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Regenwald

 

Regenwald ist überwiegend immergrüner Wald der tropischen Zone der Erde; Abwandlungen des Regenwaldes finden sich auch in den Subtropen und in den gemäßigten Klimazonen. Der Begriff tropischer Regenwald wurde Ende des 19. Jahrhunderts von dem bekannten deutschen Pflanzengeographen Alfred Schimper geprägt. Der tropische Regenwald zeichnet sich durch eine ganzjährige oder nur durch Laubfall während kurzer Trockenperioden unterbrochene dichte, immergrüne Waldvegetation aus. Er verfügt über ein meist geschlossenes Kronendach in 40 bis 50 Metern Höhe über dem Boden. Einzelne Baumriesen ragen teilweise noch über das obere Kronendach hinaus. Dies sind oft beeindruckende Bäume wie der Kapokbaum Südamerikas, dessen waagerechte Äste 30 bis 40 Meter in die Breite reichen. Tropische Regenwälder sind gewöhnlich aus drei bis fünf Schichten (Baumstockwerken) aufgebaut. Das obere Stockwerk wird von den bis zum Kronendach reichenden Bäumen einschließlich der darüber hinausragenden Baumriesen gebildet. Darunter befindet sich ein strukturloses mittleres Stockwerk (mittlere Baumschicht) aus kleineren Bäumen mit etwa 20 bis 30 Metern Höhe. Das unterste Stockwerk (untere Baumschicht) liegt in zehn bis 15 Metern Höhe und umfasst neben Sträuchern vorwiegend junge Exemplare (Schößlinge) der umstehenden Baumarten, die im Altersstadium den höheren Schichten angehören. Zwischen diesen drei Hauptschichten können jeweils noch Zwischenschichten existieren. Eine bodennahe Krautschicht, wie sie für die Wälder der gemäßigten Zone typisch ist, ist in den tropischen Regenwäldern nur spärlich ausgebildet, da aufgrund des Lichtmangels am Boden kaum Pflanzenwuchs möglich ist. Das Licht wird in den darüberliegenden Baumschichten fast völlig absorbiert, am Boden beträgt die Lichtmenge nur noch etwa ein Prozent oder noch weniger der an der Oberfläche eingestrahlten Menge. Typisch sind außerdem das häufige Auftreten bestimmter Wuchsformen, wie z. B. der Lianen – kräftiger Schlingpflanzen, die zwar im Boden wurzeln, deren Kronen sich jedoch häufig im oberen Stockwerk befinden – und der Epiphyten oder "Aufsitzerpflanzen". Darunter versteht man Pflanzen, die zum Zwecke der besseren Lichtausnutzung auf eigenes Wurzelwerk im Boden großenteils verzichten und stattdessen mit Hilfe spezieller Haftorgane auf Stämmen, Ästen und Zweigen der oberen Stockwerke aufsitzen; ein Großteil der tropischen Orchideen und Bromelien gehört beispielsweise dazu.

Der Begriff "Dschungel" für indische bzw. asiatische Regenwälder wurde von dem Hindi-Wort jangal abgeleitet, das einen wilden, rauen Ort ohne Wasser bezeichnet. Der deutsche Begriff beinhaltet allerdings eher die Bedeutung einer dichten, undurchdringlichen Regenwaldvegetation. Selbst in diesem Sinn sind die meisten Regenwälder keine Dschungel, obwohl diese landläufige Vorstellung immer noch weit verbreitet ist. Vielmehr ist ein typischer Regenwald selten so dicht bewachsen, dass man nicht – zumindest mit Hilfe einer Machete – hindurchgehen könnte. Sehr dicht und häufig tatsächlich fast undurchdringlich sind dagegen die Ränder dieser Wälder, sei es entlang von Flussläufen, an Lichtungen oder an Kahlschlägen.

Der vorwiegende Teil der tropischen Regenwälder der Erde liegt in einem Gebiet zwischen etwa 10 Grad nördlicher und südlicher Breite. Die größten noch intakten Bestände befinden sich im Amazonasbecken, in Südostasien und im Kongobecken in Afrika. Die tropischen Regenwälder umfassen den Großteil der Biodiversität (Artenvielfalt) unseres Planeten, obwohl ihr Flächenanteil nur etwa sechs Prozent der Erdoberfläche beträgt. Dort leben neben vielen höheren Tierarten und Pflanzen wahrscheinlich Millionen von Insektenarten sowie zahllose andere Kleintiere, Pilze oder sonstige Lebewesen, die häufig noch nicht einmal wissenschaftlich dokumentiert, aufgrund der hohen Rodungsrate jedoch schon vom Aussterben bedroht sind.

Neben den eigentlichen Regenwäldern, die auf die Tropen beschränkt sind, findet man auch außerhalb dieses Klimabereichs sehr dichte, üppig wirkende, artenreiche und ähnlich aufgebaute Vegetationsformen, die man ebenfalls als Regenwald bezeichnet. Dazu zählen Wälder der Subtropen ebenso wie diejenigen der gemäßigten Zone. Für letztere sind Wälder an der Nordwestküste Nordamerikas ein gutes Beispiel. Dort existieren üppige Nadelwälder mit einem dichten Unterwuchs. Das Gebiet weist hohe Niederschlagsmengen auf, und die Winter sind relativ mild, was eine dichte Vegetation ermöglicht. Diese temperaten Regenwälder werden jedoch nur von einer oder zwei hochwüchsigen Baumarten dominiert; sie unterscheiden sich daher erheblich von den äußerst baumartenreichen tropischen Regenwäldern und werden hier nicht weiter erläutert.

