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Das Leben der Juden im 16.-18.Jh.
Martin Mutschke11/1
Gliederung:
1. Allgemein
2. Die Folgen von Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung
3. Grundprobleme des jüdischen Lebens
4. Entwicklung des inneren jüdischen Lebens
5. Sabbatai Zwi
6. Das moderne Judentum
7. Die fünfzig reichen Familien
1. Allgemein
Nach den enttäuschten Erwartungen an die Revolution, kam es zu einer immer
stärker werdenden Selbstabgrenzung der Juden. Das Ziel dieser Selbstabgrenzung
war eine offensive Rückbesinnung auf jüdische Werte und religiöse
Traditionen. In diesem Zusammenhang sind die ersten Ansätze zur Entwicklung
jüdischer Landesorganisationen ebenso zu sehen wie die Durchführung
größerer Rabbiner-Konferenzen.Jedoch schaffte es die jüdische
Gemeinschaft nicht, eine einheitliche Vertretung ihrer Interessen gegenüber
Kaiser und Landesherren zu organisieren. Die gegebenen Voraussetzungen in den
einzelnen Länder waren zu unterschiedlich. Außerdem war die materielle
Not zu schwerwiegend und so auch die rechtliche Ausgrenzung. Einzig dem Elsäßer
Josel von Rosheim (1478-1554) gelang es für einige Zeit als Befehlshaber
der Judenschaft“ von den jüdischen Gemeinden wie von Kaiser,
Fürsten und Bischöfen anerkannt zu werden. Er war auch in der Lage
ein Privileg für alle Juden durchzusetzen. Durch ihn bekamen sie einen
höheren Zinssatz als die Christen.Vom 16.-18.Jh. war das Leben der europäischen
Juden durch den täglichen Kampf ums materielle Überleben bestimmt.
Dies kam durch soziale Entwurzelung und Rechtlosigkeit zu stande. Folgen dieser
Lebensweise waren zum Beispiel die verzweifelte Hoffnung auf die baldige Ankunft
des Messias, die sich kurze Zeit auf den selbsternannten Messias Sabbatei Zwi
richteten. Ebenfalls mussten sich viele Juden eine neue Heimat suchen. Nach
den Judenprogromen der Kosaken unter Bogdan Chielnickij in den Jahren 1648-1654
konnte Polen zunächst nicht mehr als Einwanderungsland fungieren. Damit
wurden Deutschland und Österreich zum Ziel jüdischer Einwanderer.
Als 1671 die Juden auch aus Wien ausgewiesen wurden, gelang es 20 wohlhabenden
Familien, eine Zuzugsgenehmigung für Brandenburg-Preußen zu bekommen,
da man sich von ihnen eine Belebung der Wirtschaft erhoffte.Von besonderer wirtschaftlicher
und kultureller Bedeutung war die Ansiedlung von Juden aus Portugal und Spanien
im Norden Mitteleuropas. Dabei handelte es sich um meist wohlhabende, gebildete
Kaufleute, die sich schnell im Wirtschaftsleben ihrer neuen Heimatstädte
zurechtfanden. Dies Kaufleute hatten auch einen spürbaren Einfluß
auf die Entwicklung der jüdischen Gemeinden, so zum Beispiel in Hamburg.
