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Die Geschichte der DDR-Rockmusik
Das die Rockmusik der DDR nicht viel weiter als bis über die Grenzen der
DDR hinaus kam, bzw. keine internationale Bedeutung erlang, lag bestimmt nicht
an der Qualität der Musik, sonder viel mehr an den Einschränkungen
(viele Texte wurden zensiert und Verboten; die Musik wurde im Land gehalten)
durch das Regime und der im Westen nicht sehr beliebten Heimat der Bands. Genau
wie im Westen fanden die Jugendlichen der DDR Mitte der 50er Jahre ihre eigene
Musik im Rock'n'Roll. Da es zu der Zeit noch möglich war westlichen Rundfunk
zu hören und auch die Grenzen zu West-Berlin und dem Rest der Bundesrepublik
noch offen waren, konnte die Musik von Elvis Presley und seines gleichen in
der gesamten Ost Zone gehört werden. Viele fuhren nur über die Grenze
um sich eine Platte zu kaufen. Doch den meisten reichte es nicht die Musik nur
zu hören sie spielten sie auch nach, womit der Grundstein für die
DDR-Rockmusik gelegt wurde. Von der Staatsführung, welche aus ideologischen
gründen auf eine eigene Tanzmusikentwiklung Wert legte, als subversiv verrufen
gehörten die Hörer und Macher des Rock'n'Roll der kulturellen Opposition
an. Der Rock'n'Roll wurde von der SED (hauptsächlich der Propaganda Abteilung),
noch stärker als Anfang der 50er der schon sehr kritisch und bissig behandelte
Jazz, verrufen und verachtet. Doch konnte angesichts der offenen Grenzen die
SED nichts gegen die Unkultur des Klassenfeindes machen. Zwar wurde die eigene
Tanzmusik sehr stark unterstützt doch auch damit konnte der Unterhaltungs
Industrie des Westens nicht Einhalt geboten werden. Bittere Auseinandersetzungen
mit eben dieser zeigten wie wenig Vertrauen die DDR-Führung in die kulturelle
und ideologische Reife ihrer Bevölkerung hatte. Doch unbeeindruckt davon
wurde weiter in Clubs oder zu hause die westlich revolutionäre Musik gehört.
Auch Versuche der FDJ (freie deutsche Jugend), das "westlich dekadente
Auseinandertanzen" zu unterbinden, schlugen fehl.Die DDR Führung wollte
die westlichen Unterhaltungsmusik verbannen. Deshalb haben sie verschiedene
Anordnungen geschaffen, welche Repertoire- und Interpretenregelmentierungen
beinhalteten. Die Tatsache das bis 1958 im DDR-Rundfunk noch ein Großteil
(doppelt so häufig) der Musik aus dem kapitalistischen Westen war, und
nicht wie die Führung wollte eigene Produkte oder welche aus dem sozialistischen
Ausland, und die Westtietel Devisen kosteten, führte dazu das am 02.01.1958
die "Anordnung über die Programmgestaltung bei Tanz- und Unterhaltungsmusik"
(Repertoirequotenregelung) erlassen wurde, nach dieser Anordnung musste mindestens
60 Prozent der im Rundfunk gespielten Musik von Bands aus den Ostblock Staaten
kommen (nur eigene Stücke; nichts gecovertes). Doch obwohl dies ein sehr
starker Einschnitt in die Künstlerische Freiheit war, wurde damit doch
der Eigenständigen DDR-Musik das leben ein geblasen. Die Entdeckung und
Förderung der Landes eigenen Talente wurden von der Unterhaltungsschallplattenlabel
Amiga betrieben. Unter Leitung des jungen Musikers und Komponisten Walter Kubiczeck
betrieb Amiga von 1954 bis 1957 ein Nachwuchsstudio. 1957 wurde diese Einrichtung
zum Rundfunk verlegt. Die Aufgabe des Nachwuchsstudios war im ganzen Land medientaugliche
Schlagerinterpreten zu entdecken und zu fördern. In der von Kurt Peukert
(Musikpädagoge) 1959 ins Leben gerufenen Tanzmusikklasse, an der Musikschule
Berlin Friedrichshain, lernten viele der ersten DDR-Rocker ihr Handwerk. Nachdem
im Westen um 1960 der Rock'n'Roll durch den Twist abgelöst wurde, gründeten
sich in der DDR einige neue Bands, deren Haupt Problem nicht war Stücke
zu bekommen (das hören von westlichen Rundfunksendern war immer noch möglich)
sonder vielmehr die Beschaffung von technischer Ausstattung, wie z.B. Verstärker,
Instrumente oder Mischpulte. In den Bands die sich Anfang der 60er Jahre gründeten
(z.B.: das Franke-Echo-Quintett, das Diana-Show-Quintett/-Quartett oder die
Sputniks) spielten viele von den später führenden Musikern der DDR
[z.B.: M. Fritzen (Fritzens Dampferband), W. Ziegler (Wir) oder Achim Menzel].
Die meisten dieser Bands, die sich bis Mitte der 60er gut entwickeln konnten,
spielten hauptsächlich Rock'n'Roll, Twist oder Gitarren Stücke aus
dem Westen nach, und brachten so auch die Musik und den Beliebtheitsgrad von
Elvis Presley, Chubby Checker u.s.w. in die DDR.Mitte der 60er Jahre kamen zusammen
mit den Beatles viele neue Bands in der DDR groß raus. Weil durch den
Bau der Mauer und des Zaunes keine LP's aus dem Westen mehr erhältlich
waren, eroberten die "Provinzmusiker" mit vielen Live-Auftritte die
Gunst ihrer Fans. Die Ost-Bands, die durch die Musik der Liverpooler inspiriert
wurden, gehörten zu einer neuen musikalischen Revolutionswelle. Es war
der Anfang der DDR-Beat-/ -Rockmusik. Die Bands wurden immer mehr zu Publikumsmagneten,
was auch die Medien wie Rundfunk und Fernsehen bald feststellten. Nachdem sich
die FDJ beim Deutschlandtreffen (siehe Anhang) dazu entschieden hatte die jungen
Bands zu unterstützen, richtete der Berliner Rundfunk das Jugendstudio
DT 64 ein. Am 29.06.1964 wurde es fest installiert und blieb bis zum Zusammenbruch
der DDR 1990 bestehen. Die DDR-Führung erkannte das man mit Verboten die
Jugend nicht halten könne, was dazu führte das Amiga im Februar und
im August 1965 die ersten Beat-LP's (Slamper Big Beat 1 und 2) veröffentlichte,
und außerdem erschien im April 1965 eine Beatles-Lizenzschallplatte.Vielen
Konservativ eingestellten Bürgern der DDR gefiel die neue Musik überhaupt
nicht (übrigens genau wie in der Bundesrepublik und den anderen westlichen
Ländern). Auch viele Von den Musikern der DDR, welche mehr traditionelle
Musik spielten, beschwerten sich über die "Jungen Wilden", die
nicht nur selbst auf der Bühne ein Spektakel errichteten indem sie mit
ihren exzessiven Bühnenshows das Publikum in Ekstase versetzten (Vorreiter
hierfür war Achim Menzel mit seinem Diana-Show-Quintett/Quartett) sondern
sich auch im normalen Leben so verhielten und damit über alle Stränge
schlugen. Um dem Einhalt zu gebieten wurden die Bands und deren Mitglieder häufig
wegen kleinen Vergehen, wie z.B.: überhöhte Gagenforderungen sowie
die Nichteinhaltung der Repertoirequotenregelung sowie Steuerhinterziehung,
angeklagt und häufig auch verurteilt. Das klingt natürlich nach berechtigten
Anschuldigungen, doch muss man bedenken das die Ausrüstungen der Bands
sehr teuer waren und von den staatlich festgelegten Gagen nicht zu bezahlen
war. Außerdem waren die Veranstalter gern bereit höhere Gagen zu
zahlen, weil die Bands einen guten Umsatz machten. Und wurde eine Band wegen
irgendeines Deliktes beschuldigt, war sie schon so gut wie Verboten. Ein anderes
beliebtes Mittel Musiker "wegzubekommen" war sie zum Militärdienst
einzuberufen, was den Musiker mindestens für anderthalb Jahre von der Bühne
verschwinden ließ.Dann suchte die DDR-Führung nach einem Anlass um
gegen die "Gammler" vorgehen zu können. Dieser Anlass wurde ihnen
am 15.Sept.1965 gegeben. Bei einem Konzert der Rolling Stones auf der Ostberliner
Waldbühne kam es zur Katastrophe. Die Polizei wurde in Prügeleien
verwickelt, es gab Verletzte und die Waldbühne war völlig zerstört.
