Vorposten der Strafkolonie, war bis zu den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts nur in Van Diemen’s Land eine große, dauerhafte Siedlung entstanden. Während der zwanziger Jahre ging die Besiedlung jedoch immer rascher vonstatten. 1825 wurde die Westgrenze des von den Briten beanspruchten Hoheitsgebiets in westlicher Richtung bis zum 129. Längenkreis abermals aus Angst vor einer möglichen französischen Intervention vorverlegt, und in der nördlichen Region Bathurst wurde eine Siedlung errichtet. 1827 trieb Edmund Lockyer die dauerhafte Besiedlung von Albany in Western Australia voran, und Großbritannien beanspruchte den gesamten australischen Kontinent im Namen der Krone.

Die frühe australische Gesellschaft

Die Sträflinge wurden zu einem zentralen Thema während der frühen Geschichte Australiens. Zum Zeitpunkt der Abschaffung der Überführung von verurteilten Gesetzesbrechern nach Ostaustralien 1852 waren bereits über 150 000 Menschen nach New South Wales und Tasmanien transportiert worden. Die Straftäter stammten vorwiegend aus dem sozial schwachen Milieu der Städte, und viele waren wiederholt wegen geringfügiger Vergehen verurteilt worden. Bei vielen straffällig gewordenen Frauen handelte es sich um Prostituierte. Die Mehrheit der Sträflinge war nur wenig gebildet, und lediglich etwa die Hälfte konnte lesen und schreiben. Ein geringer Prozentsatz der Straffälligen stammte aus den wohlhabenderen Bevölkerungsschichten und hatte Strafen für Vergehen wie beispielsweise Urkundenfälschung abzusitzen. Diese Sträflinge waren häufig in der Lage, ihre Ausbildung und Fähigkeiten im Bereich der Wirtschaft und in Regierungsbehörden unter Beweis zu stellen. Im Allgemeinen waren die Sträflinge, da sie keine Ausbildung besaßen und nicht an die harschen Anforderungen des Kolonial- und Gefängnislebens gewöhnt waren, für die Bildung eines neuen Gesellschaftsgefüges eine überaus schwierige Gruppe von Menschen.

Gregory Blaxland und William Charles Wentworth erschlossen 1813 etwa 80 bis 120 Kilometer westlich von Sydney die Route durch die Blue Mountains und leiteten damit die nach Westen drängende Besiedlung von New South Wales ein. Zusammen mit den nach Süden führenden Trecks von Andrew Hamilton Hume und William Hovell (1824) sowie von Major Thomas Mitchell (1836) beschleunigten die Erkundungsfahrten von Blaxland und Wentworth diesen Vorstoß, bei dem große Viehherden auf weiter im Inland gelegene Weideflächen getrieben wurden. Bis 1829 war ein bogenförmiger Streifen von etwa 300 Kilometern Breite um Sydney besiedelt worden und hatte den Namen Nineteen Counties erhalten. Die Kolonialregierung zeigte sich jedoch angesichts der raschen Verteilung der Viehzücher besorgt, die als Squatter (illegale Siedler) bezeichnet wurden, da sie lieber Lizenzen zum"Besetzen" des gewünschten Landes erwarben, als es zu kaufen. Aus Angst, die Kontrolle über die Siedlungsfläche zu verlieren, riet die Regierung von der Besiedlung jenseits der Nineteen Counties ab. Diese Versuche schlugen jedoch fehl, u. a. aufgrund des steigenden Bedarfs an Wolle der britischen Textilspinnereien.

Wie auch England bekannten sich die australischen Kolonien offiziell zur anglikanischen Kirche. Die Behörden vernachlässigten jedoch die Bildung in religiösen Belangen, und der Großteil der Bevölkerung bekannte sich ohnehin nicht zum anglikanischen Glauben. Der römisch-katholische Glaube der irischen Sträflinge und der Methodismus wetteiferten mit der offiziellen Konfession, aber im Großen und Ganzen tendierten die Siedler von New South Wales zu einer gleichgültigen Haltung gegenüber Glaubensfragen.

Ebenso vernachlässigte die Kolonialregierung das Bildungswesen. Es gab nur wenige Schulen, die vorwiegend für Waisenkinder eingerichtet worden waren. Wohlhabende Kolonialsiedler stellten Privatlehrer für die Ausbildung ihrer Kinder ein. In der Kolonie entwickelte sich jedoch ein lebhaftes Pressewesen, das 1803 mit der erstmaligen Veröffentlichung der Sydney Gazette und des New South Wales Advertiser entstand. George Howe, der Herausgeber der Gazette, veröffentlichte auch die ersten Bücher in Sydney, darunter einen Gedichtband (1819) von Judge Barron Field. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte David Collins, der mit Gouverneur Phillip befreundet war, unter dem Titel An Account of the English Colony in New South Wales (2 Bde., 1798-1802) das erste Geschichtswerk über Australien in London veröffentlicht. Wentworth, der in der Kolonie geboren worden war, hatte zwischenzeitlich die Überquerung der Blue Mountains in seinem Werk Description of New South Wales (1817 veröffentlicht) dokumentiert und unter dem Titel Australasia 1823 ein Versbuch veröffentlicht. Im darauf folgenden Jahr gründete er The Australian, eine Zeitung, die ganz klar Stellung zugunsten der Emanzipisten bezog.

 

Voranschreitende Kolonialisierung

 

Zwischen den späten zwanziger und den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts erfuhr Australien starke Umwälzungen, die die Grundlage für die heutige Gesellschaft schufen. Dazu gehörte auch die Bildung von vier der insgesamt sechs Kolonien, die zwischen 1829 und 1859 entstanden, und die zu einem späteren Zeitpunkt zu den australischen Bundesstaaten wurden, ferner das weitere Vordringen von Schaf- und Rinderzüchtern ins Landesinnere und die Entdeckung von Gold und anderen wertvollen Mineralen.

