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Brennstoffkreislauf
Der BrennstoffkreislaufDie Kernkraftwerke müssen einerseits mit Brennstoff
versorgt werden, andererseits ist ein Abtransport der ausgebrannten Brennelemente
nötig. Die darin enthaltenen spaltbaren Kerne müssen zurückgewonnen,
die unbrauchbaren und gefährlichen Abfälle beseitigt werden. Alle diese
Vorgänge fasst man unter dem Begriff Brennstoffkreislauf zusammen.Er beginnt
mit dem Abbau von Uran und Thorium in Bergwerken oder unter freiem Himmel. Erzaufbereitung,
Umwandlungsprozesse und Anreicherungsprozesse sind nötig, bevor die Brennelemente
gefertigt werden können, die dann zu den Reaktoren transportiert werden.
Genau so wichtig wie diese Versorgung der Kernkraftwerke ist die Entsorgung. Sie
beginnt mit der Entnahme der ausgedienten Brennelemente, die zunächst in
einem wassergekühlten Abklingbecken gelagert, dann in Zwischenlager und dann
zu den Wiederaufbereitungsanlagen transportiert werden. Dort trennt man wiederverwendbare
Stoffe vom Atommüll. Aus den zurückgewonnenen Kernbrennstoffen werden
neue Brennelemente gefertigt, der radioaktive Abfall wird in einer Konditionierungsanlage
verpackt und danach in sichere unterirdische Endlager gebracht.
Gewinnung von UranUran ist ein Schwermetall, das aus Uranerzen gewonnen wird.
Das bekannteste dieser Erze ist die Pechblende, die zu 95% aus Uranoxid besteht
und manchmal in tonnenschweren Blöcken zu finden ist. Leider enthalten
die meisten Erze viel weniger Uran. Rentabel wird der Abbau erst, wenn wenigstens
einige kg Uran pro Tonne Erz vorhanden sind. Das im Tagebau oder auch in unterirdischen
Bergwerken abgebauten Erz muss zunächst aufbereitet werden. Es wird gebrochen,
gemahlen und ausgelaugt. Nach weiteren Arbeitsgängen erhält man schließlich
ein über 70%iges Urankonzentrat, den sogenannten „Yellow cake“
oder „Gelber Kuchen“.Reines Natururan ist für Kernkraftwerke
ungeeignet, da es nur zu 0,7% aus spaltbarem U-235 und zu 99,3% aus dem etwas
schwereren, nicht spaltbarem U-238 besteht. Die in Deutschland eingesetzten
Kernkraftwerke benötigen einen Brennstoff, der etwa 3% U-235 enthält,
und auf diese Konzentration muss das Uran angereichert werden. Da sich die beider
Uranisotope chemisch nicht voneinander unterscheiden, wird zur Anreicherung
ihr Gewichtsunterschied genutzt. Zunächst verwandelt man das Uran mit Hilfe
von Fluor in ein Gas, das Uranhexafluorid (UF6), also eine Verbindung von Uran
und Fluor. Für die Trennung der Beiden Uranisotope gibt es nun verschiedene
Verfahren.Beim Trenndrüsenverfahren wird das UF6-Gas in winzigen Drüsen
beschleunigt und halbkreisförmig umgelenkt. Die dabei auftretenden Fliehkräfte
drücken das U-238-haltige Gas stärker nach außen, so dass es
vom leichteren U-235 Gas abgesondert werden kann. Durch diesen Verfahren kann
allerdings keine vollständige Trennung erreicht werden. Setzt man allerdings
mehrere von den beschriebenen halbrundungen hintereinander, so bekommt man schließlich
ein Gas, das genügend U-235-Atome hat.Beim Gasdiffusionsverfahren wird
das UF6-Gas durch Membranen gedrückt. Das leichtere U-235 wandert dabei
schneller durch die Poren der Membrane als das schwerere U-238. Das führt
ebenfalls zu einer teilweisen Trennung.Beim Zentrifugenverfahren wird das Gas
in einer sehr schnellen Zentrifuge geschleudert. Die Fliehkräfte drücken
wiederum das U-238 an die Wand und das U-235 sammelt sich in der Mitte. Wiederum
erreicht man eine Trennung von U-235 und U-238. Auch hier sind mehrere hintereinandergesetzte
Zentrifugen notwendig, um die erforderliche Anreicherung zu erhalten.