 

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Regenwaldtypen

Es gibt eine große Vielfalt verschiedener Regenwaldtypen. Eine einfache Klassifizierung der Typen ist sehr schwierig durchzuführen, da Überschneidungen der strukturellen und ökologischen Charakteristika die Regel sind und eine Typenabgrenzung fast unmöglich machen. Zudem gibt es verschiedene "Schulen" in den einzelnen Ländern, deren Kriterien für die Klassifizierung voneinander abweichen. Als Hauptmerkmale für die Einteilung in Typen verwendet man gewöhnlich Klima, Höhenlage und Breitengrad, entweder jeweils allein oder in unterschiedlicher Kombination. Eine Feineinteilung erfolgt aufgrund der Artenzusammensetzung der Vegetation. Eine viergeteilte Klassifizierung erscheint sinnvoll, um sich einen ersten Überblick über die Haupttypen der Regenwälder zu verschaffen.

Tropischer Tieflandregenwald

Der tropische Regenwald ist eine Pflanzenformation aus überwiegend breit- und dünnblättrigen, immergrünen Pflanzenarten, die in den warmen und feuchten Flachlandgebieten der Tropen vorkommt. Holzpflanzen dominieren, Nadelgehölze fehlen praktisch völlig. Die wichtigsten Vorkommen liegen im Amazonasgebiet, in Teilen Zentralamerikas, im Kongobecken und dem tropischen Westafrika, in Südwestindien sowie großen Teilen Südostasiens und Indonesiens. Der prägende Faktor für das Auftreten dieser Regenwälder liegt in der Kombination der für das Pflanzenwachstum besonders günstigen Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse, wobei allerdings lokal auch andere Faktoren, insbesondere der Bodentyp, von Bedeutung sein können. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt im Schnitt zwischen 1 500 und 4 000 Millimetern, und die Durchschnittstemperatur schwankt zwischen 25 und 35 °C. Entscheidend ist, dass es keine ausgeprägte Trockenzeit gibt. Insgesamt treten Wassermangel oder wuchshemmende Temperaturen (Frost bzw. wüstenhafte Hitze) so gut wie nie auf. Die in der obersten Baumschicht vorkommenden Gewächse zeigen allerdings teilweise Anpassungen wie eine verdickte Blattoberfläche oder Wasserspeicherorgane, die sie vor Wasserverlusten durch die hohe Verdunstung aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung schützen. Der tropische Tieflandregenwald ist äußerst artenreich, vielfältig strukturiert und spiegelt komplexe Anpassungsphänomene und spezifische Wechselwirkungen zwischen Tieren und Pflanzen bzw. Pflanzen und Pilzen. Ein Großteil des Lebens spielt sich in der Kronenregion ab, die bisher noch wenig erforscht ist. Die Schichtung umfasst immer mindestens drei, häufig sogar fünf Baumstockwerke. Auf den Bäumen wachsen Schlingpflanzen und Epiphyten oft in großer Zahl. Aus der Vogelperspektive wirkt das obere Kronendach geschlossen, so dass zum Waldboden nur wenig Licht durchdringt.

Monsunwald

Der Monsunwald löst den tropischen Regenwald an den durch das Klima vorgegebenen Grenzen ab. Für diese Wälder sind sehr trockene Böden und eine ausgeprägte Trockenzeit charakteristisch. Diese bedingt eine Wachstumspause der Pflanzen, während der sie ihr Laub abwerfen. Die Blütezeit vieler Arten liegt zu Beginn oder am Ende dieser Trockenperiode. Die meisten dieser Wälder wachsen unterhalb einer Höhe von 1 000 Metern über dem Meeresspiegel. Im Allgemeinen sind die Monsunwälder niedriger als die tropischen Tieflandregenwälder, außerdem ist das Kronendach weniger dicht, also lichtdurchlässiger, was ein üppiges und artenreiches Unterholz ermöglicht. Lianen sind auch hier häufig artenreich vertreten. Aufgrund der saisonalen Trockenheit sind Monsunwälder während dieser Zeit relativ leicht entflammbar. Sie wurden und werden daher oft zur Gewinnung von Anbauflächen abgebrannt. Nach dem Auflassen der Flächen entwickeln sich daraus meist Savannen oder dünn bestockte Sekundärwaldgebiete. Monsunwälder sind besonders in Südostasien anzutreffen, so z. B. in Indien, Indochina und Thailand. Typisch für die dort herrschenden Klimaverhältnisse sind jährliche Niederschlagsmengen von häufig unter 1 300 Millimetern und eine Trockenzeit von vier bis fünf Monaten Dauer. Sie sind auch in Afrika weit verbreitet, seltener jedoch in Süd- und Mittelamerika.