Darauf hin wurde von der DDR-Propaganda wieder scharf auf die Beat-Bands und
–Fans geschossen. Die Langhaarigen "Gammler" wurden in Massen
zur Polizei gebracht, wo sie entscheiden konnten ob sie kurze Haare haben wollten
oder einen neuen Personalausweis (50 M). Auch andere sozialistische Gruppen
(hauptsächlich die FDJ) gingen in Betrieben und Schulen gegen lange Haare
vor. Ein Teil der Propaganda war es solche Vorkommnisse in den Medien breitzutreten.
Es wurden fast alle Beat-Bands verboten, in Leipzig, der Hochburg des Beats,
war am 30.Okt.1965 so gut wie keine Beat-Band mehr anwesend. Selbst so alte
bekannte Bands wie die Butlers (Leipzig), welche noch ein Jahr zuvor von der
FDJ hoch gelobt wurde und auch schon im Rundfunk Kariere gemacht hatten, wurden
verboten (Steuerhinterziehung). Darauf hin wurde mit Flugblättern und Losungen
eine Pro-Beat-Demonstration organisiert. Am 31.Okt.1965 trafen sich auf dem
Leipziger Leuschnerplatz 2500 Jugendliche um friedlich zu protestieren. Doch
ähnlich wie im Westen wurde so eine Demo von Polizei und Staatssicherheit
zerschlagen (mit Gummiknüppel und ähnlichen Schlagwerkzeugen), es
gab Verletzte, viele wurden Verhaftet.Das war natürlich ein Rückschlag
für die Rockmusik, den Mitte der 60er waren in der DDR fast nur noch Musikgruppen
vorhanden die Volksmusik oder klassische Musik spielten.Das auch eine hohe Mauer
nichts bringt, sieht man daran, dass 1968 mit Beginn der Flower-Power-Bewegung
im Westen auch im Osten eine neue Generation entstand, eine Generation der Rebellen,
deren Musik schnell, laut und "voll" anders war, aus den Beat Anhängern
wurden Rocker, ihre Musik war die Rockmusik. Viele der großen Rockbands
der DDR gründeten sich Ende der 60er Jahre, z.B. in den Musikhochburgen
Berlin die Puhdys oder die Modern Soul Band, in Sachsen das Dresden-Sextett,
die Electra-Combo u.s.w.. 1969 gab es eine ganze Bandschwemme. Diese Bands spielten
zum Anfang fast Ausschließlich die Musik ihrer westlichen Vorbilder nach
(wobei jede Band eine westliche Vorbild Band hatte: die Puhdys spielten Deep
Purpel nach, Electra coverte Ian Andersons Jethro Tull, u.s.w.), denn so konnten
die Fans ihre Idole (jedenfals die selbe Musik) aus dem Westen live auf der
Bühne sehen. Doch der Wunsch der Bands nach eigenen Liedern war groß.
Auch weil aus dem sozialistischen Ausland [Polen (Skaldowie (Skalden), spielten
eine lyrische Bläser- und Streicheruntersetzte Rockmusik; die Roten Gitarren
(Cerwone Gitary), Ungarn (Omega, über Jahre hinweg die "schärfste
Band des Ostblocks", die schon 1971 eine Faszinierende Bühnenshow
hatten und trotz musikalischer Metarmophosen bis in die 80er Jahre stilprägend
waren), CSSR, Rumänien u.s.w.) viele Bands ihre eigene Musik in die DDR
brachten, was die deutschen Bands neidisch werden ließ, und sie ermutigte
selbst Lieder zuschreiben, bzw. schreiben zu lassen. Ein Nachteil hatten die
DDR-Bands aber, denn die Regierungen der anderen Länder waren nicht so
konservativ eingestellt und ließen ihren Musikern mehr Freiräume.
Wieder einmal hatte die Staatsführung etwas gegen die Bands, deren Aussehen,
Gebärden und deren Musik, doch im Gegensatz zu den Beat-Bands, setzten
sich die Musiker diesmal durch. Wegen ihre großen Live-Erfolge mussten
Rundfunk, Fernsehen und Amiga aus sie Aufmerksam werden. Sie wurden auf die
neue Musik Aufmerksam. Als erstes fing der DDR-Rundfunk 1969 an Talente zu entdecken
und fördern, vor allem wird damit der Name der Rundfunk-Produzentin Luise
Mirsch in Verbindung gebracht. Der Rundfunk führte Tage der offenen Tür
durch bei denen neue Bands und begabte Musiker entdeckt werden sollten. In der
gesamten SBZ (sowjetische Besatzungs Zone) liefen Redakteure und Produzenten
umher und suchten nach "Neuen" alten Provinzmusikern. Die Stern Combo
Meißen, Jürgen Kerth oder Heinz-Jürgen Gottschalk (nur einige
Beispiele) wurden bei dieser Aktion entdeckt. 1971 akzeptierte dann auch endlich
das DDR-Fernsehen die Rockmusik, aber auch nur weil einige Puhdys-Fans einen
Auftritt ihrer Lieblingsband wünschten. Auch 1971 entschied sich Amiga
Rock-Slamper-Reihen auf den Markt zu bringen. 1971-1979 wurde Rhythmus und 1972-1976
Hallo veröffentlicht. 1972 und 1973 brachten einzelnen Bands eigene LP's
raus (die Uve Schikora Combo, die Klaus Renft-Combo und Panta Rhei). Die Puhdys
und Electra folgten ein Jahr später.Als 1971 Walter Ulbricht als 1. Sekretär
des Zentralkomitees der SED zurücktritt und Erich Honecker seine Nachfolge
antritt, erhoffen sich die Rockbands und –liebhaber Aufschwung und
Liberalisierung. Durch das stattfinden der Weltfestspiele (siehe Anhang) 1973
in Ostberlin, setzt ein neuer "Rockboom" ein, es wurden wieder neue
Bands gegründet. 1973 nachdem viele Verhaltensstudien (auch "Pilzkopfstudien"
genannt) über die Beat- und Rockmusik Hörer gemacht wurden waren,
war man sich sicher das die Menschen die diese Musik hören nicht auch gleich
Staatsfeinde seien, wovon man in den 60er noch ausging.Das Komitee für
Unterhaltungskunst (siehe Anhang), das 1973 als Nachfolger vom zentralen Studio
für Unterhaltungskunst gegründet wurde, war sehr wichtig für
die Entwicklung der DDR-Rockmusik. Als staatliche Einrichtung schützte
es die Rockmusiker vor zu harten Gesetzen (es hielt seine staatliche Hand schützen
über den Bands), überwacht sie aber auch im politisch-ideologischen
Denken der DDR. Mit ausgewählten Kapellen und Interpreten wurden Förderverträge
geschlossen, die Mentorenschaften, Produktionsmöglichkeiten sowie Unterstützung
in Sachen Technik und Ausstattung beinhalteten.Nachdem nun so viele Bands gegründet
worden waren konnte es nicht so weiter gehen sonst währen es zu viele geworden,
deshalb lösten sich Mitte der 70er Jahre einige Bands auf. Weil die Staatsführung
noch immer sehr konservativ eingestellt war, und vielen die Rocker ein Dorn
im Auge waren, kam es zur gleichen Zeit wieder einmal zu verschiedenen Verboten
von Bands, z.B. die zu der Zeit wohl am musikalisch vielfältigste Band
Renft (nach den Puhdys die populärste Ostband). Teilweise erfolgte die
Trennung auch aus künstlerischen Gründen, bei Panta Rhei [eine der
führenden Bands der frühen 70er, wurde nachdem die Sängerin Veronika
Fischer die Gruppe verließ, um eine eigene zu gründen und später
im Westen Kariere zu machen, Karat (nach den Puhdys die Erfolgreichste Band
der DDR)], Die Klosterbrüder (über Jahre hinweg der Undergroundtip
des Ostens) [wurden mit einigen Umbesetzungen zu Magdeburg], oder Thomas Natschinski
und seine Gruppe [der eine neue Band gründete (Brot und Salz) die sich
aber nur wenig später wieder trennten weil Thomas Natschinski sich auf
Komponieren konzentrieren wollte] sieht man das Mitte der 70er viele Bands aus
Bands entstanden. Oder Nina Hagen z.B. die 1974 mit Automobil einen gigantischen
Einstieg in die Rockszene feierte, dann zu Fritzens Dampferband wechselte, und
nach nur zwei Jahren schon einen Kultstatus hatte, folgte 1976 zusammen mit
ihrer Mutter ihrem Ziehvater Wolf Biermann in den Westen und startete dort eine
sehr Erfolgreiche Kariere. Aber es war auch möglich (wie man am Beispiel
Renft sieht), dass nachdem eine Band verboten wurde die Musiker zu anderen schon
bestehenden Bands wechseln und dort die Musik weiter spielen oder erfolgreiche
Hits Nachspielen (die Leipziger Band Karussell war eine Art Tochter Band von
Renft). 1976 lockerte die Regierung ein wenig die Bestimmungen und den Puhdys
(siehe Anhang) wurde gestattet auch im Westen Konzerte zu geben. Das war das
erste mal das man im Westen bemerkte, dass die hinter der Mauer auch gute Rockmusik
spielen können, es setzte ein Aha-Effekt ein. Später durften auch
die Bands City, Silly, Karat, Dialog, Pankow, Rockhaus und noch ein paar mehr
im Westen spielen. Auch der Einfluß aus den anderen sozialistischen Ländern,
der Anfang der 70er noch sehr hoch war, ebbte durch die West Auftritte ab, weil
sich die Bands so einem größeren Publikum stellen konnten.Die Texte
der Bands wurden hauptsächlich von Fremdtextern oder Lyrikern geschrieben,
bekannt sind: Fred Gertz, Wolfgang Tilgner, Gisela Steineckert, Kurt Demmler,
Burkhard Lasch, Jan Witte und Ingeburg Branoner.Fast überall auf der Welt
setzte sich 1980 eine neue Art von Musik durch, im Westen war es die Punk-,