2. Die Folgen von Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung
Die Juden reagierten auf die Verfolgung in verschiedener Weise. So passten sich
einige an die Derbheit ihrer Umgebung an und wurden Landsknechtsnaturen oder
gingen in eine Armee. Häufig kamen sie auch in Banditengruppen unter. Die
Mehrzahl der Juden fügte sich den harten Bedingungen des Lebens. Natürlich
suchten die Juden auch Auswege aus dieser Situation, denn zum Leben brauchten
sie Geld, jedoch wurde jeder Schritt den sie auf eine Landstraße taten
besteuert. Ebenso mussten die Juden für die Luft, die sie in den Städten
atmeten Abgaben leisten. Die Umwelt der Juden sah es aber nicht ein, dass diese
Geld zum Überleben bräuchten. Die Bevölkerung erkannte den Juden
nur als Charaktereigenschaft Geldgier an und verurteilte sie zum Bösewicht,
wenn nicht sogar zum Teufel. So wurden die Juden auf Flugblättern und in
Märchen erwähnt, als gebeugte und schäbige Gestalt, die aber
über geheim erworbene Schätze verfügt.All dies verband sich mit
verzerrten christlichen Vorstellungen. Ein ähnliches Bild wurde auch von
den geistlichen gepriesen. Das alles trug dazu bei, ein schablonenhaftes Bild,
vom finsteren, unheimlichen Juden ins Volksbewusstsein einzugraben, das bis
zum heutigen tage nicht verschwunden ist. Es war aber auch die Zeit, in der
sie begannen, gebeugt einherzugehen. Nur für ihre bloße Lebenserhaltung
mussten die damit leben, sich zu beschimpfen oder gar mit Steinen bewerfen zu
lassen. Es schand aber auch auf ihrer Tagesordnung sich verprügeln zu lassen.
Bei aller Unterdrückung und allem Leid, das sie ertragen mussten, waren
sie sich aber immer sicher in ihrem Glauben und bejahten das Leben. Der Jude
entfaltete trotz aller Demütigung ein reiches inneres Leben im Kreise der
Familie, wo alle Weichheit und Zärtlichkeit seines Herzens zum Ausdruck
kam. Dies kristallisierte sich besonders am geheiligten Sabbat heraus, an dem
alle Juden zu Hause den Frieden der Familie genießen konnten und bei einem
Gottesdienst aus heiligen Büchern lasen. An diesem Tag gehörten die
Juden nicht der Welt draußen an, sondern sie gehörten zu ihren Gemeinden.
Bei diesem Rückzug in die Gemeinden verengten und verzerrten sich auch
seine eigenen Lebensperspektiven. Die damaligen Gemeinden waren sehr klein und
von der Außenwelt isoliert. Außerdem wurden sie von den großen
Strömungen der Zeit nur selten berührt.
3. Grundprobleme des jüdischen Lebens
Der Jude wurde nach wie vor als Gottesmörder, als religiöser Verführer
und als dämonischer Verbündeter des Antichristen dargestellt. Andererseits
benötigte man den Juden für gewisse finanzielle Transaktionen, die
für Christen jedoch offiziell verboten waren. Diese Einschätzung wurde
aus dem Mittelalter übernommen und sie war bereits Tradition. Alle Anschuldigungen
gegen sie, die Anschauung über sie, die Angst vor ihnen sind längst
Anxiome geworden. Dieses Gedankengut gehört zum allgemeinen Weltbild der
Zeit.Wie alles andere auch wurden die Juden unter die Christen, dem regelnden
Ordnungsprinzip der Rationalisierung und Bürokratisierung unterworfen.
Das Ziel der Christen war dabei durch eine möglichst genaue Bestimmung
die Gefahr der Schädlinge zu vermindern und schließlich den Nutzwert
zu erhöhen. Ein Folge davon war, dass zum Beispiel durch die Vorschriften
in der Kleiderordnung (besondere Kleidungsstücke oder Abzeichen kennzeichneten
die Juden) der Juden, Regelung für ihr Leben im Ghetto beschäftigten
die lokale Bürokratie immer eingehender. Jede Einzelheit wurde bis ins
letzte geplant, verändert und wieder neu geplant. Außerdem plante
man auch die Ansiedlung der Juden immer strikter. So wurden bestimmte Zahlen
festgelegt wieviel Juden sich ansiedeln durften. Der natürliche Zuwachs
konnte dann nur Beschränkung der Eheschließungen eingedämmt
werden.Noch weniger als im Mittelalter wurde der Jude als Mensch angesehen beziehungsweise
gewertet. Die Regelungen der Christen verstärkten diesen Prozess der Degradierung
sehr stark. Die Juden waren Objekte, die man ein-oder ausführte, die man
verzollte, deren Aufenthaltsberechtigung einzig und allein davon abhängig
war, ob in der Meinung der entscheidenen Mächte ihr Nutzen den Schaden
überwog oder umgekehrt. Auch gelegentliche Ausnahmen, die gemacht wurden
dürfen über die eigentlich Behandlung der Juden nicht hinwegtrügen.