Subtropischer Regenwald

Im Osten Australiens, in Südostasien und an der Ostküste Südamerikas erstreckt sich ein immergrüner Regenwald bis in subtropische Regionen. Beispielsweise befindet sich an der Küste südlich von Rio de Janeiro ein Regenwald. Die Stadt liegt fast am Wendekreis des Steinbocks und damit direkt an der Grenze zwischen Tropen und Subtropen. Im Allgemeinen sind subtropische Regenwälder den tropischen Tieflandregenwäldern im Aufbau recht ähnlich. Allerdings sind sie meist weniger artenreich und um so niedriger, je weiter sie vom Äquator entfernt liegen. Auch die Zusammensetzung der Flora und Fauna ändert sich deutlich. Teilweise sind auch einzelne Nadelgehölze vertreten, die Zahl der Lianen und Epiphyten dagegen nimmt deutlich ab. Auch pflanzengeographische Beziehungen werden deutlich. So ähnelt etwa der subtropische Regenwald an der Ostküste Australiens im Bundesstaat Queensland dem der indomalaiischen Region stark, nimmt jedoch nach Süden zu allmählich immer mehr Elemente der Flora der Bundesstaaten New South Wales und Victoria auf.

Tropischer Gebirgsregenwald und Nebelwald

Bei der Besteigung eines bewaldeten Berges in den Tropen ist festzustellen, dass sich sowohl die Artenzusammensetzung als auch die Struktur der Vegetation mit zunehmender Höhe stark verändert, ähnlich wie dies auch in den gemäßigten Breitengraden der Fall ist. Das vom Breitengrad abhängige Klimagefälle – u. a. die Ausprägung der Niederschläge, Temperatur- und Windverhältnisse – ist der für die Vegetation wichtigste Faktor. Beispielsweise nimmt die mittlere Temperatur in den tropischen Gebirgen pro 100 Meter Höhenanstieg um rund 0,4 bis 0,7 °C ab, was wiederum Auswirkungen auf die Wuchskraft der Pflanzen und die Abbaugeschwindigkeit der Humusstoffe hat. Sogar Frost ist bei entsprechender Höhenlage selbst in Äquatornähe nicht selten. Zusammen mit einer sehr intensiven Sonneneinstrahlung und großen Niederschlagsmengen bedingen diese Faktoren die spezifische Zusammensetzung der tropischen Gebirgsvegetation. Auch der mineralogische Aufbau der Gesteine spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Tropische Gebirgsregenwälder schließen sich nahtlos oberhalb des Tieflandregenwaldes an, der bis auf eine Höhe von etwa 1 000 Metern über dem Meeresspiegel reicht. Die Obergrenze des Gebirgsregenwaldes liegt meist bei 2 500 Metern Höhe. Diese oberen Grenzen sind sehr variabel, da sie jeweils vom örtlichen Klima abhängen. Oberhalb von etwa 2 500 Metern bis hinauf auf 4 000 Metern Höhe werden die Wälder durch intensive Nebelbildung und das regelmäßige Auftreten von dichter Bewölkung geprägt. Die dadurch zusätzlich vorhandene Feuchtigkeit schlägt sich in einer charakteristischen Vegetation nieder, dem Nebelwald.

Tropische Gebirgsregenwälder sind insgesamt artenärmer als die Tieflandregenwälder. Sie haben über die rein tropische Flora hinaus auch Anteil an vielen Arten, die aus Pflanzengruppen der gemäßigten Zonen hervorgegangen sind. Beispiele sind die Greiskräuter (Gattung Senecio bzw. Dendrosenecio) aus der Familie der Korbblütler sowie die Lobelien (Lobelia); von beiden Gruppen kommen baumförmige Vertreter in den afrikanischen Hochgebirgen wie Mount Kenya oder Ruwenzori vor und sind prägend für die dortige Vegetation. Gewöhnlich liegen nur drei, in größerer Höhe nur noch zwei Baumschichten vor.

Mit zunehmender Höhenlage nimmt auch die Höhe des Waldes immer mehr ab; die Bäume werden knorriger im Wuchs, auch die Blattgröße verringert sich, erste Anpassungserscheinungen an tiefere Temperaturen treten auf. Stämme und Äste sind von unzähligen Laub- und Lebermoosen, Farnen und anderen Epiphyten dicht überwuchert, die eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen. In der Strauch- bzw. Krautschicht – die hier im Unterschied zu den Tieflandregenwäldern deutlich ausgeprägt ist – zählen ebenfalls Farne und insbesondere Baumfarne zu den dominierenden Elementen sowie je nach Gebiet auch verschiedene Bambus-Arten. Tropische Gebirgsregenwälder treten insbesondere in der indomalaiischen Region auf (Himalayagebiet, Gebirge auf Neuguinea, in Indonesien und Malaysia) sowie entlang der Ostflanken der Anden und im venezolanisch-guyanischen Hochland Südamerikas.