Herstellung von BrennelementenDie Brennstäbe der Kernkraftwerke enthalten
Tabletten oder Pellets aus Urandioxid (UO2). Dieses muss zunächst aus dem
angereicherten UF6-Gas gewonnen werden und wird dann zu Tabletten von ca.1,5
cm Dicke und 1cm Durchmesser gepresst. Diese Maße können von Kraftwerk
zu Kraftwerk und von Land zu Land unterschiedlich sein. Die rohen Presslinge
werden auf 1700°C erhitzt und erhalten so die nötige Festigkeit und
Dichte. Danach werden sie auf 1/10000 mm genau bearbeitet und in die Hüllrohre
gesteckt. Zur besseren Wärmeübertragung wird Helium in die Hüllrohre
geleitet, dass nie ganz mit Pellets aufgefüllt werden kann, da beim nuklearen
Zerfall Gase entstehen, die einen gewissen Platz benötigen, den man als
Spaltgasraum gezeichnet.Die gefüllten und gasdicht verschlossene Hüllrohre
bilden die Brennstäbe, die zusammen mit den Regelstäben zu Brennelementen
zusammengesetzt werden, die von Fall zu Fall sehr verschieden aufgebaut sein
können. So findet man bei Siedewasserreaktoren oft 7x7 Brennstäbe,
die zu einem Brennelement gebündelt sind, die Druckwasserreaktoren 15x15
oder 20x20 Stäbe. Auch die Lage der Regelstäbe kann von Reaktor zu
Reaktor sehr verschieden sein.
Arbeitsprinzipien eines AtomkraftwerkesAtomkraftwerke nutzen genau wie Kohlekraftwerke
die Energie von Wasserdampf, um Turbinen zu betreiben. Der Reaktor spielt dabei
die Rolle des befeuerten Kessels. Die Wärme entsteht durch die Spaltung
von Atomkernen.Die Atomkerne der Pellets, die sich in den Brennstäben im
Reaktorblock des Kernkraftwerkes befinden, werden mit Neutronen beschossen.
Dabei entstehen bis zu drei neue Neutronen, die wiederum Atomkerne spalten können.
Mit dieser Kettenreaktion wird in kurzer Zeit viel Wärme freigesetzt. Es
gibt verschiedene Reaktormodelle:Bei Leichtwasserreaktoren werden die Brennstäbe
mit Wasser gekühlt, das bremst die zu Anfang sehr schnellen Neutronen so
weit, dass die Kernspaltung ablaufen kann (Moderation). Die Leistung des Reaktors
lässt sich mit Steuerstäben regulieren. Sie verändern die Neutronenmenge,
die für die Spaltung notwendig ist. Beim Anfahren des Reaktors werden die
Steuerstäbe langsam aus dem Reaktorkern gezogen, zum Abschalten müssen
sie vollständig hineingefahren werden.In Deutschland sein vor allem Druckwasserreaktoren
im Betrieb. Solche Reaktoren haben einen Primärkreislauf und einen Sekundärkreislauf.
Der Druck im Primärkreislauf ist so hoch, dass trotz der hohen Temperatur
das Wasser nicht verdampfen kann, sondern seine Wärme mit Hilfe des Dampferzeugers
an den Sekundärkreislauf abgibt. Im Sekundärkreislauf steht das Wasser
unter einem geringerem Druck, so das es sich zu Dampf umwandeln kann und dieser
die Turbinen antreiben kann.
Bei den Siedewasserreaktoren verdampft das Kühlwasser beim Druckfluss
durch den Reaktorkern. Der Dampf wird direkt über die Turbine geliefert.
Im Gegensatz zum Druckwasserreaktor ist der Dampf radioaktiv, deshalb können
Dampfleitungen, Turbinen und Generatoren radioaktive Ablagerungen haben.
Transport von ausgebrannten BrennstäbenBei der Kernspaltung im Reaktor
entstehen mittelgroße Atomkerne, die hoch radioaktiv sind. Ein ausgedientes
Brennelement enthält große Mengen dieser Stoffe, aber auch U-235-Reste
und Plutonium. Wenn man die Zusatzstoffe außer acht lässt, so enthält
ein ausgebrannter Brennstab ungefähr 3% hoch radioaktive Spaltproduckte,
95% U-238, 1% U-235 und knapp 1% Plutonium, das aus dem U-238 erbrütet
wurde. Strengste Sicherheitsvorkehrungen sind notwendig, damit diese Stoffe
nicht in die Umwelt gelangen können. In der BRD geht man dabei folgendermaßen
vor: Nach dem Entladen aus dem Reaktor werden die Brennelemente für einige
Zeit in einem mit Wasser gefüllten Abklingbecken im Reaktorgebäude
gelagert. Hier lässt ihre Radioaktivität langsam nach und die Wärmeentwicklung
wird geringer. Danach müssen dir Brennelemente abtransportiert werden.