Die Erforschung des Landes

Die ersten europäischen Forscher, die das australische Binnenland erkundeten, spielten eine bedeutende Rolle für die frühe wirtschaftliche Entwicklung Australiens und hatten eine noch bedeutendere Funktion bei der Bildung des australischen Nationalbewusstseins, denn es waren vielmehr ihre Entdeckungen, die letztendlich die Vorstellungskraft der Australier fesselten, und nicht die der Segler, die die Küstenlinie des Kontinents kartographierten und ihre Entdeckungen der übrigen Welt mitteilten. Im Lauf der Entwicklung entstand ein umfassendes Erbe von Mythen und Legenden, das aufeinander folgende Generationen australischer Dichter, Maler und Autoren immer wieder angeregt hat.

Die Pionierarbeit, die Blaxland und Wentworth durch das Überschreiten der Blue Mountains geleistet hatten, wurde durch George William Evans fortgesetzt, der ihre Route nach Bathurst (1815 gegründet) nachzeichnete. In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts fertigte John Oxley weitere Zeichnungen der inneraustralischen Ebenen und Flüsse, besonders des Lachlan und Macquarie, an. Er erforschte auch die Südküste des heutigen Bundesstaates Queensland, das 1827 erstmals von Alan Cunningham bei einer europäischen Forschungsreise ins Landesinnere genauer erkundet wurde. Der vermutlich bekannteste Teilnehmer dieser Gruppe von Forschern war Kapitän Charles Sturt, der zwischen 1829 und 1839 die Hauptzuflüsse des Murray-Darling-Beckens ausfindig machte, das heute das landwirtschaftliche Herzstück Australiens bildet. Sir Thomas Livingstone Mitchell bestätigte die Erkenntnisse von Sturt und erschloss 1836 die Route von New South Wales zum fruchtbaren Land im westlichen Teil von Victoria.

Das Hinterland der Küste von Western Australia wurde von Sir George Grey (1837-1840) und Edward John Eyre kartographisch erfasst. Weder Eyre, der 1840 auf dem Landweg von Adelaide erfolgreich nach Albany reiste, noch Sturt gelang es, von Adelaide bis zum Zentrum des Kontinents vorzudringen. Erst John McDouall Stuart konnte 1860 ganz ins Landesinnere vorstoßen und schließlich vom mittleren Bereich des australischen Kontinents 1862 in nördlicher Richtung auf dem Landweg Darwin erreichen. Der berühmteste aller eingewanderten Erforscher des zentralen und nordöstlichen Teiles von Australien war Ludwig Leichhardt, unter dessen Führung zwei erfolgreiche Expeditionen (1844 und 1846/47, ausgehend von Sydney) stattfanden, bevor er unter mysteriösen Umständen bei dem Versuch, die Darling Downs nach Perth zu überqueren, verschwand. Robert O’Hara Burke und William John Wills verloren bei dem Versuch, von ihrer fehlgeplanten Expedition (1860/61) von Melbourne an den Carpentariagolf zurückzukehren, ihr Leben. Aus der Zeit der Erkundung Western Australias in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts gingen auch mehrere heldenhafte australische Forscher hervor, zu denen John Forrest und Ernest Giles zählen.

Neue Siedlungen

1827 erforschte der später geadelte Kapitän James Frazier Stirling den Fluss Swan an der Westküste. Er kehrte zwei Jahre später in Begleitung einer Gruppe britischer Investoren als Gouverneur der Kolonie Western Australia zurück. 1850 ersuchte die Kolonie um die Abstellung von Sträflingen, um die zur Verfügung stehende Arbeitskraft zu erhöhen, und erhielt zu diesem Zweck etwa 10 000 Sträflinge, die noch vor der Abschaffung dieser Entsendungsregelung nach Western Australia 1868 eintrafen. Western Australia erlebte jedoch erst eine Verbesserung seiner Situation, als in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in der Kolonie Goldvorkommen entdeckt wurden.

South Australia wurde mit seiner Hauptstadt Adelaide im Juli 1837 gegründet. Die Vorschläge zur Errichtung dieser Kolonie waren von dem englischen Sozialreformer Edward Gibbon Wakefield angeregt worden und wurden von der britischen, liberal gesinnten Schicht der Intellektuellen und religiösen Splittergruppen befürwortet. Wakefield hatte es sich zum Ziel gesetzt, neue Kolonien zu schaffen, die das britische sozialökonomische und kulturelle Wertgefüge widerspiegeln sollten. Durch den Verkauf von Land, der nunmehr die bis zu dieser Zeit gängige unentgeltliche Vergabe von Grund und Boden ablösen sollte, glaubte Wakefield, die Kolonialsiedler dazu bringen zu können, den Wert ihres Landes durch die bestmögliche landwirtschaftliche Nutzung zu optimieren. Die aus dem Verkauf hervorgehenden Einnahmen sollten zur Förderung der Einwanderung von Arbeitern eingesetzt werden, die durch das Arbeiten für Kolonialfarmer ihrerseits ihren Teil zur Entwicklung der Kolonie beitragen sollten, bevor sie selbst zu Landbesitzern würden. Durch die Regelung der Preise meinte Wakefield die Kolonialexpansion steuern zu können.

Zunahme der Schafzucht

Die australischen Böden waren gemeinsam mit den niedrigen Niederschlägen und den immer wiederkehrenden Dürreperioden jedoch besser für die Weidewirtschaft in großem Rahmen als für die Bewirtschaftung des Landes geeignet. Die erfolgreichste und dramatischste Umwälzung in Australien erfolgte in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als Viehzüchter (so genannte "Squatters") riesige Schafherden über das Land trieben. Da sich die Kosten für eine Lizenz zur Landpacht jährlich auf nur zehn Pfund Sterling beliefen, konnten sie sich praktisch so viel Land leisten, wie sie wollten.