 

Mangrove

Tropische und subtropische Küsten sind oft von charakteristischen Küstenwäldern gesäumt, die aus Pflanzen bestehen, die bestens an periodische Überschwemmungen, schlammige Böden und salzhaltiges Wasser angepasst sind. Diese Mangrovenwälder sind keine eigentlichen Regenwälder, sondern werden hier erwähnt, da sie in tropischen Küstengebieten oft direkt an Regenwälder grenzen. Die Pflanzenvielfalt ist in Mangrovenwäldern gering, verglichen mit den Regenwäldern. Ursache sind die schwierigen Lebensbedingungen, die durch das Vorhandensein von Salz- oder Brackwasser und in gewissem Ausmaß auch durch die Auswirkungen der Flut gegeben sind und die nur speziell daran angepassten Arten das Überleben und Gedeihen ermöglichen. Mangroven sind am stärksten in Brackwassergebieten ausgebildet. Weltweit lässt sich ein deutliches Gefälle ihrer Artenvielfalt feststellen: Während in der Neuen Welt weniger als zehn Mangrovenbaumarten vorkommen, sind es in der indopazifischen Region etwa 35 Spezies. Die wichtigsten und dominierenden Gattungen sind Avicennia und Rhizophora. Das Vorhandensein von Luftwurzeln ist ein gemeinsames Merkmal der Pflanzengesellschaften der Mangroven. Sie ermöglichen den Pflanzenwurzeln, trotz Überflutung den lebensnotwendigen Gasaustausch aufrechtzuerhalten.

 

Bodenbeschaffenheit

Tropische Böden sind insgesamt sehr unterschiedlich: Die Palette reicht hier von fruchtbaren Vulkanböden bis hin zu reinem, sehr humusarmem Quarzsand. Tropischer Regenwald kommt allerdings nur auf einem Teil dieser Bodentypen vor, auf den anderen Böden finden sich tropische Savannen und andere Vegetationsformen. Etwa die Hälfte des gesamten Regenwaldbestandes stockt auf rötlichen, so genannten Latosolen oder Roterdeböden. Diese bilden sich unter tropischen Klimabedingungen aus den Silicatgesteinen, die in den tropischen Regenwaldgebieten vorherrschen. Hohe Temperaturen und große Niederschlagsmengen, wie sie in den feuchten Tropen beständig herrschen, führen zu einer starken Bodenverwitterung. Laufend werden Mineralstoffe aus den oberen Erdschichten ausgelaugt (d. h. im Regenwasser gelöst und ins Grundwasser ausgewaschen). Außerdem sind die tropischen Böden meist sehr alt, so dass die intensive Verwitterung bereits sehr lange anhält. Latosolen verfügen daher nur über geringe Mengen an pflanzlichen Nährstoffen. Dagegen sammeln sich im Unterboden Quarz, Aluminium und Eisen in Form von Oxiden in hohen, teilweise für die Pflanzenwurzeln sogar giftigen Konzentrationen an, da sie im Regenwasser kaum löslich sind und nicht ausgewaschen werden. Das Ökosystem Regenwald ist an diese für tropische Verhältnisse typische Bodenentwicklung jedoch sehr gut angepasst. Diese Oxide sind auch für die typische rote Färbung bestimmter Latosolen verantwortlich, die man Oxisol nennt. Andere Latosolen sind dagegen gelb gefärbt (so genannter Gelberdeboden), da in ihnen der Anteil der Aluminiumoxide im Vergleich zu den Eisenoxiden überwiegt. Nach Abholzung eines Regenwaldes und Erosion der obersten, fruchtbaren Bodenschichten kommt es zur extremen Verhärtung des nun frei anstehenden Gesteins, das man dann als Laterit bezeichnet. Aus diesem kann sich über absehbare Zeiträume kaum mehr neuer Boden entwickeln. Dies ist einer der Gründe, warum die Regenwaldabholzung so fatal ist, denn dadurch werden im Gegensatz zu einer Abholzung in gemäßigten Klimazonen nicht wieder rückführbare Zustandsveränderungen geschaffen.

Ein anderer häufig vorkommender Bodentyp ist der Podsol (Bleicherde), der in manchen Gegenden wie im Río-Negro-Becken des Amazonas vorherrscht. Er bildet sich hauptsächlich über blankem Quarzgestein, beinhaltet kaum Lehm, verfügt über einen mächtigen Bleichhorizont unter der dünnen Humusschicht und über einen Unterboden, in dem sich die ausgeschwemmten organischen Stoffe (Humusstoffe) ansammeln. Wo diese Humusstoffe in die Flüsse gelangen, entstehen die so genannten Schwarzwasserflüsse (tropische Flüsse mit klarem, schwarz gefärbtem Wasser), für die der Río Negro ("Schwarzer Fluss") eines der besten Beispiele darstellt. Die Schwemmböden entlang der Flüsse sind, verglichen mit den Latosolen, oft sehr nährstoffreich. Das beste Beispiel dafür ist das riesige Überschwemmungsgebiet am Flusslauf des Amazonas, das sich auf einer Länge von mehr als 3 500 Kilometern von den Anden bis zum Atlantik erstreckt.