Hierfür wurden Spezialbehälter mit fast 50cm dicken Außenwänden
entwickelt. Durch sie werden die gefährlichen Stoffe sicher vor der Außenwelt
abgeschirmt, auch unter den hohen Belastungen eines Unfalls.Die Behälter
müssen unter anderem einen Fall aus 9m Höhe auf einen harten Boden
ebenso aushalten wie ein 30 Minuten langes Feuer. Selbst einen Sturz auf einen
Dorn aus 1.2m Höhe und der Aufprall eines abstürzenden Düsenjets
dürfen ihm nichts ausmachen. In einem solchen bis zu 120 Tonnen schweren
Behälter können bis zu neun Brennelemente entweder zwischengelagert
oder zu einer Wiederaufbereitungsanlage transportiert werden. Zur Zeit verlassen
pro Jahr ca. 250t verbrannte Kernbrennstoffe die deutschen Kernkraftwerke, eine
sehr große Anforderung an alle Firmen, die an der Entsorgung beteiligt
sind.
Weiterverarbeitung der ausgebrannten BrennelementeIn einem Kraftwerk werden
jährlich ein drittel der Brennelemente gegen Neue ausgetauscht. Bei einem
großen Kraftwerk mit 1300MW verlassen Jahr für Jahr 30t Uran den
Reaktor, bis Anfang 2000 sind in der BRD ca. 11000t Uran zusammengekommen. Da
diesen Material mit lebensbedrohenden Spaltprodukten verseucht ist, aber auf
der anderen Seite wertvolle, wiederverwendbare spaltbare Kerne enthält,
ist die Entsorgung und Bearbeitung der ausgedienten Brennelemente aus Umwelt-,
aber auch aus Kostengründen äußerst wichtig.Dabei geht man folgendermaßen
vor: Nach dem ersten, etwa 1jährigen Aufenthalt der Brennelemente in den
Abklingbecken der Kernkraftwerke kommen diese in Zwischenlager. Die Brennelemente
verbleiben dabei in ihren Transportbehältern, wo sie absolut sicher gelagert
sind und kaum Strahlung nach außen abgeben können. Danach werden
die Brennstäbe in einigen Ländern wie Frankreich (La Hague) und Großbritannien
(Sellafield), wie man sagt, wiederaufgearbeitet. Der noch Brauchbare Brennstoff
wird dabei zurückgewonnen und der Produktion neuer Brennelemente beigeführt.
Die gefährlichen Spaltproduckte werden abgesondert und für alle Zeiten
in Endlager gelagert. Natürlich ist es auch möglich, die abgebrannten
Brennelemente ohne Wiederaufbereitung in Endlagern zu verstauen.
WiederaufbereitungslagerWiederaufbereitungslager sind Anlagen, in denen die
ausgebrannten Brennelemente in ihre verschiedenen Bestandteile zerlegt werden.
Besonders müssen die radioaktiven Abfälle abgesondert und die Brennstoffe
Uran und Plutonium wiedergewonnen werden. Neben nicht gespaltenen U-235 Kernen
enthalten die Brennstäbe auch noch Plutonium, das aus U-238 erbrütet
und als Kernbrennstoff verwendbar ist. Die ausgedienten Brennelemente werden
nach ihrem Aufenthalt im Abklingbecken des Kraftwerks und im Zwischenlager in
ihren Transportbehältern zur Wiederaufbereitungsanlage gebracht. Sie sind
dann immer noch hoch radioaktiv und müssen durch dicke Betonwände
oder Bleiglasfenster vom Bedienungspersonal getrennt werden. Die Brennstäbe
werden zunächst zerkleinert und in Salpetersäure gelöst. Uran,
Plutonium und die Spaltproduckte lösen sich dabei fast völlig auf,
die zerkleinerten Hülsen der Brennstäbe bleiben zurück. Dann
werden die Hülsen einzementiert und sicher gelagert.In einer Folge von
chemischen Prozessen werden nun Uran, Plutonium und die Spaltprodukte in drei
Produktionsströme aufgeteilt und so voneinander getrennt. Uran und Plutonium
werden nach weiteren Trennungs- und Reinigungsvorgängen in eine Fabrik
zur Herstellung neuer Brennelemente transportiert. Die Radioaktiven Abfälle
werden dann verpackt und für die Endlagerung vorbereitet.
AtommüllDie Abfälle der Atomanlagen, also der Forschungsinstitute,
Kernkraftwerke und Wiederaufbereitungsanlagen, haben verschiedene Gefärlichkeitsstufen.