Die Zunahme und Ausweitung der Schafweidewirtschaft führte nach der Mitte der dreißiger Jahre zur Kolonialisierung des Distrikts Port Phillip im Süden von New South Wales. Die ersten Siedlungen von Melbourne entstanden 1835, und die Stadt erlebte unmittelbar nach ihrer Gründung einen rasanten Aufschwung. Während der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts forderten immer mehr Siedler die Loslösung von New South Wales, die schließlich auch 1851 gewährt wurde. So wurde aus dem Distrikt Port Phillip die Kolonie Victoria mit der Hauptstadt Melbourne. Im Distrikt Moreton Bay im Norden ging die Kolonialisierung langsamer vonstatten, jedoch zeichneten die Viehzüchter schrittweise die Umrisse von Queensland vor, die mit ihrer Hauptstadt Brisbane zur sechsten australischen Kolonie wurde. Queensland löste sich 1859 von New South Wales.

Zwischen 1830 und 1850 stieg der Gesamtwert der für den Export bestimmten Wolle von zwei Millionen Pfund Sterling auf 41 Millionen Pfund Sterling. Mit der steigenden Immigrantenzahl und dem Wachstum der Hauptstädte, von denen jede für die Region als bedeutendster Hafen diente, begannen die australischen Kolonien, ein höheres Maß an Kontrolle über ihre Regierungssysteme zu fordern.

Entstehung politischer Institutionen

Die Übertragung einer größeren Autonomie auf die australischen Kolonien wurde durch die Einführung des freien Handels mit Großbritannien gefördert, die in den späten vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts erfolgte. Freier Handel bedeutete, dass Großbritannien beim preisgünstigsten Anbieter kaufen und an den profitträchtigsten Abnehmer verkaufen würde. De facto wurde damit die Existenzberechtigung der Kolonien zumindest im Prinzip zerstört. Daher erhielten 1850 die östlichen Kolonien ohne die Notwendigkeit, eine geschlossene Front bilden zu müssen, neue Verfassungen, die ihnen die verantwortungsbewusste politische Selbstbestimmung und Eigenverwaltung zugestanden. Victoria, South Australia und Van Diemen’s Land (das seinen Namen 1854 in Tasmanien änderte) erhielten Legislativräte, deren Mitglieder zu zwei Dritteln aus Wahlen hervorgehen mussten. In New South Wales war diese Regelung bereits 1842 eingeführt worden.

Mitte der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts strukturierte jede der ostaustralischen Kolonien ihr Regierungssystem neu und übernahm ab sofort auch die Regelung sämtlicher Vorgänge, die mit Grund und Boden zu tun hatten. Das System der unentgeltlichen Landschenkungen war in Australien bereits 1831 beendet und durch den regulären Verkauf von Boden ersetzt worden. Die aus der Umstrukturierung der Regierungen hervorgegangenen Systeme verliehen einem Kabinett oder Ministerrat Amtsgewalt. Sie mussten sich gegenüber dem Unterhaus des Zweikammerparlaments verantworten. Die Mitglieder des Unterhauses wurden durch Wahlen ermittelt. Die neuen Verfassungen spiegelten das Interesse der rasch wachsenden städtischen Bevölkerung wider, die die politische Macht der Viehzüchter einschränken wollte. Letzteren gelang es jedoch in den fünfziger und sechziger Jahren, ihren Landbesitz weiter abzusichern.

Der Goldrausch und seine Auswirkungen

Der Goldrausch, der in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts einsetzte, beschleunigte die Entwicklung der jungen sozialen und politischen Strukturen. Im April 1851 entdeckte Edward Hargraves am Summer Hill Creek im mittleren Osten von New South Wales Gold. Mit der Erinnerung an den Goldrausch in Kalifornien im Hinterkopf strömten zahllose Menschen sehr schnell vor allem nach Mount Alexander, Ballarat und Bendigo in Victoria. Später stieß man auch an anderen Orten in New South Wales und Queensland auf Gold.

In den folgenden zehn Jahren exportierte Australien allein Gold im Wert von über 124 Millionen Pfund Sterling. Bis 1861 war die Zahl der Siedler in Australien von ursprünglich 400 000 im Jahr 1850 um das Dreifache auf nahezu 1,2 Millionen Menschen angestiegen. Briten, Amerikaner und Kanadier schlossen sich den Immigranten der östlichen Kolonien an. In Victoria waren die Goldschürfer schon sehr bald mit hohen Kosten für Schürflizenzen und Einschränkungen ihrer Rechte bei der Goldsuche konfrontiert.

Sowohl die Goldschürfer als auch die Kolonialsiedler reagierten besorgt auf den starken Zustrom von chinesischen Einwanderern, die ebenfalls durch die Goldfunde angelockt wurden. 1856 erließ Victoria eine Einwanderungsbeschränkung für Chinesen. Schließlich entstand aus dem Einwanderungsverbot, das für alle nichteuropäischen Siedler galt, die so genannte "White Australia Policy", eine scharf kontrollierte Einwanderungspolitik, die immer dann durchgreifend eingesetzt wurde, wenn die Arbeitsplätze oder die Kultur der weißen australischen Bevölkerung bedroht schienen.

Wirtschaftliche Kontroversen

In den sechziger Jahren begannen die Erträge der Goldvorkommen zu sinken. Obwohl die Kolonien weiterhin durch den Export der hochwertigen Wolle wohlhabend blieben, konzentrierten sich die Debatten in den Kolonien sehr bald auf die Frage nach der Rolle der Regierung in der Wirtschaft. Insbesondere wurde der Bau der Eisenbahn infolge der hohen anfallenden Kosten und der Abwesenheit inländischer Marktzentren der Verantwortlichkeit der Regierung übergeben. Zwischen 1875 und 1891 verlängerte sich das Streckennetz der Eisenbahn von 2 575 Kilometern auf über 16 100 Kilometer. Im Jahr 1866 belegte der Staat Victoria, gefolgt von South Australia und Tasmanien, Importwaren mit hohen Einfuhrzöllen, um die eigene kleine Industrie und den einheimischen Markt zu schützen. New South Wales und zu einem geringeren Maß auch Queensland behielten weiterhin ihre uneingeschränkte Freihandelspolitik bei.