4. Entwicklung des inneren jüdischen Lebens
Mit der Hessisch-Darmstädtischen Judenordnung vom 1.Januar 1585 wurden
Regeln in Bezug auf die Juden festgelegt. So wird zum Beispiel erwähnt,
dass alle Juden mit ihrem jüdischen Eid versprechen nicht über den
Erlöser und Seligmacher Jesus Christus zu lästern. Ebenfalls wurde
es den Juden strickt verboten neue Synagogen zu erbauen und sie durften damit
nur die bereits stehenden in aller stille gebrauchen. In einem weiteren Punkt
wurde erwähnt, dass die Juden während den Predigten an Werk-und Feiertagen
sich zu Hause aufhalten müssten und auf keinen Fall während dieser
Zeit in den Gassen ihrer Hantierung nachgehen oder jemanden an der Predigt hindern
wenn nicht sogar von seinem Glauben abbringen. Es war den Juden ebenfalls untersagt
Beamten oder Dienern Geschenke zu machen, beziehungsweise sie zu bestechen.
Wenn solches trotzdem geschieht so sollte es zu ernsthaften Strafen führen.
5. Sabbatai Zwi
Sabbatai Zwi wurde 1626 in Smyrna/Kleinasien geboren. Die weitaus größte
Zahl von Juden war freilich von messianischen Hoffnungen erfüllt und bereit,
an das von Sabbatai Zwi behauptete messianische Berufungserlebnis im Jahre 1648
zu glauben. Schon früher von der Kabbala geprägt, beschäftigte
er sich nun auch mit dem lurianischem Gedankengut. So fand sogar der Übertritt
(1666) des Sabbatai zum Islam, um sein Leben zu retten, die Rechtfertigung seiner
begeisterten Anhänger als einer sozusagen freiwilligen Kreuzigung zum Heil
der Juden.Er starb 1676 in Berat/Albanien. Offene und heimliche Anhänger
seiner Person gab es bis ins 18 Jahrhundert.
6. Das moderne Judentum
Trotz der Fragwürdigkeit jeder Abgrenzung historischer Epochen durch konkrete
Ereignisse muss das Wirken des BaruchÞSpinoza(1632-1677), der sich mit
seiner philosophischen Reflexion vom Judentum gelöst hat und doch Jude
blieb und bleiben wollte, als der Beginn der Moderne für das Judentum angesehen
werden. Als die Marranen aus Spanien und Amsterdam kamen und sich dort, frei
von äußerem Zwang als Juden erklären konnten, war das eine prinzipiell
neue Situation für das Judentum. Ein anderer vertretbarer Ansatz für
den Beginn der Neuzeit in der jüdischen Geschichte ist das 18.Jh., das
im Gefolge der Gründung der Vereinigten Staaten und der Französischen
Revolution auch die gesellschaftliche Emanzipation der Juden brachte. Seit damals
erschien die gesellschaftliche Diskriminierung der Juden rational ebenso unhaltbar
wie die anderen Minderheiten. Sieht man das 18Jh. als Beginn der jüdischen
Neuzeit an, so ist es vor allem mit der Haskala genannten jüdischen Aufklärung
als geistige Bewegung des aschkenasischen Judentums in Mitteleuropa verbunden.
Politisch und geistesgeschichtlich gesehen hat dieser Prozess aber schon im
17Jh. begonnen. Das aschkenasische Europa war dafür aber erst im 18Jh.
reif, als eine neue ökonomische Entwicklung auch neue gesellschaftlich
Möglichkeiten eröffneten.