New Wavemusik. In der BRD die Neue Deutsche Welle, und in der DDR eine neue
Art von Rock die einfach etwas jünger und frischer war. Es bildeten sich
wieder viele neue Bands, wie z.B. Rockhaus, Jessica, Pankow, Keks, Neumis Rock
Circus, Setzei, Reggae Play u.a.. Einige der Musiker hatten schon Rockerfahrung
[Neumi sang als erster für Karat; bei Pankow spielte fast die gesamte Band
4PS (unter anderem Begleitband von Veronika Fischer)], während die anderen
alle neu im Geschäft waren, somit also ungebraucht im Gegensatz zu den
alten Bands. Die neuen Gruppen fanden durch die genannten neuen Stile sowie
aufgrund der Stagnation gestandener Altrocker zu einem breiten Publikum und
wurden eine echte Alternative zum traditionelle DDR-Rock.Am Anfang der 80er
Jahre fingen einige Bandmitglieder an die Texte selbst zu schreiben, bei den
Puhdys war es Dieter Birr, Toni Krahl für City und Mike Kilian für
Rockhaus. Was zur Folge hatte das die Kombination Lyriker/Rockgruppe immer seltener
anzutreffen war, und die Texte jugendlicher, aber vor allem auch kritischer
wurden.Die ab 1982 im Berliner Palast der Republik jährlich durchgeführten
"Rock für den Frieden" Konzerte entwickelten sich zu "dem"
DDR-Rockspektakel. Das staatliche Musiklabel Amiga war in den 80er Jahren der
führende Rockproduzent der DDR. Amiga übernahm auch die Bands die
früher beim Rundfunk die Aufnahmen machten, und war somit der Weg zum Erfolg
für die Bands. Alle größeren Bands waren bei Amiga angestellt,
was dem Rundfunk (bis auf ein paar Ausnahmen) nur noch Bands zweiter Wahl ließ.
Es gab deshalb eine Art Rivalität zwischen Platte und Rundfunk, was aber
nie laut ausgesprochen wurde.Dann setzte wieder Weltweit eine weitere Wende
in der Rockmusik ein (Mitte bis Ende der 80er Jahre), es bildete sich die Unterart
Hardrock bzw. Heavy Metal heraus, natürlich auch in der DDR. Diese Stränge
wurden im allgemein durch neue Gruppen wie z.B.: MCB, Formel 1, Babylon, Berluc,
Biest oder Metall.Einige etablierte Gruppen wurden zu sogenannten progressiven
Bands, welche besonderen Wert auf ihre Texte legten. Z.B. die Gruppe Pankow
die in ihrem Frontmann André Herzberg auch einen hervorragenden Texgestalter
hatte. Oder die Band City, welche schon zuvor sehr Erfolgreich musizierte (mehrere
"Top Ten Hits"), die mit lediglich der Hinzunahme eines Keyboards
und etwas härteren Texten zu einer neuen Qualität fand, was sie in
der LP "Casablanca" kulminierte (1987 Platz 1 in der DDR-Hitparade).Und
noch etwas war Erstaunlich in den späten 80er Jahren die Undergroundszene,
die es zwar eigentlich schon immer gab, kam in die Medien. Bands wie Die Anderen,
Feeling B, Expander Des Fortschritts oder Skeptiker waren für viele im
Osten ein Schock, denn wegen ihres provozierenden Auftretens, ihrer antiideologischen
Texte oder ihrer "dunkle" Musik waren sie von vielen konservativ eingestellten
DDR-Bürgern verhasst. Produzenten und Funktionäre wurden von einer
"brenzligen" Situation in die nächste geschickt. Doch durch die
großen Erfolge der Rockmusik in den 70ern und Anfang der 80er Jahre (auch
im Ausland), war die Rockmusik unlängst ein Bestandteil des sozialistischen
Kultursystems geworden. Und so musste sich auch mit den Undergroundern abgefunden
werden und ihnen Platz in den Medien geboten werden, denn sie gehörten
zu dieser Szene. Leider verstand das nicht jeder im Staat, und so wurde mal
wieder nach alt bewährter Methode mit verhaften, verbieten oder behindern
diesmal den Undergroundern das Leben schwer gemacht. Doch die Undergroundbands
hatten noch einen weiteren Fürsprecher: Lutz Schramm, dem Redakteur von
DT64. Er bot diesen Gruppen in seiner Sendung "Parocktikum" an ihre
Demokassetten im Rundfunk spielen zu lassen. Der Underground spielte in den
80er Jahren in der DDR eine prägende Rolle, auch wenn nur vereinzelt Vertreter
ins Licht der Medienöffentlichkeit gelangen. Doch gab es einige pulsierende
Szenen vor allem in Thüringen, Sachsen und Berlin, auf die ich leider wegen
Seiten Vorgabe nicht eingehen kann. Viele Bands hatten einen sehr starken Regionalen
Einfluß und waren Regional sehr populär. Die Namen einiger populären
Bands sind im Anhang zu finden, sowie eine kurz Biographie von "Die Zusammen-Rottung".
Nach dem 1985 der Generalsekretärs der UdSSR Tschernenkos gestorben war
wurde Michail Gorbatschow sein Nachfolger. Im Februar 1986 verkündete Gorbatschow
auf dem XXVII. Parteitag der KPdSU die "Umgestaltung" (Perestrojka)
der sowjetischen Verhältnisse. Durch diese Offenheit und Direktheit in
der UdSSR wurden auch in alle Warschauer Pakt Staaten die Künstler offener
und direkter. Aus dem Joch des Labels befreit, fühlten sich viele der DDR-Rockmusiker
dazu angespornt kritischere Texte zuschreiben, die die gesamten angestauten
Ärgernisse über den Staat und dessen Einschränkungen zum Ausdruck
brachten. Nun wurde der alte Spruch der Regierung: "Von der Sowjetunion
lernen, heißt siegen lernen" von allen befolgt. Die immer noch Stalinistisch
eingestellte DDR-Regierung versuchte ihre Macht zu behalten und die DDR nicht
dem Kapitalismus zu überlassen, deshalb versuchten sie sich von den Prozeßen
in der UdSSR abzukapseln, und verbreiteten den Spruch: "Dass man auch nicht
gleich neu Tapeziert, nur weil der Nachbar dies tut". Durch diese Freiheit
der Musik waren die DDR-Rockmusiker maßgeblich am Ende der dogmatischen,
stalinistischen DDR beteiligt, doch eigentlich war es nicht in ihrem Sinne,
dass die gesamte DDR zusammen brach.Wesentlich später als die bereits von
Anfang an staatsferne Underground-Szene besannen sich die Rockmusiker des Landes,
nicht mehr nur Zwischen den Zeilen der Texte die Zustände in der DDR zu
kritisieren, sondern endlich auch offen Stellung zu beziehen. Am 18. September
1989 wurde von Rockmusikern und Liedermachern des Landes ein Schreiben verfaßt
und von hunderten Unterhaltungskünstlern unterzeichnet. Mit dieser Resolution
fanden sich die Rockmusiker plötzlich zwischen allen Stühlen wieder:
Von den staatlichen Organen des Verrats an der Sache des Sozialismus und des
Groben Undanks für die Jahrelange Förderung geziehen – und
von der Szene der "anderen Bands" der Feigheit und Versöhnlerei
bezichtigt (diese Resolution ist im Anhang zu finden).Die ersten Wahlen bei
denen alle Parteien zugelassen wurden fanden im März 1990 statt, und wurden
von der CDU gewonnen. Danach war klar das der Prozeß der Wiedervereinigung
schnell voran getrieben würde, was die Musiker der DDR halb zum lachen
und halb zum weinen brachte, denn einerseits konnten sie dann endlich die modernen
Instrumente benutzen, konnten bei Verträgen ihre Bedürfnisse mit einbringen,
da sie dann die Möglichkeit hatten zwischen verschiedenen Plattenfirmen
zu wählen und sie konnten endlich alle Weltweit tätig sein. Doch trotzdem
sahen die meisten Musiker der Zukunft eher mit Furcht entgegen, den der Bekanntheitsgrad
der Bands war nur im Osten hoch, und die Menschen im Osten hatten einen sehr
starken Drang nach allem westlichen, also auch nach den dort resümierten
Bands. Dadurch geriet die DDR-Musikszene Anfang der Neunziger Jahre sehr in
den Hintergrund. Viele Bands lösten sich auf, z.B. auch die international
erfolgreiche Band: Die Puhdys.Hinzu kam, daß viele Jugendklubs, Kulturhäuser
und Betriebskulturhäuser schließen mussten und so die Auftrittsmöglichkeiten
wegfielen. Viele gestandene Bands versanken in der Bedeutungslosigkeit. Nur
sehr wenige Interpreten konnten sich auch im Westen etablieren und sich damit
über Wasser halten. Die Prinzen z.B. waren eine solche Band (siehe Anhang),
aber auch Rammstein mit Mitgliedern aus dem Osten.Es gab Bands die nach der
Wende etwa genauso weiter machen konnten wie zuvor, wie z.B. Engerling oder
Keimzeit, Bands die sich im Osten nicht kommerziell in den Vordergrund gestellt
hatten. Diesen Bands blieb ihre etwas andere Fangemeinde treu. Doch von vielen
Ost-Bands, welche zuvor noch in den Top Ten der DDR standen, war 1990/1991 im
Osten sowie im Westen nichts mehr zu hören.Ab 1992 keimte die DDR-Rockmusik
wieder. Es fanden Revivals in Diskotheken, bei Ostproduktmessen oder Ostrockkonzerte
statt. Das wachsende Interesse der Ostdeutschen an "ihrer" alten Musik
rief wieder Bands auf den Plan, die sich schon längst aufgelöst hatten.