In den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts kam es über der Frage, ob man den freien Handel oder Handelsbeschränkungen zum Schutz der eigenen Wirtschaft befürworten solle, im Pressewesen, bei den Parteien und auch den Kolonien zu einer Spaltung. Diese Konfliktsituation untergrub zusammen mit einem fortwährenden, auf Eifersucht basierenden Streit zwischen den Kolonien bis zu den neunziger Jahren alle bedeutenden Ansätze zur Zusammenarbeit und möglichen Unionsbildung der sechs Kolonien.

Behandlung der Aborigines

Die Errichtung der Siedlung von Phillip im Jahr 1788 kennzeichnete den Beginn eines regelmäßigen Kontakts zwischen Europäern und Aborigines. Zwar nutzten viele Aborigines das Land in der Umgebung von Sydney als Lagerstätten und Jagdrevier, aber tatsächlich kam es in der ersten Dekade der Besiedlung durch Weiße nur zu einigen wenigen bedeutenden Konfrontationen zwischen den Kolonialsiedlern und der einheimischen Bevölkerung. Mit der Besiedlung von Van Diemen’s Land begann jedoch die großflächige Zerstörung von Gemeinschaften der australischen Ureinwohner. Die ursprünglich 5 000 australischen Ureinwohner der Insel wurden trotz der offiziellen britischen Schutzpolitik und infolge ihrer Machtlosigkeit gegenüber den Waffen der Siedler sehr schnell auf eine sehr geringe Zahl reduziert. Auf dem australischen Festland drängten die Viehzüchter auf der Suche nach geeignetem Weideland für ihre Schafherden die einzelnen Gruppen von Aborigines immer weiter ins trockenere Hinterland ab.

Im Prinzip forderte die offizielle Kolonialpolitik im 19. Jahrhundert, dass Aborigines als Gleichgestellte zu behandeln seien. Dies geschah jedoch nur mit dem Hintergedanken, sie später zum Christentum zu bekehren und in die europäische Zivilisation einzugliedern. Gouverneur Macquarie ließ eine Schule für die Kinder australischer Ureinwohner errichten, aber solche Schritte, die in der Realität kaum Unterstützung erhielten und niemals ausreichend finanziell gefördert wurden, waren die Ausnahme. In der Realität war das Umschwenken von einer Politik der Inschutznahme zu einer Politik der Bestrafung für die frühe Kolonialregierung charakteristisch. Die gegensätzlichen Kulturen kollidierten besonders unerbittlich an der Siedlungsgrenze, die die Viehzüchter auf der Suche nach neuem Weideland in den dreißiger und vierziger Jahren des Jahrhunderts immer weiter landeinwärts vorantrieben. Einige Aborigines arbeiteten in Schafzuchtbetrieben, andere wurden als Polizeiwachen eingesetzt, aber die Gesamteinstellung der Bevölkerung gegenüber dieser ethnischen Gruppe wird durch die Tatsache verdeutlicht, dass sie häufig von Siedlern brutal gejagt und vergiftet wurden. Frauen wurden entführt und vergewaltigt, während Kinder von ihren Eltern getrennt wurden. Zwar gab es Ausnahmen, aber die australischen Kolonialsiedler nahmen im 19. Jahrhundert im Allgemeinen an, dass die Kultur der Aborigines aussterben würde. Die bewusste Zerstörung und Verleugnung der Kultur der australischen Ureinwohner auf regionaler und Kolonialebene wurde häufig von einer Politik der Rassentrennung begleitet, wodurch die uraustralische Bevölkerung in Reservaten zusammengepfercht und vom normalen Leben in der Kolonie ausgeschlossen wurde.

Da dieser Bevölkerungsgruppe immer weniger Nahrungsmittel zur Verfügung standen, sank ihre Zahl stetig. Im 20. Jahrhundert gab es nur noch im Northern Territory, in Queensland und in New South Wales Gruppen von Aborigines. Erst in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts näherte sich die uraustralische Bevölkerung ganz langsam ihrer ursprünglichen Größe zur Zeit vor der Besiedlung Australiens durch Weiße an, und die Regierung begann, die frühere Behandlung dieser Minderheit aufzuarbeiten und zu berichtigen.

Gesellschaft und Kultur im 19. Jahrhundert

Der rapide Anstieg der australischen Bevölkerung zwischen 1830 und 1860 trug stark zum Wachstum der sechs Hauptstädte der Kolonien bei. Mit dem Rückgang der Goldfördermengen in Victoria und New South Wales, der in den sechziger Jahren des Jahrhunderts einsetzte, wanderten sogar die Goldsucher in die Städte ab. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gehörten Sydney und Melbourne zu den größten Städten der Welt, obwohl Australiens Gesamtbevölkerung zu diesem Zeitpunkt immer noch vergleichsweise klein war.

Jede Kolonialhauptstadt diente ihrer jeweiligen Kolonie als Haupthafen. Im Rahmen einer allgemeinen Rivalität neigte jede Stadt und Kolonie dazu, ihre eigene besondere Identität im Kontrast zum Rest Australiens zu betonen. Die Kontakte zwischen den einzelnen Kolonien nahmen nach ihrer Bindung mit Großbritannien lediglich eine zweitrangige Bedeutung ein. Die Kolonien rivalisierten gegeneinander, so dass beispielsweise Victoria und New South Wales für ihre Eisenbahnverbindungen jeweils unterschiedliche Spurweiten benutzten. Erst ab etwa 1960 erfolgte eine Standardisierung der Spurweiten.

Alle Kolonien besaßen jedoch eine gemeinsame Kultur, die stark von den jeweiligen Hauptstädten beeinflusst war. In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts forderten die Händler und Geschäftsleute politische Reformen und die Ausarbeitung neuer Verfassungen. Kleine verarbeitende Betriebe in den Städten und die große Anzahl von Gewerkschaftsmitgliedern unterstützten in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Bildung von Kabinettsregierungen und die Ratifizierung von Gesetzeserlassen, die für die städtische Bevölkerung vorteilhaft waren. Die Arbeiter in Victoria setzten erstmals 1856 den Achtstundentag durch. Nach dem Vorbild von New South Wales bemühten sich die politischen Systeme der Kolonien darum, die Viehgroßzüchter, Großgrundbesitzer und andere ebenso wohlhabende wie einflussreiche Familien daran zu hindern, zu starken Einfluss auf das Leben in den Kolonien auszuüben. Trotzdem schufen die Einkünfte durch die Erzeugung von Wolle und die immer neuen Entdeckungen mineralischer Vorkommen die wirtschaftliche Basis, auf der dieser Lebensstil beruhte.