Die charakteristische Nährstoffknappheit der meisten tropischen Böden wurde während der evolutionären Entwicklung der Regenwälder durch die Ausbildung eines fast geschlossenen Nährstoffkreislaufs überwunden. Die ständig hohen (aber nicht zu hohen) Temperaturen, gepaart mit den hohen Niederschlägen, bedingen eine sehr hohe biologische Aktivität auf jeder Ebene des Lebens. Dies wiederum hat zur Folge, dass der Abbau organischen "Abfalls" –tote Blätter, welke Blüten, abbrechende Zweige, absterbende Wurzeln usw. – stark beschleunigt abläuft, wenn man ihn mit den Verhältnissen anderer Klimazonen vergleicht. Andererseits bergen die hohen Niederschlagsmengen die Gefahr, dass die Nährstoffe, wenn sie nicht auf irgendeine Art und Weise zurückgehalten werden, relativ schnell ausgewaschen werden und damit dem Ökosystem als Ganzem verloren gehen. Andererseits können sie aus dem Boden nur bedingt den Pflanzen wieder nachgeliefert werden, da dieser, wie oben geschildert, relativ nährstoffarm ist. Das Ökosystem Regenwald hat diese an sich schwierigen Lebensbedingungen durch die Entwicklung eines speziellen Nährstoffkreislaufs überwunden und perfektioniert.

Wesentlichen Anteil daran haben eine Vielzahl von Pilzen, Kleintieren und Mikroorganismen, die den Abbau der organischen Stoffe bewerkstelligen und sie den Pflanzen wieder zur Verfügung stellen. Damit schließt sich der Nährstoffkreislauf. Wichtig für die Aufrechterhaltung des Regenwaldes sind insbesondere eine Vielzahl von Symbioseformen zwischen Pilzen und Blütenpflanzen, die man als Mykorrhiza bezeichnet und ohne die ein Regenwald vermutlich nicht existieren könnte. Diese Pilzpartner liefern den Bäumen, Orchideen und anderen Pflanzen des Regenwaldes die notwendigen Nährstoffe, um im Gegenzug von den Pflanzen Energie in Form von organischen Verbindungen aufzunehmen, so dass beide Partner davon profitieren.

Im Unterschied zu einem Wald in den gemäßigten Breiten stellt also für den Regenwald nicht der Boden den entscheidenden Nährstoffspeicher dar, sondern der Wald selbst. Wird er abgeholzt, bleibt daher auch kein fruchtbarer, humusreicher Boden übrig, der für den Anbau genutzt werden könnte, sondern der Großteil der Nährstoffe geht mit der Vegetation verloren. Nur für wenige Jahre sind die Gebiete landwirtschaftlich nutzbar, da man die Pflanzenreste verbrennt und die darin enthaltenen Nährstoffe für den Anbau verfügbar macht. Mit der Ernte der Nutzpflanzen und durch die erhebliche Auswaschung aufgrund der nun wesentlich lockereren Bodenbedeckung nimmt der Nährstoffgehalt rasch ab, und zurück bleiben unfruchtbare oder wenig fruchtbare Gebiete, auf denen sich allmählich ein erheblich artenärmerer Sekundärwald oder Grassavanne ausbreitet.

Die verschiedenen Bodentypen, die in tropischen Regionen vorkommen, führen zu einem Mosaik verschiedener, schwer unterscheidbarer Regenwaldtypen. Das Amazonasbecken ist hierfür ein gutes Beispiel. Hohe, vielfältige Regenwälder mit einer großen Biomasse gedeihen auf den Latosolen des Hochlandes. In den sandigen Gebieten, in denen Podsolböden vorherrschen, wachsen dagegen niedrigere Wälder. Die Vielfalt und Dichte der Baumarten ist dort geringer, die daher günstigeren Lichtverhältnisse ermöglichen das Wachstum einer großen Zahl von Orchideen, Bromelien und anderer Epiphyten. Auf den nährstoffreichen Schwemmböden der Überschwemmungsgebiete des Amazonas haben sich zeitweise überflutete so genannte Galeriewälder (fluss- oder gewässerbegleitende Wälder) entwickelt. Diese sehr dichten und artenreichen Regenwälder haben sich einer jährlichen drei- bis achtmonatigen Überflutung angepasst und machen sie sich sogar zunutze, etwa zur Verbreitung der Früchte.

 

Flora

Die Flora des tropischen Regenwaldes wird eindeutig von Bedecktsamern (Blütenpflanzen mit Ausnahme der Nadelgehölze und anderer, kleiner Nacktsamer-Gruppen) beherrscht. Der überwiegende Teil der Arten (etwa 70 Prozent) ist holzig. In typischen, ungestörten Tieflandregenwäldern leben auf einem Hektar 80 bis 200 verschiedene Gehölzarten, in Extremfällen findet man sogar bis zu 400 Arten. Zum Vergleich: Dies ist mehr als die gesamte Gehölzflora mancher Länder Mitteleuropas. Oft befinden sich jedoch nur ein bis zwei Individuen derselben Art auf einem Hektar Fläche, wodurch ganz spezielle Bestäubungsbeziehungen notwendig werden, um den Fruchtansatz zu sichern. Nur in Lebensräumen mit sehr spezifischen Lebensbedingungen, z. B. einigen Sumpfgebieten, dominieren eine oder einige wenige Spezies. Der vorwiegende Baumcharakter des Regenwaldes bedeutet zugleich, dass die meisten Arten lange Zeit brauchen, bevor sie zum Blühen kommen; viele Arten sind erst nach 30 oder mehr Jahren ausgewachsen und fortpflanzungsfähig.