Auch die Puhdys feierten neue Erfolge, die richtungsweisend waren und in einem
ausverkauften Konzert in der Berliner Waldbühne im Sommer 1999 gipfelten.Bands
wie Electra, Lift, Stern Combo Meißen, Karat oder die Modern Soul Band
die in den 70er Jahren große Erfolge feierten, waren jetzt bei live wieder
feste Größen und eroberten sich große Teile ihrer alten Fans
zurück und auch Zuhörer der jüngeren Generation.In der zweiten
Hälfte der 90er Jahre spielte im Gegensatz zur ersten Hälfte der Ostalgieeffekt
bei den Neuen Bundesbürgern nur eine kleinere Rolle. Viel mehr ging es,
genau wie im Westen bei den Oldiefestivals, darum das Publikum an die eigene
Jugend zu erinnern, in der neben Internationaler Rock- und Popmusik auch einheimischen
Produkte eine Rolle spielten.Anders ist es kaum zu erklären, dass sich
Mittdreißiger bis Mittvierziger mit feuchten Augen in die Kulturbrauerei
drängeln, wenn der Sachsendreier –Electra, Lift, Stern Meißen
– zum Tanz aufspielt. Manchmal führt der Weg nach Osten eben
doch "Über sieben Brücken".
PUHDYS
deutsche Rockband
Die PUHDYS waren die erfolgreichste Rockgruppe der DDR. In ihrer rund 30jährigen
Bandgeschichte erreichten sie viele Superlative und wurden, meist hinter vorgehaltener
Hand, zum Vorbild mehrerer Musikergenerationen. Der Grund des Erfolges lag sicherlich
auch an der "volkstümlichen Musik", einfachen Mitteln, eingängigen
Melodien sowie der, bis auf einen Wechsel, konstanten Besetzung.Am 19. Nov.
1969 gaben die PUHDYS - Dieter Birr (g, voc; geb. am 18. März 1944; n.
a. A. 1945), Dieter Hertrampf (g, voc; geb. am 29. Nov. 1944; n. a. A. 1948),
Peter Meyer (keyb; geb. am 5. Jan. 1940), Gunther Wosylus (dr) und Harry Jeske
(b; geb. am 6. Okt. 1937) - ihr erstes Konzert in Freiberg. Eigentlich gab es
die Band schon seit 1965, aber in dieser Besetzung stand sie zum ersten Mal
auf der Bühne. So gilt dieser Termin als Gründungsdatum der Band.Ende
der 60 Jahre war die DDR-Rockmusik noch an ihren Anfängen. Es gab wenig
eigene Kompositionen und an deutsche Texte, verknüpft mit rockmusikalischen
Ausdrucksmitteln, war, bis auf wenige Ausnahmen, nicht zu denken. Auch die PUHDYS
spielten die Musik ihrer internationalen Vorbilder nach (URIAH HEEP, DEEP PURPLE,
LED ZEPPELIN). Sie erfüllten, wie so viele Live-Bands, eine Ersatzfunktion,
da es für die Rockmusik-interessierten Rezipienten in der DDR keine Möglichkeit
gab, die Originalinterpreten live zu erleben. In den ersten Jahren ihres Bestehens
hatten die PUHDYS schon eine ansehnliche Fangemeinde erschlossen. So blieb es
nicht aus, daß auch die Medien auf die Band aufmerksam wurden. Aber ohne
deutsche Texte gab es auch keine Veröffentlichung bei Hörfunk, Fernsehen
oder auf Platte.. Als 1971 Fans aus Gardelegen bei Magdeburg an die Jugendsendung
"Basar" schrieben und die PUHDYS im Fernsehen sehen wollten, wurde
der Band nahegelegt, Eigenkompositionen mit deutschen Texten zu schreiben, um
dies zu ermöglichen. Da sich keiner der Musiker in der Lage sah, diese
Texte selbst zu verfassen, kam es zum Kontakt mit dem Lyriker und damaligen
Chefdramaturgen des Berliner Friedrichstadtpalastes Wolfgang Tilgner. Die PUHDYS
kannten Tilgners Frau, die Sängerin Hanna Maria Fischer, von einer früheren
Tournee durch die Sowjetunion, bei der die Band als Begleitensemble fungiert
hatte. Auf ihre Vermittlung fanden Lyriker und Rockgruppe zueinander, zwar nicht
auf Lebenszeit, doch immerhin für 13 Jahre.Der erste Titel wurde im Juni
1971 fertiggestellt. "Türen öffnen sich zur Stadt", der
erste große Hit der Band, lag in den kurz vorher eingeführten Wertungssendungen
des DDR-Rundfunks wochenlang auf Platz 1. Der Anfang war gemacht. Sicher, hört
man diesen Titel heute, ist anzumerken, daß heftig abgekupfert wurde (z.
B. «Ähnlichkeiten mit "Gypsy" von URIAH HEEP). Aber es
ist auch verständlich, daß die Musik, die die Band Jahre nachgespielt
hat und verehrte, auch in die ersten Kompositionen der Absolventen der Tanzmusikklasse
der Musikschule Berlin-Friedrichshain miteinfloß. Zwei weitere Titel wurden
1971 noch fertiggestellt und im DDR-Rundfunk produziert: "Manchmal im Schlaf",
ein lyrisches ruhiges Lied, das von Birr und Hertrampf gesungen wurde, sowie
"Geh dem Wind nicht aus dem Wege". Bei letzterem Titel wurde deutlich,
daß die PUHDYS versuchten, sich eigenständig zu präsentieren
(Mittelteil: Dudelsack, Tempowechsel). Birrs prägnante Stimme gab den PUHDYS
schon damals ihre Unverwechselbarkeit. Nachdem im Rundfunk 1972 fünf weitere
Titel produziert wurden, zog auch "Amiga", das staatliche Pop-Schallplattenlabel,
das schon auf diversen Samplern die neue Rockmusik veröffentlicht hatte,
nach. Die PUHDYS durften ihre erste LP veröffentlichen. Dafür war
es nötig, weitere Titel zu produzieren, da die bis Ende 1972 eingespielten
Songs in ihrer Gesamtheit nicht die Qualität besaßen, um komplett
auf einer LP veröffentlicht zu werden. Das Jahr 1973 wurde zum Großteil
damit verbracht, neue Titel zu produzieren. Außerdem wirkten die PUHDYS
neben den Weltfestspielen an dem inzwischen zum Kultfilm avancierten Streifen
"Die Legende von Paul und Paula" mit. Peter Gotthard, der für
die Musik verantwortlich war, schrieb für die Band zwei Titel, die - gewollt
- ihre Verwandtschaft mit bereits existierenden Hits nicht verleugnen konnten.