Sydney und Melbourne, die während der Mitte des 19. Jahrhunderts ein beträchtliches Maß wirtschaftlichen Wohlstands aufwiesen, waren im Bereich kultureller Aktivitäten richtungweisend. Jede der beiden Städte gründete eine Universität und veranlasste den Bau von Museen und Kunstgalerien. Wohlhabende Familien ließen große Villen errichten.

Trotz der großen Loyalität gegenüber Großbritannien begannen die Kolonialsiedler schon bald, das Bild der einsamen Schafscherer, Farmhelfer und Bergarbeiter an der australischen Siedlungsgrenze zu idealisieren. Daraus entstand die Vorstellung der Einzelperson, die nicht nur gegen die Autorität kämpft, sondern auch gegen die widrigen Bedingungen ihrer Umwelt. Bereits in den achtziger und neunziger Jahren stellten Volkserzählungen und Balladen einen wichtigen Bestandteil der australischen Volkskultur dar. Die eigentümliche, melodische Aussprache der Australier hatte sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt herauskristallisiert und die Sprache der Siedler in eine eigene Variante der englischen Sprache verwandelt.

Zwar blieben auch weiterhin britische Autoren sehr viel beliebter als australische, aber die Errungenschaften der Kolonien im Bereich der Kunst hielten mit der zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der sechs Kolonien Schritt. Das Werk The Recollections of Geoffry Hamlyn (1859) von Henry Kingsley galt zu seiner Zeit als der erste australische Roman. Catherine Helen Spence, die Verfasserin von Clara Morison (1854), schuf ebenso wie Marcus Clarke, Autor von For the Term of His Natural Life (1874), einen eigenständigen, von der britischen Tradition losgelösten Roman, der Themen der Kolonien aufgriff.

Australien übte besonders auf die Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts eine große Anziehungskraft aus. Botaniker wie Ferdinand von Mueller, der gegen Ende des Jahrhunderts in den Botanischen Gärten in Melbourne tätig war, fanden ebenso wie zahllose Zoologen, Anthropologen und Geologen eine Fülle von Forschungsmaterial.

Politische Entwicklung zur Föderation

Der föderative Zusammenschluss der australischen Kolonien erfolgte erst relativ spät und ging ohne die nationalistischen Ausbrüche vonstatten, die vergleichbare Entwicklungen in anderen Ländern begleitet hatten. Der Gedanke eines gemeinsamen Zusammenschlusses war bereits 1847 in Vorschlägen von Earl Grey aufgetaucht, der damals das Amt des britischen Ministers für Kolonialangelegenheiten innehatte. In den fünfziger Jahren rief John Dunmore Lang, ein Geistlicher der schottischen presbyterianischen Kirche, die Australische Liga (Australian League) ins Leben, die politische Feldzüge für die Vereinigung Australiens durchführen sollte. Bei Konferenzen erörterten die Regierungsvertreter der Kolonien in den sechziger Jahren ebenfalls eine engere Zusammenarbeit und den Zusammenschluss. Mit der Bildung des kanadischen Dominions 1867 erwarteten die britischen Amtsträger ähnliche Anstrengungen seitens der Australier. Jedoch erregte infolge der ausgeprägten Rivalität unter den einzelnen Kolonien kein Vorschlag dauerhaft Aufmerksamkeit.

Die Furcht der Australier vor einer Invasion durch Europäer und Asiaten aus nördlicher Richtung gab den Ausschlag für den ersten Schritt in Richtung Zusammenschluss, der in den achtziger Jahren unternommen wurde. 1883 erhob Queensland, das deutschen Ansprüchen vorgreifen wollte, den Besitzanspruch auf Papua in Neuguinea, konnte jedoch seine Forderungen nicht nachhaltig durchsetzen. Queensland musste das Gebiet der britischen Hoheit überlassen und beanspruchte demzufolge andere Inseln. Die australischen Kolonien, die um die Verbesserung ihres Verteidigungssystems bemüht und darum besorgt waren, ob sie wohl in der Lage seien, die britische Politik in ihrem Interesse zu lenken, gründeten 1885 u. a. auch angesichts der Entstehung von neuen Mächten in Europa den australischen Bundesrat. Da sich aber New South Wales der Beteiligung verweigerte, blieb der Rat lediglich ein Diskussionsforum ohne wirkliche Exekutivgewalt.

Andere Entwicklungen in den achtziger Jahren vertieften jedoch die Vorstellung einer Vereinigung innerhalb weiter Teile der Bevölkerung. Die Debatten über die Thematik der kontrollierten Einwanderungspolitik bewiesen, dass einheitliche Einwanderungsregelungen erforderlich waren. Die Zunahme der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer, die besonders bei den Schafscherern und Bergarbeitern drastische Ausmaße erreichte, förderte die Entwicklung von zentral geleiteten Gewerkschaften, deren Macht und Einfluss über die jeweiligen Grenzen der Kolonien hinausreichte. Infolge von ungewissen wirtschaftlichen Verhältnissen und einer regelrechten Wirtschaftsdepression, die 1892 einsetzte, verfestigte sich der Gedanke an einen nationalen Zusammenschluss. Diese Lage trug auch zur Bildung der Labor Party in den Kolonien bei, die die Interessen der Arbeiter vertrat. Die Anhänger dieser Partei, die schon bald gute Wahlergebnisse erzielen konnte, erkannten sehr schnell, dass die einheitliche Regelung arbeitsrechtlicher Gesetze nur durch einen Zusammenschluss möglich sei.

