Gratis Newsletter !
Der Schultreff-Newsletter informiert Dich stets über neue Arbeiten und mehr rund um Schultreff.
Du kannst Dich jederzeit wieder abmelden.
|
|
Bhagwan - Die Offenbarung?
Viele Jünger verkaufen die Relikte ihrer früheren Existenz.
Jeder von ihnen bekommt einen "neuen" Namen und trägt eine Holzkette
mit einem Medallion dran, welches ein Bild des gurus enthält. Die
Händler und Armen in Poona (Indien) können von einem solchen
Leben träumen, welches die Jünger wie lästigen Müll
von sich werfen. Sie schliessen mit ihrem früheren Leben völlig
ab. Für sie zählt nur noch das, was Bhagwan wünscht...
"Bhagwan Shree Rajneesh" ist der Mann, den seine Anhänger für
eine göttliche Gestalt mit kosmischen Kräften halten. Jeder Jünger
fiebert dem Abend entgegen, an dem Bhagwan seine Spätvorstellung gibt.
Dort erscheint der Meister, um seine überirdische Strahlung in einem
"Energie - Darschan" auf seine Jünger zu übertragen (Darschan
heißt auf Hindi "das Sehen"). Viele Jünger bekommen regelmäßig
nach einem Energie - Darschan Durchfall. Sie erklären es sich so,
daß sich durch Bhagwans Energie der Körper reinigt. Sie sind
der Meinung, daß sie alle "full of shit" waren, bevor sie zu Bhagwan
kamen. Bei den Meditationen im Aschram (der Tempel) kündet Bhagwan
den Jüngern absonderliches: "Werdet Niemand! dann seid ihr einzigartig!
Werdet zu einer Gebärmutter, in die ich eindringen kann! Ihr habt
nichts zu verlieren als eure Köpfe! Ich muss euch töten, damit
ihr lebendig werdet!" Nach diesen Worten steigern sich die Jünger
immer in eine hysterische extase hinein, die bis vor einiger Zeit bei Voodo
- Zeremonien vorkam.
Bhagwans Jünger sind davon überzeugt, daß es keinen
gibt, der sie nicht beneidet. 1974 ließ sich Bhagwan in Poona nieder.
Dort kaufte er mehrere aneinandergrenzende Grundstücke auf. Damals
hatte er nur 7 Anhänger. 1981 wurden über 200.000 gezählt.
Im Aschram gibt es nur Schlafplätze für 600 Leute. Die übergroße
Mehrheit der Jünger muss im ohnehin überfüllten Poona unter
bedingungen hausen, die zwischen einem deutschen Gastarbeiterquartier und
einem kambodschanischen Flüchtlingslager variieren.
Die Jünger werden zum Fraß der Flöhe in den heruntergkommenen
und erstickend heißen Hotels in Poona. Sie nächtigen in vermieteten
Abstellkammern einheimischer Familien. Sie nehmen aber auch den Akademikern
der Stadt zu deren Ingrimm die besseren Wohnungen weg und zahlen Monatsmieten
von dreihundert/vierhundert Mark, die für einen indischen Arzt oder
Ingenieur ein Monatsgehalt sind.
Sie leben in Hütten aus Bastmatten und verrichten ihre Notdurft
in selbstgegrabenen Löchern gleich daneben. Fast alle, die länger
bleiben, werden krank: Durchfall, Amöbenruhr, hepatitis, Filzläuse,
Gonorhöe und Herpes treten periodisch auf und werden im "gesundheitszentrum"
des Aschrams mit Spritzen, Pillen und Enthaltsamkeitsmahnungen bekämpft.
Die meisten Jünger, die länger bleiben, zahlen so lange wie ihr
Geld reicht, für ihre vegetarischen Mahlzeiten in der Aschram - Kantine,
für Arzt und Arzneien.
Sie arbeiten 8 - 10 Stunden täglich umsonst als Küchenhilfen,
Putzer, Näherinnen, Kassiererinnen, Büropersonal und Handwerker
für Bhagwan. Von ihren Meditationsübungen und Bhagwans Vrotrag
am Morgen abgesehen, verbringen die Näherinnen, genau wie die anderen
Bhagwanjünger, den ganzen Tropentag bei der Arbeit, die Bhagwan zu
einer "besonderen Form der Meditation" erhoben und eradelt hat.
Die Jünger schneiden blutorange Klaeider, Hosen und Hemden, die
in der Aschram - Boutique angeboten werden. Diese werden von den Neuankömmlingen
gekauft.
Auch Besuchern, die keine Bhagwan - Anhänger sind, wird nahegelegt,
sich der rotgetönten "Harmonie" anzupassen. Die Lebensbedingungen
der Näherinnen sind unmenschlich. Doch die Mädchen fühlen
sich auserkoren und privilegiert. Sie fühlen sich dem Gesegneten ständig
nahe, obwohl dieser sich nur zu seinen Auftritten morgens und abends blicken
lässt und sich ansonsten in seiner klimatisierten und gut bewachten
Villa verbirgt.
Eine der umsatzstärksten Aschram - Branchen fabriziert Körperseife
und Shampoo der Marke "Dharma" ("rechter Weg"). Sie verdankt ihr Florieren
dem Widerwillen Bhagwans gegen jeden Parfümduft. Deshalb muss ein
Besuchersich tagelang mit geruchslosen Dharma - Produkten traktieren, auch,
wenn er nur den Morgenkurs des Meisters miterleben will. Anders gelingt
es niemanden an den "scharfnäsigen" Wächterinnen vorbeizukommen,
die den morgendlichen Herbeiströmenden vor dem Aschram Haare und Hälse
beschnüffeln. Wer noch eine Spur nach Revlon oder Schwarzkopf riecht,
oder den Kontrollmädchen sonstwie unangenehm erscheint, wird abgewiesen
und zu neuen Anwendungen von Dharma aufgefordert.