Die Pflanzen der Regenwälder zeigen ganz charakteristische Anpassungserscheinungen an die dortigen Lebensbedingungen. Zu diesen Phänomenen zählen u. a. die Ausbildung von mächtigen, oft plattenartigen Stelz-, Stütz- und Brettwurzeln an den Bäumen, die sie auf den flachgründigen Böden vor dem Umfallen bei Starkwinden schützen (aber wohl auch anderen, noch nicht genau bekannten Nutzen haben); die so genannte Kauliflorie (Stammblütigkeit), bei der die Blüten direkt an den Stämmen oder Ästen erscheinen und daher von den bestäubenden Fledertieren besser erreicht werden können; der hohe Anteil an Arten, die von Vögeln oder Fledertieren bestäubt oder deren Früchte durch sie verbreitet werden; die Ausbildung besonders großer, breiter Blätter mit dünner Konsistenz bei Arten der unteren Schichten, eine Anpassung an die dort herrschende hohe Luftfeuchtigkeit, usw.

 

Fauna

Regenwälder sind die mit Abstand vielfältigsten und artenreichsten Ökosysteme der Erde. Kein anderes terrestrisches (landbesiedelndes) Ökosystem ist mit ihnen vergleichbar; unter den marinen Lebensräumen stellen die Korallenriffe die Entsprechung zu den Regenwäldern dar. Ein Großteil der Tiervielfalt besteht aus Insekten sowie vielen anderen Wirbellosen, darunter insbesondere Ameisen- und Termitenarten, die hinsichtlich der Individuenzahlen die bei weitem dominierenden Tiergruppen sind. Ein großes Regenwaldgebiet wie das Amazonasbecken kann über zehn Millionen Tierarten beherbergen, von denen die meisten kaum wissenschaftlich dokumentiert sind und über deren Lebensweise man kaum Näheres weiß.

Im Gegensatz zu vielen Wäldern in der gemäßigten Zone existiert die diversifizierte Tierwelt der Regenwälder hauptsächlich auf Bäumen. Selbst einige große Wirbeltiere wie der Orang-Utan auf Borneo und Nordsumatra haben sich so entwickelt, dass sie den Großteil ihres Lebens auf Bäumen verbringen. Die große Diversität zahlreicher Tiergruppen auf engstem Raum, etwa der Vögel, kann weitgehend durch die Tatsache erklärt werden, dass verschiedene einzigartige Kombinationen der Arten für gewöhnlich unterschiedliche Stockwerke des Regenwaldes bewohnen. In den Küstenregenwäldern des Amazonas wird die Diversität der Wirbeltiere durch zahlreiche Fischarten noch stark erhöht, die diese Lebensräume während der jährlichen Überschwemmungen besiedeln und sich u. a. von Früchten, Samen und Insekten ernähren, die von den Bäumen ins Wasser fallen.

Das Leben auf tropischen Bäumen führte zur Entwicklung einiger typischer Anpassungsformen. So verfügen in den Regenwäldern der Neuen Welt zahlreiche Säugetiergruppen wie die vielen Affenarten und einige Stachelschweine über Greifschwänze. Diese unterstützen nicht nur ihre Mobilität, sondern ermöglichen es den Tieren gleichzeitig, an einem Ast hängend die sonst schwer zugängliche Nahrung zu erreichen. In einigen asiatischen Regenwäldern sind besonders Tierarten beheimatet, die die Fähigkeit zum Gleitflug besitzen. Allein auf Borneo leben über 30 Säugetier-, Reptilien- und Amphibienarten, die von einem Baum zum nächsten segeln können.

 

Zusammenspiel von Tier und Pflanze

Wechselseitige Abhängigkeiten zwischen Pflanzen und Tieren sind charakteristisch für das Leben in den Regenwäldern. Viele Tiergruppen, insbesondere Insekten, Vögel und Fledertiere, bestäuben die Bäume des Regenwaldes, da in der stark abgeschirmten, dichten Umwelt im Inneren eines Regenwaldes der Wind für die meisten Pflanzenarten kein wirksamer Pollenträger ist. Auch die Verbreitung der Früchte der Regenwaldpflanzen erfolgt überwiegend durch Tiere, vor allem durch Vögel und Säugetiere. In den Überschwemmungsgebieten des Amazonas spielen dabei auch Fische eine wichtige Rolle.

Manche Tiere und Pflanzen haben ganz spezielle Symbioseformen entwickelt, die ihnen Konkurrenzvorteile im Kampf um eine ökologische Nische verschaffen, der im dicht besiedelten Regenwald besonders heftig ist. Manche Ameisenarten leben z. B. nur auf ganz bestimmten Pflanzenarten, die spezielle Bildungen hervorbringen, die den Tieren als Behausung dienen. Im Gegenzug halten die Ameisen die Pflanzen von Parasiten und Pilzen frei, säubern ihre Blattoberflächen und bekämpfen andere Tiere, die Fraßschäden verursachen könnten.