New South Wales hatte bereits 1889 mit der Ablösung des Bundesrates begonnen, als der Premier der Kolonie, Sir Henry Parkes, ankündigte, dass die Kolonie eine neue Art von Föderalismus unterstützen werde. Auf einer Konferenz, die 1891 in Sydney stattfand, wurde die Grundlage für eine verfassunggebende Zusammenkunft gelegt, die jedoch nicht vor den Jahren 1897 bis 1898 erfolgte. Es folgten weitere Diskussionen, die schließlich durch positive Volksentscheide in allen sechs Kolonien beendet wurden, bei denen sich die Bevölkerung für das Vorhaben aussprach. Der Australische Bund wurde 1900 vom britischen Parlament bestätigt und trat am 1. Januar 1901 offiziell in Kraft.

Die Verfassung des Bundes spiegelte sowohl britische Traditionen als auch amerikanische Elemente wider. Es wurde zwar eine parlamentarische Regierung gegründet, die sich vor einem Zweikammerparlament zu verantworten hatte, aber die Bundesregierung erhielt nur speziell erlassene Machtbefugnisse. Das neue Repräsentantenhaus war wie das britische Unterhaus auf der Grundlage der Volksvertretung entstanden, während der neue Senat wie sein amerikanisches Ebenbild die Vertretung der Bundesstaaten sicherstellte. Da weder Sydney noch Melbourne als Hauptstadt des Australischen Bundes denkbar waren, wurde 1911 das Australian Capital Territory geschaffen, in dem die neue Hauptstadt, Canberra, nach dem amerikanischen Vorbild von Washington D.C. entstehen sollte.

 

Der Australische Bund

Eine zentrale Rolle in der Geschichte Australiens im 20. Jahrhundert spielte die Entwicklung einer nationalen Regierung und einer Nationalkultur. Die Regierungen des Australischen Bundes (Commonwealth of Australia), die von Föderationsspezialisten wie Alfred Deakin geleitet wurden, führten schon bald Schutzzölle für Importwaren ein, um die Entwicklung der einheimischen Wirtschaft und Industrien voranzutreiben. Sie erarbeiteten Vorschläge zur geregelten Einführung von Mindestlöhnen in der Industrie und erhielten die strikten Auflagen der kontrollierten Einwanderungspolitik aufrecht. Trotzdem behielten die Australier ihre jeweilige mit der Kolonie verflochtene Identität bei, und die auf nationaler Ebene tätigen Parteien definierten sich durch lockere politische Konzepte.

Identitätsbildung durch Krieg

Der 1. Weltkrieg löste viel mehr als die Föderation selbst den Wandel von einem Zusammenschluss von sechs ehemaligen Kolonien unter der Bezeichnung Australien zu einem vereinigten Land mit einer eigenen, neuen Identität aus. Als Reaktion auf die Rekrutierungsgesuche der Alliierten entsendete Australien über 330 000 Freiwillige, die teilweise an den blutigsten Schlachten teilnahmen. Über 60 000 australische Soldaten starben, 165 000 wurden verwundet. Damit lag die Zahl der Opfer über der anderer am Krieg beteiligter Länder, und Australien wurde sich zunehmend seiner Beteiligung an den Kriegsanstrengungen bewusst. Bei Gallipoli führten die ANZAC-Truppen (Australian and New Zealand Army Corps) vergeblich einen Angriff durch, um die türkischen Streitkräfte in die Dardanellen zurückzudrängen. Das Datum der schicksalsträchtigen Landung am 25. April 1915 wurde als Parallele zur politischen Reife Australiens verstanden und wird bis heute als ANZAC-Tag als einer der bedeutendsten öffentlichen Ehrungstage des Landes gefeiert.

1915 wurde William Morris Hughes, der im Volksmund eigentlich nur als Billy bezeichnet wurde, zum Premierminister und Vorsitzenden der Labor Party. Als Vertreter Australiens bei Beratungen in London personifizierte Hughes die energiegeladene Mentalität der Australier. Als es ihm nicht gelang, die Wählerschaft in zwei Aufrufen zur Ergänzung der Einberufenen durch Freiwillige zu bewegen, erklärte ihm die Parlamentspartei das Misstrauen. Hughes blieb jedoch weiterhin im Amt. Er nahm 1919 an der Pariser Friedenskonferenz teil und erwarb Deutsch-Neuguinea als Mandatsterritorium, wodurch Australien das Recht zum Beitritt zur League of Nations erhielt. Die Machtbefugnisse, die der Regierung des Bundes durch die Verfassung zugestanden wurden, reichten aus, um eine starke Zentralregierung zu errichten.

Die Zeit zwischen den Kriegen

Eine interne Gegenreaktion innerhalb der Nationalist Party, die von Hughes gegründet worden war, zwang ihn 1923 zum Rücktritt. Stanley Melbourne Bruce, der politische Führer des konservativen Flügels und Anführer der Revolte, wurde zum neuen australischen Premierminister. Die Country Party, die 1919 als patriotisch-konservative Bewegung zum Schutz der Interessen von Farmern und Viehzüchtern ins Leben gerufen worden war, schloss sich einer Koalition der Nationalisten an, behielt jedoch weiterhin ihr eigenes Profil bei. Der Hauptgegner dieses politischen Bündnisses war die Labor Party, die ihre Sozialpolitik neu definieren musste. Um das Produktions- und Expansionsniveau zur Zeit des 1. Weltkrieges aufrechtzuerhalten, bemühte sich die Regierung um die Bildung und Förderung wichtiger Grundindustrien, aber die Wirtschaftsdepression der dreißiger Jahre bewirkte tief greifende Einschnitte in das australische Wirtschaftsgleichgewicht und führte zu einer Zeit, die durch hohe Arbeitslosenquoten geprägt war, zu einer immer stärkeren Staats- und Privatverschuldung.

Die Genesung des Landes von der Wirtschaftskrise, die in den Jahren 1929 bis 1931 von James H. Scullin und der Labor Party eingeleitet und vorangetrieben wurde, ging sehr unausgewogen vonstatten. Die Uneinigkeit über die Regierungspolitik führte zu erneuten Absplitterungen innerhalb der Partei. Die Regierung löste sich 1931 auf, und bis zum Ende der dreißiger Jahre übernahm die United Australia Party, die sich aus ehemaligen Parteimitgliedern der National Party und der Labor Party konstituierte, unter dem Vorsitz von Joseph A. Lyons die Regierungsmacht.