"Wenn ein Mensch lebt" hat die gleiche Harmoniefolge wie der BEE GEES-Erfolg
"Spicks And Specks", "Geh zu ihr" ist angelehnt an den SLADE-Titel
"Look Wot You Dun". Es kam aber trotz der Übereinstimmung mit
bereits Dagewesenem nicht zu Plagiatsklagen. Sicher lag es daran, dass die Urheber
entweder die Titel nicht kannten oder die kommerzielle Komponente eine so geringe
Rolle spielte, daß es sich nicht gelohnt hätte: DDR-Rockmusik spielte
international nicht die geringste Rolle. 1974 erschien die erste PUHDYS-LP.
Nach der im Vorjahr erschienenen ersten Langspielplatte der KLAUS-RENFT-COMBO
war sie die zweite echte Rock-LP in der Geschichte dieses Genres in der DDR.
Im gleichen Jahr schloß das "Komitee für Unterhaltungskunst"
mit den PUHDYS einen Exklusivvertrag ab, der ihnen ermöglichte, auch von
Staats wegen sich kontinuierlich zu entwickeln. Im selben Jahr wurde nach dem
Erfolg der ersten die zweite LP eingespielt. Dieses Album, das 1975 erschien,
war musikalisch nicht mit dem Vorgänger zu vergleichen, hatten doch die
PUHDYS Studioerfahrung gesammelt und sich kompositorisch weiterentwickelt. Der
herausragende Titel dieser Platte war sicherlich das "Lied für Generationen",
die erste und auf Jahre hin einzige Komposition des Bassisten und Managers Harry
Jeske. Dieses ruhige Lied (u. a. mit Akkordeon und Akustikgitarre) spiegelt
nicht den Generationenkonflikt wider, was zu dieser Zeit auch Schwierigkeiten
gebracht hätte, durch die Lektorate des Rundfunks oder der Schallplatte
zu gelangen, sondern, in Tilgners philosophischer Manier, die Entwicklung des
Menschen vom Kleinkind bis zum Greis.Zu diesem Zeitpunkt waren die PUHDYS schon
die erfolgreichste DDR-Rockband. In der Popularitätsskala folgten die KLAUS-RENFT-COMBO
und PANTA RHEI. PANTA RHEI löste sich aus künstlerischen Gründen
1975 auf. Die wohl kreativste Band dieser Zeit, die KLAUS-RENFI-COMBO, wurde
im Sept. 1975 verboten, da sie auf Grund diverser Auftritte und Titel ("Rockballade
vom kleinen und vom großen Otto") sich den Zorn der Kulturoberen
zugezogen hatten. Die PUHDYS hatten keine Schwierigkeiten mit jenen Institutionen.
Das lag wohl auch daran, daß ihre Texte oft eine lyrisch-philosophische
Tendenz hatten und die Themen selten alltagsgerecht waren ("Vineta",
"lkarus l" und 11, "Lied für Generationen", "Steige
nicht auf einen Baum").Die dritte PUHDYS-LP "Sturmvogel" (1976)
hatte als großen Hit "Lebenszeit", der dummerweise nicht als
Single erschien. Zu dieser Zeit gab es keine Band, die den PUHDYS hätte
das Wasser reichen können. RENFT durfte nicht mehr, PANTA RHEI konnte nicht
mehr, und KARAT (aus PANTA RHEI entstanden) steckte noch in den Kinderschuhen.Die
Zeit von 1975 bis 1980 war gewiß die erfolgreichste Periode in der PUHDYS-Geschichte.
1976 durften sie zum ersten Mal, nach einigen Tourneen durch den Ostblock, Österreich
und die Benelux-Staaten, in der Bundesrepublik auftreten, beim "Fest der
Jugend" in Dortmund. Die PUHDYS waren die erste Band der DDR, der diese
Möglichkeit zuteil wurde. Dem erfolgreichen Konzert folgten im Nov. 1976
Konzerte in Westberlin und im Febr. 1977 eine erste Tournee. Die Konzerte waren
gut gefüllt, was sicher an der Neugier lag, einmal Ostrocker live zu erleben.
Insgesamt bestritten die PUHDYS 1977 drei Tourneen durch die andere Hälfte
des Landes. Im Norden genossen die PUHDYS schon eine gewisse Popularität,
da dort die "Deutschen Demokratischen Rundfunksender" empfangen werden
konnten.Nach guten Kritiken in den Printmedien, "(... ) die künstlerische
Integrität der Gruppe( ... ) steht außer Frage" ("FAZ",
7.3.1977), bekamen die PUHDYS ein eigenes Studiokonzert im "Musikladen"
und schlossen mit "Hansa" einen Plattenvertrag ab. 1977 erschienen
drei LPs ("Puhdys l", "Rock'n'Roll Music" und der Sampler
"Puhdys 3"). 1979 traten sie im Rockpalast mit WIR und Udo Lindenberg
und einer weiteren Band auf, "und da war der Teufel los" (0. Leitner).1979,
nach dem 10. Geburtstag der Band und dem Jubiläums-Live-Doppelalbum, verließ
Gunther Wosylus die Band. Wosylus hatte vom Tourneestreß die Nase voll
und wollte sich mit dem Produzieren von Nachwuchsbands zur Ruhe setzen. Wosylus'
Studio war eines der ersten privaten Tonstudios in der DDR, da Rockmusikproduktionen
eigentlich in der Hand von Hörfunk, Schallplatte und zu geringen Teilen
Fernsehen lagen. Kurios ist sicherlich, daß Wosylus, der einzige "Genosse"
unter den PUHDYS, die DDR in der ersten Hälfte der 80er Jahre in Richtung
Hamburg verließ. Dort war er in einer Firma auf dem Gebiet der Musiktechnik
tätig. Da diese Firma auch mit den DDR-Massenmedien Kontakt hatte, blieb
er weiterhin mit den Produzenten und Machern seiner Ex-Heimat verbunden.Der
neue Schlagzeuger der PUHDYS wurde nach längerer Suche Klaus Scharfschwerdt
(geb. 1954). Scharfschwerdt, der vorher bei PRINZIP gespielt hatte, zählte
zur jungen Rockergeneration, war er doch etwa zehn Jahre jünger als seine
Kollegen. Die Umbesetzung veränderte den PUHDYS-Sound wesentlich. Wosylus
war als Musiker der ersten DDR-Rockgeneration diszipliniert und im Hintergrund
(bis auf die legendären Soli in den Live-Konzerten) geblieben. Nun wurde
er ersetzt durch einen jungen Mann, der seine ersten Profierfahrungen mit einer
Hardrockband gesammelt hatte. Der Sound wurde durch Scharfschwerdt härter,
das Schlagzeug kam mehr in den Vordergrund ("Melanie").Bis zu ihrem
zehnjährigen Bestehen hatten die PUHDYS in der DDR acht LPs veröffentlicht
und die Millionengrenze an Verkäufen längst erreicht. Allein die LP
"Rock'n'Roll Music", auf der Coverversionen dieses Genres enthalten
sind, verkaufte sich über 750.000mal. Zu dieser Zeit waren sie, trotz ständiger
Kritik (Zweifel an musikalischer Kompetenz, Kritik an Arrangements, Schimpfkanonaden
über Dieter Birrs Stimme), jenseits von Gut und Böse und hatten alle
Möglichkeiten, die einer sozialistischen Rockband zuteil werden konnten.Ab
1980 trat jedoch eine gewisse Stagnation in der DDR-Rockmusik auf. Die gestandenen
Bands konnten nicht mehr die Erwartungen der nachrückenden Fangenerationen
decken (Ausnahme: KARAT). Zu dieser Zeit entstanden neue Bands, die in der Beliebtheit
den "alten" Kapellen doch gehörig zu schaffen machten (PANKOW,
SILLY, CITY Il). Man wagte sich an eigene Texte, was die Wirkung hatte, daß
die Aussagen publikumsnäher wurden und der Alltag in der DDR soweit wie
möglich realistisch wiedergegeben wurde. Die PUHDYS, die bis dahin mit
Tilgner und Burkhard Lasch ihre Stammtexter hatten, begannen nun auch, in der
Person von Dieter Birr, ihre Texte vermehrt selbst zu schreiben. Nach der umstrittenen
LP "Heiß wie Schnee" erschienen die LPs "Schattenreiter"
(1982) und "Far From Home" (1981), eine englischsprachige Platte,
die eine Auswahl bisheriger Titel beinhaltet. Bemerkenswert ist sicher der Titel
"Lovedreams" (im Original: "Von der Liebe ein Lied") in
einer Bearbeitung von Peter Gotthard. Hier wurde versucht, eine Streicherbesetzung
mit dem Rockinstrumentarium zu verknüpfen. Nach längerer Zeit setzte
Quaster Hertrampf für den Backgroundgesang wieder seine Kopfstimme ein.