Es werden Wandkalender mit großen Buntfotos von Bhagwan gedruckt.
Ebenso Bhagwan - Bücher, Broschüren und der "Rajneesh Newsletter".
Es werden Schallplatten und Kassetten mit Bhagwan - Vorträgen und
Meditationsmusik hergestellt. Aus nichtverkauften Wandkalendern werden
Einkaufstüten gafalzt und geklebt - mit einem schmunzelndem Bhagwan
drauf.
Ein indischer Dozent meint, daß in Indien noch nie soviel geschuftet
wurde, wie es diese Leute für Rajneesh tun. "In der Arbeit für
Bhagwan aufzugehen", erklärt Bhagwans Vertraute -Ma Yoga Laksmi- "ist
wie ein beständiger Orgasmus."
Sie und ihre Assistentinnen prüfen alle Neuen mit durchdringenden
Blicken und Fragen. Sie prüfen, wozu die Leute zu gebrauchen sind
und wie ihre Finanzen stehen. Sie sagen ihnen, welche Gruppen und Meditationskurse
für sie die besten wären. Die beiden achten auch darauf, ob die
Leute so labil sind, daß sie für Bhagwan zum Problem werden
könnten.
Ma Yoga Laksmi telefoniert viel mit den Banken und dem Finanzministerium
des Bundesstaates Maharatschta in Bombay. Es ist nicht immer leicht für
sie, die Regierung immer wieder zu überreden, die vielen Ausländer
in Poona ungeschoren zu lassen, obwohl sie nur Touristenvisen besitzen,
die ständig verlängert werden müssen.
Das Jesus leibhaftig auferstanden und in den Himmel gefahren ist, ist
eine Bahauptung, die Milliarden Menschen über viele Jahrhunderte als
wahr akzeptiert haben und weiterhin akzeptieren.
Dennoch ist sie nciht richtiger (natürlcih auch nciht falscher),
als die Überzeugung einer Bhagwan-Jüngerin, daß ihr Meister
der Mann hinter dem Mond und das Licht des Kosmos sei. Beide Thesen entziehen
sich gleichermaßen der Vernunfnt und der objektiven Überprüfung.
Ob jemand den Papst für den Stellvertreter Christi hält,
oder einen Guru für den neuen Buddha: beides ist Glaubenssache.
Auch die Ausstrahlung, die von starken Priestergestalten ausgeht, läuft
auf Vergleichbares hinaus: Die Massen, die sich dem Charisma von Johannes
Paul II. ergeben, tun im Wesen ncihts anderes, als das, was die Poona -
Pilgerer auf exklusivere und intensivere Weise tun, wenn sie sich Bhagwan
unterwerfen. Nur die Krichen und ihre Sektenbeauftragten sind da anderer
Meinung.
EIn christliches Abendmahl oder eine Fronleichnahmsprozession sind
nicht weniger soinderbar, als ein Energie - Darschan. Sie sind nur gewohnter.
Religiöse Erfahrungen: Visionen, mystische Gefühle, akstatisches
Erfülltseinvon eienr übermächtigen, allbeseelenden Kraft
jenseits von Theologie und Kirchenritual - darum geht es den Pilgern in
Poona. Darum ging es den Mystikern aller Religionen.
Der Amerikaner Tom Wolfe beschreibt in einem Lied den erstrebten Glückszustand:
"Was sich ihnen allen wie in einem Blitz offenbarte, war die Lösung
für das Grundproblem des Menschseins, für Verinzelung, Einsamkeit
und Entfremdung. Denn hier bin ich, mein bewußtes Ego, gefangen,
sterblich und hilflos in einem endlosen, unpersönlichen, kalten Universum.
baer plötzlich die erleuchtung! Alles ist eins! Alles fließt
zusammen! Das Ich fließt ins All, das All ins Ich und in diesem Fließenerkenne
und erspüre ich eine Energie, die mich so innig und klar durchströmt,
für die meine Umwelt völlig blind ist!"
Religion ist auch Suggestion. Die religiöse Erfahrung, die fromme
Exaltation, der mataphysische Rausch sind nach wie vor der wirksamste Zauber,
den der Mensch besitzt um sich über seine Angst und seine Banalität,
seine Vergänglichkeit und Ohnmacht zu erheben. Oder, wie das neue
Testament es nennt: um die Welt "zu überwinden".
"Dies religiöse oder metaphysiche Bedürfnis, so alt und so
wichtig, wie das Bedürfnis nach Essen, nach Liebe, nach Obdach, wird
in ruhigeren Zeiten von Kircheund Philosophie befriedigt. In Zeiten wieder
der heutigen dagegen ist die Nachfrage nach neuen Formulierungen, neuer
Sinngebung, neuen Symbolen, neuen Begründungen unendlich groß...(Deshalb
das) Aufblühen zahlloser gutbesuchter Sekten, Propheten, Gemeinschaftsgründern,
das feinste Gedeihen des tollsten Aberglaubens. denn auch der ungeistige,
oberflächliche, dem Denken abgeneigten Menschen hat jenes uralte Bedürnis,
einen Sinn seines Lebens zu kennen..."
(Hermann Hesse, 1927)
L. Sagrudny
Quelle:
War ein Film, der im Unterricht gezeigt wurde, Titel ist mir bis heute
unbekannt geblieben, obwohl ich einige Male nachfragen musste...
|