Seit der erstmaligen Übernahme der Eigenverantwortung für die Außenpolitik hatte sich Australien von seinen kulturellen und politischen Bindungen zu Großbritannien leiten lassen. Dementsprechend richteten sich die Maßnahmen zur Bewältigung der wirtschaftlichen Krise nach dem britischen Vorbild. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörte der Versuch, den Handel zwischen dem britischen Mutterland und den britischen Herrschaftsgebieten und Dominions neu anzukurbeln. Bereits in den zwanziger Jahren gehörten jedoch auch schon Japan und die Vereinigten Staaten von Amerika zu den Hauptimporteuren australischer Wolle. Entgegen seinen Eigeninteressen bemühte sich Australien zum Teil auf Kosten seiner Handelsbeziehungen zu Japan um die Wiederherstellung der britischen Handelsbeziehungen. In der League of Nations und innerhalb des britischen Commonwealth neigte die australische Regierung auch zur Unterstützung der Beschwichtigungspolitik und anderer politischer Leitlinien, die einen Versuch, Krieg mit den faschistischen Mächten zu verhindern, darstellten.

Der 2. Weltkrieg

Als 1939 in Europa erneut Krieg ausbrach, entsandte Australien seine Streitkräfte zur Unterstützung der britischen Verteidigungsmacht. Nach dem Ausbruch des Pazifikkrieges zwischen Japan und den USA 1941 und nachdem Großbritannien nicht in der Lage war, die Verteidigung Australiens ausreichend zu unterstützen, ging Australiens neue Labor-Regierung unter der Führung von John Joseph Curtin ein militärisches Bündnis mit den Vereinigten Staaten von Amerika ein. Bis zur Befreiung der Philippinen diente Australien dem US-amerikanischen General Douglas MacArthur und seiner Mannschaft als militärische Einsatzbasis. Die Zahl der Kriegsopfer erreichte zwar nicht das Ausmaß des 1. Weltkrieges, aber die Australier waren infolge der Furcht vor einer drohenden japanischen Invasion psychologisch viel stärker von den Kriegshandlungen betroffen. Die australische Industrie wurde erneut durch die Anforderungen des Kriegszustands umgestellt. Die Wirtschaft schwenkte schwerpunktmäßig wieder in die Richtung der verarbeitenden Industrie um, und die Hauptstädte der australischen Bundesstaaten waren von einem Gürtel der Schwerindustrie umgeben. Die Nachkriegsentwicklung baute auf den Grundlagen auf, die der Krieg geschaffen hatte.

Curtin starb 1945. Die neue Labor-Regierung unter Joseph Benedict Chifley bestärkte die australisch-amerikanische Beziehung durch den Militärpakt ANZUS für gegenseitige Unterstützung, an dem Neuseeland als dritter Partner beteiligt war. Als Gründungsmitglied der Vereinten Nationen stimmte Australien der Entkolonialisierung der Inseln im Pazifik und der politischen Wegbereitung zur Entlassung Papua-Neuguineas in die Unabhängigkeit zu, die 1975 erfolgte.

Die Menzies-Ära

1949 wurde Robert Menzies australischer Premierminister und leitete eine lange Phase der politischen Stabilität und Ausgewogenheit ein. Während des Krieges hatte sich die alte United Australian Party aufgelöst. An der Stelle des dadurch entstandenen politischen Leerraums entstand die Liberal Party, die starken Zustrom aus den Reihen derer erhielt, die die Innenpolitik der Laborpartei nicht unterstützten. Menzies, der das Amt des Premierministers bis 1966 ausübte, verlieh Australien erstmals eine zentrale und individuelle politische Führung. Er betonte die emotionale Bindung zur britischen Krone, zeigte jedoch ein weitaus aktiveres Interesse an den Vorgängen im Pazifik und in Südasien, als es je einer seiner Vorgänger getan hatte. Im Rahmen des Colombo-Planes konnten Asiaten an australischen Einrichtungen studieren. 1966 war die White Australia Policy bereits ihrem Untergang geweiht, wurde aber erst 1973 offiziell abgeschafft.

Trotz der emotionalen Verbundenheit von Menzies mit Großbritannien wurde das Bündnis Australiens mit den Vereinigten Staaten von Amerika immer enger. Australien richtete sich in seiner Außenpolitik nach dem amerikanischen Vorbild und nahm am Koreakrieg teil, trat dem Verteidigungsbündnis des Südostasienpaktes SEATO (South East Treaty Organization) 1954 bis zu seiner Auflösung 1977 bei und kämpfte im Vietnamkrieg als Alliierter der Vereinigten Staaten. Zur gleichen Zeit wurde die australische Innen- und Außenpolitik Australiens an die Veränderungen angepasst, die die Zunahme der wirtschaftlichen Bindungen zu Japan mit sich brachten.

Zeit der Ungewissheit

Ab 1966 bis 1972 stellte die Liberal Party mit Unterstützung der Country Party mehrere Premierminister, die sich um einen politischen Anschluss an die Menzies-Ära bemühten. 1972 kam jedoch wieder die Labor Party unter dem Vorsitz von Gough Whitlam an die Macht, nachdem sie nach Jahren der Zerrissenheit ihre Einheit wieder hergestellt hatte. Die Pläne von Whitlam für die Verbesserung der Sozialleistungen kollidierten jedoch mit dem traditionellen Recht der Bundesstaaten auf Selbstbestimmung und dem Rückgang des wirtschaftlichen Wohlstands. Die Koalition der Liberalen und der Country Party kehrte nach der umstrittenen Auflösung der Regierung Whitlams durch Generalgouverneur Sir John Kerr unter Malcolm Fraser 1975 an die Macht zurück. Fraser schwenkte sowohl im Bereich der Innen- und Außenpolitik auf die politische Linie der früheren Regierungen der Liberal Party zurück und schuf durch die Einführung des Aboriginal Land Rights Act 1976 im Northern Territory, der den Anspruch der Aborigines auf Grund und Boden regelte, die Grundlage für den späteren Anspruch der australischen Urbevölkerung auf Landrechte.