"Schattenreiter" war schnörkelloser als der Vorgänger. Erstmals
präsentierten die PUHDYS auch eine Coverversion eines DDR-Titels, "Wasser
und Wein" von LIFT. Ähnlichkeiten im Arrangement mit dem BARCLAY JAMES
HARVEST-Hit "Life Is For Living" sind allerdings nicht von der Hand
zu weisen. Jahre später wurde der letzte Song der Platte, "An den
Ufern der Nacht", von Dunja Raiter (Ex-Frau von LES HUMPHRIES) neu veröffentlicht.
1983 hatte sich die "Neue Deutsche Welle" auch in der DDR etabliert,
wurde hier zwar "neue Tanzmusik" genannt, war aber das gleiche. Neue
Bands profilierten sich (BRIGITTE STEFAN UND MERIDIAN, ROCKHAUS, JUCKREIZ, REGGAE
PLAY), gestandene Bands orientierten sich um (SILLY). Die PUHDYS waren zu dieser
Zeit nicht mehr die unangefochtene Nummer 1 in der "Deutschen Demokratischen
Rockszene": KARAT hatte sich prächtig nach oben gespielt, nicht zuletzt
durch die Hilfe von Peter Maffay, der den KARAT-Hit "Über sieben Brücken"
coverte.Die PUHDYS mußten sich nun überlegen, ob sie ihrer traditionellen
Linie treu bleiben, sich an den neuen Moden orientieren oder den neuen Standard
der deutschsprachigen Rockmusik in ihr Konzept miteinarbeiten sollten. Sie entschieden
sich, wie auf der LP "Computer-Karriere" zu hören, für letztere.
Die beiden Titel "TV-Show" und "Jahreszeiten" brachten ihnen
böse Kritiken ein, die die Humorlosigkeit der DDR-Musikkritiker eindeutig
unter Beweis stellten. "Rock für den Frieden" (Jan. 1984) hatte
sich inzwischen zum DDR Rockspektakel Nummer 1 entwickelt. Diesmal sollte BAP
als die Top Band auftreten. Kurzfristig scheiterte dies an der Weigerung von
Niedecken und Co., den Titel "Deshalv spill'mer he" aus dem Programm
zu nehmen. Inhaltlich wird darin ausgedrückt, daß die Menschen in
Ost und West von kalten Kriegern belogen werden. Sicherlich korrekt, aber für
die Kulturführung nicht akzeptabel. So sprangen die PUHDYS ein und mußten
vor 4.000 erwartungsfrohen BAP-Interessenten das Ruder zu ihren Gunsten herumreißen.
Nach dem ersten Westauftritt sicher die größte Herausforderung für
die Band. 20 Minuten dauerte es, und die enttäuschten Fans wandelten sich
zu einer begeisterten Masse.1984 entstanden zum 15. Geburtstag der Band das
Doppelalbum "Live in Sachsen" und die LP "Das Buch". Im
Gegensatz zum Studiovorgänger "Computer-Karriere" besann man
sich beim "Buch" stärker auf die einfachen gängigen Melodien
und landete mit dem Titelsong den Hit des Jahres und für die PUHDYS den
wohl letzten großen Hit in der DDR-Rockgeschichte. "Das Buch"
beschreibt die Angst vor einer atomaren Katastrophe und die Hoffnung auf die
Vernunft der Menschen, dieser zu entgehen. Der Titel ist sehr clever aufgebaut:
Birrs Sprechgesang in den Strophen, die Steigerung der Intensität zum Refrain
und die Veränderung der Melodie zwischen vorletztem und letztem Refrain
(ABABABCB) machten aus dem Stück ein Meisterwerk der im Überangebot
vorhandenen Friedenslieder zu dieser Zeit im DDR-Rock. Als Höhepunkt wird
Birrs Stimme im zweiten Teil des Refrains noch von einem Jugendchor unterstützt,
was dann doch sehr an der Seele rührt.In den folgenden Jahren nahm zwar
nicht die Popularität, wohl aber die Beliebtheit der PUHDYS ab. Das lag
natürlich auch an den nachrückenden jungen Bands, die die ebenfalls
nachrückenden jungen Fans ansprachen. Die 1986er-LP "Ohne Schminke"
zeugt auch von einem schöpferischen Tief, welches, falls es denn eines
war, Gerüchte um die Auflösung der PUHDYS auf den Plan rief. Nicht
ganz unbegründet: 1988 beschloß die Band, noch eine LP zu machen,
eine Abschiedstournee zu veranstalten und dann nach 20 Jahren das Kapitel PUHDYS
zu schließen. Die vorläufig letzte PUHDYS-LP, im Sommer 1989 veröffentlicht,
wurde getextet von "Kowarski" (Kurt Demmler), der in den letzten 15
Jahren bestimmt für 90 Prozent der DDR-Rockbands seine Schublade geöffnet
und sie mit Texten versorgte hatte. "Neue Helden", so der Name der
Platte, befaßte sich mit der Vorwendethematik: Freiheit, Glasnost, Demokratie.
Musikalisch nicht überwältigend, aber doch wieder mit einem Hit: "Kleiner
Planet".Mit der Wende lösten sich die PUHDYS, wie geplant, auf. In
dieser Zeit gab es für DDR-Rocker kaum Arbeit, sprich Auftrittsmöglichkeiten.
Erst 1992 kam ein zaghaftes DDR-Revival auf, das sich allerdings bis in die
Mitte der 90er steigerte. Die PUHDYS spielten also nach fast drei Jahren Abstinenz
das Album "Wie ein Engel" ein. 19.000 verkaufte Exemplare zeigten,
daß die Zeiten sich geändert hatten und daß die Konkurrenz
nun eine ganz andere war als zu seligen DDR-Zeiten. Auf dieser Platte wurde
zum Teil Vergangenheitsbewältigung betrieben, die aber musikalisch wie
textlich nicht sehr gelungen war. Die PUHDYS gingen wieder auf Tour und brachten
bei ihren Konzerten, vorwiegend in den neuen Bundesländern, einen Hauch
Nostalgie ein. 1994 zum 25jährigen Jubiläum wählte man für
das geplante Geburtstagskonzert den Westberliner Rockschuppen "Huxleys"
aus. Der Andrang war so groß, daß noch zwei Zusatzkonzerte stattfinden
mußten, die ein Riesenerfolg wurden.Bestätigt durch die Live-Akzeptanz
planten die PUHDYS weiter, und im gleichen Jahr erschien die zweite Nachwende-LP
"Zeiten ändern sich", die sich mit der gleichen Thematik wie
bei der vorangegangenen Platte beschäftigte, aber musikalisch und textlich
weitaus frischer war. Pikanterweise schrieb Gerulf Pannach, seines Zeichens
ehemaliger RENFT-Texter, einen Teil der Texte der letzten beiden Platten. Im
Mai 1995 nahmen die PUHDYS am "Rockpalast Special" in der Berliner
Waldbühne teil. Neben ostdeutschen Rocklegenden wie SILLY, CITY, KARAT
sowie den PRINZEN, SELIG und EXTRA-BREIT spielten sie vor über 20.000 Zuschauern
ein begeisterndes Konzert. Als vorletzte Band spielten die PUHDYS die Headliner
PRINZEN förmlich an die Wand. Etwa zum gleichen Zeitpunkt veröffentlichten
die PUHDYS ihre Hymne für den einzigen Ost-Fußballbundesligisten
"FC Hansa Rostock". Auf Anfrage des Präsidiums des Fußballclubs
schrieben sie diesen Titel und sollten damit genau den Nerv der Nordostdeutschen
treffen. 1996 wurde eine Live-LP veröffentlicht ("Puhdys Live - In
Flagranti"), die im Freiberger Tivoli, genau dem Ort, wo die PUHDYS ihren
ersten Auftritt hatten, mitgeschnitten wurde. Seit ihrem Comeback spielten sie
jährlich 100 bis 150mal hauptsächlich in Ostdeutschland. 1997 begaben
sich die PUHDYS auf eine mehrteilige Abschiedstournee für Harry Jeske.