7. Die fünfzig reichen Familien
Durch Krieg, durch Heirat, durch Kauf, durch Erbschaft, durch Betrug, durch
einfache Annexion haben sich Markgrafen von Brandenburg, ab1356 die Kurfürsten
von Brandenburg und ab 1701 die Könige in und später von Preußen,
einen bunt zusammengewürfelten, löchrigen Flickenteppich angeeignet.An
vielen Orten wohnten Juden, im Westen mit liberalen Auffassungen über ihre
schwierigen Religionsgesetze, in den polnischen und schlesischen Gebieten streng
orthodoxe jüdische Menschen, die untereinander meist jiddisch sprachen.
Das Stammland aber, die Mark Brandenburg warjudenfrei“.Im
Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) kam es zu großen Verwüstungen,
so auch in Brandenburg. Der damalige Kurfürst Friedrich Wilhelm I versuchte
nun durch neue Einnahmequellen das Land wieder aufzubauen. Die Fabriken waren
zerstört und die Steuereinnahmen sehr gering. Früher, als in dieser
Region noch Juden lebten, waren diese eine wichtige Einnahmequelle gewesen.Friedrich
Wilhelm I machte sich allmählich unabhängig und versuchte einen zentralisierten
Staat zu organisieren. Er hatte schon früher bei seinem Studium in den
Niederlanden gesehen, wie gerade jüdische Kaufleute und Bankiers dort ohne
Diskriminierung am Wohlstand teilhatten. Kurfürst Friedrich Wilhelm I ist
sicher kein Judenfreund gewesen, doch er betrachtete die Juden als Kaufleute,
als Unternehmer, als Finanzleute fürnützlich“.
So wurde es 10 jüdischen Familien erlaubt, sich in Halberstadt niederzulassen
und dort Handel zu treiben. Jedoch kam es gegenüber den Juden zu gewalttätigen
Akten. Soldaten bekamen dann den Auftrag die jüdischen Häuser Tag
und Nacht zu bewachen. Friedrich Wilhelm I erlaubte es den Juden aber nicht
Synagogen zu errichten. Dies gestattete erst sein Nachfolger.Der Kurfürst
ermächtigte nun einen jüdischen Bürger, Bernd Levi, der sich
oft auch Bär Warendorf nannte, über die Verwaltung der Juden. Am 7
Februar bekam er das kurfürstliche Patent ausgehändigt, dass ihn zum
Befehlshaber der Juden von Halberstadt, Minden, Ravensburg, Kleve und Mark machte.Der
neue Kaiser Leopold I., war eine sehr frommer Mann, von den Jesuiten erzogen.
Somit begünstigte dieser den Aufenthalt der Juden. Nachdem er dann von
einigen Wiener Zunftbrüdern Geld bekam, um die Juden aus Wien auszuweisen,
tat er dies auch.Der brandenburgische Kurfürst sah seine Chance, sein rückständiges
Land und teilte mit, dass er in der Lage wäre 40-50 Familien, die natürlich
wohlhabend sein mussten, aufzunehmen. Am 19 Mai 1671 kam es schließlich
zur Verhandlung und es wurde vom Kurfürst ein Edikt erlassen. In diesem
war der Aufenthalt für 50 Familien für 20 Jahre gesichert. Nach der
Ansiedlung entstanden die ersten Konfektionshäuser. Sie sollten die Berliner
Konfektion bis zu Jahre 1933 berühmt machen.Friedrich Wilhelm I war vom
Aufschwung durch die Juden überzeugt, den er auch schon in vielen anderen
Städten beobachtet hatte. Aus der Bevölkerung kam es jedoch zu starken
Beschwerden. Der Kurfürst versuchte den Nutzen der Juden für die Wirtschaft
nahezubringen.Es kam dann die Zeit, in der sich zum Beispiel Christian Thomasius
für die Juden einsetzte. Doch die Erkenntnisse drangen nur sehr langsam
durch. Viele der Leute waren immer noch überzeugt, dass Juden Brunnen vergiften
oder Kinder schlachten. Es wurde schließlich noch ein Leibzoll eingeführt,
den alle zahlen mussten die keinen Paß und einSchutzpatent vorzeigen konnten.
So waren Zollbeamte durchaus berechtigt, den Juden, der ihm nicht gefiel, abzuweisen.
Dieses Bild zeigt die spätere Vertreibung der Juden aus Wien.
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