30.01.33 Adolf Hitler wird Reichskanzler.
05.03.33 Reichstagswahl, Einzelaktionen gegen Juden.
24.03.33 Der Reichstag ermächtigt Hitler, an seiner Stelle Gesetze zu erlassen (Ermächtigungsgesetz).
01.04.33 Eintägiger Boykott jüdischer Geschäfte.
07.04.33 Nichtarische Beamte werden in den Ruhestand versetzt.
21.04.33 Das rituelle Schächten wird verboten.
25.04.33 Die Neuaufnahme von Nichtariern an Schulen und Hochschulen wird eingeschränkt.
16.06.33 Im Deutschen Reich leben rund 500.000 Juden.
14.07.33 >Unerwünschten< kann die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt werden.
02.08.33 Reichspräsident von Hindenburg stirbt. Hitler macht sich als >Führer und Reichskanzler< zum Staatsoberhaupt.
16.03.35 Wiedereinführung der Wehrpflicht.
06.09.33 Der Verkauf jüdischen Zeitungen im Straßenhandel wird verboten.
15.09.35 Nur Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes können >Reichsbürger< werden..
Juden dürfen Staatsangehörige deutschen Blutes nicht heiraten.
Juden dürfen deutsche Hausangestellte unter 45 Jahren nicht beschäftigen (Nürnberger Gesetze).
30.09.35 Alle jüdischen Beamte werden beurlaubt.
07.03.36 Juden besitzen kein Reichstagswahlrecht.
02.07.37 Juden erhalten nur noch in besonderen Fällen Auslandspässe.
26.04.38 Juden müssen ihr Vermögen abgeben.
06.07.38 Juden werden bestimmte Gewerbe untersagt (z.B. Makler, Heiratsvermittler, Fremdenführer).
27.07.38 Alle >jüdischen< Straßennamen werden entfernt.
30.09.38 Jüdische Ärzte gelten nur noch als >Krankenbehandler<.
05.10.38 Jüdische Reisepässe werden mit einem >J< versehen.
28.10.38 Rund 15.000 >staatenlose< Juden werden nach Polen abgeschoben.
07.11.38 Attentat des Juden Herschel Grynszpan auf den deutschen Gesandtschaftrat vom Rath in Paris.
08.11.38 Erste Ausschreitungen gegen Juden.
09.11.38 v. Rath stirbt. Beginn des Pogroms.
10.11.38 Pogrom (Nacht vom 9./10. Nov. >Reichskristallnacht<).
11.11.38 Juden dürfen Waffen weder besitzen noch führen.
12.11.38 Der Gesamtheit aller deutschen Juden wird eine Sühneleistung von 1 Milliarde Reichsmark auferlegt.
Die Juden müssen alle Schäden des Pogroms auf eigene Kosten sofort beseitigen.
Juden dürfen keine Geschäfte und Handwerksbetriebe mehr führen.
Juden dürfen keine Theater, Lichtspielhäuser, Konzerte und Ausstellungen mehr besuchen.
15.11.38 Alle jüdischen Kinder werden aus deutschen Schulen entfernt.
23.11.38 Alle jüdischen Betriebe werden aufgelöst.
28.11.38 Juden dürfen sich ab sofort zu nicht mehr bestimmten Zeiten und Gebieten bewegen.
03.12.38 Juden werden Führerscheine und Zulassungspapiere für Kraftfahrzeuge entzogen.
Juden müssen ihre Betriebe verkaufen, ihre Wertpapiere und Schmucksachen abliefern.
08.12.38 Juden dürfen keine Universitäten mehr besuchen.
01.01.39 Juden müssen Kennkarten bei sich führen.
Juden dürfen nur noch jüdische Vornamen haben. Wenn sie deutsche Namen führen, müssen sie zusätzlich den Namen >Israel< bzw. >Sara< annehmen.
30.04.39 Der Mieterschutz für Juden wird eingeschränkt.
17.05.39 Im Deutschen Reich leben noch rund 215.000 Juden
04.07.39 Die Juden müssen sich in einer >Reichsvereinigung der Juden< zusammenschließen.
01.09.39 Beginn des 2. Weltkrieges.
Juden dürfen im Sommer nach 21Uhr und im Winter nach 20Uhr ihre Wohnung nicht mehr verlassen.
21.09.39 Juden-Pogrome in Polen.
23.09.39 Alle Juden müssen ihre Rundfunkgeräte bei der Polizei abliefern
12.10.39 Deportation von Juden aus Österreich nach Polen.
19.10.39 Die Sühneleistung der Juden wird auf 1,25 Milliarden Reichsmark erhöht (Zahltermin: 15.11.39).
23.11.39 Einführung des Judensterns in Polen.
06.02.40 Juden erhalten keine Kleiderkarte.
12.02.40 Erste Deportation deutscher Juden.
29.07.40 Juden dürfen keinen Fernsprechanschluß mehr besitzen.
12.06.41 Juden dürfen sich nur noch als >glaubenlos< bezeichnen.
31.07.41 Beginn der >Endlösung<.
01.09.41 Juden müssen eine Judenstern tragen. Sie dürfen ohne polizeiliche Genehmigung ihren Wohnbezirk nicht mehr verlassen.