Frasers Koalition überstand die Wahlen von 1980 nur mit einer geringen Mehrheit. Er erlitt in den Wahlen im März 1983 eine empfindliche Niederlage, nachdem die Partei bereits durch abtrünnige Mitglieder und Außenhandelsskandale geschwächt worden war. Sein Nachfolger, Robert Hawke, gehörte der Labor Party an und bemühte sich um die Ankurbelung der Wirtschaft sowie die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Arbeiterschaft und Management. Seine Außenpolitik war strikt proamerikanisch. Die Laborpartei konnte ihre Mehrheit in den Wahlen im Dezember 1984, Juli 1987 und März 1990 erneut bestätigen. Im Dezember 1991, als in Australien eine Wirtschaftsrezession einsetzte und die Popularität von Hawke langsam schwand, wählte die Laborpartei Paul John Keating, den ehemaligen Finanzminister der Regierung Hawke, zum Parteivorsitzenden und Premierminister. Keating, der die Umbildung Australiens zur Bundesrepublik befürwortete und die Notwendigkeit der Reorientierung in Richtung Asien betonte, führte die Labor Party in den Wahlen vom März 1993 zum Sieg.

Zeitgenössische australische Kultur

Das kulturelle Leben Australiens im 20. Jahrhundert lässt sich in zwei deutlich voneinander getrennte Epochen trennen. Von 1901 bis zum 2. Weltkrieg spiegelten sich in der australischen Bevölkerung immer noch die fundamentalen Grundlagen des britischen Erbes wider. Das kulturelle Leben wurde von der Bevölkerung der Städte innerhalb der ursprünglichen Kolonialstrukturen bestimmt. Der Sitz der Regierung in Melbourne mag bis zur Entstehung der Hauptstadt Canberra zur Bewahrung der älteren Überzeugungen auf der Grundlage der britischen Traditionen beigetragen haben, und nur wenige Autoren und Kommentatoren sprachen landesweit relevante Themen oder Probleme an.

Der 1. Weltkrieg bewirkte die Entstehung einer neuen australischen Identität und eines Nationalbewusstseins.

Die Australier entwickelten in den zwanziger und dreißiger Jahren in der Innenpolitik einen selbstbewussten Nationalismus, behielten jedoch weiterhin als Mitglieder der League of Nations und des britischen Commonwealth ihre untergeordnete Rolle und ihren Provinzialismus bei. Der 2. Weltkrieg wirkte dementsprechend wie ein Schock auf Australien. Die Australier, die ihre unmittelbare Abhängigkeit von der militärischen Unterstützung seitens der Amerikaner und die Notwendigkeit, ihre eigene Position im Weltgeschehen zu definieren und zu verstehen, erkannten, erlebten praktisch eine Art Kulturrevolution.

Die ersten Umwälzungen erfuhr die Struktur und Zusammensetzung der australischen Bevölkerung. Ab 1946 kamen Tausende von Immigranten aus Ost- und Südeuropa in die australischen Vorstädte. Diese Veränderung führte dazu, dass die australische Bevölkerung nicht nur faktisch durch ihre Zusammensetzung internationaler wurde, sondern auch in ihren Ansichten. Der Wohlstand in den fünfziger Jahren ermutigte zu neuen Vorstößen im Bereich des Bildungswesens. Fast über Nacht verdreifachte sich die Anzahl der Universitäten in jedem Staat. Die Regierungen ermöglichten jedem, der die notwendigen Qualifikationen besaß, eine kostenfreie Ausbildung auf Universitätsniveau.

In den sechziger Jahren erkannte man die Rechte der australischen Urbevölkerung stärker an. Die Aborigines erhielten schließlich 1967 das volle Wahlrecht und wurden als vollwertige und rechtmäßige Bürger Australiens anerkannt. Darüber hinaus wurden sie erstmals 1967 bei Bevölkerungsstatistiken berücksichtigt. Trotzdem waren sehr viel tief greifendere Maßnahmen vonnöten, um die soziale, gesundheitliche, bildungsmäßige und wirtschaftliche Benachteiligung der Aborigines zu beenden; Maßnahmen, die auch heute noch erforderlich sind.

Zur gleichen Zeit begannen die Australier, sich immer deutlicher von den Ansichten der amtierenden Politiker zu distanzieren. Daran war zum Teil die Reaktion der Bevölkerung auf den Vietnamkrieg Schuld, die als Aufschrei der Öffentlichkeit angesichts der Einführung der Wehrpflicht 1964 verstanden werden muss. Die Wehrpflicht wurde acht Jahre später abgeschafft. Die australische Bevölkerung schien aber auch durch einen Generationenkonflikt zerrissen. Die Qualitäten und Eigenschaften der australischen Lebensart wurden in Zeitschriften und Zeitungen, in den Universitäten und den Rathäusern untersucht und diskutiert. Diese Suche nach der eigenen Identität war zwar bis zur Mitte der siebziger Jahre abgeschlossen, trug jedoch ganz klar zur Auflösung älterer Überzeugungen und Ansichten bei. Zu den bedeutenderen kulturellen Schwierigkeiten, mit denen Australien in den achtziger und neunziger Jahren zu kämpfen hatte, gehörte die Problematik der Landrechte der australischen Urbevölkerung. Wie auch andere Kolonial- und Siedlungsnationen musste sich Australien diesen Forderungen der Ureinwohner stellen, die man jahrhundertelang einfach ignoriert hatte.

Australien beging 1988 seine Zweihundertjahrfeier. 1993 wurde Sydney zum Austragungsort der Olympischen Spiele 2000 gewählt.

Am 2. März 1996 fanden Parlamentswahlen statt. Das liberal-konservative Oppositionsbündnis verdrängte die Labor-Partei nach 13 Jahren von der Macht. Wahlsieger und neuer Premierminister wurde der Liberale John Howard.

 

 

Christoph Barth