Jeske, der im Oktober 60 Jahre alt wurde, hatte schon seit längerem Probleme
mit seinem Gehör. Auf Anraten seines Arztes verließ er die Band und
widmete sich seiner thailändischen Frau und dem Vertrieb von Bambusmöbeln
halbjährlich in ihrer und seiner Heimat. Als Schmankerl brachte er noch
eine Solo-CD auf den Markt, die schon nach kurzer Zeit auf den Ramschtischen
diverser Supermärkte landete. Seine letzte Veröffentlichung mit den
PUHDYS, denen er fast 30 Jahre angehörte, war im März 1997 die CD
"Frei wie die Geier". Die PUHDYS widmeten ihrem Methusalem die Abschiedssingle
"Bye, Bye... H'arryvederci". Er wiederum bedankte sich mit einer Biographie,
in der er mit seinen Ex-Kollegen nicht gerade schmeichelhaft umgeht. Neuer Bassist
bei den PUHDYS wurde Peter "Bimbo" Rasym (geb. 1954, EX-STERN MEISSEN,
EX-IC FALKENBERG). Mit ihm und "freundlicher Unterstützung" von
"Berliner Pilsner" ("...Was gut ist, setzt sich durch")
bestritten sie im Dez. 1997 ein vielumjubeltes Weihnachtskonzert in der Berliner
Arena. Furore machten später vor allem die Söhne von Peter Meyer und
Dieter Birr, die als BELL BOOK & CANDLE die absoluten Shooting Stars der
deutschen Pop- und Rockszene wurden.
Interview mit einem Ostdeutschen
1 : Wann wurdest Du geboren?1983
2 : Wo wohntest Du? Sachsen-Anhalt; Halle Saale Gebiet
3 : Was hast du in der Zone von der Rockmusik mitbekommen? Nicht viel
4 : Welche Musik hörtest Du damals? Heimatmusik
5 : Welche Band war Deine Lieblings Band? Herbert Rot
6 : Welche Musik hörst Du heute? Von den Böhsen Onkelz bis ...
7 : Hörst Du manchmal noch Musik aus der DDR? Ja
8 : Besitzt Du Aufnahmen von DDR-Bands von damals oder heute? Ja
9 : Hast Du eine Ahnung von den Problemen die die Bands mit dem Regime hatten?
Ja; Zensur u.s.w.
10: Wann hast Du aufgehört die Ost-Bands bevorzugt zuhören (nach der
Wende)? Ja
11: Warst Du auf Konzerten? Ja
12: Würdest Du heute noch Konzerte besuchen? Ja
13: Hier im Westen sind die meisten DDR-Bands unbekannt. Hast Du Menschen, mit
denen Du Dich über Deine alte Musik unterhalten kannst? Ja
14: Wenn es ein Revival aller Top Ten Bands der DDR geben wurde würdest
Du hingehen? Und wie viel wäre Dir das wert? Ja; Mami bezahlt
15: Kaufst Du Dir immer noch Musik dieser Bands? Ja
16: Was sagst Du zu den Texten der DDR-Bands? Ganz lustig; zum Glück politisch,
aber auch zum Nachdenken
17: Welche Musik findest Du besser (die der DDR oder die aus dem Westen)? Beides
gut
PUHDYS
Diskographie:Puhdys" (1974), AmigaPuhdys" (1975), Amiga (nicht identisch
mit gleichnamiger LP von 1974)Sturmvogel" (1976), AmigaPuhdys l" (1977),
Hansa (vorwiegend Stücke der 1. Puhdys-LP von 1974)Rock'n'Roll Music"
(1977), Amiga (bei Hansa als "Puhdys 2" erschienen)Perlenfischer"
(1977), AmigaPuhdys 6 - Live" (1979), Amiga (Doppel-Live-LP)Heiß
wie Schnee" (1980), RocktopusFar From Home" (1981), HansaPuhdys 9
- Schattenreiter" (1982), Pool/HansaComputer-Karriere" (1983), AmigaDas
Buch" (1984), AmigaPuhdys 13 - Live in Sachsen" (1984), Amiga (Doppel-Live-LP)Ohne
Schminke" (1986), AmigaNeue Helden" (1989), KochDas Jubiläumsalbum"
(1989),Amiga e ein Engel" (1992), DSB Zeiten ändern sich" (1994),
Zyx/Dakoda Puhdys Live - In Flagranti" (1996), Dakoda/Zyx (live) Frei wie
die Geier" (1997), Dakoda/ZyxWilder Frieden (1999), BMG
Sampler:Die großen Erfolge" (1977), AmigaPuhdys 3" (1977), Hansa
(Auswahl aus "Sturmvogel", "10 wilde Jahre" und Perlenfischer",
für den westdeutschen Markt)Puhdys 4: Die wilden Jahre (1969-1978)"
(1978), HansaPuhdys 5" (1979), Hansa (Auswahl aus "Perlenfischer"
und "10 wilde Jahre"den westdeutschen Markt) 10 wilde Jahre: 1969-1979"
(1979), Amiga Raritäten - besondere Hits" (1994), Amiga 25 Jahre Puhdys
- Wir feiern mit" (1994), Amiga Live - 25 Jahre die totale Aktion"
(1995), Amiga Das Beste aus 25 Jahren" (1995), Amiga
Solo-LP von Harry Jeske:Das Soloalbum" (1998), Fun Musik
Best Of/Hitlist:Türen öffnen sich zur Stadt (1971)Geh dem Wind nicht
aus dem Wege (1972)Wenn ein Mensch lebt (1973)Geh zu ihr (1973)Lied für
Generationen (1974)Lebenszeit (1976)Perlenfischer (1977)Wilde Jahre (1979)Gitter
schweigen (1979)Melanie (1980)Hey John (1981)Was vom Leben bleibt (1981)Der
Außenseiter (1982)Jahreszeiten (1982)Das Buch (1984)Kleiner Planet (1989)FC
Hansa Hymne (1995)
Literaturhinweise:Fehlberg, Monika: Lebenszeit - ein Puhdysportrait. Berlin
1979.
Die Puhdys hatten in der DDR-Hitparade von 1975-1990 insgesamt
6 x den ersten Platz1 x den zweiten Platz5 x den dritten Platz6 x den vierten
Platz1 x den fünften Platz1 x den sechsten Platz3 x den neunten Platz5
x den zehnten Platz
Unter den ersten fünfzig der DDR-Hitparade waren sie
1975 4x,1976 4x,1977 4x,1978 4x,1979 4x,1980 3x,1981 4x,1982 4x,1983 3x,1984
4x,1985 2x,1986 3x,1987 1x,1989 3x vertretenund 1990 waren sie 1x unter den
ersten 25 vertreten ( wegen der Auflösung der DDR gab es nur eine halbe
Hitparade.)
Insgesamt wurde der Name Puhdys 47 mal in der DDR-Hitparade verzeichnet, davon
28 mal unter den "Top Ten".
Deutschlandtreffen
Das Deutschlandtreffen war ein Festival der Jugend aus Ost und West. Anfang
der 60er Jahre fand es dreimal statt, unter dem Motto: gegen das "Wiedererstarken
des Imperialismus". Im Mai 1964 war das letzte Treffen. Die Teilnehmer
setzten sich zusammen aus rund 20.000 Jugendlichen aus der Bundesrepublik, hauptsächlich
aus linken Gruppen, und gut einer halben Million Mitgliedern der FDJ (rund 40%
der DDR-Jugendlichen).
Weltfestspiele
Seit 1949 organisierte der Weltbund der demokratischen Jugend mit den in ihm
zusammengefassten Verbänden (FDJ seit 1948) die Weltfestspiele der Jugend
und Studenten. 1973 fanden diese in Ostberlin statt. Bereits im Vorfeld des
riesigen Treffens kam es zu einer kurzzeitigen Liberalisierung im Land, die
auch den Rockmusikern gut tat. Insgesamt fanden bis 1997 15 Weltfestspiele in
unregelmäßigen Abständen mit einer Beteiligung von jeweils zehntausenden
Delegierten statt. Als Ausrichter der 16. Weltfestspiele, die in diesem Jahrtausend
stattfinden sollen, haben sich Namibia, Nepal und Rußland beworben.
Komitee für Unterhaltungskunst
Dieses Gremium wurde 1973 beim Ministerrat der DDR gegründet und hatte
die einheitliche Lenkung und Entwicklung der DDR Unterhaltungskunst zur Aufgabe.
Besetzt war das Komitee für Unterhaltungskunst mit Vertretern der Massenorganisation,
Massenmedien, Konzert- und Gastspieldirektionen, der Künstleragentur, des
Verbandes für Komponisten und Musikwissenschaftler sowie mit ausgewählten
Künstlern. Es gab Arbeitskreise, die sich 1984 in die Sektionen Artistik,
Chanson/ Liedermacher, Diskotheken, Gesangsinterpreten, Jazz, Tanz, Tanzmusik,
Rockmusik, Wort und Zirkus aufgliederten. Das Komitee für Unterhaltungskunst
hatte rund 100 Mitglieder. Zum Präsidenten gehörten die Vorsitzenden
der verschiedenen Arbeitskreise/Sektionen und Vertreter der Massenmedien. Beigeordnet
war die Generaldirektion beim Komitee für Unterhaltungskunst. Ihr stand
die Aufgabe zu, die Unterhaltungskunst zu leiten, planen und zu koordinieren.