14.10.41 Beginn der allgemeinen Deportationen aus Deutschland.
26.12.41 Juden dürfen öffentliche Fernsprechstellen nicht benutzen.
01.01.42 Im Deutschen Reich leben noch rund 130.000 Juden.
10.01.42 Juden müssen alle Woll- und Pelzsachen abliefern.
17.02.42 Juden dürfen keine Zeitungen und Zeitschriften beziehen.
26.03.42 Jüdische Wohnungen müssen durch eine Judenstern neben dem Namenschild kenntlich gemacht werden.
24.04.42 Juden ist die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel untersagt.
15.05.42 Juden ist das Halten von Haustieren verboten.
29.05.42 Juden ist der Besuch von Friseurgeschäften verboten.
09.06.42 Juden müssen alle entbehrlichen Kleidungsstücke abliefern.
11.06.42 Juden erhalten keine Raucherkarten.
19.06.42 Juden müssen alle elektrischen und optischen Geräte sowie Schreibmaschinen und Fahrräder abliefern.
20.06.42 Alle jüdischen Schulen werden geschlossen.
17.07.42 Blinde und schwerhörige Juden dürfen keine Armbindung zur Kennzeichnung im Verkehr mehr tragen.
18.09.42 Juden erhalten kein Fleisch, keine Eier und keine Milch mehr.
04.10.42 Alle Juden aus deutschen KZ´s werden nach Auschwitz verlegt.
21.04.43 Straffällige Juden sind nach Verbüßung einer Strafe dem Konzentrationslager Auschwitz oder Lublin zuzuführen.
01.09.44 Im Deutschen Reich leben noch rund 15.000 Juden.
13.11.44 Juden ist die Benutzung von Wärmeräumen verboten.
08.05.45 Ende des 2.Weltkrieges. Zusammenbruch des Deutschen Reiches.
Boykott [englisch], planmäßiges Fernhalten eines Gegners von geschäftlichen oder sozialen Beziehungen ohne Einsatz rechtlicher Mittel mit dem Ziel, ein bestimmtes Verhalten zu erzwingen. Der Boykott ist gesetzlich nicht geregelt. Die Bezeichnung žBoykottœ rührt wohl von dem engliche Gutsverwalter C. C. Boycott (* 1832,1897) her, den die iischen Landliga wegen seiner Rücksichtslosigkeit 1880 zum Verlassen Irlands zwang. - Im wirtschaftlichen Wettbewerb ist der Boykott selten geworden, da er den Vorschriften des Wettbewerbsrechts zuwiderläuft.
Deportation [von lateinisch deportare »wegbringen«] : Strafweise Verbannung von politischen Gegnern oder von Verbrechern durch ihren eigenen Staat oder eine Besatzungsmacht in entfernt gelegene Gebiete im Machtbereich des deportierenden Staates. Als ordnungsmäßige Kriminalstrafe ist die Deportation völkerrechtlich zulässig. Willkürliche Deportationen sind durch die Menschenrechtskonvention der UN verboten.
Endlösung der Judenfrage, Bezeichnung für den Plan der Nationalsozialisten, die europäischen Juden zwangsweise in bestimmten Territorien zu konzentrieren (Madagaskar, Polen, Sibirien) bzw. (ab Frühjahr 1942) vollständig zu vernichten.
Pogrom : Judenverfolgung (benannt nach der von Plünderungen und Gewalttaten begleiteten Hetze gegen Juden im zaristischen Rußland) ; allgemein Bezeichnung für Ausschreitungen gegen Mitglieder von Minderheiten.
Schächten [hebr.], Bezeichnung für die den Vorschriften des jüdischen Religionsgesetzes gemäße Schlachtung rituell reiner, zum Genuß erlaubter Tiere; sie erfolgt durch einen Schnitt durch Speise- und Luftröhre sowie Halsschlagader, was ein völliges Ausbluten bewirkt.
Chiliasmus [ci...; zu griech. chílioi žtausendœ], die Lehre von einer tausendjährigen Herrschaft Christi auf Erden am Ende der geschichtl. Zeit; beruht auf Apk. 20, 1-10. Sie wurde im MA am deutlichsten von dem italienischen Theologen Joachim von Fiore (* um 1130, 1202) formuliert: Auf das Zeitalter des Vaters folgt die Zeit des Sohnes. Danach sollte das tausendjährige Zeitalter des Geistes anbrechen. - Religiöse Bewegungen, v. a. in der Dritten Welt, die den Anbruch eines Friedensreiches auf Erden erwarten, werden häufig chiliastisch genannt.