 

Bedeutung

Heute ist allgemein anerkannt, dass intakte Regenwälder als langfristig erhaltenswerte Ressourcen einen wesentlich größeren Wert besitzen, als wenn sie in Weideland oder andere, minderwertigere Lebensräume umgewandelt würden. Die Regenwälder haben die größte Biomasse pro Fläche aller Pflanzengesellschaften der Erde aufgebaut, und zwar fast unabhängig von der Bodenbeschaffenheit. Richtig bewirtschaftete Regenwälder können, wie jüngste Beispiele zeigen, durchaus enorme Mengen wertvollen Holzes liefern, zugleich aber im Unterschied zu bisher üblichen Nutzungsweisen – wie Umwandlung in Weideland oder rücksichtslose Abholzung zur Gewinnung von Edelhölzern – die von Natur aus sehr dünne Humusschicht festhalten, kaum erhöhte Erosion verursachen, den Wasserabfluss regulieren und das Mikroklima weiterhin stabilisieren.

Da die Regenwälder das größte Reservoir an Tier-, Pflanzen- und Pilzarten unseres Planeten beherbergen, stellen sie zugleich auch riesige Genbanken dar, die heute und in Zukunft mit Sicherheit gebraucht werden, um z. B. neue Medikamente, Lebensmittel und andere Produkte herzustellen. Medizinische Substanzen wie Diosgenin, ein in Verhütungsmitteln verwendeter Wirkstoff, Reserpin (aus Rauvolfia serpentina) gegen Herzbeschwerden und Curare, das man bei Herz- und Lungenoperationen einsetzt, stammen aus nur drei Pflanzen des Regenwaldes und weisen auf weitere und intensivere, bisher kaum abschätzbare Nutzungsmöglichkeiten hin. Nur ein äußerst geringer Prozentsatz der Pflanzen des Regenwaldes wurde bisher auf seine potentiellen chemischen und pharmazeutischen Eigenschaften hin untersucht.

 

Einfluss des Menschen

Eine Vielzahl natürlicher und vom Menschen ausgelöster Faktoren beeinflusst die Regenwälder. Dabei haben natürliche Faktoren wie Wirbelstürme, Waldbrände, Krankheiten, Erdrutsche gegenüber der vom Menschen betriebenen Abholzung durch Holzfällen, Straßenbau, Bergbau und großangelegte Rodungen zur Gewinnung von Weideland und Plantagen für landwirtschaftliche Nutzpflanzen einen eher geringen Einfluss. Die im (und vom) Regenwald lebenden Völker praktizieren einen Brandrodungsfeldbau (englisch shifting cultivation oder slash-and-burn cultivation), bei dem jeweils nur relativ kleine Flächen gerodet werden, die zudem von einigen größeren Bäumen ständig beschattet bleiben und damit vor Bodenerosion geschützt sind. Wenn die Nährstoffe des Bodens nach zwei bis drei Jahren Anbau ausgelaugt sind, wird das Feld aufgegeben und ein neues in der Umgebung gerodet. Da die Felder immer klein sind, werden sie schnell wieder vom umstehenden Wald überwuchert und teilweise selbst von Wissenschaftlern nach wenigen Jahren nicht mehr als ehemalige Kulturflächen wiedererkannt. Erst nach durchschnittlich fünf bis zehn Jahren schließt sich der Kreis, und die Bewohner roden erneut das Feld – oder ein dicht daneben gelegenes – des ersten Jahres. Das Gegenteil einer solchen nachhaltigen Nutzung sind die heutigen Rodungen im großen Maßstab, die man seit längerer Zeit in fast allen Regenwaldgebieten betreibt. Sie haben ein solches Ausmaß erreicht, dass wahrscheinlich einige Jahrhunderte notwendig wären, damit sich die ursprüngliche natürliche Vegetation einigermaßen erholen könnte.

Seit den siebziger Jahren dieses Jahrhunderts beschleunigte sich in verschiedenen Regionen der Welt die großflächige Abholzung von Regenwaldflächen rasant. Das Amazonasgebiet etwa wurde zum Brennpunkt des Interesses der Weltöffentlichkeit. Dort wurde der Regenwald größtenteils für riesige Rinderfarmen und ehrgeizige Regierungsprogramme wie die Kolonisierung entlang der Transamazônica gerodet. In Südostasien, z. B. in Neuguinea, wird von japanischen Firmen die Abholzung ähnlich radikal betrieben. Die Verwendung des geschlagenen Holzes zu einfachen Verpackungs- und ähnlichen Zwecken steht allerdings im krassen Gegensatz zum tatsächlichen Wert dieser unberührten Waldgebiete und ist symbolisch für die ganze Regenwaldproblematik: Die kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen kapitalkräftiger Fremdfirmen entscheiden über den Erhalt von Regenwaldbeständen, die in sehr langen Zeiträumen entstanden sind, deren Wert für die Menschheit noch nicht einmal abschätzbar ist und die überhaupt nicht oder nur in sehr langen Zeiträumen wiederherstellbar sind. Häufig werden die Firmen von den Regierungen der jeweiligen Länder unterstützt, in denen der Regenwald vorkommt, doch können diese ebenfalls nur kurzzeitige Vorteile aus solchen Wirtschaftsbeziehungen ziehen. Auch die mangelnde Aufklärung der lokalen Bevölkerung, die oft zu Billigstlöhnen an der Abholzung mitwirkt, spielt bei der Problematik eine entscheidende Rolle.