Schwachaktive Abfälle in fester und flüssiger Form werden zunächst
durch Eindampfen, Pressen oder Verbrennen auf ein möglichst kleines Volumen
verringert. Danach werden sie in Fässern einzementiert. Mittelaktive Abfälle,
z.B. die zerkleinerten Metallhülsen der Brennstäbe, zementiert man
ebenso in Fässer ein.Hochaktive Abfälle müssen mit besonderer
Sorgfalt entwertet werden. Das sind besonders die in Salpetersäure gelösten
Spaltprodukte. Sie geben 99% der Strahlung des gesamten Atommülls ab. Für
diese Lebensgefährlichen Substanzen wurde ein Verglasungsverfahren entwickelt.
Die hochradioaktiven Lösungen werden zunächst konzentriert und chemisch
umgewandelt. Danach werden die Abfälle bei 1150°C mit Glaspulver verschmolzen
und damit untrennbar zum Bestandteil des Glases, das in dickwandigen Edelstahlbehältern
abgefüllt wird.Bei einer Wiederaufbereitungsanlage fällt pro Tonne
Uran etwa 130 l hoch radioaktiver Abfall in Form eines Glasblockes, 5 Fässer
zu je 400 l mit mittelaktivem Abfall und 15 Fässer mit schwach aktivem
Müll an. Die Stoffe müssen für immer sicher verstaut werden,
da sie auch nach Generationen eine große Gefahr darstellen.
Lagerung von Atommüll
Die beste Möglichkeit radioaktive Abfälle für Jahrtausende sicher
zu lagern, ist die Unterbringung dieser hochgefährlicher Stoffe in unterirdischen
Salzstöcken. Die Fässer mit schwach aktiven Abfällen werden in
Steinsalzkammern gebracht und lagenweise mit Salz abgedeckt. Ist so ein Raum
voll aufgefüllt, wird er versiegelt. Bei den mittelaktiven Rückständen,
die sich ebenfalls in Fässern befinden, ist schon mehr Vorsicht nötig.
Für sie ist eine spezielle Kammer im Salzstock vorgesehen, die nicht betreten
werden kann und mit Kameras überwacht wird. Die Abfälle werden in
Betonabschirmbehältern in diesen Raum gesetzt. Die Endlagerung der hochaktiven
Abfälle im Salzstock wird so vorgenommen, dass die verglasten und in Edelstahlhüllen
eingeschmolzenen Abfälle in 1000m Tiefe in Bohrlöcher untergebracht
werden, welche danach wieder verschmolzen werden. Steinsalzarten sind für
die Endlagerung besonders geeignet, weil das Salz absolut dicht sein soll, so
dass keine Radioaktivität in die Umwelt, z.B. ins Grundwasser gelangen
kann.
Rentabilität der KernenergieWenn man den gesamten Brennstoffkreislauf
und spätere Folgekosten, wie sie z.B. bei der Stillegung alter Kernkraftwerke
anfallen, betrachtet, kann leicht der Eindruck entstehen, die Kernenergie ist
unbezahlbar. Eine Studie der Universität Essen kommt jedoch zu dem Ergebnis,
dass eine kWh Atomstrom etwa so teuer ist, wie eine aus Braunkohle gewonnene
kWh, aber billiger als Strom aus Steinkohle. Die Verhältnisse ändern
sich leicht, wenn man unterschiedliche Betriebsdauern der Kernkraftwerke berechnet,
jedoch sagt die Studie eindeutig aus, dass die Kernenergie mit anderen Kraftwerktypen
mithalten kann. Ähnlich ist es in England, wo ein Stromkostenverhältnis
Kernkraft zu Kohle 16,6 : 18,5 angegeben wird und in Japan, wo dieses Verhältnis
11 : 15 beträgt. In Frankreich, wo sich besonders viele Kernkraftwerke
befinden, beträgt das Stromkostenverhältnis Kernkraft zu Kohle 19
: 31. Diese Angaben stehen skeptischen Aussagen der Öko-Industrie gegenüber,
die von sehr hohen Stillegungs- und Wiederaufbereitungskosten ausgeht. Nach
diesen Studien ist der Atomstrom 2/3 teurer als der, der aus Kohlekraftwerken
gewonnen wird. Dieses Ergebnis steht allerdings im Gegensatz zu den Aussagen
unabhängiger Universitätsinstitute. Jedoch sind die Erfahrungen mit
der Wiederaufbereitung und der Demontage von Kernkraftwerken noch so gering,
dass wohl erst die Historiker nach einigen Jahrhunderten den wirklichen Preis
einer Kilowattstunde Atomstrom kennen werden, zumal man die Folgekosten eventuell
Katastrophen nicht einschätzen kann. Nach heutiger Erkenntnis und menschlichem
Ermessen dürfte dieser Preis jedoch etwa dem des Kohlestroms entsprechen.
Quelle:Organisation:GreenpeaceInternet:HEW-SchulinformationBuch:BrockhausBuch:Fischer
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