Drittes Reich, Begriff aus der religiösen Ideenwelt des Chiliasmus. Die Vorstellung der Abfolge dreier Reiche wurde danach auch fester Bestand europ. Geschichtsphilosophie. Von A. Moeller van den Bruck zum polit. Schlagwort gemacht (žDas dritte Reichœ, 1923): Er prophezeite nach dem Hl. Röm. Reich und dem Bismarck-Reich ein D. R. aus dem žGeist der Rassenseeleœ. Hitler übernahm den Begriff nur zeitweilig; wurde dennoch allg. Bez. für die Jahre der nat.-soz. Herrschaft in Deutschland.
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Reichspogromnacht (Kristallnacht, Reichskristallnacht), auf Initiative von J. Goebbels zurückgehender und von Angehörigen der NSDAP und der SA veranstalteter Pogrom in der Nacht vom 9. zum 10. 11. 1938, in dessen Verlauf 91 Juden ermordet und fast alle Synagogen sowie mehr als 7000 in jüd. Besitz befindl. Geschäfte im Gebiet des Dt. Reichs zerstört oder schwer beschädigt wurden. Anlaß war das Attentat auf den Sekretär der dt. Botschaft in Paris, Ernst Eduard vom Rath, durch Herschel Grynszpan am 7. 11. 1938. Die nat.-soz. Führung nahm dies zum Anlaß, mit massiver Gewalt, zeitweiliger Einweisung von rd. 30000 Juden in Konzentrationslager und Auferlegung einer Sondersteuer in Höhe von 1 Mrd. Reichsmark, ihre jüd. Mitbürger zur Emigration zu zwingen.
Judenverfolgung : Seit der Zeit der jüdischen Diaspora (= die Zerstreuung des jüdischen Volkes in alle Welt im 5. Jahrhundert vor Christus und ihr Leben als Minderheit unter anderen Völkern) bis in die Gegenwart wurden die Juden aus religiösen, sozialen und wirtschaftlichen Motiven verfolgt (auch Antisemitismus, Pogrom). Nach punktuellen, jedoch heftigen Judenverfolgungen im Mittelalter erreichte die J. im europäischen Bereich zur Zeit des Nationalsozialismus ihren Höhepunkt. Die J. ergab sich aus der nationalsozialistischen Rassenideologie und verlief in verschiedenen Phasen, wobei sich die Maßnahmen von Mal zu Mal verschärften, bis zur physischen Vernichtung der Juden. Bereits im April 1933 kam es zu Ausschreitungen und zum Boykott jüdischer Geschäfte und zu Berufsbeschränkungen für jüdische Ärzte, Anwälte und Künstler. Damit sollte die jüdische Intelligenz aus dem Berufsleben verdrängt werden. Dieses Ausschlußverfahren wurde bis 1937 auf fast alle Berufsgruppen ausgedehnt (verschont wurde vorerst noch der Bereich der Wirtschaft). Eine wesentliche Verschärfung brachten, begleitet von heftigen antijüdischen Kampagnen in Presse und Rundfunk, die sog. Nürnberger Gesetze (1935), die der J. seit 1933 eine rechtliche Absicherung geben sollten. Sie griffen stark in die persönliche Sphäre der Juden ein und sollten diese aus dem öffentlichen Leben ausschalten. Das »Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre« verbot die Ehe zwischen Ariern und Juden, das Reichsbürgergesetz beendete die in der Emanzipation der Juden erreichte Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung. Von nun an standen sich »arische Reichsbürger« und »jüdische Staatsangehörige« gegenüber. In der sog. Reichskristallnacht am 9. November 1938 erreichte die J. im Nationalsozialismus einen ersten Höhepunkt : Mehr als 30000 Juden wurden vorübergehend verhaftet, Synagogen angezündet, Geschäfte geplündert und Friedhöfe zerstört. Den entstandenen Schaden hatten die Juden selbst zu bezahlen. Daran schloß sich die völlige Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben an. Mit dem Beginn des 2. Weltkriegs verschärfte sich die J. erneut und wurde nun auch auf die von Deutschland besetzten Gebiete ausgedehnt. Während bis 1941 die Juden zur Auswanderung gedrängt worden waren, kam es nun zum Verbot der Auswanderung. Geringere Lebensmittelrationen, Judenstern und Ausgehverbote erschwerten das Leben der noch nicht inhaftierten Juden zusätzlich. Auf der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 wurden erstmals Einzelheiten der seit 1941 geplanten Vernichtung des europäischen Judentums besprochen (Endlösung = die nationalsozialistische Bezeichnung für den Plan, die europäischen Juden zwangsweise in bestimmten Territorien zu konzentrieren bzw. in Vernichtungslagern auszurotten). Durch »natürliche Verminderung« in sog. Arbeitslagern, aber auch durch Massentötungen in Konzentrationslagern sollten die Juden physisch vernichtet werden. Aus staatlicher Unterdrückung wurde geplanter Massenmord. Die Gesamtzahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus läßt sich nur schätzen und liegt zwischen fünf und sieben Millionen.