Der Generaldirektion oblag auch die Aufgabe, Künstler in politisch-ideologischer
Hinsicht zu kontrollieren. Gleichzeitig war die Generaldirektion Interessenvertreter
der Künstler beim Ministerium für Kultur. Vorsitzende und ‚Präsidenten
des Komitees für Unterhaltungskunst war Siegfried Wagner (1973-1984) und
die Lyrikerin Gisela Steineckert (1984-1990). Generaldirektoren waren Peter
Czerny (1973-1982), Dieter Gluschke (1982-1988) und Reinhard Heinemann (1988-1990).
Einige bekannte Underground Bands:Schleim-Keim (alias Saukerle), EOG (Erweiterter
Orgasmus – eine Frauenband) Montagsabend, Chaoten, Die Fanatischen
Frisöre, Die Deutschen Kinder, Hurons, Ulrike am Nagel, Gefahrenzone, Pale
Skull, Brechreiz, 08/15, Schießwut, Ausbund, Andreas Auslauf, Messer Banzani,
AG. Geige, Anna B., Hopfen und Malz, Gegenwind, Alpha, Gehirne, Die arroganten
Sorben, Atonal, Freunde der italienischen Oper, Rotzjungen, Gegenschlag, Optimistische
Bierjugend, Paranoia, Suizid, Kaltfront, Wrackmente, Ambrosius, Der fröhliche
Grießbrei, Kein Mitleid, Noise am Markt, Wutanfall, Die Art, The Tishvaisings,
The Huck, Zorn, Kulturwille, Die Zucht (Die Art), Feeling B, Freygang, Die Anderen,
Namenlos, Rosa Extra, Hardpop, Die Firma, Torpedo Mahlsdorf, Sandow, Die Vision,
Ornament & Verbrechen, Planlos und Die Zusamm-Rottung.
Die Zusamm-Rottung:Dem Volkspolizisten fiel die Kinnlade herunter. Mitten in
einer Garage in einem Neubauviertel in Hennigsdorf machten vier Punks ohrenbetäubenden
Lärm, während rund 15 Zuhörer "andächtig" den
Klängen lauschten. "Dit is ja ´ne Zusamm-Rottung hier",
kommentierte irgend jemand die Ansammlung, ob es der Vopo selbst war oder ein
Punk, der ihn auf den Arm nehmen wollte, weiß heute niemand mehr so genau.
Jedenfalls kam die Nachwuchskapelle aus der Kleinstadt nordwestlich von Berlin
so im Frühjahr 1989 zu ihrem Namen. Ein halbes Jahr früher war die
Gruppe entstanden. Gitarrist Alex Kanze, seine Freundin Liane sowie der Sänger
und Gitarrist Aldi hatten sich im Frühjahr 1988 zusammengetan, um eine
Band zu gründen, ein schweres Unterfangen in einer Kleinstadt, in der man
alle Punks zu kennen glaubt. Erst im August des Jahres stieß man auf Kloopfote,
der zwar in unmittelbarer Nachbarschaft lebte, aber den niemand der drei kannte.
Die Zusamm-Rottung, damals noch namenlos, war geboren. Punks hatten in der DDR
ein schweres Leben: wer bunte Haare hatte, musste jederzeit damit rechnen, auf
der Straße verhaftet und zumindest für 24 Stunden grundlos eingesperrt
zu werden. Dabei konnte es auch passieren, dass ein Polizist zur Schere griff
und dem jungen Mann oder der jungen Frau einen "ordentlichen" Haarschnitt
verpaßte. In Berlin gab es zudem eine ganze Datei, in der nicht nur Punks,
sondern auch Skins und Metal-Fans aufgeführt waren. Kanze war dort als
"Punk Nr.164" eingetragen. Klar, dass es angesichts einer solchen
Situation für eine Punk-Band kaum möglich war aufzutreten. Bands brauchten
in der DDR eine sogenannte "Einstufung". Das heißt, dass sie
vor einer Kommission spielen und die Texte vorlegen mussten. Die Zusamm-Rottung
hatten selbst kein Interesse daran, ihre Texte anzupassen, und so konnte die
Band zu DDR-Zeiten nur wenige Male auftreten. Dadurch konnte auch erst nach
der Wende die Band ihr Repertoire veröffentlichen und über die regionalen
Grenzen hinweg bekannt werden. Die Band veröffentlichte die CD's: Das Reich
der wilden Tiere (1991/auch als LP), Widerstand (1993/auch als LP), Systemstörung
(1996) und Jetzt erst Recht (1998/auch als Tape 1990/als Hörbeispiel bei
den CD's), außerdem erschienen Songs der Band auf folgenden Samplern:
Sicher gibt es bessere Zeiten, Gegen Nazis, Schlachtrufe BRD 3, 4 und 5, Die
Deutsche Punkinvasion 3, Soundtracks zum Untergang 4 und Deutschpunk Kampflieder
2.
Resolution von Rockmusikern und Liedermachern zur inneren Situation und zum
Aufruf des neuen Forums (18.09.1989)
Wir, die Unterzeichner dieses Schreibens, sind besorgt über den augenblicklichen
Zustand unseres Landes, über den massenhaften Exodus vieler Altersgenossen,
über die Sinnkrise dieser gesellschaftlichen Alternative und über
die unerträgliche Ignoranz der Staats- und Parteiführung, die vorhandene
Widersprüche bagatellisiert und an einem starren Kurs festhält. Es
geht nicht um "Reformen, die den Sozialismus abschaffen", sondern
um Reformen, die ihn weiterhin in diesem Land möglich machen. Denn jene
momentane Haltung den existierenden Widersprüchen gegenüber gefährdet
ihn.Wir begrüßen ausdrücklich, dass Bürger sich in basisdemokratischen
Gruppen finden, um die Lösung der anstehenden Probleme in die eigene Hand
zu nehmen, dieses Land braucht die millionenfache Aktivierung von Individualität,
die alten Struckturen sind offenbar kaum in der Lage dazu. So haben wir den
Aufruf des NEUEN FORUM zur Kenntnis genommen und finden in dem Text vieles,
was wir selber denken, und noch mehr, was der Diskussion und des Austausches
wert ist. Wir halten es für überfällig, alte Feindschaften und
Vorbehalte abzubauen und zu überwinden. Es ist nun wichtig, daß der
politische Wille großer Teile der interessierten Bevölkerung eine
positive Entsprechung "von oben" findet. D.h. auch die Anerkennung
dieser Gruppen, ihre Tolerierung und Einbeziehung in das Gespräch und in
die Gestaltung dieser Gesellschaft, wie es die Verfassung der DDR mit ihren
Bestimmungen gebietet. Dieses unser Land muß endlich lernen, mit andersdenkenden
Minderheiten umzugehen, vor allem dann, wenn sie vielleicht gar keine Minderheiten
sind.Das Anwachsen rechtsextremer und konservativ-nationaler Elemente auch bei
uns, das Beliefern gesamtdeutscher Anschauungen ist ein Ergebnis fehlenden Reagierens
auf angestaute Widersprüche und historisch unverarbeitete Tatsachen. Linke
Kräfte fallen dieser Politik des Festhaltens erneut zum Opfer. Wir wollen
in diesem Land leben, und es macht uns krank, tatenlos mit ansehen zu müssen,
wie Versuche einer Demokratisierung, Versuche der gesellschaftlichen Analyse
kriminalisiert bzw. ignoriert werden. Wir fordern jetzt und hier sofort den
öffentlichen Dialog mit allen Kräften. Wir fordern eine Öffnung
der Medien für diese Probleme. Wir fordern die Änderung der unaushaltbaren
Zustände. Wir wollen uns den vorhandenen Widersprüchen stellen, weil
durch ihre Lösung und nicht durch die Bagatellisierung ein Ausweg aus dieser
Krise möglich sein wird. Feiges Abwarten liefert gesamtdeutschen Denkern
Argumente und Voraussetzungen. Die Zeit ist reif. Wenn wir nichts tun, arbeiten
sie gegen uns! 18.9.1989 Unterzeichner: G. Schöne, A. Herzberger, H.E.
Wenzel, J. Brumme, J. Gersdorff, C. Eitner, E. Lemke, R. Nawrath, u.v.m. Verteiler:
ADN, ND, JW, FDGB, Ferns. D. DDR, Rundf. D. DDR, ZK d. SED, MfK, Staatsrat,
GD b. Kom. F. UK, Volkskammer, Schriftstellerverband, VBK, FDJ, Theaterverband,
VdJ, MfS, MdI
Quellenverzeichnis
Bücher:Karat, Über sieben Brücken...Musik im anderen Deutschland7
Komponisten aus der DDRdtv-Atlas Weltgeschichte 2.BandDuden LexikonBrockhausGespräche:Ehemalige
DDR BürgerWest Deutsche mit guten Kenntnissen
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