Die Gesamtfläche der Abholzung tropischer Wälder lässt sich schwer beziffern, wahrscheinlich liegt sie bei rund 100 000 Quadratkilometern jährlich, die zerstört oder ernsthaft geschädigt werden. Einige einzigartige Regenwälder wurden bereits fast vollständig zerstört. Beispielsweise sind heute nur noch weniger als zwei Prozent des ursprünglichen subtropischen Regenwaldes an der Atlantikküste Südostbrasiliens erhalten. Viele Gebiete im tropischen Westafrika unterliegen bereits seit langer Zeit einer solch intensiven Nutzung ihrer Edelhölzer, dass von ihnen nur noch wenige intakte Reste existieren.

Der Verlust der biologischen Diversität und die globale Erwärmung aufgrund des erhöhten Kohlendioxidausstoßes wurden weltweit zu viel diskutierten Themen, die mit der Zerstörung des Regenwaldes in Zusammenhang stehen. Heute wird jedoch immer klarer, dass der Rückgang des Artenreichtums langfristig wohl das größere Problem darstellt.

Die Zerstörungsrate des tropischen Waldbestands durch Brandrodung und Abholzung erreichte Mitte der neunziger Jahre die hohen Werte der siebziger Jahre, nachdem sie zuvor mehrere Jahre zurückgegangen war. Dies ergab 1996 eine Auswertung von Satellitenbildern der brasilianischen Amazonasregion. Auch Beobachtungen der Entwicklung des afrikanischen und asiatischen Regenwaldes zeigen den alarmierenden Rückgang der Waldflächen in den inneren Tropen. Nach Angaben der Vereinten Nationen geht die Fläche des tropischen Regenwaldes weltweit derzeit jährlich um etwa 0,8 Prozent zurück.

Durch die computergestützte Auswertung digitaler Satellitenaufnahmen wird neben dem Ausmaß des Verlustes von Waldflächen auch die zeitliche Entwicklung dieses Vorgangs veranschaulicht. In den siebziger Jahren wurden erstmals Möglichkeiten der Fernerkundung in den Tropen angewandt. Die erstellten Aufnahmen waren jedoch aufgrund der häufig dichten Bewölkung in den äquatornahen Gebieten nur begrenzt aussagekräftig. Die Strahlung, die vom 1991 aktivierten Radarsatellit ERS1 ausgesendet wird, ist jedoch in der Lage, die Wolkendecke zu durchdringen und dadurch auswertbare Bilder zu liefern. Auf diesen sind die Eingriffe des Menschen in das Ökosystem tropischer Regenwald deutlich erkennbar. Gerodete Flächen, Verkehrswege und Agrargebiete heben sich im Farbton von den noch bewaldeten Regionen deutlich ab.

Auf diese Art wurden im Auftrag der Universität München Waldbestände auf dem indonesischen Teil der Insel Borneo kontrolliert. Die Auswertung vor kurzer Zeit aufgenommener Bilder zeigt, dass dort die u. a. vom WWF (World Wide Fund for Nature) propagierte Strategie der "nachhaltigen Waldbewirtschaftung" unterlaufen wird, auch wenn die indonesischen Behörden von "selektiver Waldnutzung" mit Abholzung nur weniger Bäume pro Hektar Waldfläche sprechen. Diese Strategie beinhaltet als Ziele neben dem Einschlag von Nutzholz auch den Erhalt der individuellen Artenzusammensetzung oder den Schutz von Wasser und Boden. Die Münchner Projektgruppe wertet zweimal im Jahr ein aktuelles, vom Satelliten ERS1 aufgenommenes Bild aus. Die dabei gewonnenen Informationen werden regelmäßig im Gelände überprüft. Dabei wurde ermittelt, dass seit 1993 die Waldfläche im Untersuchungsgebiet um 3,4 Prozent zurückgegangen ist.

Das ökologische Gleichgewicht ist auf den entwaldeten Flächen nachhaltig geschädigt. Um den dramatischen Rückgang der von tropischem Regenwald bedeckten Fläche zu bremsen, startete der WWF in Verbindung mit der Holzindustrie eine Initiative zur Einführung eines Zertifikats für Tropenholz, das in nachhaltiger Waldbewirtschaftung gewonnen wurde. Das so genannte FSC-Label (Forest Stuartship Council) soll an Tropenwaldnutzer vergeben werden, welche die Strategie der nachhaltigen Waldbewirtschaftung berücksichtigen. Regelmäßige Kontrollen auch durch Auswertung von Satellitenbildern sollen die Einhaltung der Vorgaben gewährleisten.

Das Wissen über die Vielfalt des Regenwaldes und seiner Ökologie ist jedoch noch zu gering, um das notwendige politische und gesellschaftliche Bewusstsein zu schaffen, das notwendig ist, um die fortgesetzte Ausrottung der Arten zu verhindern. Seit den siebziger Jahren wurden eine Reihe nationaler und internationaler Organisationen gegründet, die sich mit dem Schutz der Regenwälder beschäftigen. Darüber hinaus wird intensiv nach wirtschaftlichen Alternativen gesucht, um die weitere massive Abholzung zu verhindern, zugleich aber eine nachhaltige Nutzung der Regenwälder zu ermöglichen. Von der Lösung dieser Frage wird der Erhalt der noch verbleibenden Regenwälder entscheidend abhängen.

 

 

Christoph Barth